Suchergebnisse zur Ihrer letzten Suchanfrage

EselDer Esel – Charakter, Haltung und Verhalten

Ein schönes Sprichwort sagt: Esel sind nicht stur. Sie geben dir nur länger Zeit, über deine Fehler nachzudenken. Ob das richtig ist und welche weiteren To-Dos es für eine artgerechte und gute Eselhaltung gibt, das lesen Sie hier.

Inhalt
Ein grauer Esel mit langen Ohren schaut neugierig aus seinem Stall.
Dragana Gordic/stock.adobe.com

Esel sind intelligente, lernwillige und neugierige Tiere, die bei richtiger Haltung und respektvoller Erziehung sehr viel Freude machen können.

Der Esel

Der Hausesel gehört mit den Pferden, den Halbeseln und den Zebras zur Familie der Pferdeartigen und den sogenannten „Unpaarhufern“, die im Gegensatz zu den „Paarhufern“ nur auf einer Zehe (dem Huf) laufen. Die Wildform unserer Hausesel ist der Afrikanische Wildesel, von dem heute noch der vom Aussterben bedrohte Somali-Wildesel in freier Wildbahn zu finden ist. Einst waren Afrikanische Wildesel über Nordafrika und Vorderasien weit verbreitet, heute leben nur mehr wenige hundert Tiere im nordöstlichen Afrika.

Die Gegenden, aus denen die Wildesel stammen, gehören zu den unwirtlichsten Gebieten der Welt. Die Esel sind eine der wenigen Großsäugerarten, die in diesen steinigen, trockenen und nahrungsarmen Gebieten überhaupt überleben. Deswegen sind Esel keineswegs die einfach zu haltende Alternative zum Pferd, sondern sind in ihren Ansprüchen gleichzusetzen mit den Exoten in zoologischen Einrichtungen.

Esel sind in Deutschland nicht so weit verbreitet, wie in ihren ursprünglichen Herkunftsgebieten, in Afrika oder auch in den Mittelmeerländern. Dort haben viele Esel zwar ihre Nutzung als Transportmittel oder Arbeitstier verloren, trotzdem sind sie häufig noch ein wichtiger Bestandteil zur Sicherung des Überlebens der armen Bevölkerung. Oft werden Esel in diesen Ländern bis zur völligen Erschöpfung genutzt oder, wenn sie nicht mehr gebraucht werden, einfach am Straßenrand sich selbst überlassen und verhungern oft kläglich. Obwohl Esel in Deutschland reine Hobbytiere sind, werden in ihrer Haltung viele Fehler gemacht, sodass es ihnen gesundheitlich oft nicht wirklich besser ergeht.

Haltung

Im Gegensatz zu Pferden leben Esel nicht in streng hierarchisch geregelten Herden, sondern sind oft in kleineren, locker strukturierten Gruppen unterwegs. Das Kernstück bilden dabei Stuten mit ihren weiblichen Fohlen. Die Junghengste werden im Alter von ca. 1,5 Jahren von den Stuten vertrieben und bilden dann eigene Junggesellenherden. Einzig die ausgewachsenen Hengste leben als Einzelgänger und sind territorial. Das heißt, ein dominanter Hengst behält sich auch das Paarungsrecht mit den Stuten vor und verteidigt sein Revier gegen andere vorbeiziehende Hengste. In der Stutenherde ist oft keine Rangordnung zu erkennen.

Merke

Eine Weide mit üppigem Angebot an Gras ist für Esel wie Fast Food: zu nähstoffreich und ungesund!

Grundsätze

Esel sind aufgrund ihrer Herkunft an trockene, steinige Böden und karge, holzige Nahrung gewöhnt. So bietet eine typische „Rinderweide“ in Deutschland für einen Esel nicht die idealen Voraussetzungen. Im Gegenteil: Zu nährstoffreiches Gras kann in der Fütterung mit Fast Food bei uns gleichgesetzt werden und trägt nicht dazu bei, dass der Esel lange und gesund lebt.

Es widerspricht der Natur des Esels, dass Hengst und Stute ganzjährig zusammenleben. Außerdem ist das Paarungsspiel von Eseln sehr ruppig: Jagen, Beißen und Austreten gehören dazu, um die Stute in Wallung zu bringen und das birgt natürlich ein gewisses Verletzungsrisiko innerhalb von umzäunten Gehegen und Weiden. Die beste Kombi in der Haltung ist eine gleichgeschlechtliche Gruppe, wobei auch Eselwallache und Stuten gemeinsam gehalten werden können, dann sollten es 2 Stuten und 2 Wallache sein. Esel gehen sehr starke Zweierbindungen ein, deswegen ist eine ungerade Zahl an Herdenmitgliedern oft keine gute Lösung und führt zum Vereinsamen des „fünften Rad am Wagen“.

Ein intakter Eselhengst hat in den Händen von Anfängern nichts zu suchen und sollte auch nur dann gehalten werden, wenn gezüchtet (nicht vermehrt) wird und auch für den Hengst adäquate Haltungsbedingungen möglich sind.

Richtlinie für die artgerechte Eselhaltung

Richtlinien für eine artgerechte Haltung von Eseln sind vom Niedersächsischen Landwirtschaftsministerium auf der Webseite www.ml.niedersachsen.de im Bereich Service/Publikationen in einer „Haltungsempfehlung Esel“ herausgegeben worden. Darin steht z. B., dass eine ausreichend große Stallfläche von mindestens 5 m² pro Esel zur Verfügung stehen muss, sodass sich alle Tiere gleichzeitig im Stall hinlegen können. Außerdem muss eine mindestens 150 m² große, befestigte Auslauffläche vorhanden sein.

Auslauf und Umzäunung

Eine gut befestigte Auslauffläche ist besonders wichtig, da Esel bei sehr nassem und matschigem Boden die Weide nicht dauerhaft nutzen können. Aufgrund ihres Lebensraumes vertragen Eselhufe nasse Matschböden nicht gut und nehmen langfristig Schaden. Damit der Esel als Lauftier sich trotzdem ausreichend bewegen kann, sind befestigte, trockene Flächen unabdingbar. Leider ist die Erstellung solcher Flächen oft sehr kostenintensiv, da sie mittels einer Drainage trockengelegt und dann befestigt werden müssen, z. B. mit Paddockplatten, Kopfsteinpflaster, Sand, usw.

Auch auf die Umzäunung sollte ein besonderes Augenmerk gelegt werden, denn Esel fressen gerne alles, was aus Holz besteht. Ohne Sicherung sind so bald keine Holzumrandungen mehr vorhanden und Esel somit frei unterwegs. Außerdem sind Esel Ausbruchskünstler, die Zäune regelmäßig auf Schwachstellen testen und die verschiedensten Verschlusssysteme nach einer gewissen Beobachtungszeit selbst aufmachen können.

Ernährung

Ein weiterer wichtiger Punkt zur Gesunderhaltung ist die Fütterung des Esels. Da die eseltypische Nahrung aus kargen, trockenen und holzigen Gräsern besteht, fressen sie gerne viele verschiedene Baum- und Straucharten, vor allem Blätter und Rinde sind sehr beliebt. Diese Eigenart muss auch bei der Eselhaltung in Deutschland eingehalten und umgesetzt werden.

Zudem sollten Esel als Dauerfresser, wie alle Equiden, nicht zu lange ohne Futter sein und das Hauptfutter muss aus sehr rohfaserreichem und eher energiearmem Heu und Stroh bestehen. Am besten eignet sich spät geschnittenes Gras, welches nach einer Lagerzeit von ca. 3 Monaten als Heu verfüttert werden kann. Auch Stroh wird gerne gefressen, darf jedoch aufgrund der Gefahr einer Verstopfung nicht die Hauptfuttermenge ausmachen.

Was Esel in unbedenklicher Menge bekommen dürfen, sind Äste und Stämme von ungiftigen Laub- und in geringen Mengen auch Nadelbäumen. Hier fressen sie wie ihre wilden Vorfahren die Blätter und schälen die Rinde ab. Oft fressen sie auch ganze Holzstämme mit der Zeit auf, sobald diese anfangen, morsch zu werden. Das dient nicht nur der Ernährung, sondern beschäftigt Esel auch über längere Zeit.

Info

Der Eselhalter muss sich unbedingt Wissen aneignen, welche Pflanzen und Bäume für Esel ungiftig und zum Verfüttern geeignet sind. Esel reagieren auf Giftpflanzen sehr empfindlich und schon ein kleiner Ast einer Eibe kann zum Tod durch Vergiftung führen.

Weidegang

Esel dürfen auf die Weide, doch dabei sind einige Faktoren zu beachten. Junges, energiereiches Gras im Frühjahr ist in den meisten Fällen völlig ungeeignet und für die Esel aufgrund der Kolik- und Hufrehe-Gefahr ein nicht zu unterschätzendes Risiko. Besser ist langes, überständiges Gras, welches ungefähr ab Mitte, Ende Juli auf unseren Weiden zu finden ist. Dann kann stundenweiser Weidegang eine schöne Abwechslung für die Esel sein.

Abhängig ist der Weidegang auch von der Rasse des Esels und welche Gräser auf der Weide wachsen. Sandige, trockene Böden, wie sie in einigen Beweidungsprojekten zu finden sind, eignen sich durchaus auch für eine ganzjährige Weidehaltung. Ein für Esel geeignetes Mineralfutter und ein Salzleckstein dürfen bei der Fütterung auch auf der Weide nicht fehlen.

Training und Umgang

Esel können als Freizeitpartner für Spaziergänge, für Wanderungen, als Packtier, vor der Kutsche oder auch bedingt als Reittier genutzt werden. Alle diese Dinge machen den Eseln bei gutem Training und Vertrauen zu den Besitzenden Spaß und fördern ihr neugieriges und augeschlossenes Wesen. Eine solide Grundausbildung bildet die Basis dafür und besteht aus anfassen lassen (überall), aufhalftern, führen, Hufe geben, stehen bleiben, Grundgangarten wechseln und angebunden warten können.

Esel haben außerdem einen stark ausgeprägten Spieltrieb (vor allem Wallache) und können mit immer neuen Spielsachen gut beschäftigt werden. Wichtig ist dabei, dass die Dinge für Esel oder Pferde geeignet sind und nicht so beschädigt werden können, dass der Esel Teile davon fressen oder verschlucken kann.

Die Vertrauensarbeit, die man am Anfang in seinen Esel investiert, rechnet sich 10-fach, denn ein Esel, der weiß, dass er seinem Haltenden überallhin folgen kann und ihm keine Gefahr droht, macht nicht nur Spaß, sondern erleichtert den gemeinsamen Alltag enorm. Gemeinsam Zeit verbringen, Striegeln, kraulen und das bei Eseln extrem beliebte „Ohren putzen“ (dabei kratzt man vorsichtig mit den Fingerspitzen in den Innenohren des Esels auf und ab) fördert das Vertrauen in den Menschen.

Pflege und Gesundheit

Zur täglichen Pflege des Esels gehört der Gesundheitscheck, Striegeln und Hufe auskratzen. Dreck, Matsch, Kot und verschmutzte Einstreu in den Hufen fördern einige Hufkrankheiten und somit müssen die Hufe täglich davon befreit werden. Der Hufschmied sollte 3 – 4 × im Jahr die Hufe des Esels kontrollieren und bei Bedarf bearbeiten. Wichtig ist, einen Hufschmied zu finden, der sich mit Eselhufen auskennt und auch Spaß an der Arbeit mit den Langohren hat. Viele Esel, die man nicht selbst von klein an ausbildet, haben schlechte Erfahrungen mit der Hufbearbeitung gemacht, sind ängstlich oder wehren sich ernsthaft dagegen. Da helfen nur Training, Geduld und eine gute, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Hufschmied oder -pfleger.

Esel sind bei Erkrankungen sehr oft in sich gekehrt und zeigen ihr Unwohlsein nicht besonders deutlich und oft auch sehr spät. Hier ist eine gute Beobachtungsgabe gefragt und jegliche Abweichung vom normalen Verhalten, muss gut beobachtet und wenn nötig durch eselkundigen Tierärzt*innen abgeklärt werden.

Gesundheitsprophylaxe

Esel sollten gegen Tetanus geimpft werden, da sie wie alle Equiden anfällig dafür sind. Natürlich können Esel auch gegen alle anderen Pferdekrankheiten, wie z. B. Influenza, geimpft werden. Ob das nötig ist, sollte man mit seinem Tierarzt besprechen. Eine regelmäßige Parasitenprophylaxe sollte durch Kotprobenuntersuchungen und, je nach Bedarf, Behandlung gegen die jeweiligen Untermieter 3 – 4 × jährlich stattfinden. Ektoparasiten, wie Haarlinge, sind auch des Öfteren auf Eseln zu finden und auch hier muss eine regelmäßige Kontrolle und ggf. Behandlung stattfinden.

Verhalten

Esel sind doch dumm und störrisch, oder? Nichts könnte falscher sein als diese Aussage, die leider immer noch von vielen Menschen, die zum ersten Mal mit einem Esel in Berührung kommen, als Wahrheit angesehen wird. Esel sind unglaublich intelligente und neugierige Tiere, die innerhalb kürzester Zeit neue Dinge lernen und sich vieles allein durch Beobachtung aneignen. Das vom Menschen als störrisch oder stur bezeichnete Verhalten, lässt sich durch die Herkunft des Esels gut und verständlich erklären. Denn im Gegensatz zu Pferden, die als ursprüngliche Steppentiere offene und großflächige Landschaften bewohnten, leben Esel in bergigen, steilen und schluchtenreichen Gebieten, in denen ein Fehltritt tödlich enden kann.

Pferde sind echte „Fluchttiere“, die bei Gefahr losgaloppieren, um Entfernung zwischen sich und den vermeintlichen Feind zu bringen. Esel können das nicht immer, da eine kopflose Flucht vielleicht mit einem Absturz in eine Schlucht geendet hätte. Auch Esel flüchten natürlich, wenn sich ihnen ein großer Beutegreifer nähert.

Etwas anders verhält es sich bei ihnen unbekannten Dingen, von denen keine unmittelbare Gefahr für Leib und Leben ausgeht. Hier stehen Esel oft eine lange Zeit davor und gehen weder einen Schritt vor noch zurück. Dieses Überlegen wird von uns als stur fehlinterpretiert, da der Esel nicht mehr weitergehen will. Wir müssen daher lernen, die Umgebung mit Eselaugen zu sehen. Da kann sich ein harmloser Gullideckel durchaus als gefährliche Bodenöffnung entpuppen, vor dem der Esel eine längere Zeit stehenbleibt und überlegt, ob der Deckel gefahrlos betreten werden kann.

Fazit

Esel sind intelligente, lernwillige und neugierige Tiere, die bei richtiger Haltung und respektvoller Erziehung sehr viel Freude machen können. Die artgerechte Eselhaltung ist nicht ganz einfach und kostet einiges an Geld und Mühe. Doch wer sich darauf einlässt, wird mit einem freundlichen und interessanten Gefährten belohnt, mit dem man durch „dick und dünn“ gehen kann.

Der Originalbeitrag zum Nachlesen:

Kaindl A. Der Esel – Charakter, Haltung und Verhalten. team.konkret 2025; 21(01): 12 - 16. doi:10.1055/a-2278-5332

(JD)
 

Anja Kaindl ist gelernte Tiermedizinische Fachangestellte und Zootierpflegerin. Als Leiterin des Begegnungshofs: „Lamas vom Kaindlhof“ bietet sie dort neben Seminaren und Workshops auch Beratungen zu verschiedenen Themen an.

Der Originalbeitrag "Der Esel – Charakter, Haltung und Verhalten"erschien in der Team konkret.