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Journal ClubVomitus, Regurgitation, Reflux nach einer OP - Was hilft?

Was hilft gegen Vomitus, Regurgitation und Reflux? Dazu gibt es bereits mehrere Studien, die zeigen, dass das Auftreten von gastroösophealem Reflux, Regurgitation, Aspirationspneumonien während und nach operativen Eingriffen und deren Prävention von immer größerer Bedeutung ist.

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Eine neuere prospektive Studie (Torrente et al. 2017) beschäftigt sich mit der Inzidenz von gastroösophealem Reflux, Vomitus und Diarrhoe. Die Autoren werteten 237 Hunde aus, die eine Allgemeinanästhesie mit Inhalationsanästhetika erhielten. Bei 35,8% der Hunde sahen sie postoperativ irgendeine Störung im Bereich Magen-Darm-Trakt, bei 6,8% Vomitus und bei 11,8% Diarrhoe. Vomitus wurde durch Änderungen des Beatmungsmodus, Gabe eines Kolloids aufgrund einer Hypotension und die Operationsdauer gefördert. Acepromazin senkte das Risiko für Vomitus. Risikofaktor für Durchfall war u. a. das Auftreten einer Hypoxämie. Von den 179 Hunden, die mit einer Ösophagussonde (pH-Meter) überwacht wurden, hatten 22,9% einen gastroösophagealen Reflux (Definition: ösophagealer pH-Wert < 4).

In einer Studie von Davies et al. (2015), die Vomitus und Regurgitieren rein klinisch diagnostizierte, zeigten 5,7% der 244 Hunde Regurgitieren, 5,7% Vomitus und 0,8% beides. Als Risikofaktoren wurde hier das Fehlen von Acepromazin oder eines α2-Agonisten in der Prämedikation, Notfalleingriff, ASA-Status 4, unkastriert, Weichteil- und v. a. Magen-Darm-Eingriffe, neurologische Operationen, die Nutzung von Sevofluran (Isofluran als Referenz) und eine Vorgeschichte von Regurgitieren oder Vomitus ermittelt.

Prophylaxe möglich?

Zu den Prophylaxe-Möglichkeiten untersuchten Lotti et al. (2018 a) den Einfluss von Maropitant (Neurokinin1-Rezeptorantagonist) ohne und mit Omeprazol (Protonenpumpenhemmer) auf den gastroösophealen Reflux bei anästhesierten Hunden (n = 60). Jeweils 20 Hunde erhielten am Abend vor einer Ovariohysterektomie keine Prophylaxe, Maropitant (2 mg/kg KM) oder Maropitant (2 mg/kg KM) plus Omeprazol (1 mg/kg KM). Die Anästhesie erfolgte mit dem häufig emetisch wirkenden Hydromorphon (0,1 mg/kg KM), Propofol (nach Effekt) und Isofluran. Ein Reflux trat bei 60% (ohne Behandlung) bzw. 55% (beide Behandlungsgruppen) auf, ein Inzidenzunterschied bestand nicht. Vomitus konnte reduziert werden und trat bei dem geschilderten Anästhesieprotokoll ohne Medikation bei 48%, bei präoperativer Gabe von Maropitant bei 5% bzw. nach Maropitant plus Omeprazol bei 0% der Tiere auf. Außerdem war unter Prophylaxe der Appetit der Tiere postoperativ höher (Futteraufnahme 120 min nach Extubation). Auch der Schmerzmittelbedarf war in den behandelten Gruppen deutlich geringer (0 bzw. 1/20, Kontrollgruppe 7/21).

Zu ähnlichen Erkenntnissen hinsichtlich der Wirkung von Maropitant auf gastroösophagealen Reflux kam schon eine kleinere Studie (n = 26) von Johnson aus dem Jahr 2014. Hier konnte Maropitant (0,1 mg/kg i. v., 45 – 60 min vor Prämedikation mit 0,1 mg/kg Hydromorphon plus 0,03 mg/kg Acepromazin, Induktion mit Propofol, Erhaltung mit Inhalationsanästhesie) zwar Vomitus sicher verhindern, jedoch bestand kein statistisch signifikanter Unterschied bei der Inzidenz (4/13) von gastroösophagealem Reflux zur Kontrollgruppe (6/13).

Spezialfall brachyzephaler Hund

Auch Costa et al. (2018) haben sich in einer retrospektiven Studie speziell mit dem Thema des postoperativen Regurgitierens bei brachyzephalen Hunden beschäftigt. Sie verglichen die Häufigkeit vor und nach der Einführung eines standardisierten Anästhesieprotokolls, das Risikofaktoren vermeidet (restriktive Opioid-Nutzung), eine medikamentelle Prophylaxe enthält (Dopaminantagonist Metoclopramid 0,5 mg/kg plus H2-Antihistaminikum Famotidin 1 mg/kg) und die Überwachung verbessert (Erwachen auf der Intensivstation). Die Autoren konnten zeigen, dass dieses standardisierte Anästhesieprotokoll die Häufigkeit von Regurgitieren von 35% auf 9% senken kann.

 

Originalstudien:

Costa et al. 2018 doi:10.1016/j.vaa.2018.09.010 ; Davies et al. 2015 doi:10.2460/javma.246.3.327 ; Johnson 2014 doi:10.1111/vaa.12120 ; Lotti F et al. 2018a doi:10.1016/j.vaa.2018.09.022 ; Lotti F 2018b doi:10.1016/j.vaa.2018.09.023 ; Poncet CM et al. 2005 doi:10.1111/j.1748-5827.2005.tb00320.x ; Torrente C et al. 2017 doi:10.1111/vec.12613

Prof. Dr. Michaele Alef ist Leiterin Anästhesie und Operative Intensivmedizin an der Kleintierklinik der Universität Leipzigist mit Schwerpunkt Kleintierkrankheiten. 

Ihr Originalartikel "Für Sie gelesen: Vomitus, Regurgitation, Reflux aus der Sicht des Anästhesisten" erschien in der Kleintier konkret.

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