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Spezial: HypertonieBlutdruckmessung bei der Katze

Anlässlich des Welthypertonie-Tages am 17.05.2023 gibt es eine ganze Spezialwoche zur Hypertonie bei Hund und Katze. Heute geht es um die Blutdruckmessung bei der Katze.

Veterinarian examining cat in vet's surgery
Robert Daly/KOTO / stock.adobe.com

Zur Diagnostik der Hypertension gibt es viel zu beachten: Die Blutdruckmessung an sich muss akkurat durchgeführt werden, die Messdaten vorsichtig interpretiert und das Ergebnis im Zusammenhang mit anderen Untersuchungsergebnissen analysiert werden. Und: Das Auftreten von Endorganschäden spielt eine wichtige Rolle!

Basisfakten

Der Blutdruck wird durch den peripheren Widerstand der Gefäße und das Herzminutenvolumen bedingt. Letzteres ist vom Schlagvolumen und der Herzfrequenz abhängig, und das bedeutet: Bei einer Zunahme der Herzfrequenz kann der Blutdruck deutlich steigen und unter Umständen falsch hohe Werte liefern. Es ist wichtig, dass man diesen Zusammenhang berücksichtigt, um das Ergebnis einer Blutdruckmessung adäquat interpretieren zu können. Angegeben wird der Blutdruck in Millimeter Quecksilbersäule (mmHg).

Für eine richtig durchgeführte Blutdruckmessung als Grundlage der Diagnose einer Hypertension und deren Behandlung gibt es grundsätzlich 2 verschiedene Methoden:

  • Die direkte, invasive Messung erfolgt über einen arteriellen Katheter. Ihre Anwendung findet sie in der Anästhesie, Intensivmedizin und im Herzkatheterlabor. Für die Anwendung bei der wachen Katze im Praxisalltag ist sie nicht geeignet.

  • Die indirekte, nicht invasive Messung des Blutdruckes wird mittels Doppler-Methode oder Oszillometrie durchgeführt.

Optimale Blutdruckmessung

Um zuverlässige Messergebnisse zu erhalten, ist es wichtig, ein standardisiertes Untersuchungsprotokoll einzuhalten, und die Blutdruckmessung immer an einem ruhigen Ort durchzuführen. Es hat sich bewährt, die Katzen in einem ruhigen, geschlossenen Raum ohne laute Umgebungsgeräusche warten zu lassen. Ein eigener Katzenbehandlungsraum, in dem sich die Katzen frei bewegen und den Raum erkunden können, wäre optimal. Eine sanfte und ruhige Manipulation ist essenziell, um situationsbedingte Blutdruckschwankungen zu vermeiden.

Die Blutdruckmessung sollte möglichst immer vor anderen Untersuchungen oder Eingriffen erfolgen. In der Regel ist die Katze zu diesem Zeitpunkt noch deutlich ruhiger. Des Weiteren ermöglicht es einem, den Blutdruck nach einer gewissen Zeit zu wiederholen, sollte einem der erste Wert nicht adäquat erscheinen. Für die Messung wird die Katze in Brustbauchlage oder Seitenlage gebracht. Die Untersuchung auf dem Schoß der Besitzer oder auf dem des Untersuchers hat sich ebenso bewährt.

Messungen können an der Vorder- oder Hintergliedmaße oder dem Schwanz erfolgen. Wichtig ist, dass man bei den Kontrollen immer denselben Messort verwendet, da die Messungen situationsbedingt an der Vorderpfote immer niedriger sein werden als an der Hintergliedmaße oder dem Schwanz. Eine gute Dokumentation ist deswegen besonders für Kontrolluntersuchungen sehr wichtig. Neben der Angabe der Manschettengröße und dem Messort, sollte immer auch die Herzfrequenz eingetragen werden.

Merke

Für den Katzenblutdruck gilt: Messort immer gleich, Herzfrequenz, Messort und Manschettengröße dokumentieren!

Die Doppler-Methode

Die Doppler-Methode ist die am häufigsten angewandte Messmethode und funktioniert sowohl in Narkose als auch im wachen Zustand. Sie wird nicht durch eine hohe oder niedrige Herzfrequenz oder eine Arrhythmie beeinflusst. Der größte Nachteil ist die alleinige Bestimmung des systolischen Blutdruckes. Der Konsensus des American College of Veterinary Internal Medicine von 2018 klassifiziert jedoch die Stadien der Hypertension basierend am systolischen Wert, sodass dieser Wert ausreichend ist.

Für die Messung wird ein Dopplergerät mit Ultraschallsonde, ein Sphygmomanometer, Manschetten in unterschiedlichen Größen, Alkohol, Ultraschallgel, Kopfhörer und evtl. eine kleine Schermaschine benötigt.

Die Manschettengröße wird an das Tier angepasst. Bei der Katze beträgt die Manschettenbreite ca. 30 – 40% des Bein- oder Schwanzumfangs. Eine zu große Manschette führt zu falsch niedrigen, eine zu kleine Manschette zu falsch hohen Messwerten. Es lohnt sich, Kindermanschetten aus der Humanmedizin anzuwenden, da es diese in der Regel in 5 Größen gibt. Bei einer durchschnittlichen 5-kg-Katze kommt in der Regel die Manschettengröße 2 zum Einsatz.

Durchführung

Die Manschette wird an das Manometer gekoppelt und zum Test aufgepumpt. Lässt sich das Manometer nicht aufpumpen, so muss man nach einem Leck im System suchen, denn mit der Zeit kann die Manschette oder der Schlauch des Manometers undicht werden.

Bei den meisten Katzen ist es ausreichend, das Fell im Bereich der Pfoten zu scheiteln und vorsichtig mit Alkohol zu befeuchten. Die Schermaschine kommt bei Messungen am Schwanz und bei langhaarigen Katzen mit verfilztem Fell im Bereich der Pfoten zum Einsatz. Wenn möglich, sollte man Scheren vermeiden, da das die meisten Katzen stresst. Es ist wichtig, dass genug Ultraschallgel auf die Blutdrucksonde aufgebracht wird, um ein akustisches Signal ohne Artefakte zu hören. Dann wird die Manschette oberhalb des Messortes angebracht und sollte nicht zu locker sitzen, da es sonst zu Messfehlern kommen kann:

  • Misst man an der Vorderpfote (Arteria digitalis palmaris), so kann man sich am Daumen der Katze orientieren. Zwischen diesem und dem Hauptballen verläuft die Arterie, und das Auffinden ist bei der Katze einfacher als beim Hund.

  • Die Messung am Schwanz erfolgt an der Unterseite der Schwanzwurzel. Hier findet man die Arteria coccygea, die wie in einer kleinen Furche gut geschützt liegt. Da sich nur Knochen um diese Arterie befindet, ist das Auffinden an dieser Stelle sehr einfach. Diese Methode ist bei schwer einzuschätzenden oder gar aggressiven Katzen vorzuziehen.

Zusätzlich wird empfohlen, dass der Untersucher Kopfhörer aufsetzt, damit sich die Katze durch die Geräusche nicht stresst. Der erste ermittelte Wert wird immer verworfen: Er dient dazu, einzuschätzen, wie das Tier reagiert und in welchem Messbereich man den systolischen Blutdruck zu erwarten hat. Es sollten so viele Messungen durchgeführt werden, bis die Schwankungen unter 20% liegen. Bei manchen Katzen sind nur drei Messungen nötig, bei der Mehrheit ist es angebracht, mehr als fünf durchzuführen. Die meisten Tiere beruhigen sich während der Untersuchung, und dann gilt: Der niedrigste Wert ist ausschlaggebend. Bei Unsicherheit oder erhöhtem Wert muss die Messung nach einer Pause oder zu einem neuen Termin kontrolliert werden.

Praxistipp

Bei der Katze misst die Doppler-Methode im hypotensiven Bereich tendenziell einen zu tiefen Blutdruck. Der systolische Blutdruck entspricht dem gemessenen Druck plus ca. 15 mmHg.

Messung mittels Oszillometrie

Bei der konventionellen Oszillometrie wird der systolische, diastolische und mittlere Blutdruck anhand oszillometrischer Schwingungen berechnet, und es handelt sich um eine automatische Messung. Die Messungen bei Hunden unter 7 kg und bei Katzen sind jedoch so unsicher, dass sie bei der Katze nicht angewandt werden sollte. Diese Methode ist anfällig für Bewegungsartefakte, sodass viele Messungen nötig sein können, bis man ein Ergebnis erhält. Bei zu hohen, zu niedrigen und unregelmäßigen Herzfrequenzen werden falsche Messergebnisse ermittelt.

Das HDO (High Definition Oscillometry) stellt eine verbesserte Messmethode im Vergleich zur konventionellen oszillometrischen Messung dar. Es ermittelt eine Echtzeiterfassung der Oszillation der Arterienwand, mit Darstellung einer Pulswellenamplitude. Der systolische und diastolische Druck wird gemessen, und nicht berechnet. Die Messungen erfolgen automatisch und die Werte sind aufgrund der Darstellung einer Grafik kontrollierbar. Allerdings muss die Interpretation der Grafik geübt werden.

Die Methode eignet sich zum Einsatz bei hohen Herzfrequenzen und bei Arrhythmien, allerdings fehlen die Korrelationen der Messwerte mit anderen Methoden, und sie ist für Bewegungsartefakte und Geräusch im Hintergrund anfällig.

Schlüsselpunkte zur Blutdruckmessung bei der Katze

  • Wartezeiten vermeiden, Halter und Katze direkt in den Behandlungsraum einsetzen

  • Sanftes Handling, Katzen Zeit geben zur Gewöhnung, evtl. Auslauf im Raum gewähren

  • Möglichst immer denselben Messort (Schwanz, Pfote) verwenden, für Folgetermine in Kundenkartei dokumentieren

  • Passende (Kinder-)Manschette und Messort einsetzen und beides in der Kartei notieren

  • Messergebnis zusammen mit der Herzfrequenz dokumentieren

  • Bei auffällig hohen und niedrigen Messergebnissen: Messung wiederholen!

Ist meine Messung richtig?

Der Blutdruck stellt keine statische Zahl dar. Die Ergebnisse können variieren, abhängig von der zu untersuchenden Katzenpopulation, der Messtechnik, dem Umgang mit der Katze und der Erfahrung des Untersuchers. Jede neue Messmethode bedarf einer genauen Einweisung und einem Training. Nur so lassen sich Fehler vermeiden und die ermittelten Ergebnisse interpretieren und anhand der Situation korrekt einschätzen:

  • Falsch niedrige Werte können gemessen werden, wenn eine zu große Manschette angewandt wird oder andere technische oder personelle Fehler auftreten. Krankheitsbedingt kann ein schlechter Hydratationsstatus und ein erhöhter Vagotonus zu niedrigeren Werten führen.

  • Falsch hohe Werte liegen bei Stress, Angst und Belastung vor. Eine inadäquate Umgebung oder Situation (Station, offener Behandlungsraum, gemeinsames Wartezimmer Hunde und Katzen, Manipulation vor Untersuchung u. Ä.) muss ebenfalls ausgeschlossen werden. Der häufigste technische Fehler für falsch hohe Werte ist die Verwendung einer zu kleinen Manschette.

Merke

Zu große Manschetten „senken“ den Blutdruck, zu kleine Manschetten „heben“ ihn an.

Fazit

Blutdruckmessung bei der Katze ist kein Luxus, sondern ein sinnvolles diagnostisches Instrument für die Gesundheitsprophylaxe und zur Einleitung und Kontrolle einer passenden Therapie. Mit dem richtigen Handling, den passenden Geräten und Übung bei der Durchführung können viele Samtpfoten und deren Besitzer von dieser nichtinvasiven Untersuchungsmethode profitieren.

 

Der Originalartikel zum Nachlesen:

März I. Blutdruckmessung bei der Katze – So meistern Sie die Herausforderung!. Veterinärspiegel 2020; 30(01): 10 - 16. doi:10.1055/a-0976-5967.

(RG)