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KatzeKlinische Relevanz von Lungenwurminfektionen bei Katzen – eine unterschätzte Gefahr

Wird eine Katze mit Atemwegssymptomen bzw. Atemnot in der Praxis vorgestellt, sollte auch immer eine Infektion mit Lungenwürmern in Betracht gezogen werden.

Inhalt
Eine Katze ist draußen unterwegs.
DoraZett/stock.adobe.com

Vor allem Katzen mit Freigang haben ein erhöhtes Risiko für eine Infektion mit Lungenwürmern.

Lungenwurminfektionen bei Katzen scheinen stetig zuzunehmen. Daher sollten Katzen, die mit Atemwegssymptomen bzw. Atemnot vorgestellt werden, auf das Vorliegen einer Lungenwurminfektion getestet werden. Besonders gefährdet sind Freigängerkatzen. Das European Advisory Board on Cat Diseases (ABCD) nennt in seinen Guidelines zur Prävention und Behandlung von Lungenwurminfektionen eine frühe Diagnose und rechtzeitige Behandlung als wichtige Voraussetzung für eine günstige Prognose bei betroffenen Katzen (www.abcdcatsvets.org).

Verschiedene Rundwürmer können die unteren Atemwege von Katzen befallen und werden als Lungenwürmer bezeichnet. Am häufigsten ist der Katzenlungenwurm, Aelurostrongylus (A.) abstrusus.

Infektionen mit Lungenwürmern können vielfältige klinische Symptome verursachen, darunter Husten, Niesen, Polypnoe und Dyspnoe sowie Augen- und Nasenausfluss. Die Ausprägung der Symptome ist neben den Wurmspezies vom Ausmaß des Befalls abhängig – je stärker der Wurmbefall, desto ausgeprägter die klinische Symptomatik. Junge Katzen und Tiere mit beeinträchtigtem Immunsystem scheinen schwerer zu erkranken. Bleibt eine Infektion unentdeckt und damit unbehandelt, kann der Respirationstrakt durch die Folgen des Wurmbefalls nach und nach massiv geschädigt werden.

Verschiedene Faktoren erschweren die Diagnose: So können die Symptome einer Lungenwurminfektion denen anderer Erkrankungen des Atmungstrakts ähneln, z. B. denen des felinen Asthmas. Zudem wird der Parasit durch Routine-Kotuntersuchungen in der Regel nicht erfasst. Infektionen können zudem asymptomatisch verlaufen und sich damit einer Diagnose entziehen. Solche Tiere können zur Verbreitung des Erregers beitragen. Ebenso können bei bis dato asymptomatischen Katzen etwaige Schädigungen des Lungengewebes unter Narkose, z.B. im Rahmen von Routineeingriffen, zu Zwischenfällen führen. Eine Untersuchung an in Narkose verstorbenen Katzen wies bei 9% durch A. abstrusus verursachte Lungengewebeschädigungen nach.

Wie häufig kommen Lungenwürmer bei Katzen in Deutschland vor?

Grundsätzlich variiert die Prävalenz für A. abstrusus abhängig von Haltungsbedingungen und Untersuchungsmethode: Bei Katzen mit Freigang lässt sich der direkte oder indirekte Kontakt mit Zwischenwirten nicht verhindern, weshalb diese Gruppe in endemischen Gebieten grundsätzlich dem Risiko eines Befalls ausgesetzt ist

In Deutschland konnten anhand von Post-mortem-Untersuchungen je nach Region Infektionsraten zwischen 10 und 15% festgestellt werden. Eine Untersuchung von Katzen mit respiratorischen Symptomen wies bei mehr als 6% Lungenwurmlarven im Kot nach. Serologische Untersuchungen der ETH Zürich zeigten eine durchschnittliche Seroprävalenz von 12% bei Katzen in Deutschland ohne signifikante Unterschiede zwischen den Bundesländern.

Insgesamt scheinen sich deutschland- und europaweit Lungenwurminfektionen bei Katzen zu häufen. Möglich ist eine tatsächliche Erhöhung der Prävalenz durch Veränderung der Populationsgröße und Verbreitung von Zwischen- und Endwirten. Zudem kann eine zunehmende Reiseaktivität von Haustieren und Tierhaltern dazu führen, dass Parasiten in neue Regionen vordringen. Das größere Augenmerk auf diesen Parasiten erleichtert zudem Tierärzten, Lungenwürmer als Differenzialdiagnose bei einem Tier mit entsprechendem Vorbericht und Symptomatik in Betracht zu ziehen.

Wie infizieren sich Katzen mit A. abstrusus?

A. abstrusus ist mit einer Länge von 5 – 10 mm ein kleinerer Lungenwurm. Zwischenwirte sind Landschnecken, in die die Larven aktiv eindringen. In der Schnecke entwickeln sie sich bis zum infektiösen Larvenstadium L3 weiter. In der Regel infizieren sich Katzen indem sie beim Beutefang Transportwirte wie Ratten, Mäuse, Eidechsen oder Vögel fressen, (die sich wiederum durch die Aufnahme von Schnecken infiziert haben, die Larven in sich tragen). Daher sind Freigängerkatzen besonders gefährdet. Nach Ingestion wandern die Wurmlarven aus dem Magen-Darm-Trakt zu den luftführenden Wegen und entwickeln sich im Gewebe zu Adulten. Dort finden auch Eiablage sowie Weiterentwicklung zur L1 statt. Diese werden hochgehustet, heruntergeschluckt und gelangen so über den Katzenkot in die Umwelt.

Welche weiteren Lungenwürmer gibt es bei Katzen?

Neben A. abstrusus wird zunehmend Troglostrongylus (T.) brevior als relevanter Lungenwurm bei Katzen wahrgenommen. Die Larven (L1) dieses Lungenwurms ähneln denen von A. abstrusus. Es besteht also die Möglichkeit, dass es sich bei Larven, die zunächst für A. abstrusus gehalten wurden, tatsächlich um T.-brevior-Larven handelt. Daher ist die Prävalenz von T. brevior ggf. höher als angenommen. Die Lebenszyklen ähneln sich ebenfalls, indem Schnecken als Zwischenwirt dienen. Schnecken können auch mit T. brevior und A. abstrusus gleichzeitig infiziert sein. T. brevior besiedelt die oberen Atemwege von Katzen (große Bronchien, Trachea). Die Infektion mit diesem Parasiten kann bei Katzen zu massiven Atemwegssymptomen führen. Hiervon scheinen insbesondere junge Tiere betroffen zu sein.

Der Fadenwurm Capillaria aerophila (syn. Eucoleus aerophilus) hat eine geringere Wirtsspezifität und birgt zoonotisches Potenzial.

Wie lässt sich ein Lungenwurmbefall diagnostizieren?

Zum Nachweis von Lungenwurmlarven wird das Baermann-Wetzel-Auswanderungsverfahren eingesetzt. Hier werden lebende L1-Larven aus der Kotprobe getrennt. Sie sedimentieren am Boden der Apparatur und können anschließend mikroskopisch quantifiziert werden. Die Menge an Larven korreliert in der Regel mit der Schwere der Infektion. Es ist wichtig, eine ausreichende Menge an Probenmaterial zu verwenden (ca. 10 g Kot) und durch Sammelkotproben die Nachweismöglichkeit zu erhöhen. Während der Präpatenzphase oder bei Sistieren der Eiausscheidung können falsch negative Ergebnisse vorkommen.

Weiterhin gibt es die Möglichkeit, Larven in der Bronchoalveolar-Lavage-Flüssigkeit (BALF) zu detektieren – die Nachweismethode hat sich aber als weniger sensitiv als das Auswanderungsverfahren gezeigt. Zudem ist die Gewinnung von BAL-Flüssigkeit deutlich invasiver und besonders bei Katzen mit respiratorischen Symptomen mit zusätzlichen Risiken behaftet.

Aufgrund der Limitierungen des Larven-Nachweises (nur Nachweis von lebenden L1 in ausreichend frischem Probenmaterial, falsch negatives Ergebnis möglich in Phasen intermittierender Ausscheidung, bei chronischer Infektion oder während der Präpatenz) werden mittlerweile PCR-Methoden zum Nachweis von Antigen eingesetzt, die eine hohe Sensitivität und Spezifität aufweisen. Der Nachweis von Antikörpern ist ebenfalls möglich, jedoch noch nicht kommerziell verfügbar.

Wie kann ein Befall mit A. abstrusus behandelt werden?

Es stehen mehrere antiparasitäre Kombinationspräparate zur Verfügung, die zur Behandlung eines Befalls mit A. abstrusus zugelassen sind und sich in ihrer Zusammensetzung, Anwendungshäufigkeit und parasitärem Zielstadium unterscheiden:

Dieser Inhalt unterliegt den Bestimmungen gemäß Heilmittelwerbegesetz (HWG) und darf nur berechtigten Personen zugänglich gemacht werden. Bitte loggen Sie sich ein, um diesen Inhalt zu sehen.

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Alle Präparate sind topisch zu applizieren – dies kann insbesondere bei Katzen mit ausgeprägten respiratorischen Symptomen von Vorteil sein.

Wie kann einer Aelurostrongylose vorgebeugt werden?

Bei Freigängerkatzen kann der direkte und indirekte Kontakt mit Zwischenwirten für A. abstrusus kaum verhindert werden. Da die Larven von A. abstrusus durch ihre Wanderung im Lungenparenchym Läsionen und Entzündungsreize setzen, kann die Lungenfunktion auch bereits bei präpatenten Infestationen, wenn auch asymptomatisch, beeinträchtigt sein. Die Vorbeugung einer Erkrankung durch Reduktion des Infektionsgrades von Frühstadien (L3, L4) ist daher bei Freigängerkatzen in endemischen Gebieten sinnvoll. Hier sind die Kombinationpräparate mit Eprinomectin bzw. mit Moxidectin bei monatlicher Anwendung zugelassen.

Kontrolle weiterer Parasiten bei Freigängerkatzen

Aufgrund des Übertragungsmechanismus sind insbesondere Freigängerkatzen für eine Infektion mit dem Katzenlungenwurm gefährdet. Dies gilt ebenfalls für eine Infektion mit anderen Endoparasiten wie Spul- und Bandwürmern, jedoch auch für verschiedene Ektoparasiten. Auf den Websiten der ESCCAP (www.esccap.de) ist zu lesen, dass für Freigänger bzw. Beutefänger und für Katzen, die mit Kindern oder immunsupprimierten älteren Menschen im Haushalt leben, eine monatliche Entwurmung (oder Kotuntersuchung) angezeigt sein kann; bei unklarem Infektionsrisiko wird eine Entwurmung (oder Kotuntersuchung) mindestens 4-mal im Jahr empfohlen. Gegen Ektoparasiten findet sich auf der Website der ESCCAP weiterhin, dass bei Freigängerkatzen ebenfalls eine regelmäßige Anwendung von Antiparasitika zur Verhinderung eines Flohbefalls bzw. eine Prophylaxe gegen Zecken bei entsprechend gefährdeten Katzen empfohlen wird.

Soweit Antiparasitika im Rahmen einer Mischinfektion auch feline Lungenwürmer im Indikationsspektrum beinhalten, wäre die Behandlung eines möglichen Befalls mit diesen klinisch relevanten Parasiten mitabgedeckt.

 

Literatur beim Autor.

 

Beitrag vom 12.12.2024, aktualisiert am 14.02.2025.

Der Originalbeitrag zum Nachlesen:
Barth C. "Lungenwurminfektionen bei Katzen – Ein unterschätztes Problem mit klinischer Relevanzkleintier konkret 2018; 21(02): 46-47 DOI: 10.1055/a-0589-6063

(IR)