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PferdMedical Training: Kühlungsmethoden und Wasserschlauch gelassen meistern

Mit dem Pferd lässt sich beim Medical Training die Abkühlung im Vorfeld trainieren. So kann bei Bedarf im Akutfall oder als Erste-Hilfe-Maßnahme entspannt gekühlt werden.

Inhalt
Einem Pferd werden die Beine mit einem Wasserschlauch abgespritzt.
Terri Cage/stock.adobe.com

Das Abkühlen hat nicht nur einen Wellnesseffekt, sondern kann auch als therapeutische Maßnahme eingesetzt werden.

Abkühlung ist nicht nur bei sommerlichen Temperaturen eine Wohltat, sondern hat neben einem Wellnesseffekt auch therapeutischen Nutzen und gilt in einigen Fällen als effektive und gezielte Behandlung und Erste-Hilfe-Maßnahme. Therapeutisch kommt das Kühlen beim Pferd insbesondere bei Erkrankungen und/oder Verletzungen der Gliedmaßen zum Einsatz, wobei mögliche Indikationen entzündliche Prozesse sind, die u. a. durch Sehnen- oder Muskeltraumata oder auch durch stoffwechselbedingte Störungen, wie z. B. die Hufrehe hervorgerufen werden.

Kühlungsarten

Abhängig von den Gegebenheiten (Platz, Zeit, Erfahrung des Behandelnden und des behandelten Pferds, Körperstelle am Pferd) gibt es unterschiedliche Möglichkeiten der Kühlung. Neben der klassischen Kühlung durch das Angießen von Wasser aus einem Schlauch, kann auch mit Wassereimern, Eis, mit kaltem Wasser getränkter Watte und/oder Bandagen oder speziellen Kühlgamaschen oder Schlauchsystemen für Pferde gearbeitet werden.

Unabhängig vom verwendeten „Kühlsystem“ ist das Geräusch des laufenden oder spritzenden Wassers für das Pferd in der Regel ein großer Stressor, da es unbekannt und für das Tier schlecht einzuordnen ist. Weitere Stressauslöser können das Knistern von Plastiktüten (zum Schutz des Verbandmaterials, als Behältnis für Eis) oder das Abreißgeräusch von Klebeband sein. All diese Stressoren lassen sich im Vorfeld einfach und gezielt trainieren, um in einem akuten Fall (der zusätzlich mit Schmerzen für das Tier verbunden ist) sicher, gezielt und möglichst stressarm mit der Behandlung starten zu können.

TIPP

Neben der Kühlung zu therapeutischen Zwecken, ist es (besonders im Sommer) bei Pferden mit hartem Hufhorn praktisch, vor einem Termin beim Hufschmied die Hufe zu „wässern“, um die Bearbeitung des Horns zu erleichtern.

Trainingsaufbau

Das Training sollte aus einem Hauptziel bestehen, das dann in chronologisch aufeinander aufbauende Zwischenziele unterteilt wird. Kooperiert das Pferd mehrmals hintereinander bei einem Zwischenziel in geforderter Weise, kann zum nächsten Zwischenziel gewechselt werden, bis schließlich das Hauptziel vom Pferd stressfrei toleriert wird.

Lektion Kühlung des Hufes

Im Folgenden wird beispielhaft das Kühlen des Hufes mithilfe eines Eimers mit kaltem Wasser beschrieben. Bei Pferden, die nicht an Wasser gewöhnt sind, empfiehlt sich zunächst ein Training ohne Wasser. Anstelle des Wassers verwendet man initial feuchte/nasse Tücher und wickelt diese (wenn nötig als zusätzliches Zwischenziel) um den im Eimer stehenden Huf. Auf diese Weise entstehen keine zusätzlichen Spritzer oder Platschgeräusche, falls das Pferd den Huf ruckartig aus dem Eimer zieht.

Ziel: Das ruhige Stehen mit einem oder mehreren Beinen in einem (bzw. mehreren) Eimer(n) mit Wasser.

Zwischenziele:

  1. Tolerieren des Eimers (inkl. Bewegen und Abstellen des Eimers neben dem Huf)
  2. Duldung des Hufes im Eimer mit feuchten/nassen Tüchern
  3. Hineinstellen des Hufes in den mit Wasser gefüllten Eimer (Wassermenge wird mit den Trainingseinheiten gesteigert)
  4. Ausweitung der Zeit, in der der Huf im wassergefüllten Eimer steht
  5. Erweiterung des Trainings auf die anderen Hufe
  6. Das Pferd steht ruhig mit allen 4 Hufen in mit Wasser gefüllten Eimern.

Lektion Abspritzen der Hufe mithilfe eines Schlauchs

Besteht beim Pferd in erster Linie Angst vor dem fließenden Wasser, sollte sich das Training auf diesen Punkt konzentrieren. Dafür wird dem Pferd das fließende Wasser gut sichtbar gezeigt und alle Reaktionen von Gelassenheit oder Entspannung werden belohnt.

Bei Pferden, die auf das Geräusch von Schlauchdüsen mit Stress reagieren, ist es ratsam, zu Beginn eine Gießkanne anstelle eines Wasserschlauchs zu verwenden. Hierbei ist das Trainingsziel, dass das Pferd das Abspritzen mithilfe eines Schlauchs duldet. Die Zwischenziele werden dabei an die Kooperationsbereitschaft des Pferdes angepasst und individuell erweitert [Abb. 1].

Ziel: Das Pferd toleriert das Abspritzen der Hufe mit einem Wasserschlauch ohne Abwehrreaktionen und bleibt bis zum Ende ruhig stehen.

Zwischenziele:

  1. Das Pferd steht ruhig und entspannt. Ihm wird eine Gießkanne gezeigt und es bekommt Zeit, die Gießkanne zu erkunden.
  2. Dem Pferd wird gezeigt, dass Wasser aus der Gießkanne kommt.
  3. Das Pferd toleriert das Wasser am Huf. Dieser Punkt muss daher trainiert werden, bis das Pferd über einen ausreichend langen Zeitraum hinweg ruhig und entspannt steht. Erst dann wird zum nächsten Zwischenziel gewechselt.
  4. Dem Pferd wird der Wasserschlauch mit gut sichtbarer geöffneter Düse gezeigt.
  5. Dem Pferd wird Zeit gegeben, die Situation zu erkunden.
  6. Das Pferd steht ruhig und toleriert das Absprühen der Hufe.

Der Originalbeitrag zum Nachlesen:
Armbrecht Y., Elfers K. "Medical Training in der Pferdepraxis: Keep it coolpferde spiegel 2024; 27(03): 119-121 DOI: 10.1055/a-2318-4722

(IR)

Yvonne Armbrecht ist Tierpflegemeisterin im Institut für Physiologie und Zellbiologie an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover. Sie hat einen Bachelorabschluss Professional of Animal Care and Management.

Kristin Elfers, PhD arbeitet als Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institut für Physiologie und Zellbiologie an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover.

Der Originalartikel "Medical Training in der Pferdepraxis: Keep it cool" erschien im Pferdespiegel.