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PraxismanagementMehr Glück auf dem Lohnzettel für TFA?

Wann war Ihr letztes Feedbackgespräch mit der Führungskraft? Welche Vereinbarungen und Ziele haben Sie für Ihren Job getroffen? Wir geben Tipps, damit dieses Gespräch gut läuft!

Inhalt
Gehaltsabrechnung
NINENII/stock.adobe.com - Stock photo. Posed by a model.

Für Zielvereinbarungs-, Feedback- oder Gehaltsgespräche ist eine gute Vorbereitung wichtig.

In der freien Wirtschaft ist es durchaus üblich, Jahr für Jahr „etwas“ mehr Lohn zu bekommen, in manchen Branchen ist eine stetige Erhöhung bereits im Arbeitsvertrag fest integriert, in anderen muss verhandelt werden.

Gehalt und Tarif

Doch wie ist das Thema Gehalt für TFA in der Tierarztpraxis geregelt? Es existiert dafür grundsätzlich ein Tarifvertrag, der von der Arbeitgeberseite, vertreten vom bpt (Bundesverband praktizierender Tierärzte) und vom VmF (Verband medizinischer Fachberufe) als Arbeitnehmervertretung jedes Jahr neu ausgehandelt wird. Doch der Vertrag gilt nur, wenn der Arbeitgeber Mitglied im bpt ist und die TFA Mitglied im VmF. Viele Arbeitgeber orientieren sich dennoch an diesem Tarifvertrag, auch wenn sie beide nicht Mitglieder im entsprechenden Verband sind ([Tab. 1]).

Tab. 1 - Auszug aus dem Gehaltstarifvertrag für TFA (gültig ab dem 1.10.2022, Quelle: Verband medizinischer Fachberufe)

Berufsjahre

Tätigkeitsgruppe I

Tätigkeitsgruppe II

1. und 2.

2423 €

2714 €

3. und 4.

2491 €

2790 €

5. und 6.

2561 €

2868,50 €

Tätigkeitsgruppen

Im Tarifvertrag sind neben den Bruttolöhnen auch 3 verschiedene Tätigkeitsgruppen definiert, die jeweils mit einem Lohnzuschlag versehen, jedoch an bestimmte Bedingungen für den Eintritt in diese Tätigkeitsgruppe verknüpft sind. Dies sind in der Regel der Besuch bestimmter anerkannter Fortbildungen mit dem Sammeln von Fortbildungsstunden und dem Erreichen von besonderen Fachkenntnissen, die im Vorfeld zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber abgesprochen sein müssen.

Vertrag ist Pflicht!

Das, was (oft) in vielen Praxen rund um Arbeitszeit und Gehalt fehlt, ist, die tatsächliche Situation in einem Arbeitsvertrag abzubilden. Doch ohne Vertrag besteht für beide Seiten, Arbeitgeber und Arbeitnehmer, keine festgeschriebene Klarheit für das Arbeitsverhältnis und dies führt im Praxisalltag leider oft zu Diskussionen, z. B. über Arbeitszeit, Überstundenbezahlung, Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld und zuletzt auch: Corona-Bonus. Das bedeutet: Ein Vertrag ist schlichtweg eine schriftliche Übereinkunft und die Basis für eine konfliktfreie Zusammenarbeit der Punkte, die darin erfasst werden können. Kümmern Sie sich darum, es lohnt sich und gibt Sicherheit. Eine Vorlage dafür gibt es z. B. hier: www.bundestierärztekammer.de.

Position definieren

Was passiert, wenn kein Arbeitsvertrag existiert, der Arbeitgeber nicht die Regeln des Tarifvertrags in puncto Lohn anwenden , oder wenn ein/e TFA mehr Geld möchte? Zum Beispiel, weil er oder sie der Meinung ist, sie haben mehr „verdient“, d. h., ihre Arbeit ist mehr wert? Entweder, weil sie das Gefühl haben, sehr viel für (zu) wenig Geld zu arbeiten, mehr zu arbeiten als im Vertrag als Arbeitszeit aufgeführt ist, der Lohn nicht angemessen erscheint für die zahlreichen Aufgaben, oder die Aufgabenstellung sich deutlicher weiter entwickelt hat, als der dafür bezahlte Lohn.

Das bedeutet, jeder Angestellte in unserer Branche sollte regelmäßig (mind. 1 ×/Jahr) über seine Position im Unternehmen und das dazugehörige Gehalt reflektieren, mit dem Arbeitsvertrag vergleichen und für sich entscheiden: Alles OK für mich oder muss etwas getan werden? Habe ich genügend Geld für einen stressfreien Lebensunterhalt oder muss ich Nebenjobs annehmen, weil am Ende des Geldes noch zu viel Monat übrig ist? Will ich darüber hinaus sogar etwas Geld beiseitelegen können, um mir eine Reise, eine Anschaffung oder eine Fortbildung zu finanzieren?

Ausflug zu Maslow

Der Mensch hat – im Gegensatz zum Tier – aufgrund seiner Evolution über die reine Befriedigung der Grundbedürfnisse wie Essen, Trinken, Schlafen und Fortpflanzung hinausgehende weitere Bedürfnisse – das sind persönliche Ziele und Visionen für die Weiterentwicklung. Dazu hat der US-amerikanische Psychologe Abraham Maslow die These einer Bedürfnishierarchie entwickelt, aus der die sogenannte Bedürfnispyramide nach Maslow entstanden ist ([Abb. 1]). In ihr werden – von unten nach oben gelesen – die unterschiedlichen menschlichen Bedürfnisse dargestellt, wobei die Theorie von Maslow (vereinfacht) darauf beruht, dass die nächst höhere Stufe der Pyramide erst „erklommen“ werden kann bzw. eine Motivation zum „Weitergehen“ vorhanden ist, wenn die Stufe zuvor bewältigt wurde.

Das bedeutet konkret für unser Thema: Erst wenn die Bedürfnisse einer TFA hinsichtlich der Grundbedürfnisse (Essen, Trinken, Schlafen, Fortpflanzung) und ihrer Sicherheitsbedürfnisse, gerade in punkto Lohn (habe ich genug Geld, um in Sicherheit zu leben?) befriedigt sind, dann kann an eine Planung für persönliche und berufliche Entwicklung gedacht werden, vorher nicht.

Position bewerten

Es gibt also viele Gründe, regelmäßig den Lohn mit dem eingebrachten Engagement zu vergleichen und zu bewerten: Passt das, was ich leiste zu dem Geld, was ich dafür bekomme? Das ist nichts Anrüchiges und auch nichts Verwerfliches, es ist in vielen Branchen ein ganz normaler Vorgang, der 1 × pro Jahr auf dem Programm steht – meist gekoppelt an ein umfassendes Mitarbeitergespräch mit gegenseitigem Feedback. Wenn Sie also Ihre Position verändern und verbessern möchten, dann starten Sie so schnell wie möglich in das Projekt „Feedbackgespräch und Gehaltsverhandlung“.

Daten sammeln

Der erste Schritt für die Planung eines Feedback- und Gehaltsgesprächs mit der Führungskraft ist, den eigenen Lohn und die Lohnentwicklung der letzten 3 – 5 Jahre zu sichten. Dann folgt die Aufstellung der regelmäßigen Arbeitszeit, ggf. der zusätzlich geleisteten Stunden (Überstunden) und außerplanmäßigen Dienste (z. B. an Wochenenden und Feiertagen), sofern diese nicht lt. Arbeitsvertrag mit dem regulären Lohn bereits abgegolten sind. Somit ist die Arbeit quantitativ (mengenmäßig) erfasst.

Dann gilt es, die geleistete Arbeit auch hinsichtlich der Qualität zu bewerten. Das bedeutet: Wie hat sich die Arbeitsbelastung in den letzten Jahren entwickelt? Sind neue, verantwortungsvollere Aufgaben hinzugekommen, so z. B. Führungsaufgaben bei der Einarbeitung neuer Auszubildender oder neuer Mitarbeiter? Gab es vielleicht sogar komplette Arbeitsbereiche, die eigenverantwortlich neu übernommen wurden? Alle diese Fragestellungen sollen betrachtet werden, um zusammen mit der Arbeitszeit eine abschließende Bewertung durchzuführen: Passt das für mich oder nicht? Wenn es passt, ist das der richtige Zeitpunkt, den aktuellen Lohn – wenn noch nicht passiert – im Arbeitsvertrag festzuhalten, am besten gleich mit einer jährlichen Steigerung von (mindestens) der Inflationsrate. Denn alles wird Jahr für Jahr teurer: Miete, Strom, Heizung, Handy, Essen und was Mann/Frau sonst noch braucht.

An die Zukunft denken

Und es gilt natürlich: Was jetzt gerade passt, passt vielleicht im nächsten Jahr nicht mehr. Entweder, weil die Arbeit sich verändert, oder weil man selbst sich verändert bzw. verändern will. Und in diesem Zusammenhang gab es in der Vergangenheit einen ganz gewichtigen Faktor, der eine große Rolle für die Arbeit in der Tierarztpraxis spielte: Corona. Die Pandemie hatte in den meisten Praxen zu deutlich mehr Arbeitsaufkommen und damit auch zu mehr Umsatz und – wenn gut gewirtschaftet wurde – zu mehr Gewinn geführt. Doch die Mehrarbeit musste auf die vorhandenen Schultern verteilt werden, denn natürlich konnten nicht plötzlich entsprechend mehr neue Leute zur Entlastung gefunden werden. Ganz abgesehen davon , dass es schon seit längerem einen Fachkräftemangel in unserer Branche gibt, der sich durch die Corona-Krise weiter verschärft hat.

Der Fachkräftemangel ist ein Plus für Sie: Es gibt zu wenig qualifizierte und motivierte Fachkräfte in der TFA-Landschaft, sie werden allerorts händeringend gesucht! Und alles, was knapp ist, wird teurer, das ist ein einfaches Gesetz der Marktwirtschaft. Also warum gerade jetzt sein Licht unter den Scheffel stellen, statt selbstbewusst, konstruktiv und positiv die Situation für sich zu nutzen und (endlich) das passende Gehalt im Feedback-Gespräch einzufordern?

Merke

Gehalt immer netto verhandeln! Denn das ist das Geld, das auf Ihrem Konto erscheint.

Das Gespräch

Ein konstruktives und ergebnisorientiertes Gespräch zu gestalten, ist kein Hexenwerk, sollte jedoch gut vorbereitet und geplant werden, z. B. mit den folgenden Punkten:

  • Vereinbarung eines Termins, möglichst außerhalb des Praxisbetriebs und der Praxis, an einem Ort, der ein ungestörtes und entspanntes Gespräch ermöglicht. Das kann auch der Sozialraum einer Praxis sein, wenn das für Sie OK ist. Das „Chefbüro“ ist nicht immer der optimale Ort, denn dann sind die Kräfte nicht ausgeglichen, es ist das Chef-Revier und kann allein deswegen zu (unbewussten) Spannungen führen. Ungeplante Gespräche unter Zeitdruck, z. B., weil gerade ein Kunde abgesagt hat und Leerlauf ist, haben eher weniger Aussicht auf Erfolg.
  • Es ist ein Arbeitsgespräch und kein Pizza-Meeting! Gerne können Arbeitgeber und Arbeitnehmer nach der Erledigung der Besprechung das Gespräch „feiern“ und gemeinsam Essen gehen, ein Bierchen genießen oder die Hunde ausführen. Alles ist erlaubt. Wenn die Arbeit getan ist.
  • Bereiten Sie sich vor mit einer quantitativen und qualitativen Analyse der jetzigen Tätigkeit (s. o.) plus Ihrer Ziele für die nächsten 3 – 5 Jahre: Wo will ich hin, welche Tätigkeiten will in die Praxis einbringen, welche Aufgaben will ich (neu) übernehmen?
  • Überlegen Sie: Welchen Nutzen bringe ich der Praxis und warum passt der jetzige Lohn dafür ggf. nicht? Und welchen Nutzen bringe ich, wenn ich mich z. B. fortgebildet habe? Oder so viel Geld zur Verfügung habe, dass ich nicht immer fast ausgebrannt am Arbeitsplatz erscheine, weil das Geld hinten und vorne nicht reicht?
  • Bereiten Sie mit Fakten im Detail vor, warum Sie mehr Geld möchten, denn das ist die Grundlage und Begründung für Ihre Führungskraft. „Weil es dann alles mehr Spaß macht“ oder „weil andere auch mehr kriegen“, reicht da nicht. Je klarer Sie kommunizieren, was Sie geleistet haben und wozu mehr Geld hilft und vor allem, was die Führungskraft und die Praxis davon haben, wenn Sie bleiben und sich weiterhin engagieren, desto eher werden Sie wahrscheinlich mehr Geld bekommen.
  • Legen Sie für sich fest, wie viel konkret am Monatsanfang auf Ihrem Konto landen soll, d. h. denken und planen Sie mit „netto“, denn das ist das, was Ihnen tatsächlich zur Verfügung steht. Rechnen Sie alles zusammen, was Sie haben müssen, um ruhig und sicher zu leben, dann legen Sie evtl. ein „Scheibchen“ oben drauf, damit Sie auch Rücklagen bilden können und als Verhandlungsspielraum – das ist dann Ihr Vorschlag, mit dem Sie in die Verhandlung gehen.

Feedback geben

Ein guter Start für ein Gehaltsgespräch ist eine gegenseitige Feedbackrunde, in dem jeder Partner zunächst aus seiner Sicht und ohne Unterbrechung über die positiven Dinge der gemeinsamen Arbeit reflektiert: Was ist gut gelaufen? Wo waren wir sogar besser als geplant? Was waren die Highlights des vergangenen Jahres? Einer redet, der andere hört zu und darf nicht unterbrechen – Notizen machen oder das Gesagte in Stichworten z. B. auf einem Flipchart zu visualisieren ist OK, solange man dem Partner dabei noch wirklich aufmerksam zuhören kann und nicht im Kopf bereits an Antworten bastelt.

Wenn beide die positiven Seiten der Arbeit besprochen haben, geht es daran, die Dinge anzusprechen, die nicht optimal gelaufen sind. Dabei ist wichtig, keine Bewertungen oder Anschuldigungen zu machen, sondern Fakten zu berichten und erst den einen und dann den anderen reden zu lassen.

Emotionen aussprechen

Im nächsten Schritt können und sollen die Gesprächsteilnehmer auch darüber reden, wie sie bestimmte, suboptimale Situationen erlebt haben – dabei darf es auch emotional werden, wenn die Situation Emotionen hervorgerufen hat. Zu diesem Teil des Gesprächs gehört allerdings auch, Lösungen anzubieten, d. h., was kann ich selbst tun, um eine suboptimale Situation zu verbessern, und was wünsche ich mir von meiner Führungskraft als Unterstützung, damit ich einen besseren Job machen kann?

Natürlich soll auch dieser Dialogteil von beiden Seiten bearbeitet werden, d. h. auch die Führungskraft benennt aus ihrer Sicht Defizite der geleisteten Arbeit, bietet Lösungen an und fragt, was die TFA braucht, damit es „rund“ läuft. Was dabei nicht passieren darf, sind gegenseitige Schuldzuweisungen. Was passieren soll, ist gegenseitiges Verständnis, Einblicke in die Sichtweisen des anderen, gemeinsame Lösungen und Planung für die Zukunft.

Wünsche und Visionen

Nach dem Feedback sollen die Wünsche nach Weiterentwicklung und (mehr) Geld untergebracht werden. Das bedeutet, vor der Diskussion des Gehalts sollen sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer darlegen, wie die Planung der nächsten Zukunft (3 – 5 Jahre) für die Arbeitsgemeinschaft aussehen soll. Welche (neuen) Aufgaben sollen bewältigt werden, was soll zusätzlich übernommen werden, welche Fortbildungen sind für die Weiterentwicklung der Praxis sinnvoll und nötig? Und ganz wichtig: Was haben die Praxis und die Führungskraft konkret davon, wenn sie auf Ihre Wünsche eingehen? Wie profitiert das Projekt „Unternehmen Tierarztpraxis“? Kein Mensch lässt sich zu etwas überzeugen, wenn er seinen Nutzen daraus nicht erkennt!

Wenn das alles auf dem Tisch, konkret geplant und vereinbart ist, dann ist das Geld dran – der Lohn wird angesprochen: Wie passt es jetzt, was muss verändert werden und wie geht es Jahr für Jahr weiter? Die Führungskraft muss sich natürlich nicht in allen Punkten mit Ihrem vorbereiteten Plan einverstanden erklären, manchmal braucht es einfach etwas mehr Bedenkzeit (so ein Gespräch wirkt oft nach), manchmal haben Sie vielleicht zu hoch gepokert. Egal wie: Das Feedbackgespräch an sich ist bereits ein Meilenstein, denn es zeigt, wie Ihre Beziehung zur Führungskraft ist, wie diese „tickt“ und wie die Zukunft für Sie in dieser Praxis aussehen wird. Wenn die Zukunft rosig aussieht, dann gehen beide mit einem guten Gefühl und neuer Motivation und Inspiration an die Arbeit. Wenn die Zukunft eher düster ist, weil z. B. zu viele Unstimmigkeiten vorhanden sind, dann gilt: Love it, leave it or change it (liebe es, verlass es oder arbeite an Veränderung).

Merke

Konflikte offen zu bearbeiten ist besser, als sie im Untergrund schwelen zu lassen.

Fazit

Der beste Weg zu einem glücklichen und motivierten Arbeitsalltag führt über regelmäßige Feedbackgespräche mit Austausch von Perspektiven, Lösung von Konflikten und Planung der gemeinsamen Zukunft. Und natürlich muss dabei auch über Geld gesprochen werden. Trauen Sie sich, Ihr Engagement im konstruktiven Dialog lohnt sich immer!

Der Originalartikel zum Nachlesen:

Blättner, A. "Neues Jahr, neues Glück auf dem Lohnzettel?"tk 2021; 17(01): 25-28 DOI: 10.1055/a-1256-3340

(JD)