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Spezial: Tag des HundesIdealgewicht für Hunde und Katzen – in 5 Schritten zum Erfolg

Liebe geht durch den Magen, das gilt auch für Hunde und Katzen, denn sie werden gerne mit Futter und Snacks verwöhnt. Damit das Körpergewicht nicht endlos steigt, zeigen wir, was für eine gute Ernährung und eine schlanke Linie bei Hund und Katze wichtig ist.

portrait of a cute chihuaha mongrel
Annabell Gsödl / stock.adobe.com

Übergewicht betrifft fast die Hälfte aller in Deutschland gehaltenen Katzen und Hunde. Während bei Hunden bestimmte Rassen besonders prädisponiert sind, weil sie bevorzugt von Besitzern mit weniger sportlichem Lifestyle gehalten werden, wie z. B. Möpse, oder genetisch bedingt eine besonders hohe Affinität zu Futter aufweisen, wie z. B. Labradore, sollen bei Katzen praktisch alle Rassen gleichermaßen betroffen sein.

Risiken bei Übergewicht

Ein weiteres Problem ist auch die gesellschaftliche Akzeptanz: Kein Hundebesitzer wird bei der Gassirunde wegen eines zu dicken Hundes angesprochen, wegen eines „zu dünnen“ Tieres aber permanent. Und: Bei vielen Rassen, wie z. B. Möpsen, wird ein übergewichtiges Tier in der Regel als idealgewichtig eingestuft.

Übergewicht ist ungesund und verkürzt die Lebenserwartung deutlich. Eine Metastudie zeigte, dass idealgewichtige Hunde je nach Rasse im Durchschnitt 2 – 3 Jahre länger leben als übergewichtige Artgenossen – das ist ein erheblicher Anteil der Lebenserwartung. Übergewichtige Tiere leiden häufiger an Gelenkerkrankungen, Diabetes, Harnsteinen, Hautkrankheiten, Herzerkrankungen und vermutlich auch häufiger an bestimmten Arten von Tumoren. Durch das erhöhte Körpergewicht und die Folgekrankheiten werden zudem tierschutzrelevante Schäden, Leiden und Schmerzen verursacht. Die Bewegungs- und Lebensfreude übergewichtiger Tiere und damit die Lebensqualität ist deutlich reduziert.

Übergewichtige Hunde und Katzen profitieren erheblich von einer Gewichtsreduktion , und die meisten Besitzer der Spezialsprechstunde „Idealgewicht für Hund und Katze“ der LMU München geben nach erfolgreicher Gewichtsreduktion vermehrte Lebensfreude und deutlich aktiveres Verhalten ihrer Vierbeiner an.

Fett ist aktiv!

Fettgewebe ist kein inaktives Gewebe zur Speicherung von Energie, sondern ein endokrinologisch aktives Organ , das für den Körper ungünstige Hormone und Transmittersubstanzen wie Entzündungsfaktoren produziert. Das Hormon Leptin, das von Fettzellen bei Sättigung abgegeben wird und den Hunger hemmt, ist allerdings bei bereits übergewichtigen Tieren nicht mehr wirksam, da hier eine Resistenz gegenüber der Wirkung besteht.

Faktoren für Übergewicht

Prinzipiell ist eine zu hohe Energiezufuhr die Ursache für Übergewicht: Wird mehr Energie (Kilokalorien) über die Nahrung zugeführt als verbraucht wird, resultiert dies in Fettgewebe, das sich im Körper subkutan und zwischen den inneren Organen anlagert. Meist werden zu große Mengen an Futter oder ein Futter mit überdurchschnittlich hoher Energiedichte verfüttert . Für jeden Snack, jedes Leckerli oder Reste vom Tisch muss von der normalen Futterration eine entsprechende Menge abgezogen werden, was aber kaum ein Tierbesitzer umsetzt. Oft werden auch die Mengen überschätzt, die das Tier benötigt: Eine durchschnittliche Katzenmahlzeit wie z. B. eine Maus umfasst ca. 20 g und ist in 2 – 4 Minuten verzehrt.

Alter, Rasse und Geschlecht

Während Hunde mit zunehmendem Alter weniger bewegungsfreudig und eher übergewichtig werden, sind Seniorkatzen in vielen Fällen eher untergewichtig, da sie oft an chronischer Niereninsuffizienz oder Hyperthyreose leiden. Auch sind einige Hunderassen eher von Adipositas betroffen als andere. Während Übergewicht bei vielen Jagd- und Windhundrassen nur in seltenen Fällen angetroffen wird, ist der Anteil solcher Tiere z. B. bei Labradoren, Französischen Bulldoggen und Dackeln überdurchschnittlich hoch.

Kastrierte Tiere zeigen einen reduzierten Stoffwechsel, sodass sie bei der gleichen Fütterung wie vor der Kastration an Gewicht zulegen, wenn die Besitzer die Energiezufuhr nicht um 10 – 25% reduzieren.

Futter und Snacks

Berufstätige Besitzer stellen ihren Katzen oft Trockenfutter zur freien Bedienung den Tag über hin (ad libitum-Fütterung), Nassfutter wird dann meistens morgens und/oder abends gegeben, da Katzen meist nur frisches Nassfutter akzeptieren. Gerade Wohnungskatzen fressen daher tagsüber aus Langeweile und nehmen deutlich mehr Futter auf, als sie benötigen.

Oft wird auch die zu verfütternde Menge nicht genau angegeben (z. B. 100 – 130 g) und die Angaben basieren auf dem Energiebedarf der Testhunde bei Futtermittelfirmen – die sind jung, unkastriert und bewegen sich deutlich mehr als der durchschnittliche Haushund. Zudem wissen die meisten Besitzer nicht, dass die handelsüblichen Leckerlis wahre Kalorienbomben sind – vergleichbar mit Pralinen und Schokolade beim Menschen. Darüber hinaus wird bei Verabreichung von Leckerlis oder Kauartikeln nichts vom Futter abgezogen. Eine Kaustange kann für kleine Hunde bereits 25% des gesamten Energiebedarfes des Tages decken .

Bewegung

Sehr viele Besitzer zeigen ihre Zuwendung und Liebe zum Tier in Form von Snacks, anstatt z. B. mit dem Hund zu spielen und zu laufen oder die Katze mit Spielen zu beschäftigen. Studien haben gezeigt, dass Indoorkatzen deutlich kürzere Zeit aktiv sind und länger schlafen als Freigängerkatzen. Auch viele Hunde machen 2 × an der Leine die Runde um den Block, um Kot und Urin abzusetzen, werden aber sportlich oft nicht mehr gefordert, insbesondere wenn die Besitzer schon älter sind. Zwar wird der Energieverbrauch durch Bewegung oft überschätzt, Bewegung hilft jedoch bei der Gewichtsreduktion.

Adipositas, Hormone und Medikamente

Einige Krankheiten , wie z. B. Schilddrüsenunterfunktion, die bei mittelalten bis alten Hunden und bei manchen Rassen gehäuft auftritt, oder das Cushing Syndrom können mit Adipositas einhergehen. Manche Medikamente wie Insulin, Neuroleptika, Kortikosteroide, Betablocker senken die Stoffwechselrate, sodass weniger Energie verbraucht wird und das Tier schneller Fett ansetzt.

Auf zum Idealgewicht

Eine Hilfe für die Definition von Übergewicht ist das „Body Condition Scoring“, ein Bewertungssystem, mit dem Hunde und Katzen je nach Gewicht und Körperform in Body Condition Scores (BCS) von 1 (sehr mager) bis 9 (stark übergewichtig) eingeteilt werden. Ideal ist für Katzen und Hunde ein BCS von 5 , bei Windhunden und manchen Jagdhunden auch ein BCS von 4. Bei kurzhaarigen Hunden und Katzen sollte eine deutliche Taille sichtbar sein, die Bauchlinie nach oben gezogen und die Rippen gut tastbar sein. Sind die Rippen palpatorisch nicht mehr einzeln voneinander gut zu unterscheiden, ist die Fettschicht zu stark ausgeprägt und das Tier adipös. Zum BCS gibt es von verschiedenen Futtermittelherstellern anschauliche Poster und auch haptische Modelle , an denen sowohl das Praxis-/Klinikpersonal als auch die Besitzer den BCS des Hundes oder der Katze sehr schön erfühlen können.

Ist ein Tier als übergewichtig eingeschätzt worden, dann sollte eine Reduktionsdiät mit folgenden Zielen geplant und umgesetzt werden:

  • Effektiver und zuverlässiger Gewichtsverlust

  • Erhalt der Muskelmasse

  • Ausreichender Sättigungseffekt

  • Verbesserung der Lebensqualität

  • Erhalt des Körpergewichtes nach der Diät

Schritt 1: Bewusstsein schaffen

Im ersten Schritt muss dem Besitzer kommuniziert werden, dass sein Tier zu viel Gewicht auf die Waage bringt, denn meist nimmt der Besitzer den Ernährungszustand seines Hundes oder seiner Katze deutlich anders wahr als der Tierarzt und schätzt sein Tier i. d. R. 1 – 2 BCS-Stufen niedriger ein als es tatsächlich ist. Zudem sprechen Tierärzte das Thema Übergewicht bei ihren Patienten oft nicht an, da das Tier meistens wegen einem anderen Problem in der Sprechstunde vorgestellt wird und weil Besitzer sich evtl. angegriffen fühlen und zukünftig eine andere Praxis aufsuchen könnten.

Positive Kommunikation

Die Aufklärung über den Ernährungszustand sollte sachlich und freundlich, z. B. mit „Ihr Tier hat den BCS von 8, optimal wäre aber ein Level von 5“, anstelle von „Ihr Tier ist zu fett“ geschehen. Vorwürfe sollte man dem Besitzer nicht machen – insgeheim weiß er, dass er Fehler gemacht hat, aber die wenigsten geben es zu.

Wichtig ist eine positive Kommunikation, die die Vorteile der Gewichtsreduktion betont:

  • längere Lebensdauer und bessere Lebensqualität/erhöhte Lebensfreude für das Tier,

  • ggf. Besserung von Krankheiten und evtl. Reduktion von Medikamenten (Diabetikerkatze),

  • weniger Kosten für Futter und Snacks.

Zudem gibt es die Möglichkeit, für die Planung einer Reduktionsdiät an spezialisierte Tierärzte zu überweisen. So hat die Medizinische Kleintierklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München eine Spezialsprechstunde „Idealgewicht für Hund und Katze“ etabliert und viel Erfahrung mit solchen Patienten und deren Besitzern.

Schritt 2: Idealgewicht festlegen

Für den Ausgangswert zum Start einer Reduktion, ist der BCS das objektivste Instrument. Dabei gilt: Eine Stufe zu hoch im BCS bedeutet 10% Übergewicht , d. h. ein Tier mit einem BCS von 8 (statt 5) hat 30% Übergewicht. Mit diesem prozentualen Wert kann dann eine konkrete Übergewichtsangabe in Kilogramm errechnet und das Zielgewicht für eine Reduktion festgelegt werden. Die bei Rassehunden oft genutzte Angabe im Rassestandard wird oft zu hoch angesetzt und ist gerade bei sehr großen oder kleinen Vertretern häufig schlecht anzuwenden.

Merke

Das Idealgewicht von Hunden ist oft das Gewicht, das sie mit 14 – 15 Monaten hatten!

Schritt 3: Plan erstellen

Der Anfang für den Abnehmplan ist eine ausführliche Fütterungsanamnese, denn oft wird vom Besitzer nur das, was in den Futternapf kommt, als „Futter“ gezählt, doch jetzt muss akribisch „ALLES, was durchs Maul geht“, inklusive Grammangaben erfasst werden:

  • Hauptfutter in Form von Nass- und/oder Trockenfutter plus Futter vom Tisch

  • Ergänzungspräparate (z. B. Öl für das Fell) und Hilfen zur Medikamenteneingabe (z. B. Leberwurst)

  • Leckerlis und Kauartikel

Auch weitere Futterquellen, wie andere Hundebesitzer, Nachbarn, Kinder, Komposthaufen im Garten, Katzenfutter aus dem Napf der Katze etc. müssen erfragt werden.

Mit der Eingabe aller Nahrungsbestandteile in eine computergestützte Rationsberechnung werden die Ursachen einer übermäßigen Energiezufuhr identifiziert und darstellbar. Häufig geben die Besitzer tatsächlich die „richtige“ Futtermenge in den Napf, aber durch „Ergänzungen“ erhält das Tier oft 20 – 50% seines täglichen Energiebedarfes zusätzlich.

Reduktion berechnen

Wenn Status quo und Idealgewicht bekannt sind, kann ein neuer Futterplan zusammengestellt werden, womit das Tier 60% der Energiezufuhr bezogen auf das Idealgewicht erhalten sollte. Mit kommerziellen Reduktionsdiäten, die bei gleichem Volumen meistens nur 50 – 60% des Energiegehaltes „normaler“ Futtermittel aufweisen, ist dies bei gleichem Volumen im Napf gut umsetzbar. Nassfutter ist insbesondere bei Katzen zu bevorzugen, da es durch den höheren Wassergehalt ein größeres Volumen besitzt und bei den Tieren eher ein Sättigungsgefühl verursacht. Prinzipiell kann eine Reduktions-Ration mit jedem beliebigen Futter berechnet werden, doch dabei werden nicht nur weniger Energie, sondern u. U. auch weniger lebenswichtige Nährstoffe zugeführt, was in einer Unterversorgung resultieren kann.

Generell sollte eine Reduktionsdiät die folgenden Kriterien erfüllen: reduzierte Energiezufuhr mit 60% des Energiebedarfs (bezogen auf das Idealgewicht), hoher Proteinanteil für die Erhaltung der Muskulatur und die Akzeptanz der Ration und ein hoher Rohfaseranteil zur Senkung der Verdaulichkeit des Futters und für gute Sättigung durch mehr Volumen. Wichtig ist, dass die Tierbesitzer alle Bestandteile der Ration exakt abwiegen und keine Messbecher verwenden oder das Futter „nach Gefühl“ geben.

Unterstützende Maßnahmen

Neben der Energiereduktion können weitere Maßnahmen das Abnehmen unterstützen:

  • Energieverbrauch steigern durch mehr Bewegung, das sorgt für Muskelaufbau und eine optisch schönere Figur.

  • Futteraufnahmezeit verlängern und das Futter „erarbeiten“ lassen, z. B. mit Futterbällen, Anti-Schling-Näpfen und Activity Boards.

  • Futterautomat einsetzen und Tiere separat füttern. Holt sich der übergewichtige Hund das Katzenfutter, sollte die Katze an einem Platz gefüttert werden, wo der Hund nicht hinkommt.

Schritt 4: Compliance sichern

Eine intensive Begleitung während der Diät mit regelmäßigen Wiegeterminen ist erforderlich, damit Besitzer und Tier die Reduktionsdiät durchhalten. Erwünscht ist eine Gewichtsabnahme von ca. 0,5 – 1% des Körpergewichts pro Woche, d. h. der Abnehmprozess kann sich über mehrere Monate hinweg erstrecken. Sollte das Tier nicht wie geplant oder zu schnell abnehmen, muss alles noch einmal überprüft werden: die Zusammensetzung der Ration, die Umgebung (füttern andere Personen zusätzlich?) und der Gesundheitszustand des Tieres, denn es kann bei Hunden z. B. eine Hypothyreose vorliegen. Ist das Idealgewicht erreicht, wird die Ration an den neuen Bedarf angepasst, wobei für die Gewichtserhaltung meistens lebenslang eine kalorienreduzierte Ration erforderlich ist.

Zum Thema „Snacks“ ist eine intensive Aufklärung über den hohen Energiegehalt handelsüblicher Leckerli und Kauartikel essenziell! Dazu gibt es von verschiedenen Futtermittelfirmen anschauliche Broschüren, die aufzeigen, wie viele Kalorien mit Snacks und Kauartikeln ins Tier gelangen. Da für die meisten Besitzer Leckerlis unentbehrlich sind und zur Belohnung, in der Hundeschule oder zum Abrufen benötigt werden, sollten diese unbedingt in die Ration einberechnet werden und möglichst kalorienarm sein , z. B. Möhrenstückchen oder kommerzielle, kalorienreduzierte Leckerlis.

Schritt 5: Übergewicht vorbeugen

Nach einer Kastration (chirurgisch oder durch Hormonimplantat) ist der Stoffwechsel weniger aktiv. Eine gute Idee zur Prophylaxe von Übergewicht ist daher, die Energiezufuhr ab dem Tag der Kastration um 15 – 25% zu senken, d. h. die Tierbesitzer sollten dann direkt weniger füttern oder auf ein Futter für kastrierte Tiere umsteigen. Ebenso sollte ein Besitzer über den reduzierten Energiebedarf bei Antiepileptika, Kortikosteroiden oder Betablockern aufgeklärt werden.

Zusätzlich ist es wichtig, das Gewicht und den BCS bei jeder Konsultation zu erfassen und zu protokollieren. Denn nur dann kann der Besitzer bei einer Gewichtszunahme angesprochen und ggf. eine Ernährungsumstellung vorgenommen werden.

Fazit

Wer sein Tier liebt, der überfüttert es leider oft. Doch mit einem konkreten Plan plus guter Kommunikation und Betreuung gelingt es, Tiere gesund, fit und schlank zu bekommen und zu halten. Trauen Sie sich, das Thema bei Ihren Kunden mit übergewichtigen Tieren anzusprechen – das ist der erste und wichtigste Schritt zum Idealgewicht!

 

Die Originalartikel zum Nachlesen:

Kölle P. Idealgewicht für Hunde und Katzen – in 5 Schritten zum Erfolg. team.konkret 2022; 18(02): 2 - 7. doi:10.1055/a-1798-9336.

(RG)

PD Dr. Petra Kölle ist Fachtierärztin für Fische und Reptilien mit Zusatzbezeichnung Ernährungsberatung (Kleintiere). Ihre Fachgebiete sind die Ernährungsberatung bei Kleintieren und Exoten. Sie arbeitet an der Medizinischen Kleintierklinik der Ludwig-Maximilians-Universität in München. 

Ihr Originalartikel "Idealgewicht für Hunde und Katzen – in 5 Schritten zum Erfolg" erschien in "Team Konkret".