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HundEichenprozessionsspinner – wie gefährlich sind die Raupen?

"Achtung, Eichenprozessionsspinner! Gesundheitsgefahr!" Diese Schilder warnen vor den kleinen Raupen. Doch was muss nach einem Kontakt von Mensch und Hund getan werden?

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Heiner Witthake / stock.adobe.com

Der Eichenprozessionsspinner ist eine in warmen Regionen vorkommende Spezies, die durch die Klimaerwärmung zunehmend in vielen Regionen Europas vorkommt. Er kommt vor allem in Wäldern mit starkem Eichenvorkommen vor, aber auch einzelne Bäume in Parks oder an Straßenrändern können betroffen sein. Große Populationsdichte werden vor allem im Frühjahr und Spätsommer beobachtet, wenn das Wetter mild ist.

Schutz vor Feinden durch eine gute Tarnung

Vor allem die Raupen des Spinners sind besonders gut durch ihre Farbe getarnt. Aber auch alle anderen Stadien haben spezifische Tarnungen entwickelt, um sich vor Fressfeinden wie Vögeln, Wespen, Fledermäusen und Anderen zu schützen. So werden die Eier in Haufen abgelegt, die von den Haaren der Mütter geschützt sind. Die Raupen in den frühen Stadien leben in Nestern, die durch Seidenfäden und Haare geschützt sind, hingegen die späteren Stadien sogenannte Brennhaare mit Widerhaken entwickeln, die das Nesselgift Thaumetopoein enthalten. Werden die Raupen gestört, wird das Gift zur Verteidigung in die Umgebung freigesetzt. Zudem nimmt die Anzahl und Länge der Haare mit jedem Entwicklungsstadium zu.

Wissenswertes

  • Der Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea) gehört zu den Nachtfaltern (Lepidoptera) und zur Familie der Zahnspinner.
  • Die Weibchen können in älteren Eichen 100 – 200 Eier ablegen.
  • Die Raupen leben in Gruppen von 20 – 30 Tieren und treten typischerweise im „Gänsemarsch“ auf, wenn sie sich nachts auf Nahrungssuche befinden oder sich verpuppen wollen, woher auch der Name „Prozessionsspinner“ kommt. Diese namensgebende Prozession kann bis zu 10 m lang sein.
  • In den Raupennestern der Eiche, die als Rückzugsort dient, kommt es zur Häutung. Jüngere Raupenstadien bilden dabei eher kleine Blattgespinste im oberen Kronenbereich, während ältere Raupen bis zu fußballgroße Gespinste am Stamm und den dicken Ästen formen.

Nicht nur Mensch und Tier sind gefährdet, sondern auch der Baumbestand!

Der Eichenprozessionsspinner stellt eine große Gefahr für Mensch und Tier dar. Gefährlich sind vor allem die Brennhaare der Larven im Mai und Juni. Die Brennhaare der Raupen brechen leicht ab und werden mit dem Wind oft über weite Strecken getragen. Zudem sind die Haare sehr lange haltbar, sodass es in betroffenen Gebieten zu einer Akkumulation über Jahre hinwegkommt. Die Widerhaken führen außerdem dazu, dass die Haare an Kleidung und Fell gut haften können. Durch Kontakt mit diesen kommt es dann zu toxisch-irritativen Reaktionen und die fast unsichtbaren Haare können zudem häufig unbemerkt in die Haut und Schleimhaut eindringen und sich dort festsetzen.

Doch auch die Bäume sind durch die Raupen gefährdet, denn die Blätter stellen die Hauptnahrungsquelle der Raupen dar. So beherbergt ein einziger Baum zwischen 10.000 bis 100.000 Spinnerraupen. Die Raupen fressen dabei das gesamte Blatt bis auf die Rippen auf und suchen sich einen neuen Wirtsbaum, sobald der alte Baum entblättert ist. So führen ein wiederholter starker Befall und Kahlfraß der Eichen dazu, dass diese anfälliger für sekundäre Schädlinge sind und es kann im schlimmsten Fall zum Absterben der Bäume kommen.

Wozu führt Thaumetopoein?

Das Protein führt zu einer IgE-unabhängigen Degranulation der Mastzellen und so zu einem irritativen Effekt bei Menschen und Tieren. Die dadurch verursachte Dermatitis äußert sich häufig durch Juckreiz und Papeln. Teilweise kann es auch zu allergischen Reaktionen mit folgender Anaphylaxie kommen. Vor allem bei unbedeckten Hautarealen kommt es meist zu Hautveränderungen, aber auch Augenprobleme und Lungensymptome können auftreten. Die häufigsten Symptome sind im Gesicht erkennbar, dazu zählen Ödeme, Nekorsen, Ulzerationen und Entzündungen, wobei hier vor allem die Zunge und die Augen betroffen sind. Teilweise kommt es auch zu Erbrechen, Tachypnoe, Lymphadenopathie, Hyperthermie und Tachykardie.

Welche Maßnahmen sind nach einem Kontakt sinnvoll?

Die Therapie erfolgt meist ausschließliche symptomatisch, dabei gehören aber eine Elimination der Haare durch Baden und Ausspülen zu den wichtigsten Sofortmaßnahmen. Zudem spielt die Temperatur der Spüllösung oder des Badewassers eine wichtige Rolle, denn Hitze inaktiviert das Toxin. Eine Waschung sollte dabei innerhalb der ersten zwei Stunden nach Kontakt erfolgen, denn danach steigt das Risiko von Nekrosen. Darüber hinaus wird eine Applikation von Glukokortikoiden gemeinsam mit Antihistaminika empfohlen. Bei Auftreten von Nekrosen sollte zusätzlich ein Antibiotikum und zur Linderung der Schmerzen ein Analgetikum eingesetzt werden.

Maßnahmen zur Bekämpfung

Bekämpfungsmaßnahmen werden vor allem in der Nähe von menschlichen Siedlungen durchgeführt. Dabei werden organisatorische (Wälder absperren), mechanische (Absammeln, Abflammen, Absaugen) und chemische (Insektizide, Bindemittel) Maßnahmen unterschieden. Aber auch biologische Kontrollen mit Insekten und Käfern als natürliche Fressfeinde und mikrobiologische Kontrollen durch Bakterien werden durchgeführt.

Fazit

Der Eichenprozessionsspinner breitet sich immer weiter aus, sodass in vielen Gebieten vor allem in den Sommermonaten bereits Warnschilder aufgehängt werden. Diese Bereiche sollten vor allem Menschen mit Hunden zum Spaziergang meiden. Das potenzielle gesundheitliche Risiko geht vor allem vom Kontakt mit den Brennhaaren aus, sodass nach einem Kontakt die sofortige Waschung innerhalb der ersten 2 Stunden besonders wichtig ist.

 

Der Originalartikel zum Nachlesen:

„Eichen sollst Du weichen“ – Eichenprozessionsspinner als potenzielle Gefahr. kleintier konkret 2021; 24(01): 31-35. DOI: 10.1055/a-1337-0101.