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WeltbienentagDas Chronische-Bienenparalyse-Virus: Verbreitung und Therapiemaßahmen

Leistungseinbußen und Arbeiterinnenverlust – das Chronische-Bienenparalyse-Virus hat negative Folgen für ein Bienenvolk. Doch lässt sich diese Krankheit therapieren?

Biene auf Holunderblüte
K.Oborny/Thieme

Das Chronische-Bienenparalyse-Virus stellt eine Bedrohung für Bienenvölker dar.

Die Honigbiene, Apis mellifera L., wird durch verschiedene Pathogene bedroht, die damit indirekt die Bestäubungsleistung sowie den Honigertrag der Bienenvölker beeinflussen und zu weltweiten Verlusten führen [1][2]. So auch durch das Chronische-Bienenparalyse-Virus (CBPV), das in Europa auf dem Vormarsch ist.

Was ist das Chronische-Bienenparalyse-Virus?

CBPV ist ein bisher nicht klassifiziertes, ikosaedrisches RNA-Virus, das Symptome zweier historisch einzeln beschriebener Krankheitssyndrome bei adulten Bienen verursacht [4][11]. Zum einen werden durch den Befall verschiedener Gehirnregionen neurologische Symptome wie Paralyse und Zittern ausgelöst (Typ 1) [11], zum anderen erscheinen betroffene Bienen durch Haarverlust am Abdomen schwarz und fettig glänzend, was als „Ansteckende Schwarzsucht“ bezeichnet wird (Typ 2) [11][12]. Symptome beider Typen können parallel in einem Volk auftreten, sodass mittlerweile von einem Syndrom mit Symptomenclustern beider Typen gesprochen wird [11]. Zusätzlich tritt oft ein erheblicher Verlust an Arbeiterinnen auf, der sich in massivem Totenfall äußert. Des Weiteren wurden bei erkrankten Bienen ein aufgeblähtes Abdomen und Durchfallerscheinungen festgestellt [4].

Die Übertragungswege von CBPV sind vielfältig, beschrieben wurden

  • direkter Kontakt [11]
  • Trophallaxis eine fäkal-orale Route [11],
  • Weitergabe durch die Ingestion infizierter Bienenhaare [12],
  • vertikale Transmission durch die Königin [11].

Eine Studie zur Verbreitung und Therapiemaßnahmen

Das Chronische-Bienenparalyse-Virus wurde von der Leipziger Universität genauer betrachtet. Die dafür durchgeführte Studie hatte das Ziel, die Verbreitung des CBPV in Bayern von 2018-2020 retrospektiv zu verfolgen und bestehende Therapiemaßnahmen aus imkerischer Praxis hinsichtlich ihrer Effektivität zu evaluieren.

Hierbei wurde die Studie in 2 Teile aufgeteilt. Zum einen wurden in Teil 1 Analyseergebnisse des Tiergesundheitsdienstes Bayern e.V. von Bienenvölkern hinsichtlich der Virusdiagnostik und klinischen Symptomatik mit Fokus auf CBPV untersucht. Zum anderen wurden im 2.Teil mittels Fragebogen erhobene Daten von labordiagnostischen CBPV-positiven und klinisch auffälligen Völkern ausgewertet.

Ergebnisse

Die Forschenden kamen durch die Studie zu mehreren Ergebnissen. In Teil 1 konnte in Bayern nicht nur ein signifikanter Anstieg CBPV-positiver Proben von 2018 bis 2020 festgestellt werden, sondern auch ein Anstieg der Fallzahlen mit klinischer Symptomatik.

Der 2. Teil der Studie machte eine Häufung der Berichte über das Erstauftreten der CBPV-Symptomatik im Frühjahr deutlich.

Die meist mit kombinierten Symptomen belasteten Völker erholten sich in 57 % der Fälle von der Erkrankung. Dabei war maßgeblich, dass therapeutisch eingegriffen wurde. Da keine spezifische antivirale Therapie besteht, halfen sich die Imkernden zum Beispiel mit dem Entfernen der erkrankten Tiere aus dem Bienenvolk oder der nutritiven Unterstützung zur Erhöhung des Bienenumsatzes weiter.

Eine Vielzahl verschiedener Maßnahmenkombinationen führte zum Überleben, kein Eingriff in den meisten Fällen zum Tod des Volks. Bei 62 % der erkrankten und isolierten Völker konnte die Isolation eine Weiterverbreitung am Bienenstand verhindern.

Schlussfolgerung und klinische Relevanz

Den Resultaten zufolge traten klinisch apparente CBPV-Infektionen in den letzten Jahren auch in Bayern signifikant häufiger auf. Durch die Vielzahl angewendeter Maßnahmenkombinationen lässt sich basierend auf diesen Auswertungen keine evidenzbasierte Therapieempfehlung ableiten. Es zeigte sich aber, dass jeder therapeutische Eingriff besser ist, als abzuwarten. Dennoch sind für gezielte Therapieempfehlungen Versuche unter Standardbedingungen notwendig.
 

Weltbienentag

Der Weltbienentag wird seit 2018 am 20. Mai gefeiert. Das Datum basiert auf dem Geburtstag von Anton Janša (Jahrgang 1734), der als Pionier der modernen Imkerei gilt. Der Weltbienentag soll einer breiten Öffentlichkeit die Bedeutung von Bienen aufzeigen. Durch ihre Bestäubungsleistung fördern sie die biologische Artenvielfalt und die Nahrungssicherung von Mensch und Tier. Zudem soll auf den starken Rückgang der Bienenpopulation und den erforderlichen Schutz dieser Insekten hingewiesen werden.


Der Originalbeitrag zum Nachlesen: 
Dittes,J., Schierling, A., Aupperle-Lellbach, H., Grassinger, J., Mülling, C., Emmerich, I. „Chronische-Bienenparalyse-Virus – quo vadis? Auftreten in Bayern und Betrachtung von Therapiemaßnahmen“. Tierarztl Prax Ausg G Grosstiere Nutztiere 2021; 49(05): 326-335 DOI: 10.1055/a-1580-8257

(JD)

1 Fritzsch W, Bremer R. Hrsg. Bienengesundheitsdienst. 2. Aufl.. Jena: Fischer; 1984

2 Ritter W. Bee diseases are a worldwide problem. OiE forum 2014; 2: 5-8

4 Vidal-Naquet N. ed. Honeybee Veterinary Medicine: Apis mellifera L. 1st ed.. Sheffield, UK: 5m Publishing; 2015

11 Ribière M, Olivier V, Blanchard P. Chronic bee paralysis: A disease and a virus like no other?. J Invert Pathol 2010; 103: 121-131 DOI: 10.1016/j.jip.2009.06.013.

12 Rinderer T, Rothenbuhler WC. The fate and effects of hairs removed from honeybees with hairless black syndrome. J Invertebr Pathol 1975; 26: 305-308