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PferdDas neugeborene Fohlen als Kolikpatient

Zeigen Fohlen innerhalb der ersten Lebenstage eine Koliksymptomatik, ist rasches Handeln gefordert. Eine Vielzahl möglicher Ursachen kommt infrage und erst die korrekte Diagnosestellung ermöglicht die Einleitung der richtigen Therapie.

Horses graze in the meadow on a summer day.
shymar27 / stock.adobe.com

Zeigen Fohlen innerhalb der ersten Lebenstage eine Koliksymptomatik, ist rasches Handeln gefordert. Eine Vielzahl möglicher Ursachen kommt infrage und erst die korrekte Diagnosestellung ermöglicht die Einleitung der richtigen Therapie. Fohlen, bei denen vor Ort keine abschließende Diagnose gestellt werden kann, sollten in Absprache mit dem Halter möglichst frühzeitig in eine gut ausgestattete Klinik überwiesen werden. So geht keine Zeit verloren, falls chirurgisches oder intensivmedizinisches Eingreifen notwendig ist.

Einige Punkte sind im Gegensatz zum ausgewachsenen Kolik-Patienten zu beachten: 

  • Bei equinen Neonaten kommt es häufiger als bei adulten Pferden vor, dass eine Kolik nicht gastrointestinal bedingt ist.
  • Angeborene Missbildungen sind als Auslöser des Krankheitsbilds in Betracht zu ziehen.
  • Die Möglichkeit der transrektalen Untersuchung entfällt. Stattdessen ist nur eine digitale rektale Untersuchung möglich. Im Gegenzug dazu ist die Sonografie sehr viel leichter und vollständiger durchführbar als beim ausgewachsenen Pferd. In manchen Fällen sind auch abdominale Röntgenaufnahmen zur Diagnose der Kolikursache aufschlussreich.
  • Der Einsatz von Butylscopolamin ist in der Koliktherapie bei equinen Neonaten in aller Regel verzichtbar. Stattdessen sollte bei der Erstbehandlung zunächst Metamizol als Monosubstanz Anwendung finden.

Die Auflistung möglicher Kolikursachen in diesem Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, und beschränkt sich auf die häufigsten sowie einige seltene Kolikursachen in den ersten Lebenstagen eines Pferdes.

Diagnostik

Das Symptom „Kolikschmerz“ ist bei neugeborenen Fohlen eindeutig festzustellen. Meist melden sich die Halter mit dem Vorbericht, das Fohlen wälze sich immer wieder und bleibe teilweise auch auf dem Rücken liegen. Häufig zeigen die Fohlen zusätzlich Tenesmus. Dabei ist es durch Adspektion nicht immer möglich zu unterscheiden, ob die Tiere auf Kot oder Harn drängen.

Aller Erfahrung nach pressen Fohlen mit gastrointestinalen Problemen bei einer Mekoniumverhaltung in kyphotischer Haltung, während Fohlen mit urologischen Problemen, wie beispielsweise einem Uroperitoneum, eher eine Lordose zeigen.

Vorbericht

Wie bei jeder tierärztlichen Untersuchung spielt die möglichst vollständige Erhebung des Vorberichts eine große Rolle.

An dieser Stelle sollen einzelne Punkte aufgegriffenwerden, die im Hinblick auf das Kolikgeschehen von Bedeutung sein können:

  • Wie waren Gestationsdauer und Entwicklungszustand des Neonaten bei der Geburt? Eines der vielen Probleme prämaturer Fohlen ist die Unreife des Darmes: Es treten Motilitäts- und Durchblutungsstörungen auf, die häufig erst einige Tage nach der Geburt klinisch in Erscheinung treten und eine Koliksymptomatik bedingen können.
  • Was waren die Routinemaßnahmen zur Erstversorgung nach der Geburt? Neben der gegebenenfalls bereits erfolgten Verabreichung von Klistieren sind auch der Abnabelungsprozess und die Nabeldesinfektion zu erfragen, da Entzündungen des Nabels in Ausnahmefällen abdominale Schmerzen verursachen können. Außerdem ist die Vitamin-E-Selen-Versorgung anzusprechen, da die nutritive Muskeldystrophie bereits perinatal so ausgeprägt vorkommen kann, dass eine Saug- bzw. Trinkschwäche mit anschließender Hypogammaglobulinämie und Mekoniumobstipation resultiert. Stark bemuskelte Rassen (beispielsweise Quarter Horses, Pura Raza Española u.Ä.) sind von Muskeldystrophien besonders betroffen.
  • Zu welchem Zeitpunkt nach der Geburt traten die Koliksymptome erstmalig auf und wie äußerten sich diese? Das Alter des Fohlens beim ersten Auftreten der Kolik spielt eine Rolle, aber auch, ob die Koliksymptomatik permanent oder anfallsartig auftritt oder eine zeitliche Verbindung zur Nahrungsaufnahme erkennbar ist. Vorsicht ist geboten, wenn ein vormals hochgradig kolikendes Fohlen plötzlich keine Schmerzen mehr zu haben scheint, aber stattdessen apathischwirkt: Häufigliegt bei diesen Patienten eine Ruptur vor.
  • Ist Mekonium oder bereits Milchkot abgegangen? Die Gesamtlänge der aneinandergereihten Mekoniumballen sollte bei einem Warmblutfohlen 80–100 cm betragen. Die Beobachtung, dass bereits Darmpech abgegangen ist, darf somit nicht mit der Tatsache gleichgesetzt werden, dass keine Mekoniumverhaltung vorliegt. 
  • Gab oder gibt es Besonderheiten beim Harnabsatz? In den ersten 8 Lebensstunden sollte mindestens 1-mal eine größere Menge Harn im Strahl abgesetzt worden sein. Ständiges Pressen und Harnträufeln sind nicht physiologisch. Bei Hengstfohlen kommt es vor, dass sie im Laufe der ersten Lebenstage während des Harnabsatzes nicht ausschachten. Diese Verhaltensweise stellt keinen Grund zur Besorgnis dar, solange ausreichende Mengen an Harn abgesetzt werden. Möglicherweise hat der Besitzer auch schon ein Harnträufeln aus dem Nabel beim Harnabsatz beobachtet, was auf eine Urachusfistel hindeuten würde.
  • Welche Behandlungsversuche sind bereits erfolgt? Von besonderem Interesse ist diesbezüglich die Verabreichung von nichtsteroidalen Antiphlogistika (NSAID), und zwar zum einen, damit die Schmerzäußerungen des Fohlens bei der Untersuchung realistisch eingeschätzt werden können. Zum anderen ist eine mögliche Vorbehandlung von Fohlen und Mutterstute mit NSAID von Interesse, da bei längerer Vorbhandlung Ulzerationen des Magens bestehen können oder zukünftig zu erwarten sind, wenn keine entsprechende Prophylaxe erfolgt. Bei Mekoniumobstipationen sollte – abhängig vom Naturell des Besitzers – erfragt werden, ob im Vorfeld Therapieversuche mit mehr oder weniger geeigneten Geräten und Spüllösungen erfolgt sind.

Grunduntersuchung des Fohlens

Auch wenn die Ursache für das Symptom „Kolik“ mit hoher Wahrscheinlichkeit im Bereich des Abdomens zu finden ist, führt kein Weg an einer sorgfältigen segmentalen Untersuchung vorbei

Diese gründliche Untersuchung „von Kopf bis Fuß“ ist unter anderem aus dem Grund unumgänglich, dass neugeborene Patienten angeborene Missbildungen aufweisen können. Wird ein Fohlen mit einer akuten Koliksymptomatik in eine Klinik überwiesen und dort bei der Aufnahmeuntersuchung außer der eventuell zu therapierenden Kolikursache beispielsweise eine hochgradige Gaumenspalte festgestellt, wird diese zuvor noch nicht gestellte Diagnose in aller Regel zur Euthanasie des Fohlens führen. Solche und ähnliche Szenarien sind in hohem Maße ärgerlich für die Besitzer und durch eine vollständige Erstuntersuchung vermeidbar.

Außerdem bedingen sich beim Fohlen zahlreiche Krankheitszustände gegenseitig. So sollte beispielsweise die Diagnose „Mekoniumobstipation“ nicht dazu führen, nur diese zu therapieren und andere Erkrankungen außer Acht zu lassen: Unzureichender Mekoniumabsatz ist häufig durch eine mangelhafte Kolostrumversorgung verursacht.

Bei allen Fohlen mit einer Mekoniumobstipation – auch wenn diese konservativ therapierbar ist – sollte der IgG-Gehalt des Blutes untersucht werden, um eine Hypogammaglobulinämie und eine damit bevorstehende Sepsis frühzeitig festzustellen.

Einige Kolikursachen können bereits durch die klinische Grunduntersuchung festgestellt werden, beispielsweise:

  • Darmpechverhaltung
  • Atresia ani
  • inkarzerierte Hernien an Nabel und Leiste

Außerdem kann der Füllungszustand des Abdomens wichtige Hinweise in Bezug auf die Genese liefern.

Weiterführende Untersuchungen

Steht die Diagnose nach Abschluss der Grunduntersuchung noch aus, sind weiterführende Untersuchungen nötig. Unter diesen nimmt die Sonografie einen besonderen Stellenwert ein. Außerdem kommen Labordiagnostik (Blut, Kot, Urin), weitere bildgebende Verfahren und die Abdominozentese infrage.

 

Dieser Inhalt unterliegt den Bestimmungen gemäß Heilmittelwerbegesetz (HWG) und darf nur berechtigten Personen zugänglich gemacht werden. Bitte loggen Sie sich ein, um diesen Inhalt zu sehen.

Sonografie

Die sonografische Untersuchung des Fohlens lässt sich auch im Heimatbestand ohne großen Aufwand durchführen. Abhängig von Temperament und Größe des Fohlens kann die Untersuchung am stehenden oder liegenden Patienten erfolgen.

Die Untersuchung am stehenden Patienten bietet den Vorteil, dass flüssigkeitsgefüllte Darmsegmente sowie intraperitoneale Flüssigkeit nach ventral absinken und so leichter auffindbar sind. Unabhängig von der Lagerung des Fohlens sollten mindestens 2 Hilfspersonen zur Verfügung stehen. Bei Untersuchungen mit nur 1 Hilfsperson kann alternativ auch eine Sedation erfolgen. Dafür bietet sich beispielsweise die langsame intravenöse Verabreichung von Diazepam in einer Dosierung von 0,1 mg/kg Körpergewicht an.

Eine 5 MHz-Rektalsonde, wie sie in aller Regel für die gynäkologische Untersuchung von Stuten eingesetzt wird, ist in vielen Fällen ausreichend. Der Einsatz von 7,5–10 MHz-Schallköpfen (Linear- oder Konvexscanner) führt allerdings zu qualitativ hochwertigeren Bildern, die leichter auswertbar sind.

Eine Rasur ist bei den meisten Fohlen nicht nötig, kann aber bei Tieren mit dichtem Fell die Detailerkennbarkeit verbessern. Soll das Fell verbleiben, ist das großzügige Aufbringen von Alkohol angebracht, was je nach Untersuchungsdauer regelmäßig zu wiederholen ist.

Bei der sonografischen Untersuchung sollte jeder Untersucher sein eigenes Schema entwickeln, um das gesamte Abdomen beurteilen zu können.

Während das Erkennen von freier Flüssigkeit recht einfach ist, braucht es für die Erhebung anderer Befunde, wie beispielsweise Veränderungen der Darmmotilität, weitaus mehr Erfahrung. Ein gesunder Dünndarm kontrahiert sich pro Minute durchschnittlich 2- bis 2,5-mal zirkulär, sodass dieser Wert zur Objektivierung herangezogen werden kann. Zusätzlich sollte dieDarmwanddicke ausgemessenwerden: Unabhängig vom Darmsegment sollte sie nicht mehr als 3 mm betragen, andernfalls ist von entzündlichen oder ödematösen Veränderungen auszugehen.

Übersicht über einzelne Kolikursachen

Mekoniumobstipation

Fohlen mit Mekoniumobstipation werden – je nach Schwere des Falles – meist an ihrem ersten, aber so gut wie immer in nerhalb der ersten 3 Lebenstage vorgestellt. Häufig tritt die Erkrankung bei lebensschwachen Fohlen oder Tieren mit schlechtem Saugreflex auf, weil in diesen Fällen die laxierende Wirkung des Kolosrums fehlt. Außerdem kann die Erkrankung durch eine kongenitale Enge des knöchernen Beckens bedingt sein; von dieser Form sind häufig Vollblut-Hengstfohlen betroffen. Das Becken solcher Tiere kann so eng sein, dass selbst eine digitale rektale Untersuchung mit reichlich Gleitgel misslingt und somit auch größere Mekoniumballen nicht durchtreten können.

Ist bei der digitalen rektalen Untersuchung kein Mekonium zu erreichen, schließt das ein Darmpechverhalten nicht zwangsläufig aus.

 Gerade bei großrahmigen Fohlen gelangt der untersuchende Finger nicht an das kraniale Ende des Beckens, sodass dieser „Negativ-Befund“ in jedem Fall durch die Sonografie zu ergänzen ist. Das Gleiche gilt auch für das Absetzen von Milchkot in geringen Mengen. Liegen nur noch 2 oder 3 größere Mekoniumballen direkt kranial des Beckens, können kleine Portionen von Milchkot durch starkes Pressen am Darmpech vorbeigeschoben werden.

Das sonografische Bild ist eindeutig: Kranial und/oder dorsal der Blase lassen sich die hyperechogenen Mekoniumballen im Colon descendens zweifelsfrei darstellen. Besteht die Möglichkeit, ein abdominales Röntgenbild anzufertigen (latero-lateral), so lassen sich die Mekoniumballen und eine eventuell davorliegende Aufgasung ebenfalls gut darstellen.

Uroperitoneum

Bei einem Uroperitoneum ist meist die Harnblase rupturiert, in selteneren Fällen liegen eine innere Urachusfistel, eine Hemmungsmissbildung der Blase oder eine Missbildung beziehungsweise Verletzung der Ureteren vor. Letztere kann beispielsweise durch eine weit dorsal gelegene Rippenfraktur hervorgerufen werden.

Je nach Größe des Defekts werden die Fohlen nach 2–10 Tagen vorgestellt. Häufig ist Trinkschwäche das erste Symptom. Ist die Läsion sehr klein, kann anfangs noch Harn im Strahl abgesetzt werden. In weiter fortgeschrittenen Fällen ist das aufgetriebene Abdomen deutlich erkennbar.

Die Sonografie gibt schnell Aufschluss darüber, ob sich anechogene freie Flüssigkeit im Abdomen befindet. Bei Blasenrupturen erscheint die Harnblasenwand relativ dickwandig und die Rupturstelle kann in vielen Fällen dargestellt werden.

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Bei labordiagnostischen Untersuchungen fallen betroffene Fohlen durch eine Hyperkaliämie in Verbindung mit einer Hyponatriämie und einer Hypochlorämie auf.

 In Zweifelsfällen kann eine Abdominozentese erfolgen, die unter Ultraschallkontrolle am liegenden Fohlen knapp kranial und lateral des Nabels durchzuführen ist. Lässt sich die gewonnene Flüssigkeit makroskopisch und geruchlich nicht eindeutig als Harn identifizieren, hilft eine vergleichende Kreatinin-Bestimmung: Dieses große Molekül reichert sich in der Peritonealhöhle im Vergleich zum Serum etwa um das Doppelte an, da es nicht resorbiert werden kann.

Da es sich beim Uroperitoneum um einen medizinischen Notfall handelt, der chirurgisch versorgt werden muss, gilt es, den Zeitraum bis zur Operation so kurz wie möglich zu halten. Vor allem die Elektrolytverschiebungen (Hyperkaliämie, Hyponatriämie, Hypochlorämie) stellen eine Bedrohung für den Patienten dar. Bei einer bestehenden Hyperkaliämie ist es ratsam, präoperativ mit 0,9%iger Kochsalzlösung (Richtwert: 20 ml/kg Körpergewicht als Bolus) zu infundieren, weil es ansonsten zu lebensbedrohlichen Komplikationen (Herzstillstand) bei der Narkoseeinleitung kommen kann.

 

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Ileus

Liegt ein Darmverschluss vor, stellt sich das klinisch als akut einsetzende, schnell fortschreitende Kolik dar. In der Folge kommt es zur Dehydrierung, Azidose und Endotoxämie.

Sonografisch lässt sich bei einem Dünndarmileus der atonische, flüssigkeitsgefüllte und hochgradig dilatierte Dünndarm darstellen. In fortgeschrittenen Fällen besteht bereits ein Ödem der Darmwand und es findet sich Transsudat in der Bauchhöhle. Bei Dünndarminvaginationen finden sich im sonografischen Querschnitt des betroffenen Darmabschnitts ineinander geschichtete, ödematöse Darmanteile, die an den Anschnitt einer Zwiebel erinnern. Der Darmabschnitt vor der Stenose ist dilatiert und flüssigkeitsgefüllt.
 

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Die meisten betroffenen Patienten zeigen keine Reaktion auf die Verabreichung von schwachen Analgetika, wie beispielsweise Metamizol, und das Allgemeinbefinden verschlechtert sich schnell. Solange ein mechanischer oder paralytischer Ileus nicht sicher ausgeschlossen werden kann, ist der Einsatz von Butylscopolamin nach Möglichkeit zu vermeiden. Der Einsatz von stärker wirksamen Schmerzmitteln als Metamizol ist für diese Indikation ebenfalls infrage zu stellen, da eine Operation – sofern sie für den Halter des Fohlens infrage kommt – nicht durch Verschleierung der Symptome hinausgezögert werden sollte.

Enteritis/Enterotoxämie

Hat ein Fohlen Diarrhoe, ist eine begleitende Koliksymptomatik nicht ungewöhnlich. Es kommt allerdings auch vor, dass Fohlen bereits am 1. oder 2. Lebenstag eine bisweilen hochgradige Koliksymptomatik zeigen und außer unterschiedlich dilatierten Dünndarmschlingen in der Sonografie keine klinischen Veränderungen nachweisbar sind. Solche Fohlen entwickeln häufig in den nachfolgenden 12 Stunden eine starke Diarrhoe, die trotz intensivmedizinischer Maßnahmen schwer zu beherrschen ist.

Aufgrund dieser Tatsache ist es ratsam, bei Verdacht auf eine beginnende Enteritis mehrere Kotproben zu asservieren, und direkt anschließend eine breit wirksame intravenöse Antibiotika-Behandlung einzuleiten.

Betroffene Fohlen sind in einer Klinik am besten aufgehoben, auch wenn kein unmittelbares chirurgisches Eingreifen nötig ist. Die Kombination aus Elektrolytverschiebungen, Azidose, Dehydratation und Hypoproteinämie führt dazu, dass eine Infusionstherapie während der Phase der fulminanten Diarrhoe nur flankiert von regelmäßigen labordiagnostischen Kontrollen sinnvoll ist.

Auf den Einsatz von Butylscopolamin sollte auch bei diesen Patienten verzichtet werden, da Motorik und Tonus der Darmmuskulatur durch die Erkrankung bereits herabgesetzt sind. Parasympatholytika können zwar zu einer weiteren Herabsetzung des Tonus führen, dadurch werden allerdings auch die rhythmischen segmentalen Kontraktionen, die propulsive Motorik und die retrograde Peristaltik im Kolon gehemmt. Das bereits bestehende Durchfallgeschehen kann dadurch zusätzlich verstärkt werden.

Proktitis

Diese schmerzhafte Entzündung der Rektumschleimhaut, häufig unter Einbeziehung des Analkegels, erscheint nach den bisher aufgelisteten medizinischen Notfällen etwas deplatziert. Dennoch sollte die Erkrankung Erwähnung finden, da sie häufig bei Fohlen auftritt, bei denen eine Mekoniumobstipation durch mehrfache Spülungen von rektal therapiert wurde oder aber als Begleiterscheinung bei Fohlen mit hochgradiger Diarrhoe.

Vor allem die deutliche Schwellung des Anus, der auch Spannungsrisse aufweisen kann, ist leicht zu erkennen. Der Kotabsatz ist dadurch sehr schmerzhaft, weshalb die Fohlen Tenesmus und auch leichte Koliksymptome zeigen und häufig mit dem Schweif schlagen, und zwar auch dann noch, wenn die Primärerkrankung bereits erfolgreich therapiert ist. Da eine Proktitis im Extremfall zum Rektumprolaps führen kann, sollte eine Salbenbehandlung eingeleitet werden. Nach Ausbleiben weiterer Manipulationen oder Sistieren der Diarrhoe klingen die Symptome in aller Regel innerhalb eines kurzen Zeitraums wieder ab.

Atresien (ani/coli/recti)

Atresien entstehen durch Störungen der embryonalen Entwicklung und treten als angeborene Missbildungen in Erscheinung. Unter diesen ist nur die Atresia ani bei der Erstuntersuchung offensichtlich. Häufiger kommt allerdings die Atresia coli vor. Bei Kaltblütern und Overo-Paint wird ein autosomal-rezessiver Erbgang vermutet. Neben dem Fehlen des betroffenen Darmabschnittes liegen häufig auch Missbildungen der angrenzenden Darmabschnitte vor, wie beispielsweise neurologische Dysfunktionen oder eine fehlende Tunica muscularis, sodass die Prognose auch bei erfolgreicher Anastomosierung vorsichtig ist. Dennoch wird immer wieder von Einzelfällen berichtet, bei denen eine Operation, wie beispielsweise eine End-zu-Seit-Anastomosierung, zum Erfolg führte.
 

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Das Lethal-white-foal-Syndrom (Overo-lethal-white-Syndrom = OLWS/LWO oder Aganglionose des Ileokolons) ist eine letale Mutation bei Paint und Quarter Horses mit autosomal-rezessivem Erbgang. Daher kommen alle Pferde, die Paint-Blutlinien führen, unabhängig von ihrer tatsächlichen Färbung, als Anlageträger infrage. Seit ein Gentest existiert, ist die Erkrankung selten geworden. Betroffene weiß geborene Fohlen setzen kein Mekonium ab, die Kolikanzeichen beginnen innerhalb von 12 Stunden post natum und führen rasch zum Tode.
 

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Hernien

Es ist differenzialdiagnostisch zu bedenken, dass Hernien nicht nur an offensichtlichen Lokalisationen wie der Leiste oder am Nabel auftreten können, sondern auch angeborene oder durch Trauma erworbene Zwerchfellhernien bei Fohlen vorkommen können. Allen Hernien ist gemeinsam, dass sie erst bei Inkarzeration zu Kolikerscheinungen führen. Ein chirurgisches Eingreifen ist in diesen Fällen unumgänglich, wobei der Therapieerfolg vom Allgemeinzustand des Fohlens und der Dauer des Krankheitsgeschehens bis zur Operation abhängt. Häufig ist eine Resektion des inkarzerierten Darmabschnitts nötig.

Traumata innerer Organe

Trat vorberichtlich ein Trauma – am häufigsten ausgelöst durch die Mutterstute – auf und kommt es im weiteren Verlauf zur Kolik, ist immer an eine Verletzung innerer Organe zu denken. Rupturen von Leber oder Milz können genauso wie die Verletzung größerer Gefäße zu einem Hämoperitoneum führen, das sich sonografisch gut nachweisen lässt. Im Gegensatz zum Uroperitoneum ist die freie Flüssigkeit nicht anechogen, sondern hypoechogen mit zahlreichen feinen, korpuskulären Reflexen; im weiteren Verlauf oder auch an anderen Stellen des Abdomens kann sich die Blutansammlung durch fortschreitende Organisation auch inhomogen echogen mit reflexreichen Partikeln darstellen.

Je nach Lokalisation und Ausmaß des Defekts kann solchen Fohlen geholfen werden, wenn die Blutung lokalisiert und zum Stillstand gebracht werden kann. Häufig sind die entstandenen Schäden aber so groß oder so zahlreich, dass eine Euthanasie unumgänglich ist.
 

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Haemovesica

Diese seltene postpartale Komplikation führt zu Koliksymptomatik und Tenesmus auf Harn. Sonografisch lässt sich innerhalb der Harnblase ein echogenes Gebilde nachweisen. Dieses Koagel entsteht wahrscheinlich durch eine Einblutung über den Urachus und wurde in früheren Einzelfallberichten erfolgreich chirurgisch entfernt, aber auch eine konservative Therapie scheint möglich zu sein.

Fazit

Aufgrund der vielfältigen Ursachen, die eine Kolik beim neugeborenen Fohlen auslösen können, sind Erfahrung und ein vernünftiges Maß an weiterführenden Untersuchungen notwendig, um die richtige Diagnose zu stellen.

Zudem besteht die dringende Notwendigkeit, jedes erkrankte Fohlen nicht nur im Hinblick auf die akute Koliksymptomatik zu behandeln und zu therapieren. Nur so können mögliche Folgekomplikationen wie beispielsweise Magenulzera, Peritonitis oder Sepsis geringgehalten werden.

Der Originalartikel zum Nachlesen: