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Schokolade & Co. – gut gemeint oder giftig?Weihnachtliche Lebensmittel-Vergiftungen bei Hund und Katze

Vergiftungssymptome durch Lebens- und Genussmittel unterscheiden sich sehr deutlich. Wo liegt die toxische Dosis, und welche Faustzahl sollten Sie als kritisch werten? Frischen Sie Ihr Wissen auf.

Kleiner Hund mit Schokolade auf dem Boden, Gefahr, Vergiftung
Sonja/stock.adobe.com

Inhalt

Schokolade - Der Dauerbrenner
Weintrauben/Rosinen - Die Unbekannten
Macadamianüsse - Die Modeerscheinung
Alkohol - Es gibt nichts, was es nicht gibt
Fazit

Die Aufnahme von Lebensmitteln mit toxischer Wirkung für Hunde und Katzen oder bereits das klinische Bild einer solchen Aufnahme sind ein häufiger Grund für die Vorstellung der betreffenden Patienten in der tierärztlichen Praxis. Häufig geht der Aufnahme ein unerlaubtes „Klauen“ von Lebensmittelresten durch Hund oder seltener Katze voraus, manchmal führt aber auch die Unwissenheit des Besitzers dazu, ihre Tiere mit „besonderen Leckereien“ verwöhnen zu wollen.

Schokolade – Der Dauerbrenner

Das akute Intoxikationspotenzial für Hund und Katze ist nach einer Schokoladenaufnahme für Besitzer und behandelnden Tierarzt meist schwer einzuschätzen. Hier hängt die klinische Symptomatik entscheidend von der Art und Menge der aufgenommenen Schokolade ab.

Schokolade – besser eigentlich der darin enthaltene Kakao – weist unterschiedlich hohe Konzentrationen der Methylxanthine Koffein und Theobromin auf. Hund und Katze sind im Gegensatz zum Menschen nur schlecht in der Lage, diese beiden Stoffe in einem ausreichend kurzen Zeitraum enzymatisch abzubauen. Somit zirkulieren diese lange im Organismus. Theobromin führt durch einen kompetitiven Adenosinantagonismus zentral zu einer stimulierenden Wirkung. In der Körperperipherie entspricht die Wirkung der von β-Sympathomimetika.

Die Ausprägung klinischer Symptome hängt neben der Körpermasse des Patienten von der Schokoladensorte und damit dem Theobromingehalt ab. Je „dunkler“ die Schokolade, also je höher ihr Kakaoanteil, desto höher ist auch der Theobromingehalt und desto niedriger die tolerierbare Schokoladenmenge. Die Aufnahme von weißer Schokolade ist daher bezüglich einer Theobrominvergiftung unbedenklich, da diese nur Kakaobutter, aber keinen reinen Kakao enthält. Die Aufnahme heller Milchschokolade ist weniger kritisch zu betrachten als die von Zartbitter- oder Kochschokolade (Tab.).
 

Theobromin- und Koffeingehalte in verschiedenen Schokoladensorten. Quelle: CliniPharm CliniTox

Sorte

Theobromin (mg/g)

Koffein (mg/g)

weiße Schokolade

0,01

0,03

Milchschokolade (25 – 30%)

0,5 – 2,3

0,1 – 0,9

Kakaogetränkepulver (25%)

4

-

Zartbitterschokolade (55%)

5 – 8,5

0,5 – 2,6

Bitterschokolade (90%)

6,5 – 9

0,9 – 3


Letale Dosis

Die letale Dosis für Hunde wird mit 250 – 500 mg Theobromin/kg KM angegeben. Für die Katze wird eine noch niedrigere LD50 von nur 200 mg/kg KM angenommen. Trotzdem werden Vergiftungsfälle hier wesentlich seltener beobachtet. Dies liegt vor allem an der weniger ausgeprägten Neigung, Lebensmittel außerhalb des eigenen Nahrungsspektrums aufzunehmen.

Eine Tafel (100 g) Zartbitterschokolade kann bis zu 1000 mg Theobromin enthalten. Aber nicht nur der eigentliche Theobromingehalt spielt für ein mögliches Vergiftungsgeschehen eine Rolle. Auch das Verhältnis vom Theobromin- zum Koffeingehalt ist hierbei relevant und erreicht mit 5 : 1 die höchste Toxizität.

Mittlerweile gibt es im Internet zahlreiche Rechenanwendungen, mit denen anhand der Körpermasse des Patienten und der aufgenommenen Schokoladenmenge und -sorte eine Risikoabschätzung vorgenommen werden kann.

 

Symptomatik

Mit leichten klinischen Symptomen (reduziertes Allgemeinbefinden, Vomitus und Diarrhö) kann bei Hunden ab 20 mg Theobromin oder Koffein/kg KM gerechnet werden. Schwere, teils lebensbedrohliche Vergiftungserscheinungen treten ab einer Dosis von 40 mg/kg KM auf.

Die folgenden klinischen Symptome sind nach der Aufnahme toxischer Mengen an Schokoladen möglich:

  • stark aufputschende Kreislaufwirkung, die sich durch übermäßig gesteigerte Aktivität, Unruhe, Hypertonie und Tachykardie (> 200/Min., teilweise mit ventrikulären Extrasystolen) zeigen kann
  • Durchfall, Erbrechen und erhöhter Harnabsatz
  • Atembeschwerden
  • Hyperästhesie und Hyperreflexie, Zittern und Krampfanfälle bis hin zum Tod (i. d. R. innerhalb von 12 Stunden nach Schokoladenaufnahme)

Der Zeitraum des Auftretens der Symptome nach oraler Aufnahme hängt auch hier wieder von der Kakao- und somit Theobrominkonzentration in der Schokolade ab. Die orale Bioverfügbarkeit beträgt ~ 75%, und der maximale Wirkstoffspiegel im Blut wird nach 2 – 4 Stunden beobachtet. Die Plasmahalbwertszeit beträgt 17,5 Stunden.

Aus Sicht der Autorin sollte auch die Verfütterung von sogenannter Hundeschokolade kritisch betrachtet werden. Aufgrund eines stark reduzierten Theobromingehalts ist diese gesundheitlich unbedenklich. Jedoch werden Hunde dieser speziellen Hundesnacks womöglich auf den Geschmack für „echte“ Schokolade gebracht, und somit sinkt die Hemmschwelle für die Aufnahme dieser.
 

Es sei darauf hingewiesen, dass einige Asthmasprays den ähnlich wirkenden Stoff Theophyllin enthalten. Werden diese beispielsweise durch neugierige Jungtiere zerkaut, können die Symptome den oben genannten ähnlich sein. Auch verschiedene Teesorten wie grüner und schwarzer Tee enthalten Theophyllin.

 

Weintrauben/Rosinen – Die Unbekannten

Nach aktuellem Kenntnisstand ist nicht geklärt, worauf die individuell sehr unterschiedlich starke Empfindlichkeit und klinische Reaktion nach der Aufnahme von Weintrauben (Vitis vinifera L.) und anderen Traubenprodukten (Rosinen, Trester etc.) beruht. Diskutiert wurden bisher neben Inhaltsstoffen wie der Oxalsäure auch Pestizide, Mykotoxine, Schwermetallbelastung oder eine individuelle (fehlende?) Enzymausstattung des einzelnen Patienten. Ein Hinweis, dass bestimmte Weintraubensorten giftiger als andere sind, konnte bislang ebenfalls nicht gefunden werden.

Auffällig ist in diesem Zusammenhang, dass Hunderassen, die in australischen Weinanbaugebieten leben, eine scheinbar sehr hohe Toleranz gegenüber der Aufnahme von Wein/-produkten zeigen. So wird immer wieder berichtet, dass Australian Cattle Dogs, Kelpies oder Koolies scheinbar hohe Mengen an Weintrauben aufnehmen, ohne eine klinische Symptomatik zu entwickeln. Dies sind jedoch Einzelfallberichte und sollten nicht allgemeingültig auf alle Vertreter dieser Rassen angewendet werden.
 

Toxische Dosis

Bis heute ist es daher schwierig, eine Dosis-Wirkungsbeziehung herzustellen. Ausgehend von verschiedenen Publikationen zum Thema kann aber eine toxische Dosis von 10 – 30 g/kg KM angenommen werden.

Es wird vielfach beschrieben, dass Hunde nach der Aufnahme der gleichen Menge an Trauben eine unterschiedlich starke Symptomatik – von „keine Auffälligkeiten“ bis zum stationären Intensivpatienten ist alles möglich – entwickeln. Dennoch ist davon auszugehen, dass für einen 5 kg schweren Hund 10 – 30 Weintrauben kritisch werden können. Bei einem 20 kg schweren Hund sollten ab der Aufnahme von 40 – 120 einzelnen Weintrauben klinische Maßnahmen eingeleitet werden.
 

Bei Rosinen/Sultaninen ist der hohe Trockensubstanzgehalt zu beachten; hier liegt die Weintraube also in konzentrierter Form vor.


Daher gelten für Rosinen wesentlich geringere toxische Dosen – bereits eine Aufnahme von 2,6 g/kg KM wird als evtl. gefährlich eingestuft.

In diesem Zusammenhang sind auch Lebensmittel zu beachten, in denen Rosinen verarbeitet wurden, z. B. verschiedene Gebäckvarianten (Rosinenbrötchen, Stollen) oder Süßspeisen sowie Müslis. Auch die Aufnahme von Traubentrester, der in Weinbergen nach der Ernte zur Düngung ausgebracht wird, sollte vermieden werden.

 

Symptomatik

Nach der Aufnahme von Weintrauben wurden bei Hunden, in einzeln beschriebenen Fällen auch bei Katzen, die folgenden Symptome beobachtet:

  • Hypersalivation
  • Vomitus
  • Lethargie und Anorexie
  • Durchfall
  • Oligo- bis Anurie → vereinzelt werden in diesem Zusammenhang ultrasonografische Veränderungen der Niere wie Hyperechogenität beschrieben
  • Zittern, Ataxien und Krämpfe (seltener vorkommend)

 

Labor

Laborchemisch ist auffällig, dass in den meisten Vergiftungsfällen eine Hyperkalzämie beobachtet wird. Diese begründet wahrscheinlich die häufig beobachtete Niereninsuffizienz bei den Patienten. Diese geht mit den „üblichen“ Veränderungen einher: SDMA, Kreatinin- und Harnstoffspiegel erhöht, Hyperphosphatämie. In schweren Fällen kann eine intensivmedizinische Betreuung mit Infusionstherapie zur Diurese erforderlich sein. Auch ein tödlicher Ausgang ist bei starker Nierenschädigung nicht auszuschließen.

 

Macadamianüsse – Die Modeerscheinung

Auch bei Macadamianüssen ist bislang unklar, welcher Inhaltsstoff nach der Aufnahme eine klinische Symptomatik bedingt.
 

Toxische Dosis

Ähnlich wie bei Weintrauben wird auch hier von großen individuellen Unterschieden berichtet. Daher findet sich in verschiedenen Literaturquellen eine gewisse Spanne die toxische Dosis betreffend: 0,7 – 4,9 g/kg KM. Mittelt man diesen Wert auf ~ 2 g/kg KM und geht davon aus, dass eine Macadamianuss ~ 2,5 g wiegt, kann man sich als Faustzahl merken, dass 1 Nuss auf 1 kg KM Vergiftungssymptome hervorrufen kann.

 

Symptomatik

Die folgenden Symptome wurden nach der Aufnahme von Macadamianüssen beschrieben:

  • muskuläre und nervale Symptome:
    • Hinterhandschwäche bis zu reduzierter Stehfähigkeit
    • Lahmheit/Steifheit infolge von Gelenkschwellungen und Muskelschmerzen
    • Ataxie und Tremor
  • Apathie, Vomitus und Abdominalschmerzen
  • Hyperthermie (bis 40,5 °C)
  • blasse Schleimhäute

In der Literatur wird immer wieder beschrieben, dass mit einer vollständigen Genesung – auch bei schwerer klinischer Symptomatik – innerhalb weniger Tage auch ohne tierärztliche Behandlungsmaßnahmen zu rechnen sei. Bisher sind tatsächlich keine Todesfälle beschrieben. Aus Tierschutzgründen sollten aber Symptome wie Erbrechen oder Abdominalschmerz trotzdem behandelt werden, auch wenn diese keinen direkten Einfluss auf die Prognose des Patienten haben.

 

Labor

In der Blutchemie sind keine charakteristischen Auffälligkeiten zu beobachten. Teilweise werden Erhöhungen der Triglyzeride und der cPLI beschrieben. Dies kann jedoch mit dem hohen Fettgehalt (75% in der Trockensubstanz), den die Nüsse aufweisen, begründet werden und muss nicht spezifisch mit den Vergiftungssymptomen zusammenhängen.

 

Alkohol – Es gibt nichts, was es nicht gibt

Eine Alkoholvergiftung kann beim Hund unterschiedliche Gründe haben. Auf der einen Seite ist zunehmend eine „erzwungene“/vom Besitzer erwünschte Aufnahme zu beobachten. Dies rührt daher, dass im Internet in Foren und Ratgeberseiten vermehrt angeraten wird, Hunden in Stresssituationen (Silvester, Umzug oder andere akut aufregende Ereignisse) Alkohol aus dem Lebensmittelbereich, z. B. Eierlikör oder Bier, zu verabreichen. Es wird sich daraus eine stimmungsaufhellende, teils auch leicht sedierende Wirkung erhofft.

Eine Alkoholvergiftung beim Hund kann jedoch auch durch die Aufnahme vergorener Früchte (Fallobst im Garten oder Plündern des Komposts) hervorgerufen werden. Auch die Aufnahme von Produkten, die frische Bäckerhefe enthalten (z. B. roher Brotteig) und somit im Magen einem Gärprozess unterliegen, können durch die Ethanolproduktion zu einer Alkoholvergiftung führen.

Katzen sind in der Beschreibung von Intoxikationsfällen in der Literatur wiederholt stark unterrepräsentiert, da sie im Gegensatz zu Hunden nicht zu einer unkontrollierten Aufnahme ungeeigneter Futtermittel neigen.
 

Symptomatik

Mit Todesfolge ist ab einer Aufnahme von 5,5 g Ethanol/kg KM zu rechnen.

Klinische Symptome treten schon bei wesentlich geringeren Dosierungen auf, welche jedoch wie im Humanbereich individuell sehr unterschiedlich sein können:

  • Hypotension und Bradykardie
  • Hypoglykämie und Hypothermie
  • Harninkontinenz
  • neurologische Ausfallerscheinungen: Apathie, Stupor, Ataxie und Koma

 

Labor

Wurde die Alkoholaufnahme nicht beobachtet, kommt der Patient jedoch mit einem in diese Richtung deutenden Vorbericht in die Praxis (z. B. Aufenthalt im Garten, evtl. Aufnahme von größeren Mengen Fallobst), kann die Messung des Blutalkoholspiegels Aufschluss über den Verdacht einer Alkoholintoxikation geben.
 

2 – 4 mg/ml sind hierbei als kritisch zu betrachten und können zu Ataxien bis hin zum Koma führen.


Wurde Hefeteig o. ä. aufgenommen, sollte unbedingt das nicht unerhebliche Aufgasungsvermögen im Magen beachtet werden. Bei starker Volumenüberladung kann es zu einer Schädigung der Magenwandgefäße, Kreislaufbeeinträchtigung oder zum Volvulus kommen.

 

Fazit

So vielfältig wie die zu Vergiftungssymptomen führenden Lebens- und Genussmittel sind, so unterschiedlich sind deren Wirkmechanismen und die klinischen Symptome, die mit einer Aufnahme einhergehen können. Für eine adäquate Therapie und Abschätzung der Prognose sollte immer so genau wie möglich erfragt werden, welche Mengen welchen Lebensmittels aufgenommen wurden. Bei abgepackten Produkten sollte der Patientenbesitzer nach Möglichkeit die Umverpackung mitbringen (z. B. Schokolade oder xylithaltige Produkte), sodass die Dosierung der giftigen Substanz abgeschätzt werden kann.
 

Zusammenfassung:

Schokolade

  • Toxin: Methylxanthine (Koffein und Theobromin)
  • letale Dosis:
    • Hunde: 250 – 500 mg/kg KM
    • Katze: 200 mg/kg KM
  • Symptomatik
    • leichte klinische Symptome: ab 20 mg/kg KM
    • schwere, lebensbedrohliche Vergiftungserscheinungen: ab 40 mg/kg KM
  • maximaler Wirkstoffspiegel im Blut: nach 2 – 4 Stunden
  • Plasmahalbwertszeit: 17,5 Stunden

Weintrauben/Rosinen

  • Cave: Rosinen/Sultaninen in konzentrierter Form
  • Toxin: Oxalsäure?, Pestizide?, Mykotoxine?, Schwermetallbelastung?
  • toxische Dosis:
    • Weintrauben: 10 – 30 g/kg KM
    • Rosinen: 2,6 g/kg KM
  • Faustzahl:
    • Hund (5 kg): 10 – 30 Weintrauben kritisch
    • Hund (20 kg): 40 – 120 Weintrauben kritisch

Macadamianüsse

  • Toxin: unklar
  • toxische Dosis: ~ 2 g/kg KM
  • Faustzahl: 1 Nuss auf 1 kg KM kann Vergiftungssymptome auslösen

Alkohol

  • Cave: Alkohol aus dem Lebensmittelbereich, vergorene Früchte und frische Bäckerhefe
  • 2 – 4 mg Alkohol/ml Blut sind als kritisch zu werten
  • Todesfolge ab 5,5 g Ethanol/kg KM

 

Dr. Cornelia Rückert ist Fachtierärztin für Tierernährung und Diätetik und arbeitet in der Landwirtschaftlichen Kommunikations- und Servicegesellschaft mbH. 
Hinweise zur tierärztlichen Ernährungsberatung der Autorin finden Sie unter: https://www.lkvsachsen.de/service/fuetterung.

Ihr OriginalartikelGut gemeint? – Vergiftungen mit Lebensmitteln bei Hund und Katzeerschien in der Kleintier konkret.