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Bei Durchfall und Erbrechen besteht der erste Therapieansatz meist in der Verfütterung einer hochverdaulichen Diät. Diese kann selbst zusammengestellt oder ein kommerzielles Produkt sein und zeichnet sich durch folgende Eigenschaften aus:
- hochverdauliches tierisches Eiweiß (bevorzugt Muskelfleisch, möglichst Verzicht auf Innereien und bindegewebsreiche Schlachtabfälle), 18 – 25 g Rohprotein/100 g Trockensubstanz (TS) empfohlen
- aufgeschlossene Kohlenhydrate als Energielieferant, 1,5 – 1,8 MJ ME/100 g TS empfohlen
- geringer Rohfasergehalt (< 2% in der Trockensubstanz)
- geringer Rohaschegehalt
- geringer Fettgehalt unter Sicherstellung der Versorgung mit essenziellen Fettsäuren (pflanzliche Öle), < 8 g/100 g TS empfohlen
Als geeignete fettarme Fleischsorten können hierbei zum Beispiel Geflügelfleisch (ohne Haut), Schnitzelfleisch vom Schwein oder auch Magerfisch (z. B. Seelachs oder Kabeljau) zum Einsatz kommen. Diese sollten auf jeden Fall ausreichend erhitzt werden – bevorzugt gekocht (beim Braten auf geringen Fetteinsatz achten) –, um die Verdaulichkeit zu erhöhen und den möglichen Eintrag pathogener Bakterien (Salmonellen, Campylobacter) auszuschließen. Die Verfütterung kann im warmen oder abgekühlten Zustand erfolgen. Manche Hunde fressen eine lauwarme Mahlzeit lieber, da sie intensiver riecht und schmeckt.
Als aufgeschlossene Kohlenhydrate können gekochte Getreideflocken (z. B. Haferflocken, Feinblatt), gekochter Reis oder auch gekochte Kartoffelflocken gefüttert werden [Tab. 1].
Futtermittel | Menge | Anmerkung |
---|---|---|
Beispielration 1 | ||
Hühnerbrust | 150 g | nur gekocht/gebraten anbieten |
Leinöl | 2,5 g (~ ½ TL) | kann bei nur kurzfristiger Fütterung über wenige Tage auch weggelassen werden |
Reis, poliert | 150 g | weich/sämig gekocht anbieten |
Möhren | 50 g | nicht zwingend notwendig; nur ausreichend gekocht anbieten |
vitaminisiertes Mineralfutter | ~ 7 g | kann bei nur kurzfristiger Fütterung über wenige Tage auch weggelassen werden |
Beispielration 2 | ||
Seelachsfilet | 200 g | nur gekocht/gebraten anbieten |
Leinöl | 2,5 g (~ ½ TL) | kann bei nur kurzfristiger Fütterung über wenige Tage auch weggelassen werden |
Kartoffelflocken | 180 g | in warmem Wasser einweichen oder kurz aufkochen |
Möhren | 50 g | nicht zwingend notwendig; nur ausreichend gekocht anbieten |
vitaminisiertes Mineralfutter | ~ 7 g | kann bei nur kurzfristiger Fütterung über wenige Tage auch weggelassen werden |
Zeigt der Patient starkes, akutes Erbrechen und/oder Durchfall, kann ein Nahrungsentzug über ca. 24 Stunden sinnvoll sein. Es ist jedoch unbedingt auf eine ausreichende Wasseraufnahme zu achten. Während dieser Zeit bieten sich zudem Elektrolyttränken an, um die Elektrolytverluste zu kompensieren. Hierfür kann 1 l Wasser mit 20 g Traubenzucker und 3,5 g Kochsalz versetzt werden.
Verweigert der Patient die Wasseraufnahme oder erbricht Wasser in größeren Mengen, ist eine parenterale Flüssigkeits- und Elektrolytsubstitution angezeigt.
Bei Welpen wird der komplette Nahrungsentzug über die ersten 1 – 2 Tage kritisch diskutiert. Entsprechend der WHO-Empfehlungen zur Diätetik bei an Durchfall erkrankten Kleinkindern „Donʼt stop to feed the child“ wird auch bei Welpen und Junghunden bis zum 4. Lebensmonat davon abgeraten, die Tiere auf Nulldiät zu setzen. Stattdessen haben sich hier kleine Mengen hochverdaulicher Rationen als nützlich erwiesen, und es wurde eine reduzierte Morbidität, z. B. bei Parvoviroseinfektionen, beobachtet. Zu beachten ist allerdings, dass im akuten Krankheitsgeschehen die Darmwand durchlässiger ist und es somit zum Durchtritt größerer Proteinfragmente kommen kann. Hieraus steigert sich das Risiko, dass auf das betreffende Protein eine Allergie entwickelt wird. Daher ist es ratsam, in dieser Zeit eine Proteinquelle zu verwenden, die ansonsten nicht gefüttert wird/werden soll („Opferprotein“).
Merke
“Donʼt stop to feed the child”: Welpen und Junghunden bis zum 4. Lebensmonat mit Durchfall sollten keine Nulldiät, sondern viele kleine, hochverdauliche Portionen erhalten.
Beeinflussung der Kotqualität
Zur Beurteilung der Kotqualität liegt ein 5-stufiger Kot-Score vor. Dieser teilt die Kotkonsistenz zwischen die Stufen 1 – flüssig bis 5 – hart ein. Die beiden ersten Stufen „flüssig“ und „dünnbreiig“ werden als Durchfall bezeichnet.
Kot-Score
- Stufe 1: flüssig
- Stufe 2: dünnbreiig
- Stufe 3: weich geformt
- Stufe 4: geformt (ohne Rückstände entfernbar)
- Stufe 5: hart, tlw. erschwerter Kotabsatz
Je nach Art des Durchfallgeschehens und der begleitenden klinischen Symptomatik kann man hier zwischen Dünndarm- und Dickdarmdurchfall unterscheiden.
Dünndarmdurchfall kann von Erbrechen begleitet sein (ist aber kein Muss) und deutlicher Abdominalschmerz, evtl. in Verbindung mit Darmgeräuschen, ist typisch. Zudem werden oft deutlich erhöhte Kotmengen abgesetzt, und bei länger andauerndem Durchfallgeschehen kommt es häufig zu Körpergewichtsverlust.
Dickdarmdurchfall hingegen zeichnet sich durch kleine Kotmengen aus, die hochfrequent abgesetzt werden. Häufig werden Schleimbeimengungen beobachtet. Gleichzeitiges Erbrechen ist untypisch. Tiere mit Dickdarmdurchfall zeigen keinen Gewichtsverlust.
Während für Dünndarmdurchfälle die eingangs erwähnten Diätetikkonzepte Anwendung finden (initiale Nahrungskarenz für 1 – 2 Tage, danach hochverdauliche Diät), kommen bei der Behandlung von Dickdarmdurchfällen vor allem diätetische Fasern zum Einsatz.
Diätetische Fasern
Dies können zum einen unverdauliche Fasern (z. B. Lignocellulose oder Flohsamenschalen) sein, die ein hohes Wasserbindungsvermögen haben und somit den Kot eindicken. In diesem Zusammenhang muss jedoch mit dem Besitzer kommuniziert werden, dass sich auch das Kotvolumen erhöht.
Zum anderen können fermentierbare Fasern eingesetzt werden, deren Wirkungsweise im Abschnitt „Präbiotika“ weiter erläutert wird.
Unterstützung des Mikrobioms
Vom hinteren Anteil des Dünndarms nimmt die Anzahl von Bakterien in Richtung Kolon stetig zu. Im Kot werden Konzentrationen von 1011 – 1012 Bakterien/g gefunden. Damit bestehen allein ca. 25% der Kotmasse aus abgestorbenem Bakterienmaterial, über 90% davon sind Anaerobier.
Zur Unterstützung des physiologischen Darm-Mikrobioms kann der Einsatz von Probiotika und Präbiotika ratsam sein.
Probiotika
Bei Probiotika handelt es sich um lebende Mikroorganismen, die durch ihre nutritive Zufuhr helfen sollen, die physiologische Besiedlung des Darms zu unterstützen und somit pathogene Bakterienstämme zu verdrängen.
Aus futtermittelrechtlicher Sicht sind bisher nur 2 Bakterienstämme – Lactobacillus acidophilus und Enterococcus faecium – zugelassen (z. B. in Bactisel-HK, Selectavet; Symbio Pet Dog, SymbioPharm; OmniBiotic Cat & Dog, OmniBiotic). Zudem muss die Darreichungsform beachtet werden: Sind die Mikroorganismen nicht ausreichend ummantelt, kommt es zu einem Abbau im Magen.
Wichtig zu erwähnen ist, dass bisher wenig über das physiologische Mikrobiom des Hundes bekannt ist. Es ist unklar, ob es das „eine ideale“ Mikrobiom gibt oder dies vielmehr eine individuelle Anpassung, z. B. auch an die aktuelle Fütterung, ist und es zudem rassespezifische Einflüsse gibt.
Präbiotika
Präbiotika sind per definitionem Nährstoffe, die der physiologischen Darmflora als Nährsubstrat dienen. Zumeist werden hier fermentierbare Substrate eingesetzt. Dazu zählen Pektine, Guar, Fructooligosaccharide (FOS), aber auch resistente Stärke. Diesen Substanzen gemein ist die Tatsache, dass sie nicht körpereigen im Dünndarm aufgeschlossen werden, da die enzymatische Ausstattung fehlt. Sie fluten also im hinteren Dünndarmbereich sowie im Dickdarm an und werden dort mikrobiell fermentiert. Als Hauptprodukt entstehen kurzkettige Fettsäuren, allen voran Butyrat. Butyrat hat einen protektiven und proliferationsfördernden Effekt auf die Darmzotten und senkt den pH-Wert der Darmingesta. Das saure Milieu wiederum verhindert die übermäßige Vermehrung der meisten pathogenen Darmbakterien, die ein eher alkalisches Milieu bevorzugen.
Präbiotika sollten in ihrer Dosierung genau angepasst werden, meist werden 0,5 – 1 g/kg KM empfohlen. Zu hohe Mengen ohne vorherige Adaptation können ihrerseits zu Durchfall führen.
Allergie vs. Unverträglichkeit
Häufig wird eine rezidivierende Magen-Darm-Problematik von Patientenbesitzer*innen auf Futterkomponenten zurückgeführt, die eine Allergie oder Unverträglichkeit ausgelöst haben, wobei beide Begriffe gern gleichbedeutend verwendet werden.
Allergie
Eine Allergie basiert auf einer Antigen-Antikörper-Reaktion. Daher kommt es auch bei der Aufnahme kleinster Mengen des allergieauslösenden Futtermittelbestandteils zu einer systemischen Reaktion. Diese äußerst sich aber seltener als angenommen in Form von Erbrechen und Durchfall, sondern häufiger durch Juckreiz und einer damit ausgelösten Hautproblematik.
Eine Ausnahme stellt hierbei die Gluten-Enteropathie dar. Diese ist bisher rassespezifisch beim Irish Red Setter beschrieben, eine genetische Komponente ist wahrscheinlich. Die Tiere fallen durch entzündliche Veränderungen der Darmschleimhaut auf und zeigen vor allem als Junghunde therapieresistente Durchfälle und Untergewicht bei Verfütterung glutenhaltiger Futtermittel. Eine Umstellung auf eine glutenfreie Diät (z. B. Reis, Mais oder Kartoffeln als Kohlenhydratquelle) ist das Therapeutikum der Wahl.
Unverträglichkeit
Eine individuelle Reaktion auf eine Futtermittelkomponente, die mit einer Magen-Darm-Symptomatik einhergeht, ist meist eher mit einer Unverträglichkeitsreaktion zu begründen. Hierbei kommt es durch eine reduzierte Aktivität körpereigener Verdauungsenzyme zu einem mangelhaften Aufschluss einzelner Nährstoffe. Dies kann einen patientenindividuellen Hintergrund haben. Es wird aber auch beobachtet, dass einige Rassegruppen reduzierte Enzymaktivitäten für den Aufschluss einzelner Nährstoffgruppen aufweisen.
So zeigen nordische Rassen (Schlittenhunde wie Siberian Husky oder Alaskan Malamut oder Hunde vom Urtyp wie z. B. der Akita Inu) häufig eine reduzierte Amylaseaktivität. Dies zeigt sich in einer verringerten Stärke-Verdaulichkeit. Bei diesen Rassen sollten stark kohlenhydrathaltige Rationen vermieden werden. Im Gegenzug dazu sind protein- und fettreiche Rationen für die Rassetypen meist sehr gut verdaulich.
Das andere „Extrem“ weisen südländische Rassen wie die Windhundeartigen auf. Diese Hunde wurden ursprünglich mit hohen Kohlenhydratanteilen gefüttert, weswegen hier die Protein- und Fettverdaulichkeit bei einigen Individuen reduziert ist und überhöhte Mengen davon mit reduzierter Verdaulichkeit quittiert werden.
Infektiöse Durchfälle
Es gibt einige Aspekte, die bei der Behandlung nachweislich infektiös bedingter Durchfallgeschehen berücksichtigt werden sollten.
Bakteriell
Primär bakteriell bedingte Durchfälle sind beim erwachsenen Hund selten zu beobachten. Nur durch die Aufnahme stark mit Salmonellen, Campylobacter oder Clostridien belasteter Futtermittel (z. B. Fütterung roher Schlachtabfälle oder roher Geflügelprodukte in BARF-Rationen) werden klinische Symptome beobachtet. Dies tritt vor allem auf, wenn schon vorher eine Dysbiose, z. B. durch Fütterungsfehler oder eine orale Antibiotika-Therapie, vorlag. Meist bleiben aber auch diese Hunde symptomlos, entwickeln sich aber zu latenten Ausscheidern (Cave v. a. bei immunsupprimierten Patientenbesitzer*innen!).
Die diätetische Begleitung dieser Patienten richtet sich primär auf den Ausgleich des Flüssigkeits- und Elektrolytverlusts, zusätzlich kommen die eingangs erwähnten Schonkost-Prinzipien zur Anwendung.
Eine Besonderheit gilt bei Clostridien-Infektionen: Clostridien benutzen vor allem tierisches Protein als Nährsubstrat. Daher sollte die Fütterung bedarfsüberschreitender Proteinmengen vermieden werden. Zudem sollten keine Proteinqualitäten mit hohem Bindegewebsanteil (z. B. Schlachtabfälle oder Trockenkauartikel) verfüttert werden. Diese sind körpereigen schlechter verdaulich und somit fluten höhere Mengen unverdauten Proteins in den hinteren Dünndarmabschnitten an. Günstig hat sich in diesem Zusammenhang die Fütterung pflanzlicher Proteinquellen (z. B. Sojaproteinisolat) sowie die Zugabe einer Rohfaserquelle (z. B. 1 – 2 g Weizenkleie/kg KM) erwiesen.
Viral
Viral bedingte Durchfälle (Rota-, Corona-, Parvoviren) sind wesentlich häufiger als Durchfallgeschehen bakteriellen Ursprungs. Vor allem Junghunde sind regelmäßig betroffen. Die Infektionsquellen sind jedoch nicht kontaminierte Futtermittel, sondern der direkte Kontakt zu infizierten Artgenossen oder mit infektiösen Ausscheidungen.
Meist kommt es zu einer starken Schleimhautschädigung, weshalb sich bei viralen Durchfällen viel eher als bei den bakteriell bedingten eine anfängliche Fastenzeit von 1 – 2 Tagen bewährt hat, um eine Regeneration der Darmschleimhaut zu erleichtern. In diesem Zeitraum sollte aber unbedingt auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und Elektrolytsubstitution geachtet werden [Tab. 2]. Idealerweise werden neben Kochsalz als Natriumlieferant und Glukose auch Kaliumverbindungen und Bikarbonat zur Behebung der häufig bestehenden Azidose zugesetzt.
Grad der Exsikkose | Beurteilung | Flüssigkeitsbedarf |
---|---|---|
gering | Hautfalte verstreicht < 2s | 25 ml/kg KM/d |
mittelgradig | Hautfalte verstreicht > 2s | 40 ml/kg KM/d |
schwer | Hautfalte verstreicht nicht | 55 ml/kg KM/d |
Nach 2 – 3 Tagen kann dann mit der Anfütterung leicht verdaulicher Rationen auf Basis aufgeschlossener Kohlenhydrate und gekochter magerer Fleischsorten begonnen werden.
Parasitär
An dieser Stelle soll kurz auf die Diätetik bei Giardieninfektionen eingegangen werden. Neben der Futterumstellung gehört eine antiparasitäre Behandlung zu den ersten Therapieschritten.
Giardieninfektionen sind v. a. bei Stadthunden aufgrund des hohen Durchseuchungsgrads der Hundepopulation nur schwer gänzlich zu eliminieren und können in Phasen einer Immunschwächung durch andere Faktoren im Durchfallgeschehen wieder aufflammen. Giardien ernähren sich im Dünndarm von Zuckerverbindungen. Daher sollte auf hohe Mengen an Einfachzuckern (z. B. in Obst) und auch auf Stärke (z. B. Getreide/-bearbeitungsprodukte) verzichtet werden. Stattdessen hat sich hier die Fütterung hochverdaulicher Proteinquellen unter Zugabe von Fetten und Präbiotika als sinnvoll erwiesen.
Diätetik bei Erbrechen
Bei Erbrechen ist initial ein 1- bis 2-tägiger Nahrungsentzug unter Sicherstellung der Flüssigkeits- und Elektrolytversorgung angezeigt. Danach sollte mit einer Schonkost begonnen werden, die lauwarm, in kleinen Portionen und suppig verfüttert wird. Die suppige Konsistenz bedingt eine reduzierte Osmolalität des Mageninhalts, wodurch die Magenentleerung erleichtert bzw. beschleunigt wird. Aus diesem Grund sollten auch osmotisch höher wirksame Substanzen wie Salz oder Zucker vermieden werden; ebenso zu hohe Fett- und Rohfasergehalte. Fett verzögert die Magenentleerung, Rohfaser führt zu einer mechanischen Irritation der Magenwand.
Besonderheit Nüchternerbrechen
Ein Sonderfall, der häufig von Patientenbesitzer*innen berichtet wird, ist das sogenannte „Nüchternerbrechen“ – das Erbrechen von Gallenflüssigkeit ohne oder nur mit geringer Beimengung von Futterbestandteilen. Es geschieht ohne weitere klinische Symptomatik und ohne dass der Patient ein gestörtes Allgemeinbefinden zeigt.
Hier kann es hilfreich sein, den betreffenden Hund keinen längeren Nüchternphasen auszusetzen. Die Mahlzeitenfrequenz sollte erhöht werden (ideal 3 × täglich) und es ist ratsam, dem Hund vor der nächtlichen Ruhephase noch einen kleinen kohlenhydrathaltigen Snack (Hundekeks, Stück Brot o. Ä.) anzubieten. In einigen Fällen können auch prokinetische Medikamente (Ranitidin) hilfreich sein.
Take Home
akutes Erbrechen und/oder Durchfall:
- adulte Hunde: Nahrungsentzug über ca. 24 Stunden, auf ausreichende Wasser- und Elektrolytaufnahme achten, danach Anfüttern mit hochverdaulicher Diät (Geflügelfleisch, Schnitzelfleisch vom Schwein oder Magerfisch als Proteinquelle)
- Welpen/Junghunde bis zum 4. Lebensmonat: keine Nulldiät, sondern kleine Mengen hochverdaulicher Rationen füttern
Dickdarmdurchfall: Einsatz diätetischer Fasern (unverdauliche Fasern wie Lignocellulose oder Flohsamenschalen oder fermentierbare Substanzen wie Pektine, Guar, Fructooligosaccharide, resistente Stärke)
Probiotika und Präbiotika können das physiologische Darm-Mikrobiom unterstützen:
- Probiotika: sollen pathogene Bakterienstämme verdrängen, nur Lactobacillus acidophilus und Enterococcus faecium sind zugelassen; ausreichend ummantelte Präparate verwenden
- Präbiotika: dienen der physiologischen Darmflora als Nährsubstrat, fermentierbare Substrate wie Pektine, Guar, Fructooligosaccharide und resistente Stärke, Dosis: 0,5 – 1 g/kg KM
Rassebesonderheiten:
- nordische Rassen haben häufig eine reduzierte Amylaseaktivität, eine stark kohlenhydrathaltige Ration sollte vermieden werden
- windhundeartige Rassen können häufig große Mengen an Protein und Fett schlechter verdauen, dafür kann der Kohlenhydratanteil hier höher sein
- beim Irish Red Setter kommt eine Gluten-Enteropathie vor, eine glutenfreie Diät (z. B. Reis, Mais oder Kartoffeln als Kohlenhydratquelle) ist das Therapeutikum der Wahl
Fazit
Beim akut erkrankten Erbrechen-Durchfall-Patienten, bei dem sich zunächst keine kausale Ursache erkennen lässt, ist eine anfängliche 12- bis 24-stündige Nüchternphase und darauffolgende Anfütterung einer hochverdaulichen Diät empfohlen. Diese sollte aus magerem Fleisch und aufgeschlossenen Kohlenhydraten bestehen.
Info
Hinweise zur Tierärztlichen Ernährungsberatung der Autorin finden Sie unter: www.lkvsachsen.de/beratung/kleintiere
Quelle (nach Angaben von):
Rückert, C. Gibt es die ideale Magen-Darm-Diät?. kleintier konkret 2020; 23(05): 8-14 DOI: 10.1055/a-1246-9715
(JD)