Benutzeranmeldung

Bitte geben Sie Ihren Benutzernamen und Ihr Passwort ein, um sich auf der Website anzumelden.

Suchergebnisse zur Ihrer letzten Suchanfrage

Tipps für die TierarztpraxisToxoplasmose bei der Katze

Katzen können Toxoplasmose auf Menschen übertragen. Tierärzte sind hier wichtige Ansprechpartner. Wir zeigen Ihnen, wie Sie die Toxoplasmose erfolgreich erkennen, behandeln und vermeiden.

Quelle: K. Oborny/Thieme

In der tierärztlichen Praxis werden Fragen zum Risiko einer humanen Toxoplasmose-Infektion meist von schwangeren seronegativen Katzenbesitzerinnen gestellt. Der Tierarzt sollte über das „Ansteckungsrisiko Katze“ aufklären und den Untersuchungsfahrplan aufstellen. Auch über weitere Infektionsquellen sowie Prophylaxemöglichkeiten kann informiert werden.

Definition: Was ist eine Toxoplasmose der Katze?
Klinisches Bild: Neurologische Symptome am häufigsten
Diagnostik: Katzen auf Toxoplasmose testen
Therapie: Toxoplasmose-Infektion richtig behandeln
Bedeutung einer Toxoplasmose-Infektion für Menschen
Vorbeugende Maßnahmen zur Prophylaxe der Toxoplasmose
Vorgehensweise in der Praxis bei Verdacht auf Toxoplasmose

Definition: Was ist eine Toxoplasmose der Katze?

Toxoplasmose wird durch den Parasiten Toxoplasma gondii verursacht. Der Erreger kann sich nur in der Katze vermehren und wird dann mit dem Katzenkot ausgeschieden. Die Katze infiziert sich in der Regel durch befallene Nagetiere, aber auch durch die Fütterung von Rohfleisch.

Im Darm der Katze kommt es etwa 3–10 Tage nach der Infektion zur Bildung von Oozysten. Für etwa 3 Wochen werden dann bis zu 600 Millionen Oozysten mit dem Kot ausgeschieden. Diese Oozystenausscheidung erfolgt bei der Katze im Regelfall nur bei einer Erstinfektion. Anschließend entwickelt sich eine Immunität, die selbst bei einer erneuten Infektion nicht mehr zu einem vollständigen Entwicklungszyklus führt und damit eine Oozystenausscheidung unterbindet.
 

Toxoplasma gondii

Toxoplasma gondii ist ein obligat intrazellulärer, zur Klasse der Kokzidien gehörender Parasit. Er ist ubiquitär verbreitet und verursacht bei allen Säugetieren, einschließlich dem Menschen, Krankheitsbilder. Weltweit haben mehr als 1 Mrd. Menschen Antikörper gegen Toxoplasmen.

 

Klinisches Bild der Toxoplasmose: Neurologische Symptome am häufigsten

Von den mit Toxoplasma gondii infizierten Katzen erkranken nur etwa 10 % klinisch. Dabei sind am häufigsten Störungen des zentralen Nervensystems mit epileptiformen Anfällen oder unkoordinierten Bewegungsabläufen zu sehen. Aber auch Diarrhoe und Vomitus können durch sich vermehrende Tachyzoiten im Darm auftreten. Zudem sind Uveitis und Chorioretinitis möglich. Beim Hund zeigt sich eine ähnliche Symptomatik.

 

Diagnostik: Katzen auf Toxoplasmose testen

Ist die Katze infiziert?

Ein Antikörpertest (Immunfluoreszenztest) kann nachweisen ob eine Katze schon einmal Erregerkontakt hatte. Dabei werden IgM- und IgG-Antikörper nachgewiesen.

Antikörper-Nachweis im Immunfluoreszenztest (IFAT= Immuno-Fluoreszenz-Antikörper-Test):

  • IgM-Antikörper: ca. 1 Woche post infectionem
  • IgG-Antikörper: ca. 2 Wochen post infectionem

Ergebnisse:

  • Seronegative Tiere scheiden in der Regel keine Oozysten aus.
  • Erhöhte IgM-Titer korrelieren mit der Ausscheidung von Oozysten.
  • Erhöhte IgG-Titer zeigen eine Exposition der Katze, können aber auch auf eine – relativ seltene – klinische Erkrankung hinweisen. Bei IgG-Titern von 1 : 256 und höher kann über eine prophylaktische Therapie der Katze nachgedacht werden.

Ist die Katze Ausscheider?

Um zu untersuchen, ob eine Katze Oozysten ausscheidet, sollte eine Sammelkotprobe von 3 aufeinander folgenden Tagen genommen werden (keine Probenkühlung notwendig). Eine Untersuchung kann mittels Flotation nach Anreicherung, oder besser mittels Polymerase-Kettenreaktion (PCR) erfolgen, deren Ergebnis nach 1 Tag zur Verfügung steht. Eine Wiederholung der Untersuchung nach 2 Wochen wird angeraten, um eine zwischenzeitlich stattgefundene Infektion auszuschließen.


Ist die Katze klinisch erkrankt?

Zur Diagnose der seltenen ophthalmologischen oder neurologischen Toxoplasmose-Form kann ein Erregernachweis aus Liquor oder Augenkammerwasser mittels PCR eingeleitet werden.

 

Therapie: Toxoplasmose-Infektion richtig behandeln

Bei der Therapie müssen 2 Ansätze beachtet werden: Handelt es sich um ein klinisch erkranktes Tier oder soll eine Oozytenausscheidung medikamentös unterdrückt werden?
 

Dieser Inhalt unterliegt den Bestimmungen gemäß Heilmittelwerbegesetz (HWG) und darf nur berechtigten Personen zugänglich gemacht werden. Bitte loggen Sie sich ein, um diesen Inhalt zu sehen.


Bedeutung einer Toxoplasmose-Infektion für Menschen

Die durchschnittliche Durchseuchungsrate liegt in Deutschland in der Bevölkerung bei 50 %, wobei sie mit dem Alter zunimmt [[1]]. Nach der erstmaligen Infektion entwickelt sich eine belastbare Immunität, die in der Regel ein Leben lang bestehen bleibt.

Bei gesunden Erwachsenen verläuft eine Infektion mit Toxoplasma gondii meist symptomlos. In einigen Fällen kommt es zu grippeähnlichen Symptomen. Bei Personen mit geschwächtem Immunsystem wie AIDS- oder Transplantations-Patienten sowie älteren Personen kann eine Toxoplasma-Infektion aber auch einen sehr schweren Verlauf nehmen.


Infektion mit Toxoplasmose in der Schwangerschaft früh behandeln

In Deutschland werden jährlich etwa 20 im Mutterleib erworbene Infektionen mit Toxoplasma gemeldet, wobei von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden muss [[1]]. Die Infektion des Ungeborenen erfolgt etwa 3–4 Wochen nach der Erstinfektion einer seronegativen Mutter. Die Plazentaschranke wird überwunden und es entsteht eine Plazentitis durch sich vermehrende Toxoplasma-Tachyzoiten.

Erfolgt die erstmalige Infektion der Mutter im 1. oder 2. Drittel einer Schwangerschaft kann es zu Tot- oder Frühgeburten bzw. zu erheblichen Schädigungen des ungeborenen Kindes führen. Dabei stehen schwere neurologische Erkrankungen, Entwicklungsstörungen oder Augenschäden im Vordergrund. Eine nachgewiesene Infektion in der Schwangerschaft sollte frühzeitig behandelt werden.


Infektionswege beim Menschen

 

Lebensmittel

• rohes und unzureichend erhitztes Fleisch, vor allem von Schweinen, Schafen und Ziegen, aber auch von Wild und Geflügel

• ungewaschenes Obst, Salat und Gemüse (durch kontaminierte Erde)

Gartenarbeit

• Aufnahme von Oozysten durch Staub, Erde und Sand – Katzen benutzen Nachbars Garten gerne als „Klo“

• Oozyten bleiben in feuchter Erde bis zu 18 Monaten infektiös!

Medizin

• bei einer Organtransplantation, wenn Toxoplasma-negativen Empfängern Organe Toxoplasma-positiver Spender übertragen werden und diese Organe mit Parasiten infiziert sind

Katze

• durch Schmierinfektionen beim Reinigen der Katzentoilette oder bei einem sehr engen Kontakt während einer Ausscheidungsphase


Vorbeugende Maßnahmen zur Prophylaxe der Toxoplasmose

Lebensmittel

• Kochen, Durchbraten oder Pasteurisieren bei Temperatur von > 67 °C

• Obst und Gemüse vor dem Verzehr gründlich waschen

Gartenarbeit

• Handschuhe tragen; schwangere Frauen sollten zusätzlich einen Mundschutz benutzen, um einer oronasalen Infektion vorzubeugen

• Kindersandspielkästen bei Nichtbenutzung und nachts abdecken

Katze

Wichtig: nur sporulierte Oozysten sind infektiös! Die Sporulation erfolgt bei 23 °C nach ca. 1–3 Tagen, bei 11 °C nach ca. 21 Tagen.


Deshalb:

• tägliche Reinigung der Katzentoilette

• Schwangere sollten bei der Reinigung der Katzentoilette Handschuhe tragen

• Desinfektionsmittel mind. 10 Minuten einwirken lassen oder alternativ kochendes Wasser verwenden (hohe Resistenz von Toxoplasma gegenüber Desinfektionsmitteln)

 

Freigängerkatzen

Seronegative Freigängerkatzen bergen immer ein Risiko für eine Ansteckung, da sie sich jederzeit v. a. durch Nagetiere infizieren können. Doch „entfällt“ hier meistens das Thema Katzentoilette und deren Reinigung. Im natürlichen Umgang und vor allem beim Schmusen mit der Katze sollte, um Schmierinfektionen zu vermeiden, auf eine gute Hygiene geachtet werden.

 

Vorgehensweise in der Praxis bei Verdacht auf Toxoplasmose

In der Praxis sollte beim Thema „Schwangerschaft und Katze“ der häufigen Verunsicherung der werdenden Eltern begegnet werden.

  • Katze zunächst serologisch auf Toxoplasmose-Antikörper testen (IFAT ):
    • seronegativ: das Ansteckungsrisiko ist als sehr gering einzustufen
    • IgM-Titer positiv → PCR aus einer Sammelkotprobe (3 Tage) durchführen
    • „nur“ IgG-Titer positiv: das Ansteckungsrisiko ist als gering einzustufen, eine PCR aus einer Kotprobe ist nicht notwendig
       
  • PCR aus einer Sammelkotprobe nach positivem IgM-Titer:
    • PCR negativ: kein Oozyten-Ausscheider; Untersuchung nach 2 Wochen wiederholen; wenn dann ebenfalls negativ: kein Ansteckungsrisiko durch die Katze vorhanden
    • PCR positiv: Oozyten-Ausscheider; eine Therapie sollte erfolgen. Seropositive Katzen sollten zudem auf toxoplasmoseverdächtige Symptome untersucht und dann gegebenenfalls ebenso therapiert werden.

 

Literatur

1 Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). www.bfr.bund.de Verbrauchertipps: Schutz vor Toxoplasmose. Letzter Zugriff: 23.07.2014
2 Green CE. Infectious Diseases of the Cat and Dog. Philadelphia: WB Saunders; 2011

 

Dr. Janine Guthardt ist FTA für Virologie und tätig bei der Laboklin GmbH & Co. KG.

Ihr Originalartikel „Toxoplasmose – Tipps für die Praxis“ erschien in der Kleintier konkret.

Kalender Grafik