
Zur Diagnose einer Futtermittelallergie ist die Eliminationsdiät der Goldstandard. Zwei aktuelle Studien zeigen nun, wie sich deren Länge durch eine kurze Medikamentengabe deutlich verkürzen lässt. Wir haben die wichtigsten Erkenntnisse daraus für Sie zusammengefasst!
Prednisolon zur Verkürzung der Eliminationsdiät
Oclacitinib oder Prednisolon?
Für die Praxis
Eine Futtermittelallergie ist eine mögliche Ursache für die atopische Dermatitis bei Hunden, die auch „futterinduzierte atopische Dermatitis“ genannt wird. Je nach Studie liegt die Prävalenz für eine Futtermittelallergie bei atopischen Hunden bei ca. 30%. Der größere Teil dieser Patienten hat eine Umweltallergie. Einige Rassen wie Schäferhund, Labrador, Golden Retriever und West Highland White Terrier sind besonders häufig betroffen. Juckreiz ist ein sensitives Symptom für Futtermittelallergien, das nahezu bei allen Patienten auftritt. Auch Pyodermien, pyotraumatische Dermatitiden und Otitiden sind häufig.
Es ist wichtig, eine mögliche Futtermittelallergie als Ursache einer atopischen Dermatitis zu erkennen bzw. auszuschließen. Nur so kann die Erkrankung langfristig gut kontrolliert werden. Der Goldstandard der Diagnostik ist nach wie vor eine 8- bis 10-wöchige Eliminationsdiät und anschließende Provokation mit dem ursprünglichen Futter. Futtermittelallergiker verbessern sich in dieser Zeitspanne langsam und haben bei der Provokation innerhalb von 14 Tagen einen Rückfall. Umweltallergiker zeigen während der gesamten 8 – 10 Wochen keine Besserung.
Der lange Diätzeitraum ist notwendig, weil bei Futtermittelallergikern ein sich selbst erhaltender chronischer Entzündungsprozess vorliegt. Dieser bessert sich erst nach einer langen Elimination der Allergenexposition sichtbar. Nun zeigen 2 aktuelle Studien, dass sich die Länge der Eliminationsdiät in den meisten Fällen deutlich verkürzen lässt, indem während der Initialphase der Diät eine kurze Prednisolon- bzw. Oclacitinibtherapie ergänzt wird. Ziel ist es, möglichst viele Entzündungsreaktionen so schnell wie möglich abzustellen.
Prednisolon zur Verkürzung der Eliminationsdiät
Favrot et al. (2019) testeten die Wirksamkeit von Prednisolon, das in den ersten Wochen einer Eliminationsdiät verabreicht wurde. Das Ziel dieser prospektiven Studie war eine frühere Durchführung der Futterprovokation als nach den traditionell empfohlenen 8 Wochen.
In die Studie wurden 53 Hunde mit nicht saisonaler atopischer Dermatitis aufgenommen. Sie wurden ausschließlich mit einer ultrahydrolysierten Diät gefüttert.
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Wenn der Juckreizscore von 2 erreicht war, wurden die Hunde noch eine weitere Woche mit Prednisolon behandelt. Die minimale Therapiedauer betrug 2 Wochen.
Nach dem 1. Behandlungszyklus mit Prednisolon war der Juckreiz bei allen Hunden unter Kontrolle; 2 Wochen nach dem Absetzen zeigten 8 der 53 Hunde (15%) auch ohne Prednisolon allein unter der Diät keinen Rückfall. Diese Hunde erhielten in der Provokationsphase ihre ursprüngliche Diät und zeigten erwartungsgemäß ein Wiederauftreten der Symptome. Sie erhielten wieder die hydrolysierte Diät, und die Symptome besserten sich erneut. Bei allen 8 Hunden wurde die Diagnose futterinduzierte atopische Dermatitis gestellt.
Bei den anderen 45 Hunden traten die Symptome nach Absetzen des Prednisolons trotz Diät innerhalb von 14 (1 – 13) Tagen wieder auf. Bei diesen Hunden wurde das Hydrolysat für mindestens 8 Wochen mit 1 – 2 kurzen weiteren Gaben oder ohne weiteres Prednisolon gefüttert. Bei 43 Hunden lag keine futterinduzierte atopische Dermatitis vor. Bei 2 der 45 Hunde kam es nach der 2-wöchigen Prednisolontherapie noch mal zu einem Rückfall. Dieser konnte erst nach einer erneuten Gabe von Prednisolon langfristig allein mit der Diät kontrolliert werden. Bei beiden Hunden wurde nach insgesamt 44 Tagen Eliminationsdiät eine futterinduzierte atopische Dermatitis diagnostiziert. Die Zahl der betroffenen Hunde erhöhte sich damit von 15% auf 19%.
Die mediane Dauer der Eliminationsdiät bei den futtermittelallergischen Hunden betrug 28 Tage (Median 28 – 44 Tage). Die Zeit bis zum Wiederauftreten der Symptome nach der Provokationsprobe lag median bei 3 Tagen (1 – 10 Tage).
Diese Studie zeigte, dass eine kürzere Eliminationsdiät möglich ist, wenn der anfängliche allergische Juckreiz und die Entzündung mit einer kurzen Gabe von Prednisolon kontrolliert wurde. Die Dauer der Diät konnte in den meisten Fällen von 8 auf 4 – 6 Wochen reduziert werden.
Oclacitinib oder Prednisolon?
Dass 2 der 10 Hunde mit einer futterinduzierten atopischen Dermatitis erst nach einer weiteren Predisolontherapie diagnostiziert werden konnten, führte zu der Frage, ob eine längere Initialbehandlung bzw. weitere Prednisolongaben nach einem Rückfall zu einer genaueren Differenzierung zwischen Hunden mit bzw. ohne futterinduzierte atopische Dermatitis führen könnte. In einer ergänzenden Studie wurde deshalb von Fischer et al. (2021) die Sensitivität und Spezifität des verkürzten Eliminationsdiätprotokolls basierend auf der Anzahl der Rezidive nach Ende einer 2- oder 3-wöchigen Prednisolongabe untersucht. Als weiteres Ziel galt es herauszufinden, ob das Ergebnis beeinflusst wird, wenn Oclacitinib anstelle von Prednisolon verabreicht wird.
In diese Studie wurden 87 Hunde mit nicht saisonaler atopischer Dermatitis aufgenommen. Den Hunden wurde eine Eliminationsdiät gefüttert und entweder Prednisolon (Gruppe A) oder Oclacitinib (Gruppe B) für 2 – 3 Wochen verabreicht. Rezidivierende Hunde wurden ein 2. und bei erneutem Rezidiv ein 3. Mal behandelt. Trat nach 2 Wochen ohne Behandlung kein Rezidiv auf, wurde eine Provokation durchgeführt. Rezidivierende Hunde, die keine 2 Wochen ohne Behandlung durchhielten, bekamen die reguläre Eliminationsdiät.
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58 von 87 Hunden beendeten die Studie; 39 der 58 Hunde erhielten Prednisolon. Bei 21 von ihnen wurde eine futterinduzierte atopische Dermatitis diagnostiziert; 14 Hunde zeigten kein Rezidiv, 6 Hunde hatten 1 Rezidiv und 1 Hund hatte 2 Rezidive. 19 der 58 Hunde erhielten Oclacitinib; bei 11 von ihnen wurde die Diagnose Futtermittelallergiker gestellt (7 Hunde hatten kein Rezidiv, 4 Hunde hatten 2 Rezidive). Die Länge der Eingangsbehandlung (2 oder 3 Wochen) mit Prednisolon beeinflusste das Endergebnis nicht. Der Grenzwert für ein Rezidiv oder kein Rezidiv wurde zur Diagnose einer futterinduzierten atopischen Dermatitis mit einer Sensitivität von 95% für Prednisolon und 63% für Oclacitinib beschrieben. Die Spezifität für beide Wirkstoffe betrug 100%.
Für die Praxis
Die Studien zeigten, dass die Dauer der Eliminationsdiät bei den meisten atopischen Hunden um fast 50% reduziert werden konnte, wenn diese initial mit Prednisolon oder Oclacitinib behandelt wurden. Die Sensitivität war bei Prednisolon höher als bei Oclacitinib, was vermutlich durch den stärkeren entzündungshemmenden Effekt des Prednisolons zu erklären ist.
Eine Verlängerung der Initialtherapie auf 3 Wochen statt 2 Wochen Prednisolon ist prinzipiell nicht erforderlich, sollte bei Patienten mit schweren Entzündungssymptomen aber erwogen werden.
Im Falle eines 1. Rückfalls nach der Initialtherapie sollte die Therapie um 1 Woche verlängert werden, um die Patienten mit einer futterinduzierten atopischen Dermatitis mit einem Rückfall zu erfassen und damit die Sensitivität zu steigern. Bei Patienten mit mehr als 2 Rückfällen kann eine futterinduzierte atopische Dermatitis ziemlich sicher ausgeschlossen werden.
Während der Eliminationsdiät ist eine enge tierärztliche Begleitung erforderlich, um die Resultate und nicht zuletzt auch die Kundenbindung und Compliance zu verbessern. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass die Patienten während der Eliminationsdiät durch die Begleittherapie nahezu beschwerdefrei sind. Dies verbessert die Lebensqualität der Patienten und Tierhalter und animiert zu einem konsequenteren Durchhalten der Diät.
Die verkürzte Eliminationsdiät mit einer Initialbehandlung mit Prednisolon oder alternativ Oclacitinib hat daher viele Vorteile und ist uneingeschränkt für den Praxisalltag zu empfehlen. Ähnlich klare Protokolle wären für die anderen kutanen Formen durch Futtermittelallergien und auch für seltenere Erkrankungen (z. B. Perianalfisteln oder symmetrische lupoide Onychodystrophie), bei denen Futterallergien vermutlich einen begünstigenden Faktor darstellen, für die Zukunft wünschenswert.
Quellen: