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Landwirt*innen sollten frühzeitig Notfallkonzepte erstellen und sich mit dem Katastrophenschutz beschäftigen, um für den Ernstfall gewappnet zu sein.
Damit Nutztiere bei Katastrophen wie Stallbrand oder Überschwemmung im Falle eines Falles sicher und wohlbehalten aus ihren Stallungen herauskommen, sollten vorab erstellte Pläne existieren.
Die Situation
Um Tierhaltungen gegenüber katastrophalen Ereignissen zu wappnen, die einen Austrieb der gehaltenen Tiere notwendig machen, sind eine Reihe von größtenteils organisatorischen Maßnahmen zur Katastrophenprävention an landwirtschaftlichen Betrieben direkt umsetzbar, sofern dafür konkrete Strukturen und Pläne existieren.
Doch hier besteht tatsächlich ein großer Bedarf bei der Erstellung von Tierrettungskonzepten und bei der Unterstützung von fachfremden Personen (z. B. Feuerwehren) beim tiergerechten Handling im Notfall. Hier ist entscheidend, dass sich Betriebsleiter*innen präventiv Gedanken zur Tierrettung machen, um im Ernstfall schnell und zielgerichtet handeln zu können.
Risikobewertung
Es ist weder bekannt, wie oft landwirtschaftliche Tierhaltungen von Großschadensereignissen betroffen sind, noch wie groß die verursachten Schäden oder wie viele Tiere pro Jahr betroffen sind – entsprechende bundesweite Statistiken existieren nicht. Unterschiedliche Datenerhebungen aus verschiedenen Bereichen wie Feuerwehren, Versicherungen, Polizei und Ämter lassen sich schlecht vergleichen und ergeben einen lückenhaften Flickenteppich. Eine umfangreiche Auswertung der verfügbaren Daten in den Niederlanden ergab, dass etwa 0,5% der landwirtschaftlichen Tierhaltungen pro Jahr einen Brandfall haben – ohne Aussagekraft darüber, ob Tiere dabei zu Schaden kamen [1].
Generell gesprochen, kann in Bezug auf die Risikobewertung von Schadensereignissen laut Gerichtsurteil des OVG Münster (10A 363/86) vom 11.12.1987 wie folgt argumentiert werden: „Es entspricht der Lebenserfahrung, dass mit der Entstehung eines Brandes praktisch jederzeit gerechnet werden muss. Der Umstand, dass in vielen Gebäuden jahrzehntelang kein Brand ausbricht, beweist nicht, dass keine Gefahr besteht, sondern stellt für die Betroffenen einen Glücksfall dar, mit dessen Ende jederzeit gerechnet werden muss.“
Risikoverschiebung
In jedem Fall lässt sich eine, den landwirtschaftlichen Strukturwandel begleitende, Verschiebung des Risikos von Bränden in Tierhaltungen beobachten [2]. Zwischen 2010 und 2020 ist die Zahl der viehhaltenden Betriebe in Bayern um 26,1% zurückgegangen, bei durchweg steigenden durchschnittlichen Bestandsgrößen von Rindern, Schweinen und Geflügel [3]. Bei der sinkenden Anzahl der Betriebe steigen die Schwierigkeiten im Brandfall, die sich aus folgenden Situationen ergeben:
- Aussiedlerbetriebe mit großen Tierbeständen ohne benachbarte Landwirte, die im Notfall unterstützen könnten,
- Betriebe, die innerorts verblieben sind, sich jedoch verschachtelt und unübersichtlich erweitert haben,
- spezifische Gefahrenpotenziale wie Biogasanlagen und großflächige Photovoltaikanlagen, die – neben der Tierrettung – große Herausforderungen darstellen.
Zudem steigt der Grad der Technisierung in den Stallungen, was gerade in Kombination mit vermehrter Einstreu durch die begrüßenswerte Entwicklung hin zu mehr Tierwohl, zu einer Steigerung des Brandrisikos führen kann.
Merke
Der landwirtschaftliche Strukturwandel und isolierte, größere Betriebseinheiten bedingen oftmals schlechtere Ausgangssituationen im Katastrophenfall.
Brandursachen und Brandverhütung
Brandursachenstatistiken existieren im begrenzten Umfang und diese weisen einvernehmlich auf ein hohes Risiko durch technische Defekte hin [4]. Daher stellen wir im Folgenden häufige Brandursachen in Tierhaltungen und jeweilige Empfehlungen für die Brandverhütung dar, wobei die Definitionen der Brandursachen vom Institut für Schadenverhütung und -forschung (IFS) stammen.
Elektrizität
Technische Defekte an Elektroinstallationen, Elektroanlagen und Elektroverbrauchern stellen häufige Ursachen für Brände dar. Wichtig sind hier FI-Schutzschalter, die vor Kurzschlüssen und überlasteten Leitungen schützen.
Durch Korrosion, Schadnager oder nicht fachmännisch verlegte und gewartete Verkabelungen kann es zu Fehlerströmen und Wärmestau kommen [5]. Der Kabelquerschnitt muss zur elektrischen Leitung passen, ansonsten kann es durch zu große Abwärme zum Kurzschluss führen. Verteileranlagen müssen von Staub befreit werden, um einer Erhitzung und Entzündung vorzubeugen [6]. Die Unfallverhütungsvorschriften der SVLFG gibt vor, dass elektrische Anlagen nur von einer Elektrofachkraft errichtet, geändert und überprüft (4-Jahres-Turnus) werden dürfen [7].
Brandstiftung
Zur Eindämmung von willentlicher Inbrandsetzung dürfen brennbare Materialien nicht frei zugänglich an Gebäuden angelagert, und es muss ein Mindestabstand von 5 m eingehalten werden [8]. Des Weiteren kann es helfen, das Grundstück einzuzäunen und auszuleuchten [9].
Überhitzung
Um Überhitzung, u. a. infolge von Reibung oder Nichteinhaltung der erforderlichen Abstände zwischen Wärmequellen und entzündlichen Stoffen zu vermeiden, müssen Wärmegeräte, wie Rotlichtlampen in Kälberboxen, mindestens 0,5 m Abstand zur Einstreu und den Tieren haben [8]. Zwischen Arbeitsmaschinen wie Schlepper, Mähdrescher etc. und entzündlichen Stoffen muss ein Abstand von mindestens 2 m eingehalten werden. Gerade Erntemaschinen im Dauereinsatz stellen besondere Brandgefahren dar, etwa durch Pflanzenreste in der Nähe heißlaufender Motoren und Auspuffanlagen sowie Funkenflüge durch Steine oder lose Metallteile [9].
Feuergefährliche Arbeiten wie Schweißen, Löten, Trennen, Schleifen, Heißkleben, Folienschrumpfen, Flämmen
Feuergefährliches Arbeiten muss in geeigneten Räumlichkeiten geschehen, aus denen alle brennbaren Materialien auf mindestens 10 m entfernt verbracht oder abgedeckt werden und die mit Feuerlöschern ausgestattet sind [8]. Nach Abschluss der Arbeiten sind Kontrollgänge durchzuführen [9].
Selbstentzündung infolge exothermer, mikrobiologischer oder chemischer Prozesse
Durch die Restatmung von noch nicht abgestorbenen Pflanzenteilen nach der Heuwerbung kommt es zu einer Erwärmung im Heustock. Aufgrund der gepressten Lagerung wird die entstehende Wärme kaum abgeleitet und staut sich im Inneren. Bei zu feuchter Einlagerung wird dieser Prozess verstärkt durch eine gesteigerte Aktivität von thermophilen Mikroorganismen wie Pilzen und Bakterien. Bei steigenden Temperaturen über 75 °C sterben diese Mikroorganismen ab, jedoch genügt diese Temperatur für selbstentzündliche (pyrophore), chemische Prozesse im Heu mit der Bildung von Glutkesseln im Inneren des Heustocks [10]. Landwirt*innen sollen daher in den ersten Wochen nach Einlagerung den Heustock kontrollieren, Sicherheitsabstände zwischen Heu- und Strohlager zu Gebäuden einhalten und Lagerkapazitäten begrenzen [8].
Blitzschlag – Einwirkung von direktem und indirektem Blitzschlag
Nach den Vorgaben der Versicherer benötigen Stallungen erst ab 10.000 qm Rauminhalt einen äußeren Blitzschutz [11]. Die Landesbauordnungen formulieren in der Regel lediglich, dass besonders exponierte Gebäude, oder Gebäude mit erhöhtem Schadenspotenzial eine Blitzschutzanlage benötigen (Bayerische Bauordnung, BayBO, 2007, Art. 44). In jedem Fall sollte ein innerer Blitzschutz, d. h. ein Überspannungsschutz, vorhanden sein, der gegen Überspannungen im Netz wirkt, die von in der Nähe eingeschlagenen Blitzen verursacht werden [12].
Verfügbarkeit von Rettungswegen
Bei der Rettung von Milchvieh bestehen vergleichsweise gute Ausgangsbedingungen: Die Tierhaltung besteht zumeist ohne viele Unterteilungen, die Tierdichte ist relativ gering und die Rinder sind das Handling sowie fremde Personen gewöhnt. Zudem bestehen in der Regel für die Tierrettung geeignete, direkte Öffnungen aufgrund von notwendigen Öffnungen für die (Schieber-)Entmistung bei planbefestigten Ställen.
Die in den Öffnungen befindlichen Gülleabwurfgitter müssen für eine erfolgreiche Tierrettung jedoch abgedeckt werden – dafür sind individuell angefertigte Holzplatten mit Gummibeschlag auf der Oberseite und in die Gitter greifende Streben an der Unterseite geeignet. Diese können ganzjährig an der Stallwand angelehnt bereitliegen und im Notfall von einer Person schnell auf die Abwurfgitter gelegt werden [Abb. 1].

Abb. 1 - Abgedeckte Gülleabwurfgitter an der Stallöffnung, die für eine Evakuierung der Tiere genutzt werden kann. Individuell angefertigte Holzplatten mit Gummibeschlag schaffen einen stabilen, rutschfesten Untergrund für die Tiere.
Mit dieser einfachen Vorbereitung sind solche Ausgänge sehr geeignet für die Tierrettung:
- Durch die Absperrung von Querverbindungen zwischen den Laufgängen bildet sich zur Stallöffnung hin eine Sackgasse für die Rinder, sodass sie mit Druck von hinten durch Treibende nur nach draußen ausweichen können [Abb. 2].

Abb. 2 - Beispielhafter Stallplan mit Kennzeichnung möglicher Rettungsöffnungen. Rote Kreuze: Für die Rettung ungeeigneter Futtertisch. Roter Pfeil: Für die Rettung ungeeignete verwinkelte Engstelle. Grüne Pfeile: Für die Rettung geeignete Laufgänge mit verschlossenen Querverbindungen. Blaue Kreise: Gülleabwurfgitter, deren Abdeckungen vorbereitet sein müssen.
- Die Öffnungen sind zumeist groß genug, dass zumindest 2 Kühe nebeneinander hinauslaufen können – zudem sind sie nicht zu groß, sodass sich die Tierbewegung gut lenken lässt und ein Umdrehen der Kühe unwahrscheinlich ist.
Nicht geeignet sind Öffnungen, die erfordern, dass die Tiere um Ecken bzw. durch Engstellen getrieben werden. Auch wenn der Futtertisch einen breiten Zugang zur Tierhaltung suggeriert, ist eine Tierrettung über diese Seite jedoch unrealistisch aufgrund der enthaltenen Stufe, der Verbauung durch ein Nackenrohr oder ein Fressfanggitter und der Glätte des Futtertischs [Abb. 2].
Bedeutsam ist überdies die Verfügbarkeit von 2 Ausgängen je Tiergruppe, welche möglichst weit voneinander entfernt sein sollten, sodass nach wie vor ein zweiter Ausgang frei ist, sollte der andere durch Feuer oder auch Schwemmgut blockiert sein. Es ist zu betonen, dass für die Planung der Tierrettung jede separate Tiergruppe für sich betrachtet werden muss, da oftmals die Haltungsbedingungen der Nachzucht oder auch der trocken gestellten Kühe keine guten Rettungsmöglichkeiten bieten.
Merke
Im Eigenbau lassen sich passende Abdeckungen für Gülleabwurfgitter herstellen, um für die Tierrettung gut geeignete Öffnungen vorzubereiten!
Binderfelder
Für größere Betriebe können sogenannte brandlastfreie Binderfelder eine zielführende Investition sein [13]. Dabei handelt es sich um einen bis zu 5 m breiten Bereich der Stallhülle, der durchgängig aus nicht brennbaren Baustoffen besteht. Das Ziel ist, dadurch eine Brandabschnittsunterteilung zu schaffen, sodass die Tiere innerbetrieblich auf die vom Brand nicht betroffene Seite verbracht werden können, ohne sie aus dem Stall hinaus treiben zu müssen. Voraussetzungen dafür sind der rechtzeitige Angriff der Feuerwehr, der die Brandausbreitung über das Binderfeld hinweg verhindern muss, die Stabilität des Dachstuhls an sich sowie eine ausreichende Belüftung der Tiere mit Frischluft, um Rauchintoxikationen vorzubeugen.
Für Mastbetriebe mit Buchtenhaltung stellt sich eine andere Situation dar. Durch die Kleingruppenhaltung und den typischerweise schmalen Servicegang als einzige Rettungsmöglichkeit ist die Tierrettung erschwert. Hier fehlt es noch an Forschungsprojekten, die Konzepte entwickeln könnten.
REGROBRA
Zur Bewertung der betrieblichen Situation im Hinblick auf die Rettungsöffnungen für die Tiere sowie der Brandverhütung sind praktische Leitfäden auf der Projekthomepage von REGROBRA „Rettung von Großvieh bei Brandereignissen landwirtschaftlicher Gebäude in Holzbauweise“ zu finden: Regrobra | HSWT. In einer öffentlich einsehbaren Dissertation können zudem weitere Hintergründe nachgelesen werden: Diel (2023): Strategien zur Evakuierung von Milchvieh bei Stallbränden“, HSWT, LMU (Dissertationen 2023 - Tierschutz, Verhaltenskunde, Tierhygiene und Tierhaltung - LMU München).
Strategien zur Tierrettung
Die Strategien zur Tierrettung ergeben sich aus den ethologischen und sinnesphysiologischen Bedürfnissen der Tiere. Bei den in diesem Sinne relevanten Faktoren bestehen viele Übereinstimmungen zwischen den landwirtschaftlich genutzten Tieren und auch Pferden. Das Treiben bzw. Führen funktioniert besser über den Tieren bekannte Wege [14]. In einem Austriebsversuch mit Milchvieh in Zusammenarbeit mit der örtlichen Feuerwehr hatte eine Versuchsgruppe von 23 Kühen, die zuvor an den Austrieb gewöhnt wurde, einen signifikanten Vorteil gegenüber der nicht gewöhnten Versuchsgruppe [15] [Abb. 3].

Abb. 3 - Austriebsversuch einer Milchviehgruppe zu Übungszwecken. Die an den Austrieb gewöhnte Versuchsgruppe von 23 Milchkühen verließ den Stall beim Austriebsversuch mit der Feuerwehr ruhig und zügig im engen Gruppenzusammenhalt.
Auch in Erfahrungsberichten von Stallbränden wird immer wieder genannt, dass bei Weidebetrieben die Rinder in der Regel bereits auf der Weide sind, noch bevor die Feuerwehr anrückt, da den Tieren der Weg raus aus dem Stall und auf die Weide vertraut ist. Ist dieser vertraute Ausgang jedoch blockiert, kann nicht davon ausgegangen werden, dass Rinder einen anderen Ausgang ebenso leicht annehmen: Der Gewöhnungseffekt ist sehr spezifisch. Umso wichtiger ist, dass der vertraute Ausgang frei gehalten wird von Brandlasten und Versperrungen.
Beleuchtung unterstützt
Im Hinblick auf die Sinnesphysiologie ist insbesondere die vergleichsweise schlechte Hell-Dunkel-Adaption der Nutztiere von Bedeutung. Bei Rindern ist diese beispielsweise etwa 5 x langsamer als beim Menschen [16]. Das heißt, sie können sich deutlich langsamer auf verändernde Lichtverhältnisse einstellen und sind schneller geblendet – beispielsweise von Strahlern der Feuerwehr. Es lohnt sich daher für die Feuerwehr beim Stallbrand, die Routine zu brechen und nachts nicht (nur) das Brandobjekt zu beleuchten, sondern auch die Austriebsfläche, auf die die Herde getrieben werden soll. Erst dadurch ermöglicht man den Tieren das gewünschte Verhalten, das Aufsuchen der Austriebsfläche, überhaupt als Option wahrzunehmen [Abb. 4].

Abb. 4 - Nächtlicher Austriebsversuch mit Unterstützung der Feuerwehr und optimierter Beleuchtung. Die Austriebsfläche wurde quer zur Austriebsrichtung ausgeleuchtet, sodass die Tiere die freie Fläche gut sehen konnten, ohne geblendet zu werden. Die Sichtbarkeit führte zu einer guten Erkennbarkeit der Austriebsfläche und rascher Nutzung durch die Tiere.
Wird lediglich der Ausgang des Stalls direkt angeleuchtet, sehen die Tiere erstmal nur Helligkeit bzw. hinter den Einsatzfahrzeugen und dem Blaulicht nur tiefe Schwärze, wodurch sie keinerlei Veranlassung haben, dort hinzulaufen und daher stattdessen im sichtbaren und als sicher wahrgenommenen Stall verbleiben. Auch wenn im angesprochenen Austriebsversuch die Gewöhnungsgruppe einen signifikanten Vorteil hatte, so konnte dennoch auch die nicht an den Austrieb gewöhnte Gruppe von 23 Milchkühen in 46 Sekunden, nachdem die erste Kuh der Gruppe den Stall verließ, auf die angrenzende Weide verbracht werden [15].
Merke
Weidebetriebe haben bei der Tierrettung einen Vorteil. Mit vorbereiteten Rettungsöffnungen und einer adaptierten Einsatztaktik mit angepasster Beleuchtung der Austriebsfläche lässt sich jedoch auch eine ganzjährig im Stall gehaltene Milchviehherde erfolgreich retten.
Rettungskonzepte und Einsatzvorbereitung
Die Feuerwehr kann Zeit bei der Erkundung der Einsatzlage einsparen, wenn im Rahmen der Einsatzvorbereitung bereits Lagekenntnis erworben wurde. Die Bedeutung einer guten Zusammenarbeit zwischen Landwirt*innen und Feuerwehr für die Erfolgsaussichten einer Tierrettung im Ernstfall ist zu unterstreichen. Folgende Fragestellungen sollten am Betrieb in einem Tierrettungskonzept und für die Einsatzvorbereitung der Feuerwehr geklärt werden:
- Welche Öffnungen aus dem Stall stehen zur Verfügung?
- Lassen sich diese im Hinblick auf die Tierrettung anpassen? (Güllegitter-Abdeckung notwendig?, Ganzjährig frei und nicht zugestellt?, Keine nahen Brandlasten (Einstreu-Lager etc.) und Brandgefahren (Aufladestation Spaltenroboter etc.))
- Was ist die voraussichtliche Austriebsrichtung? Wo sollten daher Feuerwehr-Einsatzwägen nicht platziert werden?
- Welche Sammelflächen für die Tiere stehen zur Verfügung? Sind diese beleuchtbar, umzäunbar und im Idealfall von der Stallöffnung für die Tiere direkt einsehbar?
- Wer kann bei der Tierrettung bzw. bei der Verwahrung der geflüchteten/geretteten Tiere unterstützen? (Gibt es von Seiten des Betriebs eigene Notfallstrukturen oder eine funktionierende Nachbarschaftshilfe bzw. sogenannte Notfallverbünde?)
- Welche spezifischen Gefahrenstellen und besonders schützenswerte Objekte sollten der Feuerwehr bekannt sein? (Biogasanlage, Düngerlager, Maschinenhalle, Wohnhaus: Lageplan!)
- Kann die tierärztliche Versorgung sichergestellt werden, bzw. sind die Kontaktdaten notiert?
Einsatzpläne schaffen
In Begehungen mit der Feuerwehr lässt sich beispielsweise klären, ob Probleme mit der Löschwasserversorgung erkannt werden, wo Bereitstellungsräume für nachrückende Kräfte gebildet werden können und wie die Stabilität des Stallgebäudes eingeschätzt wird. Insbesondere Nagelplattenbinder-Konstruktionen im Dachwerk sind in einem Brandfall schnell einsturzgefährdet [17].
Die Sammlung derart erhobener Informationen und vor allem der daraus abgeleiteten Erkenntnisse sollten idealerweise in (formlosen) Einsatzplänen niedergeschrieben werden, damit sie allen Führungskräften und nicht nur einem ausgewählten Personenkreis im Einsatz zur Verfügung stehen. Bei der Erstellung solcher Pläne kann ein frei verfügbares Online-Tool helfen (Plan d'aide aux secours), womit sich Symbole für Notausgänge, Sammelstellen, Hydranten etc. in einer Google-Maps Karte eintragen lassen.
Personenschutz hat Vorrang
Es ist zu betonen, dass der Personenschutz in jeder Situation Priorität hat. Nach Erkundung der Einsatzlage kann die Entscheidung notwendig sein, keinen Innenangriff und keine aktive Tierrettung zu unternehmen, da das Stallgebäude einsturzgefährdet ist. Es kann auch sein, dass kein Austrieb unternommen werden kann, da freilaufende Tiere z. B. innerorts oder auch mit einer nahen und noch nicht gesperrten Zugtrasse oder Schnellstraße Passanten und Rettungskräfte gefährden würden. Umso wichtiger ist es, diese Gefährdungspotenziale im Vorfeld erkannt und besprochen zu haben.
Fortbildungsbedarf
In einer Umfrage gab die überwiegende Mehrheit der teilnehmenden Feuerwehrleute an, dass sie einen dringenden Bedarf, bzw. einen Bedarf für Fortbildungen zu Besonderheiten bei Bränden landwirtschaftlicher Betriebe (91%, n = 596) bzw. dem Umgang mit Großtieren (87%, n = 591) sehen [18]. Angebote an örtliche Feuerwehren, Übungen an landwirtschaftlichen Betrieben mit Tierhaltung abzuhalten, wären daher sehr zielführend. Auch Vorträge zum Tierverhalten und zur Tierrettung werden stark nachgefragt. Hier sollte das Fortbildungsangebot noch erweitert werden.
Fazit
Durch Hinweise und Unterstützung sollte den Betrieben Mut gemacht werden, sich mit der Thematik des Katastrophenschutzes bei sich zu beschäftigen und Notfallkonzepte zu erstellen, da bereits mit geringem Aufwand viel für den Erfolg der Tierrettung im Ernstfall erreicht werden kann. Durch Fortbildungsveranstaltungen und Übungen kann zudem die Leistungsstärke der Feuerwehren bei Einsätzen am landwirtschaftlichen Betrieb angehoben werden.
Der Originalbeitrag zum Nachlesen:
(JD)