Viviane Kinnula war bereits seit 6 Jahren als Tiermedizinische Fachangestellte in der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München beschäftigt, als ihr die Weiterbildung zum „Diploma in Feline Nursing“ angeboten wurde. Sie hat diese wunderbare Chance sofort ergriffen, den Blick auf die Bedürfnisse von Katzen fokussiert und ist zur Katzenflüsterin mutiert, die ein Händchen für jede Katzenpersönlichkeit in der Klinik aufweist und alle Katzen um den Finger wickelt.
Das Feline Nursing Diploma
Die Weiterbildung mit dem Abschluss „Diploma in Feline Nursing“ wird online und in Englisch von der ISFM (International Society of Feline Medicine) angeboten. Teilnehmer erhalten dabei in 16 Monaten fundamentales Wissen rund um die Katze, sodass ein tiefergehendes Verständnis für dieses hochsensible Tier und seine Bedürfnisse entsteht. Angefangen mit Verhaltenskunde, über spezielle Untersuchungstechniken bis hin zu den Themen Analgesie und Anästhesie, werden sowohl medizinische Themen als auch das dazugehörige Katzenhandling Schritt für Schritt erarbeitet. Dieses Wissen hilft Viviane, einen respektvollen und verständnisvollen Umgang mit Katzen zu pflegen und auch Besitzer und Kollegen anzuleiten, wie sie alle Sinnesorgane der Katze mit positivem Input beschäftigen können.
Kuscheldecke statt Nackengriff
Vivianes Motto beim Handling von Katzen ist: immer eine Kuscheldecke parat haben! Denn sie dient als Rückzugsort in der Behandlung, als Kuschelfaktor während des stationären Aufenthalts ([Abb. 1]) und kann ebenfalls als Schutzmaßnahme eingesetzt werden, indem man das Tier einwickelt und es sich verstecken darf – z. B. während der Blutabnahme am Hinterbein. Zudem empfindet das sensible Tier laute Geräusche in Form von Handyklingeln, Türen zuschlagen oder Stimmen sowie grelles Licht und starke Gerüche unter der Decke als weniger störend und belastend.
Und Viviane hat noch weitere Tipps für optimales Katzenhandling: Separate Sprechstunden für Hunde und Katzen bzw. separate Wartebereiche (Trennwände einsetzen), Behandlungs-Utensilien vorbereiten, Licht dimmen, aufdringliche Gerüche (Parfum!) vermeiden. Ebenso wichtig ist aus ihrer Sicht, die Maßnahmen in der Kunden- bzw. Patientenkartei zu dokumentieren und – wo möglich – immer dasselbe Team am Patienten einzusetzen, damit sich das Vertrauensverhältnis von Besuch zu Besuch intensiviert. Was dabei für Viviane gar nicht geht: der Nackengriff. Denn das ist nicht respektvoll und angemessen, wenn man mit anderen Tools positivere Effekte beim Tier erreicht.
Blutdruck, FLUTD und weiter
Im Klinikalltag hat sich Viviane durch ihre Weiterbildung in 2 Bereichen besonders etabliert: Blutdruckmessung und FLUTD-Behandlung. Ihre Resultate bei der Blutdruckmessung waren derart gut, dass sie in diesem Bereich nun auch Kollegen schult, wie man im Katzenbehandlungszimmer z. B. mit ruhiger „Katzenmusik“ von David Teie und dem Einsatz von Feliway-Produkten einen stressfreien Rahmen für gute Blutdruck-Messergebnisse schaffen kann. Diese positive Atmosphäre hilft auch, wenn sich Viviane gemeinsam mit Tierbesitzern auf die Suche nach Stressoren bei FLUTD-Patienten macht. Hier arbeitet sie zusätzlich mit Fragebögen, die die Besitzer zuhause bearbeiten und zur Konsultation mitbringen.
Fazit
Zum Schluss möchte Viviane an ihre Kollegen appellieren, sich mit dem Thema Katzen intensiv zu befassen, um die Welt ein wenig katzenfreundlicher zu gestalten und die Fortschritte in der Tiermedizin zum Katzenhandling jedermann bewusst zu machen.
Der Originalartikel zum Nachlesen:
TFA als Katzenflüsterin - VetCenter, Thieme. tk 2022. 18(04): 30 - 30. DOI: 10.1055/a-1922-0648