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Vet-NewsHerbstgrasmilben - Juckreiz bei Hund, Katze, Pferd & Co!

Herbstgrasmilben führen bei fast allen Tieren zu mittel- bis hochgradigen Hautreaktionen mit starkem Juckreiz. Trombicula autumnalis gehört dabei zu der wichtigsten Art in Europa und kann sowohl makroskopisch als auch mikroskopisch nachgewiesen werden.

Cat paw scratches behind the ear. Fleas and ticks in domestic an
Omega / stock.adobe.com

Herbstgrasmilben führen bei fast allen Tieren zu mittel- bis hochgradigen Hautreaktionen mit starkem Juckreiz. Trombicula autumnalis gehört dabei zu der wichtigsten Art in Europa und kann sowohl makroskopisch als auch mikroskopisch nachgewiesen werden.

Von über 1500 Trombiculidenarten leben etwa 50 im Larvalstadium parasitisch, während sich die frei lebenden Nymphen und Adulti von Detritus oder räuberisch von anderen Arthropoden ernähren. Diese Milben sind unter verschiedenen Trivialnamen bekannt (Ernte-, Herbst-, Gras-, Stachelbeer- oder Herbstgrasmilben). Die rundlichen, meist orange- bis ziegelroten (Eigenfarbe), 0,2–0,4 mm langen, 6-beinigen Larven haben dorsal hinter dem prominenten Gnathosoma ein kleines, 5-eckiges Scutum mit 5 gefiederten, kurzen Setae und 1 Paar langen, feinen Sinneshaaren. Weitere Merkmale sind: zahnartige Cheliceren, gedrungene Palpen mit terminalen Klauen und dorsal auf dem Körper 30–50 gefiederte Setae. Die frei lebenden Adulti sind etwa 1–2 mm lang, der Körper ist durch eine deutliche Taille etwas eingeschnürt. Veterinärmedizinisch von Belang ist in Europa vor allem Trombicula (Neotrombicula) autumnalis. 

Entwicklung und Epidemiologie

Die Weibchen von T. autumnalis legen zahlreiche Eier in feuchte, humöse Böden. Im Sommer und Herbst schlüpfen die positiv phototaktischen, 6-beinigen Larven, wandern an Grashalmen, anderen Pflanzen, Erderhebungen, gefallenem Laub etc. hoch, versammeln sich zu Hunderten an den höchsten Stellen und erwarten dort ihre Wirte. Die Larven haben keine deutliche Wirtsspezifität und befallen in ihrem Habitat vor allem Nagetiere, aber auch viele andere Säugetiere, Vögel (vor allem Bodenläufer) und Menschen. Die Larven heften sich an der Haut der Wirte an, nehmen extraintestinal angedautes Wirtsgewebe (s.u.) auf und fallen nach einigen Tagen (≥ 3) zu Boden. Dort entwickeln sie sich über mehrere 8-beinige Nymphenstadien zu den Adulti. In diese Entwicklung sind Ruheperioden eingeschaltet. Im gemäßigten Klima bildet T. autumnalis gewöhnlich nur 1 Generation im Jahr, die Weibchen können > 1 Jahr leben. Zur Überwinterung ziehen sich Nymphen und Adulti tief in den Boden zurück.

Überblick

  • wichtigste Art: Trombicula autumnalis
  • Entwicklung im Boden
  • vor allem im Spätsommer und Herbst
  • nur Larven befallen
  • Hautreaktionen mit Juckreiz und teilweise Krämpfen
  • Nachweis mikros- oder makroskopisch
  • Therapie mit Fipronil, Permethrin oder Ähnlichem

Im gemäßigten Klima treten die Larven, die erst ab 16°C aktiv werden, von Mitte Juli bis Ende Oktober auf (Herbstgras-, Erntemilbe). Besonders aktiv sind sie an warmen, sonnigen, trockenen Tagen am späten Nachmittag. Die bevorzugten Habitate (Trombiculoseherde) sind Flächen in verwilderten Gärten und Parks, an Waldrändern, besonders auf trockenen Wiesen (kalkhaltige Böden) und seltener auf Feldern. Häufig werden Einzeltiere massiv von Hunderten oder Tausenden von Milbenlarven befallen. Eine Übertragung der Larven von Wirt zu Wirt erfolgt nicht.

Pathogenese und Krankheitsbild

Die Larven setzen sich am Wirt an dünnhäutigen Prädilektionsstellen fest, z.B. bei Hunden und Katzen an den Pfoten zwischen den Zehen, in der Inguinalgegend, an den Augenbögen und am Nasenrücken. Beim Rind werden häufig die untere Schwanzfläche und die Schenkelinnenflächen befallen, bei Schafen und Ziegen Nasenrücken, Augenbögen und Ohren. Mit den Cheliceren durchtrennen die Larven zunächst das Stratum corneum. Unter der Einwirkung von Speicheldrüsensekreten entsteht ein tief reichendes hyalines Rohr (Stylostom), durch das extraintestinal verflüssigtes Gewebe aufgesogen wird, akzidentell auch Blutkomponenten.

Die Trombikulose ist eine häufige Erkrankung bei Tieren. Neotrombicula-autumnalis-Larven ernähren sich, im Gegensatz zu Adulten und Nymphen, von Gewebeflüssigkeiten kleiner Nagetiere. Da sie allerdings nicht wirtspezifisch sind, befallen sie auch Pferde, Hunde, Katzen und den Menschen. Sie bleiben 7–10 Tage auf dem Wirt und fallen dann ab.

Die von den Larven verursachten winzigen Läsionen sowie der sezernierte Speichel können mittel- bis hochgradige Hautreaktionen verursachen: mäßiger bis fast unerträglicher, anhaltender Juckreiz, Erytheme, Quaddeln, Pusteln, Krusten, sekundäre Alopezien, Exkoriationen infolge Kratzens, gelegentlich Krämpfe oder epileptiforme Anfälle. Bei zusätzlichem Befall von Nase und Ohren können starkes Kopfschütteln und Niesen hinzukommen. Die Symptome treten vor allem im späten Sommer und Herbst auf und können nach dem Abfallen der Larven für einige Tage weiterbestehen.

Diagnose

Vorbericht (Jahreszeit, Kontakt mit Trombiculoseherden an sonnigen Tagen), klinischer Befund und makroskopischer (evtl. Lupe) sowie mikroskopischer Nachweis der roten Larven sichern die Diagnose. Die Larven sind dabei vor allem unter dem Mirkoskop aufgrund ihrer 6 Beine von den adulten Milben zu unterscheiden. Bei Katzen mit Otitis ist zusätzlich ein Cerumenabstrich sinnvoll, auch um die Differenzialdiagnose Otodectes cynotis auszuschließen. Chorioptes-, Sarkoptes-, Psoroptesmilbenbefall werden durch Identifikation der Milben diagnostiziert, bei Kontaktdermatitis oder Allergien sind nur einzelne Tiere betroffen. Weitere Differenzialdiagnosen sind Staphylokokkenfollikulitis und Dermatophilose (Zytologie und Kultur können weiterhelfen) sowie Befall mit roten Vogelmilben (Kontakt zu Geflügel ist ein anamnestischer Hinweis).

Therapie und Prophylaxe

Die Dermatitis klingt einige Tage nach dem Abfallen der Larven ab. Oft reicht eine palliative Behandlung aus. Sollten noch Milben vorhanden sein, kann eine Behandlung erwogen werden, z.B. bei Hunden und Katzen mit Fipronil oder Selamectin oder bei Hunden mit einer Permethrin-Pyriproxifen-Kombination. Vorbeugend sollten Menschen und Tiere bekannte Trombicula-Herde während der Saison meiden. Bei Pferden kann Fipronil-Spray oder Permethrin einmalig lokal aufgetragen werden, allerdings ist das Hauptproblem der erneute Befall mit frischen Larven aus der Umgebung, daher kann eine Aufstallung oder ein Umstellen auf eine andere Weide während der kritischen Jahreszeit nötig sein.

 

Quelle (nach Angaben von):
Parasitologie für die Tiermedizin. Deplazes P, Joachim A, Mathis A, Strube C, Taubert A, von Samson-Himmelstjerna G, Zahner H. 4. überarbeitete Auflage. Thieme; 2020. doi:10.1055/b-006-163221.

Meerschweinchen. Drescher B, Hamel I. 3. Auflage. Enke Verlag; 2012. doi:10.1055/b-004-129941.
Handbuch Pferdepraxis. Brehm W, Gehlen H, Ohnesorge B, Wehrend A. 4. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Enke Verlag; 2016. doi:10.1055/b-004-129693.