Suchergebnisse zur Ihrer letzten Suchanfrage

KatzeTherapieempfehlung: Katzen mit chronischer Nierenerkrankung

Katzenpatienten mit chronischer Nierenerkrankung sollten nach Diagnostik und Staging therapeutisch optimal versorgt werden. In den verschiedenen IRIS-Stadien bieten sich unterschiedliche Möglichkeiten an.

Inhalt
Eine Katze liegt auf einem Baumstamm und schaut in die Kamera.
Miki Be/stock.adobe.com

Die Behandlung einer chronischer Nierenerkrankung sollte individuell an die Katze und das Krankheitsbild angepasst werden.

Therapeutische Grundprinzipien

Die Therapie der CNE bei der Katze basiert entsprechend der Empfehlungen der IRIS auf zwei Grundprinzipien (Abb. 1): In den frühen Stadien (IRIS-Stadium 1 und 2) ist das Ziel, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und durch Minimierung der Auswirkungen der Krankheit auf den Patienten die Lebensdauer zu verlängern. Patienten im IRIS-Stadium 3 und 4 zeigen häufig klinische Symptome, sodass mit Fortschreiten der Erkrankung die Behandlung der Begleitsymptome und Verbesserung der Lebensqualität in den Vordergrund treten [1].

Frisches Trinkwasser sollte jederzeit zur Verfügung stehen. Schon beim Verdacht einer Nierenerkrankung sollte die Flüssigkeitsaufnahme gesteigert werden. Trinkbrunnen und Wasser an verschiedenen Stellen sowie aus verschiedenen Behältnissen sind empfehlenswert. Die Fütterung von Nass- statt Trockenfutter, gebrauchsfertige flüssige Formulierungen und mit Geschmack angereichertes Wasser können ebenfalls hilfreich sein. Im Falle einer Dehydratation sollte diese schnellstmöglich ausgeglichen werden.

Symptomatik und Empfehlungen für Stadien 1 – 4

Die Therapieempfehlungen für die Stadien 1 – 4 folgen den Guidelines der IRIS (International Renal Interest Society) [1].

Empfehlungen ab Stadium 1

Es wird angeraten, potenziell nephrotoxische Medikamente (z. B. NSAIDs, Aminoglykoside, Sulfonamide, jodhaltige intravenöse Kontrastmittel) möglichst zu vermeiden. Therapierbare zugrunde liegende Erkrankungen (z. B. Pyelonephritis) sollten mittels diagnostischer Verfahren identifiziert und wenn möglich behandelt werden. Eine Minderperfusion der Nieren (z. B. Schock, Dehydratation, niedriger systemischer Blutdruck) sollte vermieden oder schnellstmöglich behoben werden.

Besonders kritisch sind in diesem Zusammenhang Narkosen zu beurteilen, welche nur nach eingehender Risiko-Nutzen-Analyse erfolgen sollten. Während einer Narkose sollten Medikamente, Infusionsmenge und -dauer sowie Wärmesupplementierung sorgfältig gewählt und individuell angepasst werden.

Empfehlungen ab Stadium 2

Zusätzlich zu den Empfehlungen ab Stadium 1 werden infolge der Progression der Erkrankung weitere Anpassungen ab Stadium 2 angeraten, denn es steigt die Wahrscheinlichkeit von Abweichungen in den Werten bestimmter Stoffwechselprodukte, Mineralien und Elektrolyte. Um diese auszugleichen, wird zu einer Umstellung auf eine Senior- oder Nierendiät und gegebenenfalls auch zum Einsatz von Phosphatfängern geraten. Dabei können neuere Nierendiäten mit weniger stringenter Proteinrestriktion angeboten werden. Sollte es zu einer Hypokaliämie kommen, wird zu einer Supplementierung geraten.

Empfehlungen ab Stadium 3

Ab diesem Stadium treten häufiger extra-renale Symptome auf, dazu zählen Anämie, Dehydratation, Azidose, Nausea oder Vomitus. Sie werden, wie weiter unten im Text beschrieben, symptomatisch behandelt.

Die Empfehlungen aus Stadium 1 und 2 sollten weiter befolgt werden, dazu sollten Medikamente mit renaler Exkretion mit Vorsicht eingesetzt und ggf. in einer reduzierten Dosis verabreicht werden. Bei Bedarf kann auch eine parenterale Flüssigkeitssubstitution erfolgen, um den Hydratationsstatus aufrechtzuerhalten. Verwendete Infusionslösungen sollten dabei idealerweise einen niedrigen Natrium-Wert (30 – 40 mmol/l) und ca. 13 mmol/l Kalium enthalten.

Empfehlungen ab Stadium 4

Ab diesem Stadium liegt der Fokus auf der Verbesserung der Lebensqualität und Maßnahmen zur Verlängerung der Überlebenszeit rücken in den Hintergrund. Der Einsatz und die Dosierung von Medikamenten sollte sorgfältig abgewogen werden, um eine klinische Verschlechterung zu vermeiden. Es kann sinnvoll sein, bisher verabreichte Medikamente abzusetzen und auf das Einhalten der Nierendiät zu verzichten.

Es ist wichtig, eine adäquate Kalorienaufnahme und einen ausreichenden Hydratationsstatus aufrechtzuerhalten (Abb. 2).

Therapie der Begleiterkrankungen

Ein Monitoring der wichtigsten Parameter und Reklassifizierung des IRIS-Stadiums inklusive Substadium sollte spätestens im Abstand von 3 Monaten erfolgen. Bei schneller Progression der Erkrankung, Hypertension oder Proteinurie werden abhängig vom Grad der Abweichungen kürzere Abstände empfohlen.

Systemische Hypertension

Dieser Inhalt unterliegt den Bestimmungen gemäß Heilmittelwerbegesetz (HWG) und darf nur berechtigten Personen zugänglich gemacht werden. Bitte loggen Sie sich ein, um diesen Inhalt zu sehen.

Blutdruckwerte

Etwas niedrigere Blutdruck-Werte (100 – 120 mmHg) können akzeptiert werden, sofern keine klinischen Symptome einer Hypotension (z. B. Schwäche, Ataxie, Tachykardie, Tachypnoe) auftreten. Vor Therapiebeginn sollte eine potenzielle Dehydratation ausgeglichen sowie ein reduziertes Befinden behandelt werden. Bei kritischen Patienten erfolgt die Kontrollmessung am Folgetag, ansonsten wird eine erste Kontrolle nach 5 – 7 Tagen empfohlen. Die zeitnahen Kontrollen dienen dazu, eine negative Reaktion auf die Medikation zu überprüfen. Dosiserhöhungen sollten jeweils im Abstand von 3 – 4 Wochen erfolgen, bis der Blutdruck im Zielbereich (< 160 mmHg) liegt. Bei guter Einstellung wird zu regelmäßigen Kontrollen alle 3 Monate geraten.

Nierenparameter

Die systemische Hypertension führt zu einer erhöhten Durchblutung der Nieren, sodass die Nierenparameter vor Absenkung des Blutdrucks in den physiologischen Bereich falsch niedrig gemessen werden können (Blutkreatininwert < 45 µmol/l oder < 0,5 mg/dl und SDMA < 2,0 µg/dl falsch niedrig). Daher sollten bei jeder Blutdruckkontrolluntersuchung auch die Nierenparameter mitbestimmt werden, um das tatsächliche Stadium der Nierenerkrankung zu detektieren. Deutlichere Erhöhungen nach Therapiebeginn sollten auf eine Unverträglichkeit gegenüber der Therapie oder eine Progression der Erkrankung zurückgeführt werden.

Eine antihypertensive Therapie bei Patienten im IRIS-Stadium 4 sollte sorgfältig abgewogen werden und in vorsichtiger Dosierung erfolgen, um eine klinische Verschlechterung zu vermeiden. Eine Reduktion der oralen Natriumzufuhr, wie in der Humanmedizin empfohlen, führt bei Hund und Katze nicht zu einer Reduktion des Blutdrucks.

Proteinurie

Dieser Inhalt unterliegt den Bestimmungen gemäß Heilmittelwerbegesetz (HWG) und darf nur berechtigten Personen zugänglich gemacht werden. Bitte loggen Sie sich ein, um diesen Inhalt zu sehen.

Außerdem wird die Fütterung einer Nierendiät angeraten. Liegt eine grenzwertige Proteinurie vor, erfolgt vor Therapiebeginn eine erneute Kontrolle nach 2 Monaten (Tab. 1).

Urin-Protein/Kreatinin-Quotient

Subklassifizierung basierend auf dem U-P/C

   

< 0,2

nicht-proteinurisch

   

0,2 – 0,4

grenzwertig proteinurisch

   

> 0,4

proteinurisch

   

Bei persistierender Proteinurie im Graubereich sollte der Einsatz einer antiproteinurischen Therapie diskutiert werden. Zu berücksichtigen ist, dass Katzen mit einer Hypoalbuminämie, wie sie infolge einer substanziellen Proteinurie auftreten kann, ein erhöhtes Thromboserisiko aufweisen.

Dieser Inhalt unterliegt den Bestimmungen gemäß Heilmittelwerbegesetz (HWG) und darf nur berechtigten Personen zugänglich gemacht werden. Bitte loggen Sie sich ein, um diesen Inhalt zu sehen.

Phosphatausscheidung

Mit zunehmender Schwere der Nierenerkrankung sinkt die Fähigkeit der Niere, Phosphat auszuscheiden, und dies muss bei der Therapie berücksichtigt werden [1], [4]. Phosphat spielt nach aktuellem Wissensstand eine essenzielle Rolle bei der Bemühung, die Progression einer CNE zu verlangsamen [5]. Die Menge des über das Futter aufgenommenen Phosphates korreliert mit der Morbidität und Mortalität [6], [7].

Liegt die Serum-Phosphat-Konzentration oberhalb der in [Tab. 2] aufgeführten Zielbereiche (Tab. 2), kann mit der Gabe einer phosphatreduzierten Nierendiät und bei unzureichender Wirkung durch Einsatz von Phosphatbindern eine Reduktion der Serumphosphatkonzentration erzielt werden. Erschwert wird der Einsatz eines Phosphatbinders durch die Notwendigkeit, diesen über das Futter zu verabreichen, was bei schlechter Akzeptanz zu einer reduzierten Futteraufnahme führen kann. Die Dosierung erfolgt zunächst nach Packungsbeilage und wird abhängig von der erreichten Serumphosphatkonzentration schrittweise adaptiert.

IRIS-Stadium

Zielbereich der Serum-Phosphat-Konzentration

2

0,9 – 1,45 mmol/l (3 – 4,5 mg/dl)

3

0,9 – 1,6 mmol/l (3 – 5 mg/dl)

4

0,9 – 1,9 mmol/l (3 – 6 mg/dl)

Phosphatbinder

Die Kontrolle des Phosphatspiegels sollte initial 4 – 6 Wochen nach Umstellung auf eine Nierendiät erfolgen, da die Spiegel langsam sinken [8]. Ist der Phosphatwert nicht adäquat gesunken, wird der Einsatz von Phosphatbindern angeraten. Nach initialer Einstellung ergeht der Rat zu weiteren Serumphosphatkontrollen alle 3 – 4 (IRIS-Stadien 3 und 4) bzw. alle 4 – 6 Monate (IRIS-Stadium 2).

Die Höchstdosis an Phosphatbindern ist erreicht, wenn Toxizitätssymptome oder klinisch relevante Elektrolyt-/Mineralverschiebungen auftreten. In der Regel zeigen Phosphatbinder keine ausreichende Wirkung, um ohne gleichzeitige Fütterung einer phosphatreduzierten Diät eine Serumphosphatkonzentration im Zielbereich zu erreichen. Gängige Präparate enthalten Kalzium-, Magnesium- oder Lanthancarbonat, häufig in Kombination mit Chitosan, welches urämische Toxin im Darm binden soll (z. B. Pronefra, Ipakitine, Renalzin).

Hyperkalzämie

Etwa 1/4 bis 1/3 der Katzen mit CNE weisen eine Hyperkalzämie (Gesamtkalzium im Blut > 2,62 mmol/l, ionisiertes Kalzium > 1,4 mmol/l) auf und benötigen dazu passende therapeutische Maßnahmen [9], [10], [11], [12].

Der Messung des ionisierten stoffwechselaktiven Kalziums sollte der Vorzug gegeben werden, da Katzen häufig falsch niedrige Gesamtkalziumwerte aufweisen [13]. Der komplexe Pathomechanismus ist nicht abschließend bekannt, vermutet wird unter anderem eine reduzierte renale Ausscheidung [14]. Ein renaler (sekundärer) Hyperparathyreoidismus, entsprechend der Pathophysiologie bei Menschen und Hunden, ist auch bei Katzen bekannt [15], [16].

Während die Hyperkalzämie oft geringgradig ausgeprägt ist und keine klinischen Symptome verursacht [12] , treten bei deutlicher Erhöhung der Blutkalziumkonzentration Symptome wie eine reduzierte GFR, Schwäche, Inappetenz, Polydipsie/Polyurie und Koprostase auf [17], [18]. Ist eine Hyperkalzämie diagnostiziert worden, wird zur Abklärung einer möglichen extra-renalen Ursache geraten. Bei der Katze tritt die idiopathische Hyperkalzämie am häufigsten auf [18].

Azidose

Mit zunehmender Progression der Nierenerkrankung steigt die Wahrscheinlichkeit einer metabolischen Azidose, sodass die Untersuchung der Säure-Basen-Werte mittels Blutgasanalyse sinnvoll sein kann [19]. In der Folge wird zum Ausgleich der Azidose Kalziumcarbonat aus den Knochen abgebaut und ins Blut freigesetzt [20], [21].

Dieser Inhalt unterliegt den Bestimmungen gemäß Heilmittelwerbegesetz (HWG) und darf nur berechtigten Personen zugänglich gemacht werden. Bitte loggen Sie sich ein, um diesen Inhalt zu sehen.

Ein Zusammenhang mit der Gabe von kalziumhaltigen Phosphatbindern oder Vitamin-D-ähnlichen Präparaten ist zumindest beim Menschen bekannt [22], [23], [24], [25]. Sie erhöhen die enterale Kalziumaufnahme, was die eingeschränkte Ausscheidungskapazität der Niere überschreiten kann. Sie sollten im Falle einer Hyperkalzämie abgesetzt bzw. auf einen Phosphatbinder ohne Kalziumzusatz umgestellt werden. Calcitriol, welches beim Hund die Überlebenszeit im IRIS-Stadium 3 und 4 verlängern kann [26], sollte bei der Katze nicht eingesetzt werden [27], [28].

Blutkalziumwerte

In Studien wurde eine Erhöhung der Blutkalziumkonzentration durch die Fütterung einer Nierendiät nachgewiesen [8], [29], [30]. Die Hyperkalzämie trat im Zeitraum bis zu 6 Monaten nach Futterumstellung auf und war reversibel. Auch hier ist der Pathomechanismus nicht abschließend geklärt.

Wird eine Hyperkalzämie bei einer Katze nachgewiesen, die eine Nierendiät erhält, wird zunächst zur Umstellung auf kommerzielles Futter ohne reduzierten Phosphatgehalt geraten [31]. Ziel ist ein physiologisches ionisiertes Kalzium bei Phosphatwerten unter dem stadienabhängigen Höchstwert.

Dieser Inhalt unterliegt den Bestimmungen gemäß Heilmittelwerbegesetz (HWG) und darf nur berechtigten Personen zugänglich gemacht werden. Bitte loggen Sie sich ein, um diesen Inhalt zu sehen.

Nach Erreichen einer physiologischen Blutkalziumkonzentration können bis zu 50% des Gesamttagesbedarfs unter Blutkalziumkontrollen erneut mittels einer Nierendiät abgedeckt werden oder versuchsweise die Fütterung eines Seniorfutters erfolgen. Im Einzelfall kann auch eine Diät zur Prophylaxe von Kalziumoxalatsteinen gefüttert werden, da diese einen reduzierten Kalziumgehalt enthält [7], [34].

Nierendiät

Grundsätzlich sind die positiven Effekte von Nierendiäten in multiplen Studien nachgewiesen [8], [35], [36], [37]. Die Bedeutung einer Hyperkalzämie im Zusammenhang mit Entstehung und Progression einer CNE ist nicht hinreichend bekannt. Vieles spricht daher zugunsten des Fortführens der Nierendiät, insbesondere bei nur geringgradiger Ausprägung der Hyperkalzämie und fehlender klinischer Symptomatik.

Zahlreiche Studien belegen neben einer forcierten Wasseraufnahme die Fütterung einer Nierendiät als essenziellen Therapiebaustein zur Verlängerung der Überlebenszeit, Verlangsamung der Progression und Verbesserung der Lebensqualität der Patienten mit chronischer Nierenerkrankung [8], [29], [35], [36], [37].

Fakten zur Nierendiät

Die Nierendiät soll einen ausgeglichenen Mineral-, Elektrolyt- und Säure-Basen-Haushalt unterstützen und gleichzeitig eine ausreichende Kalorienzufuhr gewährleisten. Urämische Krisen sollen vermieden sowie Harnstoff- und Phosphatspiegel im Blut gesenkt werden.

Der wichtigste Bestandteil einer Nierendiät für die Katze besteht im reduzierten Phosphatgehalt [37], [38]. Auch die Art des Phosphats und das Kalzium-Phosphat-Verhältnis sind zu berücksichtigen [39]. Phosphat aus organischer Quelle (z. B. Fleisch, Knochen) ist weniger biologisch aktiv als Phosphat anorganischen Ursprungs (z. B. Natrium- oder Kaliumphosphat). Eine Kombination von niedrigem Kalziumgehalt mit biologisch leicht verfügbarem Phosphat in einem Kalzium-Phosphat-Verhältnis von < 1 sollte vermieden werden, da sie im Verdacht steht, renale Schäden zu verursachen [40], [41].

Des Weiteren enthalten viele Nierendiäten einen erhöhten Kaloriengehalt, alkalisierende Bestandteile, einen erhöhten Kalium- und reduzierten Natriumgehalt. Zusätzlich enthalten viele Nierendiäten neben den oben genannten Eigenschaften Vitamin B, Antioxidantien, Eicosapentaensäure (EPA) und ungesättigte Omega-3-Fettsäuren, da diese sich positiv auswirken sollen [42].

Proteingehalt

Protein ist in Nierendiäten meist in reduzierter Menge, jedoch hoher Qualität enthalten, um die Phosphatrestriktion zu ermöglichen. Dies kann die Schmackhaftigkeit des Futters und damit auch die Akzeptanz reduzieren. Dabei ist weniger der Ursprung des Proteins als dessen Zusammensetzung wichtig. Alle essenziellen Aminosäuren sollten in ausreichender Menge enthalten sein. Der geeignete Proteingehalt in Nierendiäten wird in mehreren Studien diskutiert [43] – [45]. Es stehen Nierendiäten mit nur leicht reduziertem Proteingehalt, aber erniedrigtem Phosphatgehalt zur Fütterung in früheren Stadien der CNE zur Verfügung, wodurch ein adäquater Bemuskelungs- und Ernährungszustand gewährleistet werden soll [39].

Der reduzierte Proteingehalt „klassischer“ Nierendiäten steht laut einer Studie von Hall et al. (2019) und einer Untersuchung der Firma Hills (2021) jedoch nicht im Zusammenhang mit einer Abnahme von Bemuskelung und Ernährungszustand bei Patienten mit CNE, da in gängigen Nierendiäten alle essenziellen Aminosäuren in ausreichender Menge enthalten sind. Es scheint wahrscheinlicher, dass die Verschlechterung der Kondition durch eine reduzierte Futter- und somit Kalorienaufnahme verursacht wird [44], [46]. Um eine ausreichende Kalorienaufnahme zu gewährleisten, sollten Gewicht sowie Ernährungs- und Bemuskelungszustand regelmäßig kontrolliert werden.

Futterumstellung

Die Umstellung auf eine Nierendiät sollte idealerweise erst nach Stabilisierung, in häuslicher Umgebung und langsam erfolgen, um die Akzeptanz zu verbessern. Zur Verbesserung der Compliance der Besitzer ist es notwendig, diesen die Wichtigkeit und den Nutzen der Nierendiät verständlich zu erklären.

Dieser Inhalt unterliegt den Bestimmungen gemäß Heilmittelwerbegesetz (HWG) und darf nur berechtigten Personen zugänglich gemacht werden. Bitte loggen Sie sich ein, um diesen Inhalt zu sehen.

Bei Katzen mit reduzierter Akzeptanz der Nierendiät kann deren Anteil versuchsweise über einen Zeitraum von zwei bis drei Wochen schrittweise erhöht und unter das bekannte Futter gemischt werden. Auch das leichte Anwärmen von Feuchtfutter und die Fütterung in mehreren kleinen, frischen Portionen, oder die Mischung mit einer geringen Menge (< 10%) eines besser akzeptierten Futters für Senioren, kann die Akzeptanz verbessern. Vermieden werden sollte hingegen das Untermischen von Medikamenten in das Futter.

Die Wahl des geeigneten Futters sollte individuell für jeden einzelnen Patienten nach dessen Bedürfnissen erfolgen und wird maßgeblich von der jeweiligen Akzeptanz mitbestimmt.

Therapeutische Zusatzoptionen

  • Relativ neu ist der Wirkstoff Renaltec (Porus One). Es handelt sich um einen Kohlenstoff, der im Gegensatz zu unbehandelter Aktivkohle eine glatte Kugelform aufweist und als Pulver zur oralen Gabe erhältlich ist. Er reduziert die Aufnahme von Indoxylsulfat im Darm um ca. 60% [47]. Indoxylsulfat ist ein urämisches Toxin, dessen Serumkonzentration direkt mit der Progression der CNE in Verbindung gebracht wird [48]. Der Wirkstoff selbst wird dabei weder aus dem Darm resorbiert noch verstoffwechselt.
  • Die Wirksamkeit von Homöopathika zur Behandlung der CNE bei der Katze ist umstritten und daher auch nicht in den Empfehlungen der IRIS enthalten. Es gibt einige wenige Studien, die nachweisen, dass eine Behandlung mit SUC (Solidago compositum ad us. vet., Ubichinon compositum and Coenzyme compositum, Heel GmbH) gut verträglich ist und unter Umständen einen positiven Einfluss auf die Krankheitsentwicklung und das Befinden haben könnte [49], [50].

Behandlung von Begleitsymptomen

Bei einer weiter fortgeschrittenen Erkrankung (IRIS-Stadium 3 und 4) kommt es immer häufiger zu klinischen Symptomen wie Nausea, Vomitus, insbesondere aber Inappetenz und Gewichtsverlust, die ebenfalls entsprechend therapiert werden sollten [51], [52]. Diese Symptome beeinträchtigen die Lebensqualität oft stark und führen unbehandelt zu einer kürzeren Überlebenszeit. Insbesondere reduzierter Appetit wird von Besitzern als Einschränkung der Lebensqualität empfunden [53], [54], weshalb Antiemetika und Appetitstimulantien vordergründig eingesetzt werden.

Inappetenz

Dieser Inhalt unterliegt den Bestimmungen gemäß Heilmittelwerbegesetz (HWG) und darf nur berechtigten Personen zugänglich gemacht werden. Bitte loggen Sie sich ein, um diesen Inhalt zu sehen.

Vomitus und Anämie

Dieser Inhalt unterliegt den Bestimmungen gemäß Heilmittelwerbegesetz (HWG) und darf nur berechtigten Personen zugänglich gemacht werden. Bitte loggen Sie sich ein, um diesen Inhalt zu sehen.

Dieser Inhalt unterliegt den Bestimmungen gemäß Heilmittelwerbegesetz (HWG) und darf nur berechtigten Personen zugänglich gemacht werden. Bitte loggen Sie sich ein, um diesen Inhalt zu sehen.

Bei Hypokaliämie infolge Kaliumverlust über die Niere können Kaliumgluconat oder Kaliumcitrat verabreicht werden. Die Dosierung erfolgt nach Effekt und der Wert sollte regelmäßig kontrolliert werden.

Fazit

Die Behandlung einer CNE ist, wie das Erkrankungsbild selbst, variabel und sollte individuell an jeden Patienten angepasst werden. Im Zentrum der Therapie steht eine reduzierte Aufnahme von Phosphat und Protein, eine ausreichende Versorgung mit Flüssigkeit und Kalorien, ein physiologischer Blutdruck und die Behandlung einer möglichen Proteinurie. Die Notwendigkeit regelmäßiger Kontrollen muss dem Besitzer verständlich erklärt werden, um eine ideale Therapie und damit eine bessere Lebensqualität und Überlebensdauer der Katze zu erzielen.

Der Originalbeitrag zum Nachlesen:
Guntermann S. ,Rolinger K. , Eichberger J.  "Therapieempfehlung der chronischen Nierenerkrankung bei der Katzeveterinär spiegel 2023; 33(03): 106-115 DOI: 10.1055/a-2120-4830

  1. International Renal Interest Society (IRIS). Treatment Recommendation for chronic kidney disease in cats. 2023
  2. Brown SA, Roura X. (Original author 2016, updated 2022). IRIS Education – systemic hypertension. Im Internet: www.iris-kidney.com
  3. Grauer GF. (2022) IRIS Education – Proteinuria. Im Internet: www.iris-kidney.com
  4. Quimby J. Ross S (Original author Polzin J [2016], updated 2022). IRIS Education – Diets for Cats with Chronic Kidney Disease. Im Internet: www.iris-kidney.com
  5. Vergnano D, Valle E, Bruni N. et al. Effectiveness of a feed supplement in advanced stages of feline chronic kidney disease. IRIS Prodotti della ricerca 2016 (01).
  6. Geddes RF, Finch NC, Syme HM. et al. The role of phosphorus in the pathology of chronic kidney disease. J Vet Emerg Crit Care 2013; 23: 122-133
  7. Geddes RF, van den Broek DHN, Chang YM. et al. The effect of attenuating dietary phosphate restriction on blood ionized calcium concentrations in cats with chronic kidney disease and ionized hypercalcemia. J Vet Intern Med 2021; 35: 997-1007
  8. Barber PJ, Rawlings JM, Markwell PJ. et al. Effect of dietary phosphate restriction on renal secondary hyperparathyroidism in the cat. J Small Anim Pract 1999; 40: 62-70
  9. van den Broek H. IRIS Education 2022 – Hypercalcaemia in chronic kidney disease. Im Internet: iris-kidney.com
  10. Barber PJ, Elliott J. Feline chronic renal failure: calcium homeostasis in 80 cases diagnosed between 1992 and 1995. J Small Anim Pract 1998; 39: 108-116
  11. Schenck PA, Chew DJ. Prediction of serum ionized calcium concentration by serum total calcium measurement in cats. Can J Vet Res 2010; 74: 209-213
  12. Schenck PA, Chew DJ, Nagode LA. et al. Chapter 6 – Disorders of Calcium: Hypercalcemia and Hypocalcemia A2. In: DiBartola SP. Hrsg. Fluid, Electrolyte, and Acid-Base Disorders in Small Animal Practice. 04. Saint Louis: W.B. Saunders; 2012: 120-194
  13. Schenck PA, Chew DJ. Hypercalcemia: a quick reference. J Vet Clin North Am Small Anim Pract 2008; 38: 449-453
  14. Peacock M. Calcium metabolism in health and disease. J Am Soc Nephrol 2010; 5 Suppl 1: 23
  15. Parker VJ, Harjes LM, Dembek K. et al. Association of Vitamin D Metabolites with Parathyroid Hormone, Fibroblast Growth Factor-23, Calcium and Phosphorus in Dogs with Various Stages of Chronic Kidney Disease. J Vet Intern Med 2017; 31: 791
  16. Barber PJ. Parathyroid gland function in the ageing cat [PhD Thesis]. London: Royal Veterinary College, University of London; 1998: 289
  17. Levi M, Ellis MA, Berl T. Control of renal hemodynamics and glomerular filtration rate in chronic hypercalcemia. Role of prostaglandins, renin-angiotensin system, and calcium. J Clin Invest 1983; 71: 1624-1632
  18. Midkiff AM, Chew DJ, Randolph JF. et al. Idiopathic hypercalcemia in cats. J Vet Intern Med 2000; 14: 619-626
  19. Elliott J, Syme HM, Reubens E. et al. Assessment of acid-base status of cats with naturally occurring chronic renal failure. J Small Anim Pract 2003; 44: 65-70
  20. Meghji S, Morrison MS, Henderson B. et al. pH dependence of bone resorption: mouse calvarial osteoclasts are activated by acidosis. Am J Physiol Endocrinol 2001; 280: E112-119
  21. Bushinsky DA, Lechleider RJ. Mechanism of proton-induced bone calcium release: calcium carbonate-dissolution. Am J Physiol 1987; 253: F998-1005
  22. Block GA, Wheeler DC, Persky MS. et al. Effects of Phosphate Binders in Moderate CKD. J Am Soc Nephrol 2012; 23: 1407-1415
  23. Hill KM, Martin BR, Wastney ME. et al. Oral calcium carbonate affects calcium but not phosphorus balance in stage 3–4 chronic kidney disease. Kidney Int 2013; 83: 959-966
  24. Jamal SA, Vandermeer B, Raggi P. et al. Effect of calcium-based versus non-calcium-based phosphate binders on mortality in patients with chronic kidney disease: an updated systematic review and meta-analysis. Lancet 2013; 382: 1268-1277
  25. Sprague SM, Llach F, Amdahl M. et al. Paricalcitol versus calcitriol in the treatment of secondary hyperparathyroidism. Kidney Int 2003; 63: 1483-1490
  26. Polzin SR, Osborne C, Lulich J. et al. Clinical benefit of calcitriol in canine chronic kidney disease. J Vet Intern Med 2005; 19: 433
  27. Gunn-Moore DA, Dodkin SJ, Sparkes AH. An unexpectedly high prevalence of azotaemia in Birman cats. J Vet Med Surg 2002; 4: 165-166
  28. Hostutler RA, DiBartola SP, Chew DJ. et al. Comparison of the effects of daily and intermittent-dose calcitriol on serum parathyroid hormone and ionized calcium concentrations in normal cats and cats with chronic renal failure. J Vet Intern Med 2006; 20: 1307-1313
  29. Finch NC. Hypercalcaemia in cats: The complexities of calcium regulation and associated clinical challenges. J Fel Med Surg 2016; 18: 387-399
  30. van den Broek DH, Chang YM, Elliott J. et al. Chronic Kidney Disease in Cats and the Risk of Total Hypercalcemia. J Vet Intern Med 2017; 31: 465-475
  31. Hardy BT, de Brito Galvao JF, Green TA. et al. Treatment of ionized hypercalcemia in 12 cats (2006–2008) using PO-administered alendronate. J Vet Intern Med 2015; 29: 200-206
  32. Hostutler RA, Chew DJ, Jaeger JQ. et al. Uses and effectiveness of pamidronate disodium for treatment of dogs and cats with hypercalcemia. J Vet Intern Med 2005; 19: 29-33
  33. Schauf S, Coltherd JC, Atwal J. et al. Clinical progression of cats with early-stage chronic kidney disease fed diets with varying protein and phosphorus contents and calcium to phosphorus ratios. J Vet Intern Med 2021; 35: 2797-2811
  34. Ross SJ, Osborne CA, Kirk CA. et al. Clinical evaluation of dietary modification for treatment of spontaneous chronic kidney disease in cats. J Am Vet Med Assoc 2006; 229: 949-957
  35. Elliott J, Rawlings JM, Markwell PJ. et al. Survival of cats with naturally occurring chronic renal failure: effect of dietary management. J Small Anim Pract 2000; 41: 235-242
  36. Plantinga EA, Everts H, Kastelein AMC. et al. Retrospective study of the survival of cats with acquired chronic renal insufficiency offered different commercial diets. Vet Rec 2005; 157: 185-187
  37. Geddes RF, Elliott J, Syme HM. The effects of feeding a renal diet on plasma fibroblast growth factor 23 concentrations in cats with stable azotemic chronic kidney disease. J Vet Intern Med 2013; 27: 1354-1361
  38. Parker VJ. Nutritional Management for Dogs and Cats with Chronic Kidney Disease. J Vet Clin North Am Small Anim Pract 2021; 51: 685-710
  39. Dobenecker B, Hertel-Bohnke P, Webel A. et al. Renal phosphorus excretion in adult healthy cats after the intake of high phosphorus diets with either calcium monophosphate or sodium monophosphate. J Anim Physiol Anim Nutr (Berl) 2018; 102: 1759-1765
  40. Dobenecker B, Webel A, Reese S. et al. Effect of a high phosphorus diet on indicators of renal health in cats. J Feline Med Surg 2018; 20: 339-343
  41. Hall JA, Fritsch DA, Jewell DE. et al. Cats with IRIS stage 1 and 2 chronic kidney disease maintain body weight and lean muscle mass when fed food having increased caloric density, and enhanced concentrations of carnitine and essential amino acids. Vet Rec 2019; 184: 190
  42. Zoran DL. The carnivore connection to nutrition in cats. J Am Vet Med Assoc 2002; 221: 1559-1567
  43. Zoran DL, Buffington CA. Effects of nutrition choices and lifestyle changes on the well-being of cats, a carnivore that has moved indoors. J Am Vet Med Assoc 2011; 239: 596-606
  44. Laflamme DP, Hannah SS. Discrepancy between use of lean body mass or nitrogen balance to determine protein requirements for adult cats. Feline Med Surg 2013; 15: 691-697
  45. Mitch WE. Dietary protein restriction in chronic kidney failure: Nutritional efficacy, compliance, and progression of kidney insufficiency. J Am Soc Nephrol 1991; 2: 823-831
  46. Hills product guide 2021, KD dry. Im Internet: www.hillsvet.com/products/cat-food/pd-kd-feline-dry
  47. Mottet J, Kowollik N. Renaltec attenuates serum levels of indoxyl sulfate in geriatric cats. BSAVA Congress. 2019
  48. Chen CN, Chou CC, Tsai PSJ. et al. Plasma indoxyl sulfate concentration predicts progression of chronic kidney disease in dogs and cats. Vet J 2018; 232: 33-39
  49. Ludwig J. Chronic kidney disease in cats-diagnosis, classification, treatment. Biologische Tiermedizin 2012; 29: 33-46
  50. Brandenburg U, Braun G, Klein P. et al. The Multicomponent, Multitarget Therapy SUC in Cats with Chronic Kidney Disease: A Multicenter, Prospectiv, Observational, Nonrandomized Cohort Study. Compl Med Res 2020; 27: 163-173
  51. Elliott J. (2022) IRIS Education – Treatment of Vomiting, Nausea and Inappetence in Cats with Chronic Kidney Disease. Im Internet: www.iris-kidney.com
  52. Elliott J, Barber PJ. Feline chronic renal failure: clinical findings in 80 cases diagnosed between 1992 and 1995. J Small Anim Pract 1998; 39: 78-85
  53. Reynolds CA, Oyama MA, Rush JE. et al. Perceptions of quality of life and priorities of owners of cats with heart disease. J Vet Intern Med 2010; 24: 1421-1426
  54. Bijsmans ES, Jepson RE, Syme HM. et al. Psychometric Validation of a General Health Quality of Life Tool for Cats Used to Compare Healthy Cats and Cats with Chronic Kidney Disease. J Vet Intern Med 2015; 30: 183-191
  55. Quimby JM, Lunn KF. Mirtazapine as an appetite stimulant and anti-emetic in cats with chronic kidney disease: a masked placebo-controlled crossover clinical trial. Vet J 2013; 197: 651-655
  56. Quimby JM, Gustafson DL, Samber BJ. et al. Studies on the pharmacokinetics and pharmacodynamics of mirtazapine in healthy young cats. J Vet Pharmacol Ther 2011; 34: 388-396
  57. Quimby JM, Gustafson DL, Lunn KF. The pharmacokinetics of mirtazapine in cats with chronic kidney disease and in age-matched control cats. J Vet Intern Med 2011; 25: 985-989
  58. Quimby JM, Benson KK, Summers SC. et al. Assessment of compounded transdermal mirtazapine as an appetite stimulant in cats with chronic kidney disease. J Feline Med Surg 2020; 22: 376-383
  59. Quimby JM, Brock WT, Moses K. et al. Chronic use of maropitant for the management of vomiting and inappetence in cats with chronic kidney disease: a blinded, placebo-controlled clinical trial. J Feline Med Surg 2015; 17: 692-697
  60. McLeland SM, Lunn KF, Duncan CG. et al. Relationship among serum creatinine, serum gastrin, calcium-phosphorus product, and uremic gastropathy in cats with chronic kidney disease. J Vet Intern Med 2014; 28: 827-837

Simone Guntermann ist nach ESVAS zertifizierte Kardiologin und arbeitet als Tierärztin in der Tierklinik Elversberg

Kristin Rolinger ist Tierärztin mit den Schwerpunkten Internistik und Katzenmedizin.

Dr. Julia Andrea Eichberger ist in Ausbildung zur Fachtierärztin für Innere Medizin der Klein- und Heimtiere und arbeitet in der Tierklinik Elversberg im Saarland.

Der Originalbeitrag „Therapieempfehlung der chronischen Nierenerkrankung bei der Katze“ erschien im Veterinärspiegel.