Ein Rektumvorfall entsteht bei Heimtieren sekundär meist infolge von Verdauungsstörungen, die mit einem heftigen Pressreiz einhergehen, wie einer hochgradigen und länger andauernden Diarrhoe oder Obstipation. Sehr selten tritt ein Rektumprolaps auch unter der Geburt aufgrund starker Wehentätigkeit in der Austreibungsphase auf. In der Regel ist nicht nur der Enddarm prolabiert, sondern es handelt sich vielmehr um eine Invagination, die auch andere Anteile des Kolons miteinbeziehen kann.
Ein Rektumprolaps tritt beim Chinchilla häufiger auf als bei Meerschweinchen und Degu. Er ist bei dieser Tierart oftmals eine Folge akuter Giardiasis.
Klinik
Der vorgefallene Darmabschnitt kann einige Millimeter bis zu mehreren Zentimetern aus dem Anus herausragen. Der Darm ist meist hochrot und ödematisiert [Abb. 1]. Je länger der Prolaps besteht, desto größer ist die Gefahr, dass Anteile der Schleimhaut bereits nekrotisch werden oder zusätzliche Verletzungen des Darmes entstanden sind.
Aufgrund der Schmerzhaftigkeit der Veränderung, der Erschöpfung durch das Pressen und der Symptome der Primärerkrankung ist das Allgemeinbefinden des Tieres meist erheblich reduziert.
Diagnose
Die Diagnose ergibt sich aus dem eindeutigen klinischen Bild. Auf der Basis der Anamnese und der Allgemeinuntersuchung sollte jedoch nach der für den Vorfall ursächlichen Erkrankung gesucht werden. Kotuntersuchungen sind in jedem Fall einzuleiten, um die Ursache für Durchfälle ermitteln zu können.
Therapie & Prognose
Prognostisch ist ein Rektumprolaps vorsichtig bis ungünstig zu bewerten, da die Rezidivrate sehr hoch ist. Liegen bereits Verletzungen oder Nekrosen des prolabierten Gewebes vor, so ist die Prognose infaust. Bei frischen Vorfällen mit vitaler Schleimhaut müssen zunächst der betroffene Darmanteil und die umliegende Anogenitalregion vorsichtig gesäubert werden. Mithilfe von Gleitgel und eines darin getränkten Wattestäbchens wird der Darmabschnitt dann in kurzer Inhalationsanästhesie reponiert. Mithilfe einer Tabaksbeutelnaht wird der Durchmesser des Anus soweit verringert, dass der Kotabsatz ungestört möglich bleibt, einem weiteren Rektumprolaps aber vorgebeugt wird. Um den Pressreiz und die Schmerzen zu reduzieren, wird der Patient mit einem Spasmoanalgetikum versorgt.
Das betroffene Tier erhält außerdem einen Halskragen, um ein Aufnagen der Naht zu verhindern. Die Käfigeinstreu ist zunächst durch Tücher zu ersetzen. Sandbäder sind aus den Käfigen von Chinchillas und Degus zu entfernen.
Die Therapie der ursächlichen Erkrankung ist unverzüglich einzuleiten.
Der Originalbeitrag zum Nachlesen:
A. Ewringmann, B. Glöckner, Leitsymptome bei Meerschweinchen, Chinchilla und Degu. Diagnostischer Leitfaden und Therapie, ISBN: 9783830410911, 2. Aufl., überarb. 2012, S. 118-119
(JD)