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Vet-NewsKlimakrise und Hitzestress – Ein Problem auch für die Tiere?!

Je größer ein Tier, desto schwieriger kann es die eigene Temperatur ausgleichen, da weniger Haut-Luft-Kontakt besteht. Um trotzdem kühl zu bleiben, haben die Tiere einige Tricks auf Lager, aber auch Ställe und Einrichtungen für die Tiere müssen angepasst sein.

Pig in the mud on a farm in Finland
sokko_natalia / stock.adobe.com

Durch die Klimakrise werden die Temperaturen immer extremer, es gibt immer mehr heiße Tage im Somme und nicht nur der Mensch, sondern auch die Tiere leiden unter der extremen Hitze.

Hitzestress bei Nutztieren

Vielen Tieren geht es an heißen Tagen wie uns Menschen, sie suchen kühle Plätze, Wasserstellen und wollen sich nicht übermäßig bewegen. Doch für die Tiere, die in den Ställen leben wird das schwieriger, denn sie haben nicht so viel Auswahl. Zudem kommt das Problem hinzu, dass Nutztiere wie Schweine, Rinder oder Geflügel nicht so schwitzen können wie wir Menschen. Erzeugen die Tiere also mehr Wärme, als sie an die Umwelt abgeben können, entsteht Hitzestress. Bei den Nutztieren kommt hinzu, dass sie dazu gezüchtet sich schnell zu wachsen und viel Leistung zu bringen. Das führt dazu, dass ihre Körper intensiver arbeiten und beispielsweise eine Milchkuh, die etwa 30 Liter Milch pro Tag gibt, doppelt so viel Wärme produziert wie im Ruhezustand. Die warme Luft in den Stellen muss folglich ständig durch neue und kühlere Frischluft ersetzt werden.

Die Ställe müssen so über eine gute Kühlung und einen kontinuierlichen Luftaustausch verfügen, jedoch müssen sie im Winter auch genügend gedämmt sein und so entsteht die Problematik. Im Sommer kann die Wärme durch die gute Dämmung der Wände nur durch eine intensive Lüftung gut abtransportiert werden, so führen bereits Außentemperaturen von 20°C und zusätzliche Sonneneinstrahlung auf die Wände und Dächer zu einer Temperaturbelastung der Tiere.

Kurzfristigen Hitzestress können die meisten Tiere durch Anpassung ihrer Körperaktivität gut abfangen, sie fressen weniger, liegen und schlafen mehr. Wird die Wärmebelastung jedoch zu groß kann das auch zum Tod führen, denn Hitzestress führt schnell zu einer gesundheitlichen, aber auch wirtschaftlichen Belastung, denn Tiere, die nicht fressen, wachsen auch nicht gut und zudem erhöht Hitzestress die Sterblichkeit im Stall.

Lösungsansätze für die Zukunft

Um den Hitzestress zu senken, bieten sich verschiedene Methoden an. Bei geringerem Tierbestand auf gleicher Fläche stünde theoretisch jedem Tier mehr Luft für die Wärmeabgabe zur Verfügung. Alternativ könnten aber auch hitzeresistente Nutztierrassen wie Hühnerarten aus den Tropen oder Piau-Schweine aus Brasilien importiert werden, die von Natur aus besser an hohe Temperaturen angepasst sind. Jedoch sind diese Rassen meist ineffizienter in der Lebensmittelproduktion. Beide Ansätze sind möglich, bedeuten jedoch für den Landwirt auch eine höhere Belastung.

Aber auch technologische Entwicklungen können helfen die Wärmeabgabe zu unterstützen. So muss der Stall der Zukunft im Winter Kältestress vermeiden und im Sommer den Hitzestress, zudem sind die Luftfeuchtigkeit und -geschwindigkeit entscheidend. Eine energiesparende Luftaufbereitung in den Ställen könnten nach dem derzeitigen Wissensstand den Hitzestress um etwa 60 bis 90 Prozent senken.

Verschiedene Kühltechniken sind ebenfalls denkbar. So gibt es Cooling Pads, die eine spezielle Papierwabenstruktur nutzen, die mit Wasser gespült wird und ein Ventilator Luft durch die Waben saugt. Durch die Verdunstung wird der Luftstrom abgekühlt, bevor in den Stall kommt. Aber auch Bodenspeicher können sinnvoll sein, sie nutzen den Erdboden als Wärmespeicher, immer Sommer wird so gekühlt und im Winter erwärmt. Aber auch Wassersprinkler könnten eingesetzt werden, denn durch das Verdunsten des Wassers auf der Haut können die Tiere schneller und effektiver Wärme abgeben. Hochdruckvernebler würden den Stall durch den verdunsteten Wassernebel ebenfalls gut kühlen können. Aber auch begrünte Dächer und Ställe wären zusätzlich sinnvoll.

Limits der Forschung und Verbesserung

Wann beginnt Hitzestress, welche Auswirkungen hat er auf die Tiere und was müssen die Tierhalter*innen beachten? Diese Fragen klären verschiedene Forschungsprojekte zum Thema Hitzestress.

Für die Entstehung von Hitzestress spielen Temperatur und Luftfeuchtigkeit gemeinsam eine entscheidende Rolle, sie werden im sogenannten TH-Index erfasst. Dabei gibt es für jede Tierart unterschiedliche Grenzwerte, ab denen es problematisch wird. Dabei sind viele verschiedene Faktoren beeinflussend wie das Verhalten, das Alter, die Leistungsfähigkeit, die Fruchtbarkeit oder andere Körperfunktionen und Blutwerte. In den vorherrschenden aktuellen Studien werden deshalb vor allem Parameter wie Hitzestressproteine im Blut, Fruchtbarkeitsparameter und die Daten digitaler Temperaturlogger in den Ställen ausgewertet.

Die Studien sollen den Landwirten und Landwirtinnen zeigen, wie sie ihre Stelle nach- oder umrüsten können, damit ihre Tiere weniger Hitzestress ertragen müssen. Und diese Maßnahmen sind nicht immer mit hohen Kosten verbunden, denn schon einfache Veränderungen können einen großen Effekt erzielen. Und die erzielten Ergebnisse sind nicht nur für die Tiere wichtig, sondern auch für die Wirtschaftlichkeit des Betriebes, denn die Tiere sind leistungsfähiger und es kommt zu weniger Tierverlusten.

Wie kommen die verschiedenen Tiere mit der Hitze klar?

Zunehmende Hitzewellen in Kombination mit hoher Luftfeuchtigkeit machen auch Nutztieren zu schaffen, doch wie gehen die verschiedenen Tiere mit der Hitze um, welche Strategien haben sie entwickelt, um sich selbst abzukühlen?

Kühe

Kühe mögen es kühl und suchen bei Hitze gerne Schattenplätze oder Stellen mit bewegter Luft auf. Sie können schwitzen, aber wenn die Luftfeuchtigkeit hoch ist, funktioniert der Mechanismus der Wärmeabgabe nicht mehr gut, weshalb sich bei höheren Temperaturen ihre Atemfrequenz erhöht und man eine gut sichtbare Bauchpresse sieht. Zudem verändern sie ihr Fressverhalten und fressen lieber in kühleren Stunden, sowie der Hitzestress zusätzlich einen Einfluss auf die Milch- und Fruchtbarkeitsleistung hat. Und genau wie wir Menschen verzichten sie beim Liegen lieber auf Körperkontakt mit Artgenossen und müssen mehr trinken.

Schweine

Schweine suchen Ruhe, legen sich hin, schlafen und minimieren so ihren Energieverbrauch. Reicht das nicht aus, beginnen sie stärker anzuatmen bzw. zu keuchen, um so mehr Luftaustausch zu ermöglichen. Schweine sind insgesamt durch ihre hohe Masse und den runden Körper besonders gefährdet und können schnell unter extremem Hitzestress leiden. Teilweise legen sich die Schweine auf mit ausgestreckten Beinen so flach wie möglich auf den Boden, um zusätzliche Wärme durch den Boden abzugeben oder suhlen sich im feuchten und schlammigen Boden.

Geflügel

Geflügel ist durch die höhere Körpertemperatur und den kleineren Körper etwas hitzeresistenter, jedoch besitzen sie keine Schweißdrüsen und müssen deshalb andere Mechanismen zur Abkühlung verwenden. Sie spreizen daher gerne ihre Flügel, um den Körper abzukühlen. Zudem fressen sie bedeutend weniger und trinken mehr. Außerdem können sie durch vermehrte Durchblutung der Haut Wärme abtransportieren, die Haut erscheint dann dunkler. Im Extremfall fangen Hühner an mit geöffnetem Schnabel zu hecheln, dieser Prozess kühlt gut, verbraucht aber sehr viel Energie.

Wildschweine

Wildschweine orientieren sich in ihrem Tagesablauf an der Saison und den Temperaturen. Wird es im Sommer tagsüber heiß, passen sie ihren Rhythmus an und halten Mittagsschlaf, sind dafür aber morgens früher wach und nachts aktiver, wenn es kühl ist. Zudem suhlen sie sich mehrmals am Tag zum Abkühlen in Schlammstellen, denn ist das Fell und die Haut nass, trägt die Verdunstungskälte deutlich zur Abkühlung bei.

Störche

Bestimmte Storcharten nutzen einen besonders ausgefallenen Kühlungsmechanismus, wenn ihnen zu heiß wird, dann pinkeln sie sich selbst auf die Beine, die Ausscheidung verdampft und die Füße werden so gekühlt, dieser Prozesse nennt sich Urohidrosis.

(RG)

Quellen (nach Angaben von):

Veterinärmedizinische Universität Wien (04.12.2022). "Im Stall geht’s heiß her – Wie Hitzestress Nutztiere beeinflusst". Im Internet: Vetmeduni : Im Stall geht’s heiß her – Wie Hitzestress Nutztiere beeinflusst. 17.01.2023.

Veterinärmedizinische Universität Wien (20.12.2022). "Kühltechniken für den Stall". Im Internet: Vetmeduni : Kühltechniken für den Stall. 17.01.2023.

Veterinärmedizinische Universität Wien (14.12.2022). "Hitzestress Forschung – Die Limits bestimmen". Im Internet: Vetmeduni : Hitzestress Forschung – Die Limits bestimmen. 17.01.2023.

Veterinärmedizinische Universität Wien (13.12.2022). "Abkühlen im Tierreich – Die Tricks der Tiere". Im Internet: Vetmeduni : Abkühlen im Tierreich – Die Tricks der Tiere. 17.01.2023.