Benutzeranmeldung

Bitte geben Sie Ihren Benutzernamen und Ihr Passwort ein, um sich auf der Website anzumelden.

Suchergebnisse zur Ihrer letzten Suchanfrage

ErnährungBarfen aus labormedizinischer Sicht

Wir haben uns angesehen, was beim Barfen von Hunden und Katzen zu beachten ist und welche Laboruntersuchungen bei gebarften Tieren sinnvoll sind.

annaav/stock.adobe.com

BARF (Biologically Appropiate Raw Food, Biologisch artgerechtes rohes Futter) bzw. die Rohfütterung hat sich in den letzten Jahren zu einer etablierten Fütterungsmethode entwickelt. Mittlerweile existiert ein eine große Anzahl spezieller Futtermittel sowie ein breites Literaturangebot für dieses Fütterungskonzept.

Die Rationsgestaltung

Mittels Barfen soll der Hund abwechslungsreich ernährt werden – abwechslungsreich bedeutet aber nicht immer ausgewogen. Ausgewogene Ernährung beinhaltet, dass alle Nährstoffe in bedarfsgerechten Mengen im Futter enthalten sind.

Eine Unterversorgung mit Eiweiß, anorganischem Phosphat, Magnesium, Natrium und Kalium ist bei gebarften Hunden selten ein Problem. In einigen Rationen fehlen Kalzium, Mangan, Jod, Vitamin A und D. Die Spurenelemente Kupfer und Zink sind in unseren Lebensmitteln in zu geringen Mengen enthalten, sodass sie häufig ein Problem in Barf-Rationen darstellen. Außerdem ist das Kalzium/Phosphat-Verhältnis oft nicht ausgewogen und stellt besonders für Welpen eine Gefahr für Skelettentwicklungsstörungen dar (Dillitzer et al. 2011, Dobenecker 1998, Freeman 2013, Paßlack und Zentek 2013).
 

Barfen aus labormedizinischer Sicht

Um Fehler in der Rationsgestaltung zu vermeiden, sollten regelmäßig einige Untersuchungen durchgeführt werden. Zunächst kann ein BARF-Blutprofil (ALT, Kreatinin, Eiweiß, Albumin, Kalzium, Phosphat, Kupfer, Zink, Jod, Vitamin A, E und D, T4 und kleines Blutbild) einen Überblick über den Gesundheitszustand des Tieres vermitteln. Die Feststellung einiger Krankheitsbilder ist für die richtige Gestaltung der Ration von großer Bedeutung. Außerdem können Serumwerte außerhalb der Norm bei klinisch unauffälligen Tieren Hinweise auf eine eventuelle Dysbalance liefern und Anlass für eine bilanzierte Rationsüberprüfung oder -berechnung sein. Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass Serumwerte innerhalb der Norm keinen Rückschlussauf eine ausgewogene Ernährung zu lassen. Einige Blutwerte verändern sich erst bei ausgeprägten, langanhaltenden Mängeln oder Überversorgungen und können somit nur über eine genaue Analyse der Ration aufgedeckt werden.

Im Jahre 2017 ist bei Laboklin GmbH & Co KG eine Untersuchung zum Einfluss verschiedener Fütterungskonzepte auf die Serumwerte von klinisch unauffälligen Hunden durchgeführt worden. Trotz ausgewogener Rationen waren Imbalancen bei den Serumwerten erkennbar (Cölfen 2017). Laborwerte außerhalb der Referenz sollten immer Anlass für die genaue Analyse der Ernährung sein.

Der Fütterungsanamnese kommt eine zunehmende Bedeutung zu, da die Ernährungskonzepte immer vielfältiger werden. Dies trifft nicht nur auf klinisch unauffällige Tiere, sondern auch auf Hunde und Katzen mit verschiedenen Erkrankungen zu.

Barfen als Infektionsquelle

Bei einer individuellen Zubereitung der Ration, insbesondere bei Rohfütterung besteht generell eine Infektionsgefahr mit Bakterien, Parasiten und Pilzen.

Durch rohes Fleisch besteht das Risiko der Infektion mit enteropathogenen Keimen wie Salmonellen, Campylobacter, Yersinien und Listerien. Auch andere Keime wie Escherichia coli oder Toxin-bildende Bakterien wie Clostridium botulinum, Bacillus cereus oder Staphylococcus aureus können übertragen werden. Dabei erkranken Hunde und Katzen nicht unbedingt an den genannten Erregern, sondern sie können latent infiziert sein und diese über den Kot ausscheiden. Sie stellen somit eine Infektionsquelle für andere Tiere und auch für den Menschen dar. Besonders in Haushalten mit immunsupprimierten Menschen, Schwangeren, chronisch kranken Personen und Kindern bedarf es einer besonderen Aufklärung seitens des Tierarztes.

Ebenfalls können durch die Rohfütterung unterschiedliche, teils auch humanrelevante Parasiten übertragen werden: einerseits Protozoen wie Toxoplasma gondii, Sarkosporidien und andererseits Würmer wie Toxocara canis (Spulwurm) und Echinococcus granulosus (kleiner Hundebandwurm).

Merke

ESCCAP rät, Fleisch vor dem Verfüttern ausreichend tief und lang (mind. 1 Woche bei −17 bis −20 °C) einzufrieren, um eventuell enthaltene Parasitenstadien abzutöten.

Sollte dies nicht gewährleistet sein, sollte alle 6 Wochen eine parasitologische Kotuntersuchung oder eine Entwurmung durchgeführt werden. Bei Barfern bietet sich die regelmäßige Durchführung des „Barf-Kotprofils“ (Salmonellen inkl. Anreicherung, Yersinien inkl. Anreicherung, Campylobacter, Listerien, Endoparasiten) an, um das Infektionsrisiko insbesondere für den Menschen zu minimieren (Freeman et al. 2013, Lejeune und Hancock 2001).
 

Fazit

Das Barfen ist längst als Alternative zur kommerzielle Fütterung etabliert. Es gibt einige Dinge, die zu beachten sind. Hierzu zählen die Hygienemaßnahmen eine bilanzierte Rationsgestaltung und der hohe Zeit- und Kostenaufwand. Wenn alle diese Komponenten Beachtung finden, ist das Barfen eine Fütterungsmethode, bei der individuell auf jedes Tier eingegangen werden kann.

Wichtig ist eine regelmäßige Kontrolle durch den Tierarzt. Zunächst, um Erkrankungen mittels Laboruntersuchungen auszuschließen und regelmäßig die Ausscheidung von Erregern im Kot zu diagnostizieren. Außerdem geben Blutuntersuchungen außerhalb der Norm häufig Anlass, die Ration bilanziert überprüfen zu lassen.

Der Originalartikel zum Nachlesen:

Cölfen A. BARFEN aus labormedizinischer Sichtkleintier konkret 2019; 22(01): 36 - 38. doi:10.1055/a-0815-7430