Ob nach dem Tod eines Meerschweinchens bei einer Paar- oder Gruppenhaltung oder zur Erweiterung einer bestehenden Gruppe ein neues Meerschweinchen angeschafft wird, in jedem Fall muss eine Vergesellschaftung erfolgen, welche zuvor gut durchdacht werden sollte, damit alle Schweinchen sich gut verstehen.
Wer passt zu wem?
Grundsätzlich sollte man sowohl die Geschlechter der bereits vorhandenen Tiere als auch die Charaktere bei der Auswahl eines neuen Meerschweinchens beachten. Aber auch das Alter spielt eine entscheidende Rolle, denn zu einem schon älteren Tier sollte kein Jungtier gesetzt werden, denn der Bewegungsdrang, die Interessen und Angewohnheiten sind zu verschieden und das ältere Tier könnte gestresst und das jüngere Tier unterfordert sein. Deshalb sollten die Tiere am besten im gleichen oder ähnlichen Alter sein.
Außerdem eignen sich Gruppen aus einem kastrierten Männchen mit mehreren Weibchen am besten. Aber auch gemischte Gruppen mit mehreren kastrierten Böckchen und vielen Weibchen können gut funktionieren, es sollte jedoch darauf geachtet werden, dass pro Männchen mindestens zwei bis drei Weibchen vorhanden sind, damit es nicht zu Streitigkeiten kommt. Reine Böckchengruppen können ebenfalls funktionieren, sollten aber eher von erfahrenen Halter*innen gehalten werden und alle Männchen sollten trotzdem kastriert sein, um Streitigkeiten zu minimieren. Reine Weibchengruppen eignen sich meist nicht besonders gut, denn die Weibchen sind untereinander oft etwas zickig und zudem wird ein positiver Einfluss von Kastraten zur Vorbeugung von Ovarialzysten diskutiert.
Aber auch die Charaktere sollte nicht außer Acht gelassen werden und ruhigen Tiere am besten mit ebenfalls ruhigen Tieren vergesellschaftet werden, so wie aktivere Tiere am besten zu ebenfalls aktiven Tieren passen.
Wichtige Vorbereitungen
Für eine Vergesellschaftung von Meerschweinchen muss nicht immer zwingend ein neutraler Ort vorhanden sein, wie es bei Kaninchen der Fall ist. Meist reicht es den Käfig gründlich zu reinigen, neu einzustreuen und etwas umzugestalten. Wichtig ist jedoch, dass es keine Sackgassen gibt, das heißt alle Häuser und sonstigen Versteckmöglichkeiten müssen mindestens zwei Ein- bzw. Ausgänge besitzen, damit kein Meerschweinchen in die Enge getrieben werden kann oder jederzeit flüchten kann. Eine Vergesellschaftung ist umso einfacher, desto größer das Gehege ist. Aber auch Heu- und Futterberge, davon aber mindestens zwei pro Gehege, eignen sich für eine Vergesellschaftung gut und lenken die meisten Meerschweinchen erst einmal ab.
Sollte die Vergesellschaftung doch lieber an einem neutralen Ort stattfinden, so eignen sich hierfür Stecksysteme, Kinderplanschbecken oder auch das Badezimmer. Zu beachten ist jedoch, dass Meerschweinchen nicht gerne auf glatten Untergründen laufen und somit das vorrübergehende Gehege entweder eingestreut oder überall mit Decken ausgelegt sein sollte.
Ablauf der Vergesellschaftung
Ist der Tag gekommen, an dem das neue Schweinchen einzieht, sollte es vor allem ruhig angegangen werden, denn Meerschweinchen mögen keinen Stress und Hektik. Die Tiere sollten nach Möglichkeit gleichzeitig ins Gehege gesetzt werden und dann erstmal genügend Ruhe und Zeit bekommen sich gegenseitig kennenzulernen. Dabei ist es wichtig, dass der Mensch nicht direkt neben dem Käfig sitzt und die Tiere die ganze Zeit anstarrt, denn das sorgt meist für sehr viel Stress bei den Tieren. Natürlich kann es am Anfang zu Streitigkeiten kommen, diese sind vollkommen normal und sind Teil der Vergesellschaftung, denn meistens muss die Rangordnung neu geklärt werden. Auch das Aufreiten eines Männchens auf ein Weibchen gehört zu den normalen Verhaltensweisen von Meerschweinchen dazu. Es darf zudem auch gejagt, gequietscht und geklappert werden, doch alle Verhaltensweisen sollte nie ausufern oder nur einseitig sein. Die Vergesellschaftung kann bei Meerschweinchen unter Umständen relativ schnell ablaufen und schon nach ein paar Stunden bis Tagen erledigt sein, es gibt aber auch Gruppen und Tiere, die mal ein paar Wochen brauchen, auch hier sollte man nicht zu ungeduldig werden und zu früh abbrechen.
Was wenn es nicht passt?
Meerschweinchen sind grundsätzlich sehr friedliche und soziale Gruppentiere, doch auch bei ihnen kann es mal zu Streitigkeiten untereinander kommen. Wenn ein neues Schweinchen auch nach der besten Vergesellschaftung nicht in die Gruppe passt und es immer wieder zu Unruhen oder anderen Problemen kommt, sollte das betroffene Tier wieder aus der Gruppe herausgenommen werden. Wenn das neue Meerschweinchen bei einem Züchter oder im Tierheim gekauft wurde, nehme diese es meistens bei Unverträglichkeit auch wieder zurück. Wenn es aber dennoch bleiben soll, muss eine andere Lösung her, manchmal bietet es sich an, bei ausreichend Platz, die Gruppe zu teilen oder eine vollkommen neue Gruppe zu eröffnen. Hierbei sollten Kosten, Platz und Aufwand vorher jedoch eingehend bedacht werden. In einigen Fällen kann es aber auch funktionieren ein weiteres Tier, welches mit dem Rabauken oder Ausgestoßenen gut klarkommt, dazu zu holen und beide dann gemeinsam in die Gruppe zu integrieren.
Fazit
Meerschweinchen sollte immer mindestens zu zweit, am besten aber in einer kleinen Gruppe leben. Eine Vergesellschaftung sollte immer gut vorbereitet sein, doch Meerschweinchen sind beispielsweise Kaninchen gegenüber deutlich genügsamer und so laufen die meisten Vergesellschaftungen ohne große Probleme ab.
Quellen (nach Angaben von):
Meerschweinchenwiese (2016). "Meerschweinchen aneinander gewöhnen". Im Internet: Vergesellschaftung – Meerschweinchen-Info (meerschweinchenwiese.de). 19.09.2023.
Meerschwein sein - Das Meerschweinchen Portal (2023). "Meerschweinchen vergesellschaften: So klappt die Integration eines neuen Meerschweinchens". Im Internet: Meerschweinchen vergesellschaften: So gelingt es. | Meerschwein sein (meerschwein-sein.de). 19.09.2023.
(RG)
