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Journal ClubFIP - Nukleosid-Analogon mit Therapieerfolg?

Die Therapie von FIP-Patienten ist unbefriedigend und zumeist endet die Viruserkrankung tödlich. Einen neuen therapeutischen Ansatz gibt es von Prof. Pedersen, der in seiner Studie die Wirksamkeit und Verträglichkeit eines antiviralen Nukleosid-Analogons mit dem Namen GS441524 bei Hauskatzen mit nicht neurologischen Symptomen untersucht.

Quelle: Yvonne Lambach

Therapie bei nicht neurologisch-ophthalmologischer FIP

Prof. Pedersen ist Leiter an der UC Davis und führender Experte auf dem Gebiet der FIP-Forschung. In seine Studien wurden 31 Katzen im Alter zwischen 3 und 73 Monaten einbezogen. 26 Tiere zeigten die sog. feuchte Form der FIP bzw. im Verlauf der Erkrankung auch Körperhöhlenergüsse, 5 Tiere die sog. trockene Form mit granulomatösen Veränderungen ohne ausgeprägte Ergüsse. Patienten mit primär neurologischen oder ophthalmologischen Symptomen wurden aus der Studie ausgeschlossen und eine Kontrollgruppe gab es nicht.

Nach 12 Wochen Therapie konnte bei 18 Tieren eine vollständige Remission beobachtet werden. Bei 8 der 31 Tiere kam es zu einem Rückfall bzw. erneuten Symptomen: Bei 5 dieser 8 Patienten (davon ein neurologisch auffälliger Patient) wurde die Dosis in der Folge verdoppelt und ein erneuter Rückfall blieb aus. Die übrigen 3 Tiere erhielten einen weiteren 12-Wochen-Zyklus mit der Ursprungsdosis. Eine dieser Katzen (mit neurologischer Symptomatik) musste nach einem wiederholten Rückfall euthanasiert werden. Vier Studientiere waren so schwer betroffen, dass sie in den ersten Behandlungstagen euthanasiert wurden oder verstarben, ebenso wie eine andere Katze nach 26 Tagen Therapie. Die Bewertung dieser Fälle bleibt offen.

Den Therapieerfolg beurteilten die Autoren anhand des Körpergewichts sowie der Wachstums- und Entwicklungsschübe bei den noch nicht ausgewachsenen Tieren. Darüber hinaus wurde eine Normalisierung des Blutbilds als positiv bewertet. Die für die FIP-Erkrankung typischen Serum-Eiweißverschiebungen normalisierten sich meist nach 8 – 10 Wochen Behandlung. Bei allen Patienten konnte ein starker kurzfristiger Anstieg des Gesamtproteins und Plasmaglobulins beobachtet werden, bei den betroffenen Tieren meist zeitgleich mit der Remission der Körperhöhlenergüsse. Bei 8 Katzen wurde zudem die Konzentration an viraler RNA im Aszites über die ersten 2 – 7 Tage gemessen und ein deutlicher Abfall registriert.

Als dominierende Nebenwirkungen wurden ein Injektionsschmerz sowie bei über der Hälfte der Patienten oberflächliche bzw. ulzerierende reaktive Dermatitiden beobachtet. Spannend zu sehen war aber, dass es keinen Unterschied zwischen reinrassigen und nicht reinrassigen Katzen gab, somit die These, dass Rassekatzen eine schlechtere Immunität gegen den Erreger entwickeln, widerlegt werden konnte.

Therapie bei neurologisch-ophthalmologischer FIP

Dickinson und Kollegen von der UC Davis beschreiben die Anwendung des Nukleosid-Analogons GS441524 und den Therapieverlauf bei 4 an FIP erkrankten Katzen mit neurologischen und ophthalmologischen Symptomen. Zwei Tiere hatten mildere Symptome, die beiden anderen eine deutlich stärker ausgeprägte Symptomatik. Alle Patienten zeigten vor Therapiebeginn Gewichtsverlust bzw. Untergewicht einhergehend mit Inappetenz sowie anhaltender Lethargie über mehrere Wochen/Monate. Es wurden FIP-typische Laborveränderungen und sonografische Befunde des Abdomens erhoben.

In dieser Studie wurde eine höhere Dosis als in der Studie von Pedersen et al. Verwendet. Eine statistische Auswertung erfolgte nicht. Als herausragender Effekt der Behandlung mit GS441524 konnte eine unmittelbare klinische Verbesserung innerhalb von 24 – 36 Stunden nach Therapiebeginn beobachtet werden. Dabei verbesserten sich Aufmerksamkeit/Allgemeinbefinden, Appetit und Aktivitätslevel rapide. Überdies erlangten die Katzen ihre Fähigkeit, auf erhöhte Flächen zu springen, zurück. Insbesondere diese Verbesserung wurde von den Autoren als Rückgang der neurologischen Symptome gewertet.

Letztlich zeigten 3 von 4 Katzen sehr gute Therapieerfolge (darunter 1 Patientin mit 2-maliger Dosiserhöhung und zusätzlich Prednisolon über 2 Wochen). Die 4. Katze erlitt zwei Rückfälle nach Beendigung der Therapiezyklen und wurde letztendlich euthanasiert.

Anwendung in der Praxis:

Der Wirkstoff hat in ersten Fallstudien eine äußerst gute Wirksamkeit und gute Verträglichkeit bei allen Ausprägungen der FIP gezeigt. Dosis und Behandlungszeitraum konnten und mussten teilweise an den individuellen Krankheitsverlauf angepasst werden, eine Mindestbehandlungszeit von 12 Wochen scheint sich jedoch bewährt zu haben. Als Hauptnebenwirkung wurde in vielen Fällen ein Injektionsschmerz beschrieben und auch als limitierender Faktor der Therapie geschildert. Darüber hinaus muss auch mit tiefergreifenden Injektionsreaktionen gerechnet werden.

Der vielversprechende Wirkstoff ist aktuell jedoch nur für den Forschungseinsatz verfügbar und weltweit bisher nirgends zugelassen. Aufgrund der fehlenden Zulassung ist ein Einsatz in der tierärztlichen Praxis unter Berücksichtigung der arzneimittelrechtlichen Vorschriften nicht möglich. An der LMU München gibt es dazu ebenfalls ein aktuelles Forschungsprojekt.

Originalstudien:

Pedersen NC, Perron M, Bannasch M, Montgomery E, Murakami E, Liepnieks M, Liu H. Efficacy and safety of the nucleoside analog GS-441524 for treatment of cats with naturally occurring feline infectious peritonitis. J Fel Med Surg 2019; 21(4): 271 – 281. doi:10.1177/1098612X19825701

Dickinson PJ, Bannasch M, Thomasy SM et al. Antiviral treatment using the adenosine nucleoside analogue GS441524 in cats with clinically diagnosed neurological feline infectious peritonitis. J Vet Intern Med. 2020: 1 – 7

Der Originalartikel zum Nachlesen:

Für Sie gelesen: FIP-Therapie mit GS441524 – ein Faktencheck kleintier konkret 2020; 23(04): 6-7 DOI: 10.1055/a-1211-1414