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NeuweltkamelidenDas Lama – Alles über die liebenswerten Sohlengänger

Lamas als Haustiere werden in Deutschland immer beliebter. Doch was muss man bei der Haltung und Pflege der Neuweltkameliden alles beachten?

Inhalt
Lamas aus einer Herde in Norwegen stehen auf einer Grünfläche.
Hans und Christa Ede/stock.adobe.com

Bei der Haltung von Lamas sind verschiedene Punkte hinsichtlich Haltung, Pflege und Verhalten der Tiere zu beachten.

Lamas sind als Haustiere zunehmend beliebt, ihre Zahl nimmt stetig zu und vor allem Wanderungen mit den sanften und ruhigen Tieren erfreuen sich großer Beliebtheit. Auch wenn Lamas als genügsame Pfleglinge gelten, gibt es einiges bei Haltung und Pflege zu beachten. 

Kernfakten zum Lama

Die Lamas gehören zur Familie der Kamelartigen und werden, gemeinsam mit dem Alpaka, dem Guanako und dem Vikunja, zu den Neuweltkameliden gezählt. Ihre großen Verwandten sind die Altweltkameliden, die zweihöckrigen Trampeltiere und die einhöckrigen Dromedare.
Ihr wissenschaftlicher Name ist Lama glama, sie gehören zur Ordnung der Paarhufer (Artiodactyla) und bilden mit den Altweltkameliden die Unterordnung der Schwielensohler, weil alle Kamele ein dickes Hornhautpolster an der Sohle haben und auf den beiden Zehen aufgesetzte Nägel. Dieser Aufbau unterscheidet sich deutlich von den Hufen von Equiden oder den Klauen der anderen Paarhufer.

Lamas zeichnen sich zudem durch folgende physiologische Daten aus:
  • Durchschnittliche Lebenserwartung: 15 – 20 Jahre,
  • Körpertemperatur: 37,5 – 38,9 °C
  • Lamas haben eine induzierte Ovulation, d. h. der Eisprung findet beim Deckakt statt,
  • Trächtigkeitsdauer: 11,5 – 12,5 Monate,
  • Die Stuten gebähren meist 1 Fohlen, Zwillinge sind sehr selten und oft nicht überlebensfähig,
  • Säugezeit: mindestens 6 Monate.

Lamas und Alpakas sind domestizierte Haustiere, die Wildform des Lamas ist das Guanako. Vor allem die Lamas spielten als Lasten- und Tragetiere eine ganz entscheidende Rolle bei der Besiedelung Südamerikas. Sie sind als Reittiere nicht geeignet , mit passenden Sätteln und Packtaschen können sie jedoch bis zu 40 kg Gewicht tragen. Lamas lassen sich anhand ihrer Ohren gut von Alpakas unterscheiden – ihre Ohren sind bananenförmig gebogen, Alpakaohren sind gerade ([Abb. 1]).

Das Lama in Deutschland

Lamas sind Herdentiere und fühlen sich allein alles andere als wohl. Oft wird versucht, Lamas mit anderen Haustieren wie Ziegen oder Schafe zu vergesellschaften, doch diese bilden natürlich keinen passenden Ersatz für echte Artgenossen. Man sollte also unbedingt mehrere Tiere halten, damit die Lamas sich wohlfühlen. Wir empfehlen die Haltung von mindestens 4 Tieren, denn dann kann sich zumindest eine kleine Herde bilden.
Bei den Geschlechtern der Lamas verwendet man dieselben Begrifflichkeiten wie bei den Pferden, fortpflanzungsfähige männliche Tiere sind demnach Hengste, wenn sie kastriert wurden, werden sie zu Wallachen; weibliche Tiere werden als Stuten und Jungtiere als Fohlen bezeichnet.

Herdenzusammensetzung

Am besten für eine ausgeglichene Herdenbildung eignen sich gleichgeschlechtliche Tiere oder Stuten und früh kastrierte Wallache. Für Lamas ist es nicht natürlich, dass Hengste ganzjährig in der Stutenherde leben, das bedeutet zumeist viel Stress für beide Seiten. Auch kann es durchaus sein, dass in einer reinen Hengstgruppe die Streitereien so ausarten, dass Hengste von den anderen getrennt werden müssen, um schlimme Verletzungen zu vermeiden.
Wenn Lamahengste kämpfen, dann sind sie auf Beschädigung des Gegners aus und können sich tiefe Wunden mit ihren sehr scharfkantigen Kampfzähnen reißen ([Abb. 2]). Eine Trennung der beiden Kontrahenten ist dann unumgänglich. Am einfachsten in der Haltung, vor allem für Lama-Anfänger, sind also Wallach- oder Stutenherden.

Haltung

Für die Haltung von Lamas eignet sich nur die Offenstallhaltung, eine reine Haltung im Stall ist nicht tiergerecht . Die Stallfläche sollte pro Lama 2 m² betragen und der Stall sollte an 3 Seiten geschlossen sein. Als Empfehlung zur Größe der Weide gilt 1000 m² für 2 Tiere, für jedes weitere Tier sollten zusätzliche 100 m² berechnet werden. Die Einzäunung sollte eine Höhe von mindestens 1,60 m aufweisen, da Lamas durchaus gut springen können. Bewährt haben sich sogenannte Knotengittergeflechte oder mehrere Litzen Elektrozaun übereinander.

Ein großer Vorteil der Lamahaltung ist die Reinlichkeit der Tiere. Sie benutzen feste Kotplätze innerhalb der Weide und des Stalls, somit entfällt das Abmisten der kompletten Weide. Diese Eigenschaft macht jedoch auch die Vergesellschaftung mit anderen Weidetieren komplizierter, da Lamas nicht dort fressen möchten, wo andere Tiere ihr Geschäft verrichtet haben. Außerdem ist eine Übertragung von Parasiten anderer Pflanzenfresser möglich und kann für die Lamas im schlimmsten Fall tödlich enden. Daher ist es besser, wenn die Lamas in der Herde unter sich bleiben.

Lamahaltung kompakt

  • Lamas sind Herdentiere und sollten in Gruppen gehalten werden, idealerweise mit gleichgeschlechtlichen Tieren und kastrierten Hengsten, damit es nicht zu Kämpfen von Hengsten mit massiven Verletzungen kommt.
  • Lamas brauchen zur Ernährung Heu, Gras und ein ergänzendes Mineralfutter. Frisches und sauberes Wasser sollte ebenfalls zur freien Verfügung angeboten werden.
  • Als Haltungsform ist eine offene Stallhaltung ideal, im Stall ist ein Platzangebot von 2 m2 pro Tier nötig, auf der Weide es sollten für 2 Tiere mindestens 1000 m2 und für jedes weitere Tier 100 m2 zusätzlich vorhanden sein.
  • Lamas sollten 1 x jährlich geschoren und die Zehennägel müssen regelmäßig kontrolliert und ggf. gekürzt werden.
  • Zur Gesundheitsprophylaxe empfehlen sich regelmäßige (1 – 2 x jährlich) Kotuntersuchungen plus Entwurmung und eine Impfung gegen Clostridien.
  • Ab ca. 6 – 7 Monaten sollten Lamas an Halfter und Handling (Scheren, Zahnkontrolle, Impfung etc.) gewöhnt werden. Jüngere Tiere sollten ohne nahen Kontakt zum Menschen in der Herde mitlaufen, sonst besteht die Gefahr einer Fehlprägung mit negativen Auswirkungen im Verhalten.

Verhalten

Lamas sind sogenannte Distanztiere , sie vermeiden nach Möglichkeit den direkten, physischen Kontakt zum Menschen, das bedeutet: Zum Kuscheln sind sie nicht geeignet . Diese Eigenart muss akzeptiert werden und gerade bei den beliebten Wanderungen auch den Besuchern erklärt werden. Lamas, die aufdringlich sind und sich gerne streicheln und knuddeln lassen, vielleicht sogar uns Menschen anrempeln oder anspucken, sind meistens fehlgeprägt und zeigen kein natürliches Verhalten. Eine Fehlprägung bedeutet hier, dass das Lama auch uns Menschen als Lamas ansieht und mit uns dann kommuniziert wie mit seinen Artgenossen.

Diese Fehlprägung entsteht im Fohlenalter , wenn die kleinen Lamas gestreichelt werden und viel engen Kontakt zum Menschen haben (z. B. durch eine Flaschenaufzucht). Die Fehlprägung kann nicht mehr rückgängig gemacht werden und die Tiere werden immer gefährlicher, je älter sie werden. Lamas kämpfen, indem sie ihre Gegner versuchen zu Boden zu drücken und in alle erreichbaren Körperteile beißen. Man kann sich vorstellen, dass so ein Verhalten für einen Menschen sehr gefährlich wird. Deshalb gilt: Finger weg von den Fohlen der Lamas!

Merke!

Lamas sind keine Kuscheltiere, sie halten lieber Distanz zum Menschen und das sollte respektiert werden.

Das Spucken

Spucken dient der Kommunikation von Lamas untereinander (Futterneid, Rangordnung, trächtige Stuten spucken den Hengst weg) und hat mit dem Menschen in der Regel nichts zu tun. Meistens stand der Angespuckte nur zufällig zwischen 2 streitenden Lamas, hat die Körpersprache nicht verstanden und fälschlicherweise die Ladung abbekommen. Lamas zeigen es sehr deutlich, bevor sie spucken: Die Ohren werden dann angelegt, der Kopf geht nach oben und viele fangen an zu gurgeln ([Abb. 3]). Das bedeutet für das andere Lama „Komm ja nicht näher, sonst wirst du angespuckt“. Meist wird vorverdautes Grünfutter hochgewürgt und gespuckt, was für uns Menschen sehr übel riecht.

Training und Handling

Als Haustiere sind Lamas auf menschliche Betreuung angewiesen und damit die nötigen Pflegemaßnahmen (Scheren, Nägel schneiden, Tierarztbesuche etc.) ohne großes Drama möglich sind, müssen Lamas natürlich trainiert werden. Alle Lamas sollten also halfterführig sein, sie sollten an einem Strick von A nach B geführt werden können und Berührungen am Kopf und Körper akzeptieren. Aufgrund des Risikos der Fehlprägung ist die allgemeine Empfehlung, mit dem Training der Lamas erst ab einem Alter von 6 – 7 Monaten zu beginnen . Davor sollten sie möglichst ungestört in der Herde leben und wenig Kontakt zu uns Menschen haben, um Fehlprägungen mit negativen Folgen zu vermeiden.

Fütterung und Pflege

Als Ernährung dient in erster Linie Heu guter Qualität und das frische Gras auf der Weide . Ein gutes Mineralfutter sollte zusätzlich angeboten werden, da die Versorgung mit Mineralstoffen über das Heu allein meistens nicht ausreicht. Außerdem mögen Lamas auch die Äste und Blätter von ungiftigen Laub- und Nadelbäumen sehr gerne, das bietet eine gute Abwechslung auf dem Speiseplan.
Lamas gehören zwar zu den Kamelen, im Gegensatz zu ihren großen Verwandten können sie jedoch nicht mehrere Tage ohne Wasser auskommen. Sie müssen also täglich trinken und somit immer Zugang zu frischem und sauberem Wasser haben.

Fell und Nägel

Mit den klimatischen Gegebenheiten in Deutschland kommen die Lamas gut zurecht, ganz wichtig zum Thema Fellpflege ist allerdings, dass sie im Frühsommer geschoren werden. Wie die Alpakas auch, haben die meisten Lamas aufgrund der angezüchteten Wolle keinen natürlichen Fellwechsel mehr und die Gefahr der Überhitzung im Sommer ist sehr groß. Deswegen muss die Wolle einmal im Jahr mechanisch entfernt werden (Handschere oder elektrische Schermaschine).

Auch die Fußpflege darf bei Lamas nicht vernachlässigt werden, d. h. die Füße und Zehennägel sollten regelmäßig auf Länge, Risse und Gesundheit kontrolliert werden. Bei unregelmäßigem oder zu langem Wachstum müssen auch die Zehennägel gekürzt werden, das funktioniert mit etwas Übung am besten mit einer Rosen- oder Klauenschere.

Merke!

Lamas haben Sohlenpolster und Nägel statt Klauen – beides muss regelmäßig auf Funktionalität und Gesundheit untersucht werden.

Gesundheit und Prophylaxe

Eines der wichtigsten Maßnahmen für die Gesundheit von Lamas ist die Endoparasitenkontrolle: Lamas müssen regelmäßig auf Endoparasiten kontrolliert werden. Das geschieht am besten über Kotproben (Einzel- und Sammelkotproben), die an ein spezialisiertes Labor geschickt werden und Grundlage für eine gezielte Entwurmung darstellen.

Neben der Endoparasitenkontrolle empfiehlt auch sich eine Impfung gegen Clostridien , da Lamas dafür sehr empfänglich sind. Clostridien sind bakterielle Erreger (grampositive Stäbchenbakterien), die bei Lamas teilweise schwere Darmentzündungen auslösen können. Die Impfung wird mit einer Grundimmunisierung von 2 Impfungen im Abstand von 4 Wochen eingeleitet, danach reicht eine jährliche Impfung zur Auffrischung.
Gewichtskontrolle

Lamas sind Meister im Verstecken von Krankheiten und man muss als Halter seine Tiere sehr gut kennen und Beobachten, um Auffälligkeiten zu erkennen. Ein gutes Indiz ist die regelmäßige Kontrolle des Körpergewichtes, was bei Tieren mit Wolle nicht immer einfach von außen zu erkennen ist. Deswegen sollte man den körperlichen Zustand durch das Abtasten der Wirbelsäule kontrollieren oder indem man seine Lamas auf die Waage stellt. Eine große Paketwaage eignet sich dafür sehr gut und erleichtert eine Kontrolle erheblich.

Fazit

Lamas sind hübsche und interessante Tiere, die auch in unseren Breiten klimatisch gut zurechtkommen. Sie sind unkompliziert in Haltung und Pflege, wenn einige wichtige Regeln beachtet werden. Auch im Verhalten gegenüber dem Menschen sind Lamas eher zurückhaltend, ausgeglichen und freundlich, was bei entsprechendem Training sehr gut z. B. für Lamawanderungen und tiergestützte Therapien genutzt werden kann.

Der Originalbeitrag zum Nachlesen:

Kaindl A. Das Lama – Fakten & Tipps rund um den liebenswerten Sohlengänger. team.konkret 2023; 19(03): 14 - 17. doi:10.1055/a-2088-7198

(JD)

Anja Kaindl ist gelernte Tiermedizinische Fachangestellte und Zootierpflegerin. Sie fungiert als Richterin für Neuweltkameliden bei der Arbeitsgemeinschaft für Lamas und Alpakas (AELAS) und ist Leiterin des Begegnungshofs: „Lamas vom Kaindlhof“.

Der Originalbeitrag "Das Lama – Fakten & Tipps rund um den liebenswerten Sohlengänger" erschien in der Team konkret.