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Spezial: HypertonieJournal Club: Blutdruckmessung während der Anästhesie

Anlässlich des Welthypertonie-Tages am 17.05.2023 gibt es eine ganze Spezialwoche zur Hypertonie bei Hund und Katze. Heute geht es um die Blutdruckmessung während der Anästhesie.

the dog is anesthetized on the operating table in a veterinary c
Katy / stock.adobe.com

Die Messung des arteriellen Blutdrucks gilt als wichtiges Überwachungsverfahren und wird in der Leitlinie zur anästhesiologischen Versorgung von Hund und Katze für eine längere Anästhesiedauer und die Inhalationsanästhesie gefordert. In der klinischen Routine wird dabei häufig auf indirekte nicht-invasive Messmethoden zurückgegriffen. Lange Zeit galt die (personalintensive) Messung mithilfe des Ultraschalldopplers (nur systolischer Blutdruck) als recht verlässlich. Diverse Studien mit einem Vergleich zum invasiv gemessenen Blutdruck zeigten jedoch eine schlechte Übereinstimmung (z. B. Seliškar et al. 2013, Moll et al. 2018). Die oszillometrische Messung hat den Vorteil, dass sie automatisch (im Intervall oder manuell gestartet) systolischen, diastolischen und Mitteldruck bestimmt. Doch auch bei Nutzung der High-Definition-Oszillometrie (siehe auch Egner 2009) ist die Übereinstimmung mit dem invasiv gemessenen arteriellen Blutdruck in der Anästhesie nicht optimal, vor allem hinsichtlich des systolischen Blutdrucks (Seliškar et al. 2013, Drynan u. Raisis 2013).

Fasst man die Studien der letzten Jahre zusammen, so schwankt die Verlässlichkeit der nicht-invasiven Blutdruckmessung je nach Messmethode, Gerät, Applikationsstelle und bestehendem Blutdruck.

Zunge als Alternative?

Während beim Menschen an den typischen Messstellen die Arterie von Weichteilgewebe umgeben ist, ist der Weichteilanteil bei Hund und Katze dort eher gering, da wegen der konischen Form von Oberarm und -schenkel auf die distalen Gliedmaßen oder den Schwanz zurückgegriffen werden muss. Dies könnte eine Ursache für die mäßige Übereinstimmung sein. Eine Studie von Kim et al. (2022) prüft nun, ob die Zunge (besser) geeignet ist. Dort ist die mittig gelegene, relativ große Arterie von Muskulatur umgeben, kein Knochen stört. Außerdem ist die Zunge bei vielen anästhesierten Patienten gut erreichbar, wird jedoch häufig für die Pulsoximetrie genutzt, was bei gleichzeitiger nicht-invasiver Blutdruckmessung nicht sinnvoll wäre.

Studie

In der prospektiven experimentellen Studie an 8 erwachsenen Beaglen (im Mittel 11 kg) wurde nach Prämedikation mit Acepromazin (5 µg/kg KG i. v.) die Anästhesie mit Alfaxalon (3 mg/kg KG i. v.) eingeleitet und mit Isofluran erhalten. Die Tiere wurden beatmet. Der arterielle Blutdruck wurde invasiv in der A. dorsalis pedis gemessen und gleichzeitig nicht-invasiv oszillometrisch (Vet25, Suntech Medical Inc.) mit einer größenentsprechenden Manschette an Zunge (rostral des Frenulums), Hinterbein (dorsal des Tarsus) und Schwanz (Basis). Gemessen wurde in hypertensiven (> 140 mmHg durch Dobutamin- oder Dopamin-Infusion), normotensiven (90 – 140 mmHg) und hypotensiven Phasen (< 90 mmHg durch Isofluran endexspiratorisch bis 4 Vol-%). Die Ergebnisse wurden mit den Anforderungen des American College of Veterinary Internal Medicine (ACVIM) und den strengeren der American Association for Medical Instrumentation (AAMI) verglichen.

Ergebnisse

Die Breite der Manschette im Verhältnis zum Durchmesser der Messstelle lag im Mittel bei 42 (Zunge, Schwanz) bzw. 44% (Bein) und entsprach damit weitgehend den Empfehlungen (40%). Der mittlere Blutdruck stimmte an jeder Messstelle und über einen weiten Druckbereich ausreichend gut (ACVIM- und AAMI-Kriterien) mit dem invasiv gemessenen überein. Dasselbe galt für den diastolischen Druck gemessen an Schwanz und Gliedmaßen, während an der Zunge nur die weniger strengen Kriterien des ACVIM erfüllt wurden. Die Übereinstimmung des systolischen Blutdrucks war generell schlecht, lediglich in Hypotension war die Übereinstimmung akzeptabel. Hier wurden nur an der Zunge die strengeren Anforderungen der AAMI erfüllt. An diesem Messort wird bei Hypotension in 90% (systolischer Druck) bis 97% (mittlerer Druck) der Messungen eine Differenz zum invasiv gemessenen Wert von unter 10 mmHg erreicht. An den anderen Messstellen war dies seltener der Fall, vor allem beim systolischen Blutdruck. Komplikationen (geschwollene Zunge) traten nicht auf.

Fazit

Die Zunge scheint eine gute Alternative für die Platzierung der Messmanschette bei der oszillometrischen Blutdruckmessung in Allgemeinanästhesie zu sein. Gerade bei Hypotension ist sie möglicherweise den anderen Platzierungsstellen überlegen, je nach Betrachtungsweise sind die Unterschiede zu anderen Messstellen jedoch nicht besonders groß. Die Zunge stellt damit eine gute Ergänzung dar, löst aber nicht die Probleme der nicht-invasiven Blutdruckmessung.

 

Quellen:

  • Kim D, Kim H, Shin D et al. Evaluation of the tongue for oscillometric measurement of arterial pressure in anesthetized Beagle dogs. Vet Anaesth Analg 2022; 49(2): 149 – 155
  • Egner B. Einführung in die HDO-Analyse (High-Definition-Oszillometry) – Grundlagen. Kleintier konkret 2009; 5: 18 – 34
  • Drynan EA, Raisis AL. Comparison of invasive versus noninvasive blood pressure measurements before and after hemorrhage in anesthetized greyhounds using the Surgivet V9203. J Vet Emerg Crit Care (San Antonio). 2013; 23(5): 523 – 531
  • Moll X, Aguilar A, García F et al. Validity and reliability of Doppler ultrasonography and direct arterial blood pressure measurements in anaesthetized dogs weighing less than 5 kg. Vet Anaesth Analg 2018; 45(2): 135 – 144
  • Seliškar A, Zrimšek P, Sredenšek J et al. Comparison of high definition oscillometric and Doppler ultrasound devices with invasive blood pressure in anaesthetized dogs. Vet Anaesth Analg 2013; 40(1): 21 – 27
  • Michaele Alef, Leipzig

Der Originalartikel zum Nachlesen:

Für Sie gelesen: Tipp zur Blutdruckmessung während der Anästhesie. kleintier konkret 2022; 25(03): 6 - 7. doi:10.1055/a-1825-9149.

(RG)