Tierärzt*innen der Cat Clinic Hobart, Australien und der Royal (Dick) School of Veterinary Studies, Edinburgh, haben eine knappe, aber sehr aufschlussreiche Online-basierte Umfrage zur Berücksichtigung der besonderen Umweltbedürfnisse von Hauskatzen durchgeführt. An der anonymen Befragung nahmen mehr als 12 000 Katzenbesitzer mit fast 24 000 Katzen teil.
Es wurden 3 zentrale Aspekte abgefragt:
(1) Die Gestaltung des Lebensraums mit Zugang zu verschiedenen Ebenen und Kratzmöglichkeiten und vom Besitzer unerwünschtes Kratzverhalten,
(2) das Toilettenmanagement (Anzahl, Größe, Reinigung, Substrat und Tiefe der Einstreu), das Auftreten von Urinabsatz außerhalb der Katzentoilette und von Harnabsatzproblemen (Pressen, Vokalisation, Hämaturie, Harnwegsverlegungen) und
(3) die Fütterung (Futterart und Fütterungsweise).
Dort wie auch hier hat die Zahl der Mehrkatzenhaushalte mit streng „indoor“ gehaltenen Katzen deutlich zugenommen. Die Mehrzahl der Besitzer gibt die Tierarztpraxis als wichtigsten Berater bei Fragen von Toilettenmanagement und Fütterung an, wobei Fragen der Fütterung für die Halter eine höhere Priorität zu haben scheinen. Zudem schätzten sich die Katzenhalter in dieser Studie selbst zu fast 58% als sehr erfahren und zu 38% als etwas erfahren ein.
Einige Ergebnisse der Studie fallen dennoch als suboptimal ins Auge: Viele Katzen hatten als Freigänger entweder keine Toilette oder als Stubentiger im Mehrkatzenhaushalt nur eine Toilette oder mehrere Toiletten an derselben Stelle zur Verfügung. Auch die Reinigungsfrequenz war oft sehr niedrig. In 17% der Haushalte waren Harnabsatzstörungen und in fast 20% Urinieren außerhalb der Toilette aufgetreten; dies teils bei mehreren Tieren. Signifikant mehr Katzen mit Harnabsatzproblemen fanden die Autoren in Mehrkatzenhaushalten, Haushalten mit wenigen Katzentoiletten, seltener Reinigung und bei bestimmten Einstreuarten (Kristall/Papier). Von unerwünschtem Kratzmarkieren wurde bei Katzen mit und ohne Kratzmöbel berichtet. Hier erscheint es besonders wichtig, das Kratzverhalten als solches in seiner Bedeutung zu erläutern. Denn zumindest in der Erfahrung der Autoren führt dieses Verhalten ebenso wie Harnunsauberkeit oder rezidivierende Harnabsatzstörungen oft zur Abgabe der Tiere. Auch interessant: Nur etwa 7% der Katzen werden interaktiv und weitere 5,5% durch Automaten oder per Hand gefüttert. Über 85% erhalten ihr Futter von Teller oder Napf. Der Jagdtrieb und die besondere Ernährungsphysiologie bleiben hierbei meist unberücksichtigt.
Fazit für die Praxis
Die Themen Toilettenmanagement (Anzahl, Hygiene und Substratbeschaffenheit) und allgemeine Verhaltensphysiologie (dreidimensionaler Lebensraum, Markierverhalten und bedarfsgerechte Fütterung) sollten zentraler Bestandteil einer proaktiven Gesundheitsberatung sein, denn die Halter wünschen sich Unterstützung.
Zum Weiterlesen
Originalstudie: