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ImpfungenImpfungen beim Kaninchen – Ein unentbehrlicher Schutz?!

Wer seine Kaninchen vor Infektionskrankheiten schützen will, sollte sie impfen lassen. Doch welche Impfungen sind wann sinnvoll?

Inhalt
Kaninchen im Gehege
K. Oborny/Thieme

Es existieren zum Schutz vor einigen Infektionskrankheiten verschiedene Impfungen bei Kaninchen.

Gegen RHD und Myxomatose bietet nur eine lückenlose Impfung einen zuverlässigen Schutz. Zusätzlich besteht die Möglichkeit gegen Enterokolitis und Kaninchenschnupfen zu impfen. Der Artikel gibt eine Übersicht über diese Infektionskrankheiten und stellt die aktuellen Möglichkeiten der Impfungen dar.

Myxomatose

Einleitung

Das Leporipoxvirus myxomatosis gehört zu den ersten entdeckten Virusarten [1]. Erstmals wurden 1896 Laborkaninchen in Uruguay befallen. Die Myxomatoseviren wurden 1927 als Pockenviren identifiziert, sie sind mittlerweile endemisch in Europa verbreitet. Im Jahr 1952 wurden erstmals infizierte Tiere in Frankreich beobachtet. Von dort wurde die Erkrankung nach Großbritannien eingeschleppt, wo sie sich schnell verbreitet hat [1].

Das Tapeti oder Brasilien-Waldkaninchen (Sylvilagus brasiliensis), heimisch in Mexiko und Argentinien und das Strauchkaninchen (Sylvilagus bachmani), das vor allem in Kalifornien verbreitet ist, stellen natürliche Wirte des Myxomatosevirus dar. Bei diesen Tieren verursacht es nur leichte Erkrankungen. Selten können sich auch Hasen infizieren. Hier ist der Krankheitsverlauf ebenfalls mild [1]. Beim Europäischen Hauskaninchen (Oryctolagus cuniculi) hingegen nimmt die Erkrankung eine fatale Form an [1], [2].

Ätiologie

Die Übertragung des Virus erfolgt durch [2], [3], [4]:
  • direkten Kontakt mit infizierten Tieren
  • Vektoren wie Insekten, vor allem Kaninchenfloh (Spilopsyllus cuniculi) und Raubmilbe (Cheyletiella parasitivorax), Säugetiere und Vögel
  • unbelebte Vektoren
    • kontaminiertes Futter und kontaminierte Einstreu
    • Kleidung und Hände von Personen
    • kontaminierte Transportkisten
    • Exkrete infizierter Tiere

Die Flohpopulation dient als Erregerreservoir, da das Virus so auch ohne Wirt überleben kann [1], [4]. Der Lebenszyklus der Insekten (Flöhe, Stechmücken etc.) beeinflusst das Krankheitsgeschehen und führt zu einem Höhepunkt in den Monaten Juli und August, der bis zum Winter wieder abflaut. So erfolgt die Eiablage der Flöhe erst dann, wenn diese Blut von trächtigen Kaninchen gesaugt haben. Nach dem Werfen können auch die Jungkaninchen infiziert sein [1], [2], [4].

Klinisches Bild

Nach einer Inkubationszeit von 4 – 9 Tagen zeigen infizierte Tiere erste Symptome. Die Virusreplikation erfolgt ähnlich wie bei anderen Pockenviren zunächst an der Erregereintrittsstelle und in den regionalen Lymphknoten. Es kommt zur Virämie und systemischen Infektion des gesamten Körpers [1]. Betroffene Tiere zeigen Rötungen und Schwellungen der Augenlider, vermehrten Tränenfluss bis hin zu eitrigen Konjunktivitiden [1].

Es wird zwischen einer ödematösen und knotigen Form unterschieden.

  • Ödematöse Form: Die ödematöse Form zeichnet sich durch teigige Schwellungen (Myxödeme) im Bereich der Anogenitalregion und des Kopfes aus. Die Veränderungen betreffen vor allem Haut-Schleimhaut-Übergänge an der Anogenitalregion, dem Maul, der Nase ([Abb. 1]) und den Ohren. Durch Ausdehnung zum Kehlgangsbereich können Schluck- und Atembeschwerden die Folge sein. Mit dem Fortschreiten der Erkrankung werden die Tiere zunehmend apathisch und verweigern die Futter- und Wasseraufnahme. Häufig führt dies in Verbindung mit bakteriellen Sekundärinfektionen nach 1- bis 2-wöchigem Siechtum schließlich zum Tod der Tiere [1], [2], [5].
  • Knotige Form: Die knotige Form äußert sich meist in milderen Verlaufsformen. Die ödematöse Schwellung bleibt aus und Patienten zeigen pockenartige Knoten in der Haut und Unterhaut. Diese sind vor allem im Bereich des Stammes und der Gliedmaßen lokalisiert. Diese Form kann auch bei Kaninchen auftreten, die trotz einer Impfung erkranken [2], [5].

 

Genetische Resistenz

Einige Kaninchen haben eine genetische Resistenz gegen Myxomatose. Hier konnten Unterschiede in verschiedenen Ländern festgestellt werden: Australische Kaninchen entwickelten schneller Resistenzen als britische Kaninchen [6].

Diagnose

Die Diagnose erfolgt in der Regel durch das klassische klinische Bild der Erkrankung und den Impfstatus der Tiere oder den direkten Virusnachweis [2].

Therapie

Generell sollte bei der Myxomatose aufgrund der hohen Morbidität und Mortalität der Erkrankung keine Therapie empfohlen werden. Bei schlechtem Allgemeinbefinden und einer fortgeschrittenen Erkrankung ist es sinnvoll, betroffene Tiere zu euthanasieren [2], [5].

In Einzelfällen oder bei milderen Verlaufsformen kann ein Therapieversuch gestartet werden. Dieser umfasst eine symptomatische Therapie mit Analgesie, Antibiotikagaben zur Vorbeugung oder Therapie von Sekundärinfektionen, gegebenenfalls auch die Gabe von Paramunitätsinducern und Handfütterung bei Inappetenz [1], [2], [5].

Prophylaxe

In Deutschland sind derzeit verschiedene Impfstoffe gegen Myxomatose mit unterschiedlicher Schutzdauer zugelassen ([Tab. 1]). Es kommen homologe Lebendimpfstoffe auf der Basis von attenuierten Stämmen zur aktiven Immunisierung zum Einsatz. Durch eine Kreuzimmunität des Myxomatosevirus zu dem Kaninchenfibromvirus (Shope fibroma virus) gibt es zudem heterologe Lebendimpfstoffe gegen Myxomatose unter Verwendung des Kaninchenfibromvirus. Der Anteil des Einsatzes von heterologen Lebendimpfstoffen ist jedoch gering [2], [7]. Eine Auflistung der aktuell zugelassenen Kaninchenimpfstoffe ist [Tab. 1] zu entnehmen.
 

Bezeichnung

Krankheit

Zulassungsinhaber

Eravac®

RHDV-2

Laboratorios Hipra S. A., E

Filavac VHD K C+V

RHDV-1, RHDV-2

Filavie, F. Roussay

Nobivac® Myxo-RHD PLUS

Myxomatose, RHDV-1, RHDV-2

Intervet International BV, Niederlande

Rika-Vacc® Duo

Myxomatose, RHDV-1

Ecuphar NV

Rika-Vacc® Myxo sc

Myxomatose

Ecuphar NV

FATROVAX RHD

RHDV-1, RHDV-2

FATRO S.p.A., Italien

Yurvac RHD

RHDV-2

Laboratorios Hipra S. A., E


Die Grundimmunisierung erfolgt in der Regel ab der 4. – 6. Lebenswoche. Je nach Impfstoff kann eine Wiederholungsimpfung nach circa 4 Wochen erforderlich sein. Regelmäßige Wiederholungsimpfungen erfolgen bei Myxomatose je nach Region und Impfstoff nach 6 – 12 Monaten (in Endemiegebieten gegebenenfalls eher).

Mehr Infos zu Impfungen beim Kaninchen finden Sie hier:

Kaninchen: Welche Impfungen sind sinnvoll? – Thieme Vet

Vorbeugende Maßnahmen umfassen zudem [2]:

  • Parasitenprophylaxe
  • Fernhalten stechender Insekten
  • Grünfutter von kontaminierten Wiesen meiden
  • Kontakt zu Wildkaninchen meiden

Rabbit Haemorrhagic Disease (RHD)

Einleitung

Im Jahr 1984 wurde der erste Ausbruch der Erkrankung in China bei einer ursprünglich aus Deutschland importierten Gruppe Angora-Kaninchen dokumentiert [9]. Innerhalb von kurzer Zeit hat sich das Virus ausgebreitet, tötete allein in China in weniger als 1 Jahr 140 Millionen Kaninchen und wurde als nächstes in Korea diagnostiziert [9], [10]. In Europa wurde über die Erkrankung erstmals in Italien berichtet [11]. Von hier hat sich das RHD-Virus ausgebreitet und ist mittlerweile in vielen Ländern Europas endemisch [12]. Mexiko ist derzeit der einzige Staat, in dem RHD mit dem letzten Ausbruch im Jahr 1992 als erfolgreich ausgerottet gilt [13].

Einerseits hat RHD zu hohen wirtschaftlichen Verlusten in der Fleisch- und Pelztierindustrie geführt und sich auch ökologisch negativ auf die Wildtierpopulation der Kaninchen und indirekt auch auf die natürlichen Fressfeinde der Kaninchen ausgewirkt. Andererseits wurde das RHD-Virus auch zur Kontrolle der Kaninchenbestände eingesetzt: In Australien und Neuseeland stellt das Kaninchen einen bedeutenden landwirtschaftlichen Schädling dar, dessen Population durch das RHD-Virus reduziert werden sollte [13], [14].

Ätiologie

Das RHD-Virus gehört als Lagovirus zu der Familie der Caliciviren [12], [15]. Die Gruppe der Lagoviren umfasst neben dem RHD-Virus das „European Brown Hare Syndrome Virus“ (EBHS). Dieses wurde 1980 erstmals in Schweden entdeckt und sorgt für ein ähnliches Krankheitsbild wie das RHD-Virus beim Hasen (Lepus europaeus und Lepus timidus) [15].

Generell wird bei der klassischen RHD zwischen 2 Virusstämmen, RHDV und RHDVa, unterschieden. Die Virusvariante RHDVa wurde erstmals 1996 in Italien und Deutschland nachgewiesen [16]. Seit 2010 ist eine neue Variante (RHDV-2) des RHD-Virus aufgetaucht. Erstmals berichtet wurde von dieser Virusvariante, die auch geimpfte Kaninchen befällt, in Frankreich [16], [17]. Mittlerweile hat sich die Variante auch in Italien, Spanien, Portugal und Deutschland ausgebreitet [16], [18], [19]. Bei den Probeneingängen des Friedrich-Löffler-Instituts wurde im Jahr 2015 in 139 Fällen RHDV-2 nachgewiesen; demgegenüber stehen 19 Fälle der klassischen RHD [20].

Im Gegensatz zur klassischen RHD scheint diese Virusvariante die Speziesbarriere zu überspringen: Das Virus wurde im Zusammenhang mit einer Erkrankung beim Sardischen Feldhasen (Lepus capensis mediterraneus) diagnostiziert [16], [21]. Im Unterschied zu den klassischen RHD-Viren zeichnet sich RHDV-2 durch eine geringere Virulenz und einen etwas protrahierteren Krankheitsverlauf aus [16]. Die klassische RHD befällt vor allem adulte Tiere. Kaninchen unter 10 Wochen scheinen fast vollständig resistent [14]. Für RHDV-2 sind hingegen auch jüngere Tiere empfänglich [16].

Die Übertragungswege der RHD-Viren ähneln denen der Myxomatose [12], [22], [23], [24]:
  • direkter Kontakt mit infizierten Kaninchen
  • unbelebte Faktoren
    • Exkrete infizierter Tiere
    • kontaminiertes Futter und kontaminierte Einstreu
    • Wasser
    • Kleidung und Hände von Personen
    • kontaminierte Käfige und Transportkäfige
  • Vektoren wie Insekten (Stechmücken), Vögel oder Säugetiere

Klinisches Bild

Die Inkubationszeit der Krankheit liegt zwischen 1 und 3 Tagen. In der Regel versterben betroffene Tiere innerhalb von 12 – 36 Stunden nach dem ersten Auftreten von Fieber [12].

Generell wird zwischen verschiedenen Krankheitsformen unterschieden:
  • Perakuten Form: Bei der perakuten Form zeigen infizierte Tiere keine Symptome und werden plötzlich tot vom Besitzer gefunden [2], [12].
  • Akute Form: Die auftretenden Symptome der akuten Form umfassen neben Apathie, Anorexie und Schwellung der Konjunktiven neurologische Symptome wie Opisthotonus, Ataxie und Paralyse. Zusätzlich können respiratorische Symptome in Form von Dyspnoe oder blutigem Nasenausfluss auftreten [2], [12].
  • Subakute Form: Ähnliche, aber deutlich mildere Symptome gehen mit der subakuten Form einher. Viele Tiere überstehen eine subakute Verlaufsform und können durch ausgebildete Antikörper vor einer Reinfektion geschützt sein [2], [12].
  • Chronische Form: Infizierte Tiere, die die seltene chronische Verlaufsform entwickeln, fallen durch Lethargie, Anorexie, Apathie und Ikterus auf. Sie versterben meist nach 1 – 2 Wochen. Auch hier sind überlebende Tiere durch Antikörper meist vor einer Reinfektion geschützt [2], [12].

Eigene Erfahrungen zeigen, dass das klinische Bild bei Infektionen mit RHDV-2 sehr unterschiedlich sein kann: Neben plötzlichen Todesfällen können auch respiratorische Symptome oder unspezifische Krankheitsbilder auftreten, die mit Inappetenz, Störungen des Gastrointestinaltrakts und Apathie einhergehen. Hierdurch ist es oft erschwert, die Diagnose RHD direkt zu stellen. Ein erstes Indiz liefert häufig die Körpertemperatur, die bei RHD meist nicht absinkt, wohingegen eine Hypothermie beim Kaninchen bei vielen anderen Krankheitsbildern mit ähnlichen Symptomen häufig auftritt.

Diagnose

Merke

Der RHD-Virusnachweis erfolgt in den Hepatozyten oder bei akut erkrankten Tieren in der Virämiephase auch im Blut [1], [2], [12], [17].

Häufig wird die Verdachtsdiagnose RHD schon bei der Anamnese, z. B. perakutes Versterben mehrerer Tiere im Bestand, gestellt. Die Verdachtsdiagnose RHD kann durch die histopathologische Untersuchung des Tierkörpers verstorbener Tiere bestätigt werden; v. a. Nekrosen in Leber, Lymphknoten und Darmtrakt werden nachgewiesen [29]. Die Virusreplikation erfolgt vor allem in den Hepatozyten. Das Maximum infizierter Hepatozyten wird circa 36 – 48 Stunden nach der Infektion erreicht [25], [26], [27]. Eine Rolle bei der Virusverbreitung spielen zudem Makrophagen, die in direktem Kontakt zur Blutbahn stehen. Bei der Verbreitung des Virus über die Leber in andere Organe wird den Kupferzellen eine weitere Schlüsselrolle zugesagt [28]. Das Virus führt zu einer disseminierten intravasalen Koagulopathie [29]: Neben Einblutungen in die Schleimhäute des Respirationstrakts kann es zu Petechien in den Darm- und Harnorganen kommen. Splenomegalie und Schwellungen der Nieren sind ebenfalls Befunde der histopathologischen Untersuchung. Im Vordergrund steht vor allem eine akute Hepatitis.

Therapie

Die Krankheit zeichnet sich durch eine sehr hohe Morbidität und Mortalität aus. Eine Therapie gegen RHD ist nicht bekannt [2], [20]. Auch eine symptomatische Therapie ist aufgrund des häufig perakuten Krankheitsverlaufs meist nicht möglich.

Prophylaxe

Den einzigen Schutz gegen RHD bietet die Impfung. Hierbei ist darauf zu achten, dass sowohl gegen die klassische RHD als auch gegen RHDV-2 geimpft wird. Einige der herkömmlichen monovalenten Vollantigen-Impfstoffe vermitteln einen partiellen Kreuzschutz gegenüber der RHDV-2-Variante [20]. Derzeit sind zudem 2 weitere Impfstoffe auf dem Markt, die gegen RHDV-2 zugelassen sind [Tab. 1]. Ein monovalenter RHDV-2-Impfstoff schützt gegen RHDV-2 und ist für Mastkaninchen ab dem 30. Lebenstag zugelassen [20]. Ein weiterer zugelassener bivalenter Impfstoff schützt sowohl gegen die klassische RHD als auch variante RHDV-2-Stämme. Dieser Impfstoff ist für Tiere ab der 10. Lebenswoche zum Einsatz bei Zucht- und Masttieren zugelassen.

RHD-Impfung von Jungtieren

Nestlinge erkranken ab einem Alter von 4 Wochen [20]. Die RHDV-2-Variante kann bei Jungtieren mit schweren, letalen Verläufen einhergehen, sodass die Immunisierung gegen RHDV-2 so früh wie möglich erfolgen sollte. Die derzeit zugelassenen Impfstoffe gegen RHDV-2 dürfen ab der 4., 6. bzw. 10. Lebenswoche geimpft werden. Aber auch der Schutz gegen die klassischen RHD-Varianten sollte weiterhin erhalten bleiben.

MERKE

Je nach Impfstoff erfolgt bei der RHD eine ½-jährliche bis jährliche Wiederholungsimpfung.

Unterstützend sollten Insekten von Kaninchenbeständen ferngehalten werden. Frischfutter von Wiesen, auf denen auch Wildkaninchen Zugang haben, sollte nicht verfüttert werden [2].

Ein weiteres Problem besteht in der hohen Tenazität des Virus, was in betroffenen Beständen berücksichtigt werden muss. Gerade in Außenhaltung ist eine Eliminierung des Erregers in betroffenen Beständen nur schwer möglich, da RHD-Viren in der Umwelt mehrere Monate überleben können. Dies sollte vor der Anschaffung neuer Kaninchen nach einem RHD-Ausbruch berücksichtigt werden. Zudem sollte eine Desinfektion mit handelsüblichen Desinfektionsmitteln gegen unbehüllte Viren erfolgen.

Kaninchenschnupfen-Komplex

Kaninchenschnupfen ist auch in der Heimtierhaltung von Kaninchen ein weit verbreitetes Krankheitsbild. Die Ansteckung erfolgt über direkten Kontakt infizierter Tiere oder indirekt über Aerosole und kontaminierter Gegenstände.

Es werden vor allem Bakterien als Erreger diskutiert [30], z. B.:

  • Pasteurella multocida
  • Bordetella bronchiseptica
  • Staphylococcus spp.
  • Micrococcus spp.

Zudem wird eine Beteiligung von Viren und Mykoplasmen als möglich angesehen und belastende Umweltfaktoren sowie Stress können zu einer Erkrankung beitragen [2], [7].

Die Krankheitsverläufe sind meist chronisch-rezidivierend und die klinischen Symptome betroffener Tiere variieren. Neben der klassischen Rhinitissymptomatik (Nasenausfluss, [Abb. 2], Niesen) kommen auch Konjunktivitiden, Otitiden sowie schwerere Verlaufsformen mit Stridores, Maulatmung bis zu schwerer Bronchopneumonie und Todesfällen vor [30], [31].

 

 

Merke

Eine Optimierung der Haltungs- und Fütterungsbedingungen wird in der Heimtierhaltung als wichtigste prophylaktische Maßnahme angesehen [2], [7].

Im Rahmen der Prophylaxe von Kaninchenschnupfen besteht die Möglichkeit einer Impfung gegen Pasteurella multocida und Bordetella bronchiseptica ([Tab. 1]). Dazu erfolgt eine 2-malige Grundimmunisierung im Abstand von 14 Tagen. Anschließend sind mindestens ½-jährliche Wiederholungsimpfungen empfehlenswert. Die Impfung gegen Kaninchenschnupfen wird kontrovers diskutiert. Das Risiko für gesunde Tiere, sich mit dem Kaninchenschnupfen-Komplex zu infizieren und daran zu erkranken, ist gering. Eine Impfung kann bei einer bereits stattgefundenen Infektion die Erkrankung sogar forcieren.

In Zuchtbeständen mit einer hohen Tierfluktuation und/oder vermehrten Teilnahme an Ausstellungen oder in Tierheimen sowie Beständen mit hohen Tierzahlen kann eine Impfung sinnvoll sein, um den Infektionsdruck zu senken. Aber auch hier muss berücksichtigt werden, dass die Impfung keinen vollständigen Schutz gegen den Kaninchenschnupfen-Komplex bietet und nicht alle Erreger und Faktoren der Erkrankung abdeckt [2], [7].

Enterokolitis

Ausgelöst durch toxinbildende Clostridien (Cl. perfringens Typ A), verschiedene E.-coli-Subtypen und zum Teil auch Rotaviren treten vor allem bei Jungtieren Durchfallerkrankungen mit hoher Morbidität und Mortalität auf [1], [32]. Ausgelöst durch eine bestehende Imbalance zwischen dem Futter und den noch nicht vollständig ausgereiften Verdauungsleistungen der Jungtiere kommt es zu einer hämorrhagischen bis fibrinösen Enterotyphlitis. Prädisponierend wird eine Immunsuppression der Tiere im Absetzalter gesehen. Begünstigt werden kann die Erkrankung zudem durch schlechte Haltungsbedingungen und Fehler in der Fütterung [32].

Im Rahmen der Prophylaxe von Enterokolitiden sollte berücksichtigt werden, dass vor allem eine Optimierung der Haltungs- und Fütterungsbedingungen der Jungtiere und eine Verringerung der Wurfzahlen im Vordergrund stehen sollte [32]. Neben dem Einsatz einer stallspezifischen Vakzine ist eine Toxoidvakzine gegen Clostridium perfringens Typ A zugelassen. Die Grundimmunisierung beider Vakzinen erfolgt durch 2 Impfungen im Abstand von 3 Wochen. Sie dient der aktiven Immunisierung von Häsinnen vor der Geburt und der aktiven Immunisierung von Jungkaninchen ab der 3. Lebenswoche. Eine Schutzimpfung gegen Enterokolitis hat in der privaten Heimtierhaltung eine untergeordnete Relevanz und scheint vor allem in Zuchtbeständen sinnvoll.

Fazit

Es sind verschiedene Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten beim Kaninchen zugelassen. Lediglich eine regelmäßig durchgeführte Impfung schützt zuverlässig gegen Myxomatose und RHD und ist für die Gesunderhaltung der Kaninchen zwingend erforderlich. Diese Aussage wird unterstützt durch eine Studie an jungen Wildkaninchen, bei denen nicht vakzinierte im Vergleich zu gegen Myxomatose und RHD (VHD) vakzinierte Tiere in einer Langzeitstudie eine 13,6-fach höhere Mortalitätsrate aufwiesen [33]. Ob zusätzliche Impfungen gegen Kaninchenschnupfen und Enterokolitis erfolgen, sollte individuell abgewogen werden. Generell ist darauf zu achten, dass die Kaninchen bei der Impfung gesund sind. Versteckte bakterielle Infektionen, Ekto- oder Endoparasitenbefall oder ungünstige Haltungs- und Fütterungsbedingungen können die Wirksamkeit der Schutzimpfung negativ beeinflussen.

Der Originalbeitrag zum Nachlesen: 

Eckert, Y. , Fehr, M. Impfungen beim Kaninchenkleintier konkret 2018; 21(S 01): 2-11 DOI: 10.1055/s-0043-124514
Kaninchen - Paul-Ehrlich-Institut (pei.de). 08.05.2024

(JD)

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Dr. med. vet. Yvonne Eckert ist Fachtierärztin für Heimtiere/ Kleinsäuger und arbeitet im Tierärztlichen Zentrum für Kleintiere in Herford.

Prof. Dr. Micheal Fehr ist Fachtierarzt für Kleintiere und war vor seinem Ruhestand Direktor der Klinik für Heimtiere, Reptilien und Vögel, sowie der Klinik für Kleintiere an der Tierärztlichen Hochschule Hannover.

Der Originalbeitrag "Impfungen beim Kaninchen – Ein unentbehrlicher Schutz?!" erschien in der Kleintier konkret.