Inhalt

Die Methoden und Philosophien rund um die Hundefütterung sind vielfältig.
Industriell hergestelltes Futter
Die Fütterung mit industriell hergestelltem Futter als bequeme und moderne Fütterungsoption ist heute die wohl gängigste Methode, die von Tierhaltern weltweit genutzt wird. Trockenfutter, Halbtrockenfutter und Nassfutter bieten eine breite Auswahl, die nach Alter, Leistungsanforderungen und Rasse des Hundes differenziert werden kann. Es ist praktisch, lange und gut haltbar und es gibt es in verschiedenen Varianten und Formen. Außerdem ist Alleinfuttermittel auf die Bedürfnisse der jeweiligen Lebenssituation des Vierbeiners abgestimmt und enthält somit alle notwendigen Nährstoffe, Vitamine und Mineralien für eine ausgewogene Ernährung. Doch genau da beginnt oft auch die Kritik der Besitzer, welche die Inhaltstoffe hinterfragen und sich mit der oft nicht viel aussagenden Verpackung intensiv beschäftigen.
Merke
Ein kommerzielles Alleinfuttermittel ist komplett und ausgewogen, d. h. es enthält alle Nähstoffe, die der Hund braucht.
Der Trend geht zunehmend zu Futtermitteln mit hohem Fleisch- oder Fischanteil. Idealerweise sollte das Futter allerdings nur eine oder zwei Proteinquellen enthalten, die auf der Verpackung klar deklariert sind. Mit einer begrenzten Anzahl an Proteinquellen ist es einfacher, mögliche Unverträglichkeiten zu identifizieren und zu vermeiden. Bei einer größeren Anzahl wird es hingegen schwieriger, herauszufinden, auf welches Protein der Hund möglicherweise allergisch reagiert.
Sollte der Hund tatsächlich Futtermittelallergiker sein, ist es dann schwierig und frustrierend, eine Proteinquelle zu finden, die der Hund in der Vergangenheit nicht schon gefressen hat. Weizen wird immer seltener als Kohlenhydratquelle verwendet, stattdessen kommen Reis, Kartoffeln oder alternative Getreidesorten wie Dinkel und Amaranth zum Einsatz. Bei Trockenfutter erfolgt die Konservierung durch die Trocknung sowie durch die Zugabe von Vitaminen wie Vitamin E oder C, Dosenfutter wird durch Erhitzung konserviert.
Vorteile von Fertigfutter
Wissenschaftliche Forschung bildet die Grundlage für die Nährstoffempfehlungen von Fertigfutter. Studien zeigen, dass Trockenfutter keine nachgewiesenen gesundheitlichen Risiken birgt. Viele Futtermittelhersteller arbeiten eng mit Universitäten zusammen, um ihre Produkte auf Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse weiterzuentwickeln. Diese kontinuierlichen Forschungen haben maßgeblich dazu beigetragen, dass Haustiere heute im Schnitt länger leben – die Lebenserwartung von Hunden hat sich in den letzten 15 Jahren um etwa 3 Jahre erhöht.
Ein weiterer Vorteil von industriell hergestelltem Futter ist die Einhaltung strenger gesetzlicher Vorschriften und Qualitätsstandards. Nur Fleisch von Tieren, die auch für den menschlichen Verzehr geeignet sind, darf in Tierfutter verarbeitet werden. Innereien, die im Lebensmittelbereich weniger gefragt sind, finden häufig ihren Weg ins Hundefutter, was die Nachhaltigkeit unterstützt.
Merke
Für den Hund zu kochen, bedeutet nicht, sein Essen mit dem Vierbeiner zu teilen.
Selbst zubereitetes Futter
Immer mehr Hundebesitzer entscheiden sich dafür, das Futter für ihre vierbeinigen Gefährten selbst zuzubereiten. Diese Entscheidung entspringt oft dem Wunsch, genau zu wissen, was im Napf ihres Lieblings landet. Doch es geht nicht nur um Gesundheit und Wohlbefinden. Für viele Menschen ist das Kochen für ihren Hund auch ein Ausdruck von Liebe und Fürsorge. Es stärkt die Bindung zwischen Mensch und Tier, da der Besitzer aktiv dazu beiträgt, das Leben seines Hundes zu verbessern. Auch der individuelle Geschmack des Hundes spielt eine Rolle, es bietet die Möglichkeit, Mahlzeiten zu kreieren, die genau den Vorlieben des Hundes entsprechen.
Für viele Tierbesitzer, die Wert auf ethische und nachhaltige Ernährung legen, ist das Selberzubereiten zudem eine Möglichkeit, sicherzustellen, dass die Zutaten aus verantwortungsvollen Quellen stammen – sei es Bio-Fleisch oder regional angebautes Gemüse.
Nachteile der Selbstzubereitung
Eine der größten Herausforderungen der Selbstzubereitung besteht darin, eine ausgewogene Ernährung mit einer präzisen Mischung aus Proteinen, Fetten, Kohlenhydraten, Vitaminen und Mineralien sicherzustellen. Hundebesitzer verfügen oft nicht über das nötige Fachwissen für eine ausgewogene Ration und laufen Gefahr, wichtige Nährstoffe zu übersehen oder in falschen Mengen zu verabreichen. Dies kann langfristig zu Mangelerscheinungen oder gesundheitlichen Problemen führen, die leicht vermeidbar gewesen wären und gilt besonders für Hunde mit speziellen diätetischen Bedürfnissen.
Zeitaufwand und Kosten
Ein weiterer Aspekt, der oft unterschätzt wird, ist der erhebliche Zeitaufwand, der mit dem Selbstzubereiten verbunden ist: Es erfordert viel Zeit und Planung, was im hektischen Alltag eine echte Herausforderung sein kann. Zudem muss das selbstgemachte Futter in der Regel in kleinen Portionen zubereitet und entweder eingefroren oder im Kühlschrank aufbewahrt werden, was zusätzlichen Aufwand bedeutet.
Auch die Kosten können ein nicht unerheblicher Faktor sein. Auch wenn das Selbstzubereiten in manchen Fällen günstiger ist, können die Ausgaben für hochwertige Zutaten wie Bio-Fleisch und frisches Gemüse schnell in die Höhe schießen. Zudem werden die Gesamtkosten auch durch Nahrungsergänzungsmittel gesteigert, die bei den meisten Rationen unabdingbar sind.
BARF – Rohfütterung
Die BARF-Methode, als Akronym abgeleitet von Bone and Raw Food (Knochen und rohes Futter), hat sich als Reaktion auf Bedenken von Tierbesitzern entwickelt, die die Auswirkungen von Fertigfuttern auf die Gesundheit ihrer Tiere infrage stellten. Diese aus den USA und Australien stammende Methode zielt darauf ab, die Ernährung der Haustiere so naturnah wie möglich zu gestalten. Dabei werden rohes Fleisch, Knochen, Knorpel sowie in einigen Varianten auch Getreide- oder Kohlenhydratkomponenten verwendet. Ein Vorteil dieser Fütterungsmethode besteht darin, dass, wenn das Fleisch von einem vertrauenswürdigen Metzger bezogen wird, die Herkunft des Futters transparent ist und die Ration individuell auf die Bedürfnisse des Tieres abgestimmt werden kann. Wird Fleisch aus der Preiswert-Theke bezogen, ist diese Transparenz nicht immer gewährleistet. Rohes Schweinefleisch sollte aufgrund des Aujeszky-Virus gemieden werden.
Merke
Das Aujeszky-Virus kommt in rohem Schweinefleisch vor und kann bei einer Rohfütterung zu einer tollwutähnlichen Erkrankung bei Hunden führen.
Nachteilig ist, dass unterschiedliche Fleischsorten variierende Nährstoffgehalte bieten, wobei hochwertiges Eiweiß vor allem in zartem Muskelfleisch zu finden ist. Huhn, Pute, Wild und Pferd liefern eher einen geringeren Fettgehalt und Rind, Ente, Schaf und Gans einen höheren. Sehnige Anteile sind schlecht verdaulich und können, insbesondere wenn in zu großen Mengen verfüttert, zu Blähungen und Flatulenz führen.
Knochen – Pro und Contra
Die Verfütterung von Knochen fördert nicht nur die Zahngesundheit, sondern liefert auch wichtige Mineralstoffe wie Kalzium und Phosphor. Verfüttert man Knochen, dann ist es wichtig, die Knochengröße an die Größe des Tieres anzupassen. So sind beispielsweise Hühnerhälse besser für kleine Hunde geeignet als Kalbsbrustbeine. Gewolfte und fleischige Knochen werden in der Regel besser vertragen. Besonders geeignet sind Geflügelhälse, Kalbsbrustbein, Ochsenschwanz und Lammrippen. Bei Markknochen besteht allerdings ein Risiko: Wenn sie im Ganzen verfüttert werden, können sie sich über den Unterkiefer stülpen und nur schwer wieder entfernt werden.
Generell birgt die Knochenfütterung ein Verletzungsrisiko, da Zähne beschädigt oder Knochensplitter Verletzungen an der Schleimhaut des Magen-Darm-Trakts verursachen können. Auch sollte es vermieden werden, zu viel Knochen zu verfüttern, da sonst das Risiko eines sogenannten Knochenkots besteht. Die Gesamttagesfuttermenge von 0,5 g/kg Körpergewicht bei massiven Knochen und 2 – 4 g/kg Körpergewicht bei fleischigen Knochen sollte nicht überschritten werden. Hinzu kommt, dass eine Überversorgung mit Kalzium und Phosphor zu Harnsteinbildung führen und sogar die Aufnahme anderer essenzieller Spurenelemente reduzieren kann.
Info
Wer sich für BARF entscheidet, sollte genau wissen, was er tut. Eine Studie zeigt, dass 60% der BARF-Rationen schwerwiegende Unter- und Überversorgungen enthalten. Ohne speziell vitaminisierte Mineralfutter sind oft keine bedarfsdeckenden Rationen zu erstellen.
Achtung Hygiene!
Besondere Vorsicht ist bei der Hygiene rund um die Zubereitung von rohen Futterbestandteilen geboten, um die Übertragung von Krankheitserregern zu vermeiden – ein Aspekt, der in Haushalten mit alten oder kranken Menschen sowie Neugeborenen sehr wichtig ist. Hierbei sind besonders die Fertig-BARF-Würste zu erwähnen, welche in mehreren Studien in Punkto bakterielle Kontamination sehr schlecht abgeschnitten und z. B. sogar antibiotika-resistente Keime enthalten haben. Zudem sind diese oft auch nicht ideal ausgewogen zusammengesetzt sind eher ein Fertigfutter als eine BARF-Fütterung im ursprünglichen Sinne.
Prey-Fütterung
Die Prey-Methode (Prey, engl. Beute), die sich an der natürlichen Ernährung von Beutegreifern orientiert, geht noch einen Schritt weiter als BARF. Hierbei werden ganze Beutetiere verfüttert, um eine möglichst natürliche Nahrungsaufnahme zu ermöglichen. Verfüttert werden in der Regel Kleinsäuger (Mäuse, Ratten, Kaninchen), kleine Wiederkäuer und Geflügel und das Beutereißen ist dabei ein zentraler Punkt. Die Tiere sollten vor der Verfütterung auf keinen Fall entblutet werden, da sonst Eisen verloren geht. Die Prey-Methode ist sehr aufwendig und erfordert eine genaue Kenntnis der Nährstoffbedürfnisse des Hundes sowie der Zusammensetzung der Beutetiere.
Zu beachten ist, dass in den Beutetieren nur die Nährstoffe stecken, die es selbst aufgenommen hat, d. h., der Vitamin- und Mineralstoffgehalt ist stark variabel. Aus diesem Grund sollten nur junge und gesunde Tiere verfüttert werden. Alte, neugeborenen und abgemagerte Tiere enthalten zu wenig Muskulatur und Fett. Im Gegensatz zum BARFen wird beim Preyen auf zusätzliches Obst, Gemüse usw. verzichtet. Ballaststoffe nimmt der Hund über den Magen-Darm-Trakt des Beutetieres auf.
Vegane Fütterung
Eine vegane Ernährung für Hunde stellt eine besondere Herausforderung dar, da pflanzliches Eiweiß und Mineralstoffe oft weniger gut biologisch verfügbar sind als tierisches. Zwar gibt es Möglichkeiten, den Aminosäurebedarf durch aufgeschlossene pflanzliche Eiweiße wie Soja zu decken, jedoch sollte dies mit Vorsicht geschehen. Besonders bei Welpen und Junghunden ist von einer veganen Ernährung abzuraten, da sie in dieser Entwicklungsphase hochwertiges Protein für ein gesundes Wachstum benötigen.
Die Verwertbarkeit von Mineralstoffen aus pflanzlichen Quellen ist ebenfalls eingeschränkt. Zum Beispiel ist Phosphor in pflanzlichen Futtermitteln oft an Phytinsäure gebunden, die für Hunde schwer verdaulich ist. Ähnliches gilt für Eisen und andere Mineralstoffe. Kalzium ist in pflanzlichen Futtermitteln nur in geringen Mengen vorhanden, sodass der Kalziumbedarf des Hundes nicht allein durch pflanzliche Quellen gedeckt werden kann. Deshalb sind bei der veganen Fütterung zusätzliche Nahrungsergänzungsmittel unerlässlich, um den Nährstoffbedarf vollständig zu decken.
Merke
Eine vegane Fütterung für Hunde geht, ist jedoch kompliziert, denn sie erfordert viel Fachwissen und einige Nahrungergänzungen.
Selbstgekochtes Futter
Wenn Kunden alle Mahlzeiten des Hundes aus frischen, natürlichen Zutaten selbst zubereiten wollen, ist es am sichersten, wenn die Zutaten gekocht werden. Dabei können Fleischsorten wie Huhn, Rind, Fisch oder Schwein mit einer Vielfalt an Gemüse, wie Karotten, Spinat oder Kürbis kombiniert werden. Das Kochen selbst erfordert Sorgfalt und Präzision, alle Zutaten müssen zubereitet, gegart und in den richtigen Proportionen gemischt werden, um eine ausgewogene Ernährung zu gewährleisten. Ein häufig verwendetes Verhältnis ist etwa 40% Protein, 30% Gemüse und 30% Kohlenhydrate, wobei diese Mischung je nach den spezifischen Bedürfnissen des Hundes angepasst werden kann und soll.
Kohlenhydrate wie Kartoffeln, Reis oder Nudeln sollen dabei immer gute 15 Minuten länger gegart werden als für den menschlichen Verzehr, damit sie voll aufgeschlossen und verwertbar sind. Kohlenhydrate sind wichtige Energielieferanten und insbesondere bei Hunden mit Leber- oder Nierenerkrankungen unabdingbar für eine ausgewogene Ration. Zusätzlich ist es wichtig, die Ernährung mit essenziellen Fetten und Ölen sowie mit Vitaminen und Mineralstoffen zu ergänzen.
Fazit
Die Wahl der richtigen Fütterungsmethode für den Hund hängt von vielen Faktoren ab und jede hat ihre eigenen Vorzüge und Herausforderungen [Tab. 1]. Entscheidend ist, dass der individuelle Energie- und Nährstoffbedarf des Tieres – einschließlich Proteinen, Mineralien und Vitaminen – vollständig abgedeckt wird. Wichtige Faktoren für eine Entscheidung zur Fütterung sind neben den Möglichkeiten des Tierhalters das Alter des Tieres, seine Verträglichkeiten, bisherige Fütterungserfahrungen und sein Gesundheitszustand, einschließlich spezifischer Krankheiten und betroffener Organe.
Fütterungsmethode | Vorteile | Nachteile |
---|---|---|
industrielles Fertigfutter | Rezepturen decken den Nährstoffbedarf ab | Hochwertiges Futter kann teuer sein Teilweise ungenaue und irreführende Deklaration der Inhaltsstoffe |
Bequem: einfach zu lagern, zu portionieren und zu füttern | ||
Spezialfutter berücksichtigen gesundheitliche Probleme | ||
BARF | Kontrolle über die Zusammensetzung | zeitintensiv |
Zahnpflege bei Knochenfütterung | viel Fachwissen erforderlich | |
Fütterungsfehler zeigen sich oft spät | ||
bakterielle Kontamination | ||
Verletzungsgefahr durch Knochen | ||
Prey-Fütterung | unterstützt Zahngesundheit | viel Fachwissen nötig |
Hygieneproblematik bei Indoorfütterung | ||
selbstgekochte Ration | Kontrolle über die Zusammensetzung | erhöhtes Fachwissen erforderlich |
Bessere Verdaulichkeit als bei der Rohfütterung |
Der Originalbeitrag zum Nachlesen:
Bruckner S. "Fütterungsmethoden im Vergleich – was ist das Beste für den Hund?" team.konkret 2024; 20(04): 2 - 5. doi:10.1055/a-2379-7468
(IR)