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Vet-NewsNeue Schildkrötenarten in Süddeutschland

Drei exotische Schildkrötenarten aus Nordamerika breiten sich derzeit in Süddeutschland aus und führen zu Problemen, denn sie vertreiben eigentliche heimische Arten und tragen zu deren Artensterben bei.

European pond turtle (Emys orbicularis)
Birute Vijeikiene / stock.adobe.com

Ein Forschungsteam mit Dr. Melita Vamberger von den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden, sowie Benno Tietz und Dr. Johannes Penner von der Universität Freiburg konnte erstmal in ihrer Studie zeigen, dass drei exotische Schildkrötenarten, ursprünglich aus Nordamerika stammend, sich in Süddeutschland in freier Natur fortgepflanzt haben. So weit nördliche konnte das bis jetzt noch nicht von Wissenschaftler*innen beobachtet werden, jedoch zeigt das auch, dass die drei Arten längst keine fremden Exoten mehr sind, sondern schon fast zu den heimischen Arten zählen.

Drei heimische Exoten

Die drei Arten, die Gewöhnliche Schmuckschildkröte (Pseudemys concinna), die Falsche Landkarten-Höckerschildkröte (Graptemys pseudographica) und die Nordamerikanische Buchstaben-Schmuckschildkröte (Trachemys scripta), zählen mittlerweile schon fast zu den heimischen Arten, da sie sich bereits so gut an ihre neue Umgebung in Süddeutschland angepasst haben. Sie wurden in 1980er und 1990er Jahren in großer Zahl als Haustiere in die Europäische Union importiert und gelten als die weltweit meistverbreiteten und schädlichsten invasiven Reptilienarten. Zwar wurde ihr Import in die EU und der Verkauf hier geschlüpfter Exemplare bereits früh verboten, jedoch kam dieses Verbot scheinbar bereits zu spät, den ihr Vormarsch und ihre Ausbreitung konnte nicht aufgehalten werden.

Prävention und Hilfe für heimische Arten

Die Forscher*innen in der hiesigen Studie weisen auf die Gefahren der invasiven Schildkrötenarten für bedrohte heimische Arten und das Ökosystem hin. Zudem schlagen sie Präventionsmöglichkeiten vor und fordern weitere Untersuchungen, um den Vormarsch zu stoppen und das Artensterben zu minimieren. Denn sogenannten Neozoen, gebietsfremde Arten, die in einem neuen Land heimisch werden, wirken sich auf kurze und lange Sicht auf die biologische Vielfalt aus. Sie verdrängen heimische Arten aus ihrem Lebensraum und tragen zur Verbreitung von Krankheiten bei. Zudem belasten sie durch die neue Rolle innerhalb der Nahrungskette das Ökosystem enorm, je nach Speiseplan sowohl die Pflanzen- als auch die Tierwelt. Johannes Penner von der Universität Freiburg erklärt die Problematik anhand der invasiven Buchstaben-Schmuckschildkröte. Diese könnte das kleine Vorkommen der Europäischen Sumpfschildkröte (Emys orbicularis), die lediglich noch in Brandenburg verortet werden kann, erheblich stören. Denn in einem Versuchsaufbau wurde gezeigt, dass bei gemeinsamer Haltung dieser beiden Arten, es bei der Europäischen Sumpfschildkröte zu Gewichtsverlust und einer höheren Sterblichkeit kam.

Nicht nur Schaden – auch Nutzen?

Neben den negativen Folgen können Ökosysteme jedoch auch von Neozoen profitieren. In manchen Fällen können sie sich gut in bestehende Systeme einfügen und in geschädigten Lebensräumen Rollen übernehmen, an denen es andernfalls mangeln würde. Inwiefern dies auf die drei neuen Arten zutrifft, muss zum Schutz gefährdeter Arten und ganzer Lebensräume dringend weiter erforscht werden. Zudem bedarf es einer breiten Aufklärung der Bevölkerung, damit zukünftig keine Tiere mehr, egal welcher Art ausgesetzt werden und es so zu schwerwiegenden Problemen kommt.

(RG)

Originalstudie:

Benno Tietz, Johannes Penner, Melita Vamberger. (0102.2023) "Chelonian challenge: three alien species from North America are moving their reproductive boundaries in Central Europe". NeoBiota 82: 1-21. https://doi.org/10.3897/neobiota.82.87264.

Quellen (nach Angaben von):

Leibniz-Gemeinschaft (09.02.2023). "Invasive Schildkröten in Süddeutschland". Im Internet: Leibniz-Gemeinschaft: Invasive Schildkröten in Süddeutschland. 06.03.2023.

Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH (08.02.2023). "Invasive Schildkröten erobern das Ländle". Im Internet: Invasive Schildkrötenarten erobern Süddeutschland - Spektrum der Wissenschaft. 06.03.2023.

NATIONAL GEOGRAPHIC SOCIETY (17.02.2023). "Vom Haustier zur invasiven Art: Schildkröten erobern Baden-Württemberg". Im Internet: Vom Haustier zur invasiven Art: Schildkröten erobern Baden-Württemberg | National Geographic. 06.03.2023.