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Spezial: Tag der KatzeLeitlinien zur artgerechten Haltung von Katzen

Das Wohlbefinden einer Katze in ihrer Umwelt ist untrennbar mit ihrer körperlichen Gesundheit, ihrem emotionalen Wohlergehen und ihrem Verhalten verknüpft.

Beautiful cat at home
StockPhotoPro / stock.adobe.com

Die Berücksichtigung der Umweltbedürfnisse ist eine wesentliche Voraussetzung für ein optimales Wohlbefinden bei Katzen. Umweltbedürfnisse umfassen nicht nur die unmittelbare physische Umgebung der Katzen, sondern auch soziale Interaktionen, einschließlich der Kontakte mit Menschen. Zudem basieren diese Leitlinien auf der Grundlage von fünf Säulen, die das Grundgerüst einer gesunden und artgerechten Umwelt für Katzen bilden. Das Verständnis dieser Prinzipien und der einzigartigen Haltungsbedürfnisse von Katzen unterstützt Tierärzte, Katzenbesitzer und alle Personen, die Katzen pflegen und versorgen, bei ihren felinen Patienten Stress zu reduzieren, die Inzidenz stressbedingter Erkrankungen zu senken und unerwünschtes Verhalten zu minimieren.

Haltungsbedürfnisse

Haltungsbedürfnisse werden oft erst dann berücksichtigt, wenn eine Katze Symptome zeigt, die die Aufmerksamkeit der Besitzer*innen erregt. Häufig handelt es sich dabei um schlechtes, unangemessenes oder aggressives Verhalten. Für Tierärzt*innen bietet sich hier die Möglichkeit das Leistungsspektrum ihrer Praxis zu erweitern, in dem sie die Haltungsbedürfnisse ihrer Patient*innen analysieren und Patientenbesitzer*innen dabei unterstützten, Strategien zur Verbesserung zu entwickeln. Denn Tierärzt*innen, die das mit den Haltungsbedürfnissen zusammenhängende Verhalten einer Katze verstehen, sind besser in der Lage, die Gesundheit und die Lebensqualität ihrer felinen Patient*innen zu optimieren. Die nachfolgenden Abschnitte beschreiben die fünf Säulen einer katzengerechten, gesunden Umwelt und liefern detaillierte Fakten zu den wichtigen Umweltressourcen.

Berücksichtigung von Umweltbedürfnissen – Was bringt das?

  • Weniger Verhaltensprobleme und weniger Krankheiten
  • Verbessertes Erkennen von Erkrankungen
  • Erweiterung des Leistungsspektrums und Aufwertung der Sparte Katzenmedizin in der tierärztlichen Praxis
  • Erleichterter Umgang mit Katzen zu Hause und in der tierärztlichen Praxis
  • Stärkung der Bindung Katze-Besitzer*in
  • Weniger Stress in Mehrkatzenhaushalten

Hintergrund

Katzen können sowohl allein als auch in einer sozialen Gruppe leben, auf die Jagd gehen sie aber stets als Einzelgänger. Das Risiko, sich zu verletzen, stellt eine ernste Gefahr für das Überleben einer Katze dar. Aus diesem Grund neigen Katzen eher zu „Vermeidung und Flucht“ als zu einer direkten Konfrontation mit einer als Bedrohung wahrgenommenen Situation. Ein sicherer Ort ermöglicht es der Katze, sich einer als bedrohlich oder unbekannt eingeschätzten Situation zu entziehen. Sämtliche Sinne der Katze sind auf das Entdecken bedrohlicher Situationen ausgerichtet. Wichtige Kriterien sind dabei fremde Gerüche, laute oder fremde Geräusche, unbekannte Objekte und die Anwesenheit unbekannter oder mit Abneigung bedachter Tiere. Die Sensitivität für als Bedrohung wahrgenommene Situationen variiert von Katze zu Katze. Mit der Möglichkeit zum Rückzug ist die Katze in der Lage, eine gewisse Kontrolle über ihre Umwelt auszuüben, die sie an sich als zufriedenstellend empfindet.

Beschreibung

Ein sicherer Ort ist ein privater und geschützter Bereich, oft in einer erhöhten Position, der einer Katze ein Gefühl von Abgrenzung, Abschottung oder Abgeschirmtheit verleiht. Es handelt sich also um einen Bereich, in den sich eine Katze zurückziehen kann, um sich sicher und geschützt zu fühlen. Kann eine Katze eine potenzielle Bedrohung nicht sehen, fühlt sie sich an einem solchen Ort selbst dann sicher, wenn nicht der ganze Körper vollständig verborgen ist. Ist die Katze völlig entspannt, kann ein sicherer Rückzugsort auch als Ruhe- oder Schlafplatz dienen.

Methoden

Schaffung individueller Versteckmöglichkeiten
  • Kartons, Transportboxen:
    • Ein auf der Seite liegender Pappkarton ist eine gute Versteckmöglichkeit und bietet einen sicheren Rückzugsort
    • Eine erhöhte Sitzfläche auf dem Dach einer Box sorgt dafür, dass sich die Katze sicher und geschützt fühlt
    • Eine Katzentransportbox ist ein transportabler, sicherer Rückzugsort mit einem für die Katze vertrauten Geruch
    • Bei Boxen mit abnehmbarem Oberteil kann die tierärztliche Untersuchung auch an der im Bodenteil sitzenden Katze durchgeführt werden
  • Erhöhte Sitzflächen und Regale:
    • Erhöhte Sitz- und Liegeflächen sollten ausreichend breit und lang sein, damit sich die Katze vollständig ausstrecken kann
    • Eine hängemattenartige Vertiefung in der Mitte einer erhöhten Liegefläche unterstützt das Geborgenheitsgefühl der Katze
  • Zusätzliches:
    • Nach Möglichkeit sollten Katzen auch draußen in ihrer natürlichen Umgebung freien Zugang zu geschützten Orten haben
    • Das Spazierengehen an der Leine ist eine alternative Möglichkeit für den sicheren Freigang, vorausgesetzt, die Katze ist an die Leine und das Brustgeschirr gewöhnt
    • In Mehrkatzenhaushalten sollten sichere Zufluchtsorte stets mehr als einen Eingang haben, damit der Zugang nicht von anderen Katzen blockiert werden kann
    • Die Anzahl sicherer Rückzugsorte mit ausreichend Platz für eine Katze sollte mindestens der Anzahl der im Haushalt lebenden Katzen entsprechen
    • Sichere Rückzugsorte sollten sich an räumlich voneinander getrennten Bereichen in der Wohnung befinden
    • Für Katzenwelpen und für ältere Katzen mit eingeschränkter Beweglichkeit sollten Boxen, erhöhte Sitzflächen und Regale in relativ geringer Höhe zugänglich oder über Rampen leicht erreichbar sein
    • Zur Minderung von Stress und Angst beim Tierarztbesuch sollten Katzen in der Praxis stets räumlich getrennt von Hunden untergebracht werden
    • In tierärztlichen Praxen müssen sichere Rückzugsorte für Katzen bauartbedingt leicht zu reinigen und zu desinfizieren sein (z. B. Plastikboxen für Katzen, abwaschbar beschichtete Regale oder erhöhte Sitzgelegenheiten) oder nach einmaliger Verwendung entsorgt werden (z. B. Pappkarton)

Hintergrund

Da sich Katzen vorwiegend als Einzelkämpfer durchs Leben schlagen, müssen sie freien Zugang zu Schlüsselressourcen haben, ohne dabei von anderen Katzen herausgefordert oder von potenziellen Bedrohungen eingeschränkt zu werden. Die räumliche Trennung verhindert Konkurrenzkämpfe um den Zugang zu Ressourcen und mindert das Risiko der Entstehung von Stress und stressbedingter Erkrankungen. Darüber hinaus wird dadurch auch das natürliche Erkundungs- und Bewegungsbedürfnis von Katzen befriedigt.

Beschreibung

Schlüsselressourcen sind Nahrung, Trinkwasser, Katzentoiletten, Kratzmöglichkeiten, Spielgelegenheiten und Ruhe- und Schlafbereiche. Schlüsselressourcen sollten stets an mehreren Orten zur Verfügung stehen. In Mehrkatzenhaushalten, um getrennte Zugänge zu schaffen, in Haushalten mit nur einer Katze, um der Katze mehrere Wahlmöglichkeiten zu bieten. Jede Schlüsselressource sollte einen eigenen, von den anderen Ressourcen räumlich getrennten Platz haben.

Methoden

Sämtliche wichtige Umweltressourcen, also Katzentoiletten, Futternäpfe, Trinkwasserschalen, Ruhe- oder Schlafbereiche und Kratzbäume – sollten an verschiedenen Orten angeboten werden. Zum einen steht der Katze dadurch ein erweiterter Lebensbereich zur Verfügung, und zum anderen werden die Ressourcen räumlich voneinander getrennt. Eine Katze sollte bei jeder Ressource eine Wahlmöglichkeit haben, das heißt, es sollten mindestens zwei Ruhebereiche, zwei Fütterungsbereiche und zwei Katzentoiletten zur Verfügung stehen. Auch Futter- und Trinkwasserbereich sollten voneinander getrennt sein. Individuelle Fütterungsstellen gewähren die Privatsphäre, die erforderlich ist, um Stress im Zusammenhang mit Konkurrenzkämpfen um Nahrung zu vermeiden. In Mehrkatzenhaushalten sorgt eine räumliche Erweiterung des Lebensbereiches dafür, dass Katzen nicht in enger Nachbarschaft zueinander fressen und trinken müssen.

  • Zusätzliches:
    • Schlüsselressourcen sollten auch im Freien an mehreren Orten zur Verfügung gestellt werden
    • Die Fütterung sollte nach Möglichkeit nicht im Freien stattfinden, insbesondere nicht, wenn andere Tiere freien Zugang zum Fütterungsbereich haben
    • Mindestens ein Ruhebereich in der Wohnung, wie zum Beispiel eine erhöhte Sitz- und Liegefläche, sollte der Katze auch freie Sicht nach draußen ermöglichen
    • Zwischen Katzentoilette und anderen Umweltressourcen sollte stets eine großzügige räumliche Trennung bestehen
    • In einem Mehrkatzenhaushalt kann eine Katze entweder Teil einer sozialen Gruppe sein oder als Einzelgänger leben. In einem Haushalt können sich so auch mehrere soziale Gruppen bilden. In jedem Fall muss eine ausreichende Trennung der Ressourcen gewährleistet sein, damit alle Einzelkatzen und alle sozialen Gruppen stressfrei leben können
    • Jede Katze in einem Haushalt sollte ihre eigenen, von den anderen Artgenossen getrennten Futterstellen haben
    • Um die räumliche Trennung zwischen den Ressourcen in der Praxis zu optimieren, können Katzen in Doppelkäfigen oder größeren Hundekäfigen untergebracht werden
    • Katzen sollten in tierärztlichen Praxen und Kliniken stets räumlich getrennt von Hunden untergebracht werden, um Angst und Stress zu mindern
    • Im Idealfall sollten sich Katzenkäfige nicht unmittelbar gegenüberstehen, um einen direkten Augenkontakt zu vermeiden
    • Katzenkäfige sollten nicht direkt auf dem Boden stehen, sondern nach Möglichkeit etwas erhöht

Hintergrund

Katzen zeigen instinktiv ein sequenzielles Beutefangverhalten, bestehend aus der Suche nach Beute, dem Anpirschen, Verfolgen und Schlagen, dem Töten, und schließlich dem Zerlegen und dem Fressen. Dieses instinktgesteuerte Beutefangverhalten ist auch bei gut gefütterten Hauskatzen zu beobachten. Für Katzen, die entsprechende Möglichkeiten haben, füllt das Jagen einen großen Teil ihrer täglichen Aktivitäten aus und verlangt einen beträchtlichen physischen und mentalen Einsatz.  Katzen ohne Möglichkeit, dieses natürliche Beutefangverhalten auszuleben, neigen häufiger zu Problemen wie Adipositas, Langweile oder Frustration, die sich in Form von übertriebener Fellpflege, stressbedingten Erkrankungen oder fehlgeleitetem aggressiven Verhalten äußern können.

Beschreibung

Katzen sollten stets die Möglichkeit haben, ihr natürliches Beutefang- und Jagdverhalten auf spielerische Weise auszuleben. Geeignet hierfür sind entsprechende Spielzeuge, spielerische Interaktionen mit dem Besitzer oder sozial kompatiblen Artgenossen, sowie spezielle Futterspender und Fütterungspraktiken, die die Katze dazu anregen, sich aktiv um ihr Futter zu bemühen.

Methoden

Katzen sollten die Gelegenheit bekommen, möglichst viele Aspekte des oben beschriebenen sequenziellen Beutefangverhaltens auszuleben. Geeignet hierfür sind verschiedene Spiel- und Fütterungsaktivitäten.

  • Simulieren des Beutefangverhaltens mit Hilfe von Futter:
    • Futter an unterschiedlichen Stellen verstecken
    • Trockenfutterkroketten verstreuen oder werfen
    • Spielzeuge mit Belohnung durch Futter zur Förderung kleiner und häufiger Mahlzeiten
  • Förderung von Bewegung und Simulieren des Beutefangverhaltens durch Spielen:
    • Mit Hilfe einer Rute oder Angel
    • Nach dem Spielen oder nach einer erwünschten Interaktion mit dem Besitzer wird die Katze mit einem Snack belohnt
    • Geeignet sind Spielzeuge, die Katzen intensiv mit ihren Pfoten oder ihrem Maul bearbeiten können und Futter spendende Spielzeuge
    • Empfehlenswert sind Spielzeuge mit Federn oder Fell, die durch die Luft oder über den Boden geschleudert werden
    • Vorteilhaft sind große, weiche Spielzeuge, die Katzen mit ihren Krallen und Zähnen bearbeiten können
    • Spielzeuge können in Puzzle-Boxen oder an anderen Stellen versteckt werden, um das Suchen, das Erkunden und das Ergreifen zu fördern
    • Verschiedene Katzenspielzeuge rotierend anwenden, um eine Gewöhnung und Langweile zu vermeiden
    • Bei jeder Art von Spiel sollte der Einsatz von Händen und Füßen vermieden werden, um Verletzungen der Katze oder des mit der Katze spielenden Menschen auszuschließen
  • Zusätzliches:
    • Im Freien gibt es mehr Platz für interaktives Spielen und aktives Stimulieren natürlicher Verhaltensweisen
    • In Mehrkatzenhaushalten muss sichergestellt sein, dass eine ausreichende Anzahl von Spielzeugen an verschiedenen, voneinander getrennten Orten zur Verfügung steht, um Konkurrenzkämpfe und soziale Spannungen zu vermeiden
    • In Mehrkatzenhaushalten sollten Besitzer mit einzelnen Katzen zu unterschiedlichen Zeiten und an unterschiedlichen Orten spielen
    • Auch ältere Katzen benötigen spielerische Aktivitäten, Art und Intensität müssen jedoch individuell angepasst werden
    • Katzenwelpen haben in der Regel ein größeres Bedürfnis, mit anderen Katzen zu spielen, und möchten im Allgemeinen intensiver und länger spielen als adulte und ältere Katzen
    • Sämtliche Spielzeuge mit Schnüren oder anderen Teilen, die von Katzen abgeschluckt werden können, sollten nach dem Spielen entfernt werden

Hintergrund

Affiliative Verhaltensweisen unter Katzen sind eine wesentliche Voraussetzung für den Erhalt positiver Beziehungen zwischen Artgenossen. Ähnliche Verhaltensweisen werden oft aber auch gegenüber bevorzugten Menschen gezeigt, zum Beispiel das Reiben des Kopfes oder des Körpers an einer Person, das Sitzen auf dem Schoß und in einigen Fällen sogar das Belecken der Haut eines Menschen als Versuch der „Fellpflege“. Unter Katzen gibt es jedoch ein sehr breites Spektrum unterschiedlicher Präferenzen, die unter anderem von der Genetik und von Erfahrungen während der frühen Aufzuchtphase beeinflusst sein können. Werden soziale Präferenzen von Katzen nicht ausreichend respektiert, können Probleme wie Aggression gegen Artgenossen oder Menschen, stressbedingte Erkrankungen oder Unsauberkeitsprobleme (Kot-/Harnabsatz an ungeeigneten Stellen) entstehen

Beschreibung

Katzen sind Gesellschaftstiere, die von regelmäßigen, freundlichen und berechenbaren sozialen Interaktionen mit Menschen profitieren. Regelmäßiger, positiver Umgang mit der Katze vom frühen Alter an, führt zu positivem Verhalten, reduzierter Ängstlichkeit, geringerer Stressempfindlichkeit im späteren Leben und schließlich auch zu einer stärkeren Mensch-Katze-Bindung. Soziale Präferenzen unterscheiden sich von Katze zu Katze zum Teil erheblich und werden von Faktoren wie der Genetik, den Bedingungen der frühen Aufzuchtphase und Lebenserfahrungen beeinflusst. Viele Katzen bevorzugen eher häufige und zeitlich begrenzte soziale Kontakte geringer Intensität mit ausgewählten Menschen, ein Szenario, das ihnen ein gutes Maß an Kontrolle gewährt. Unter diesen Bedingungen sind Katzen in der Lage, ihre Interaktionen mit Menschen eigenständig zu beginnen, zu gestalten und wieder zu beenden

Methoden

Interaktionen mit einer Katze dürfen niemals erzwungen werden. Die Katze muss stets in der Lage sein, den Beginn, die Art und die Intensität des Kontaktes mit einem Menschen selbst zu bestimmen und zu kontrollieren. Menschen sollten sich für die Kontaktaufnahme auf die Höhe der Katze herabbegeben, einen direkten Augenkontakt vermeiden und der Katze ausreichend Zeit geben, sich anzunähern und körperlichen Kontakt aufzunehmen. Zudem sollte die Katze ausreichend Gelegenheit haben, die Hände des Menschen zu beschnuppern, um so allmählich Vertrauen zu gewinnen. Wenn die Katze erkennbar einen entspannten Eindruck macht und offensichtlich interagieren möchte, erfolgt die Kontaktaufnahme am besten durch sanftes Streicheln des Kopfes und des Wangenbereiches. Ruhiges Sprechen mit der Katze kann ebenfalls zum Wohlbefinden und zur Entspannung der Katze beitragen. Beendet die Katze von sich aus eine Interaktion, indem sie sich entfernt, darf weiterer Kontakt nicht erzwungen werden. Die individuellen Präferenzen von Katzen bestimmen, inwieweit sie Interaktionen mit Menschen, wie zum Beispiel gestreichelt werden, Fellpflege, Spielen oder angesprochen werden, hochgehoben werden und Sitzen oder Liegen auf dem Schoß akzeptieren. Katzenbesitzer sollten stets bemüht sein, die individuellen Präferenzen jeder ihrer Katzen herauszufinden, da sie nur so eine starke Bindung zu ihren felinen Mitbewohnern aufbauen können

  • Zusätzliches:
    • Um Spannungen in einem Mehrkatzenhaushalt zu vermeiden, sollte jede Katze ein gewisses Maß an individueller Aufmerksamkeit des Menschen ohne Intervention durch andere Katzen erhalten
    • Katzen sollten bereits während ihrer prägenden Sozialisierungsphase im Alter zwischen zwei und sieben Wochen an den Umgang mit Menschen gewöhnt werden
      • Sanftes Handling durch den Menschen in dieser Lebensphase hat einen positiven und nachhaltigen Effekt auf die Beziehung zu Menschen und führt zu einer anpassungsfähigeren und weniger stressempfindlichen adulten Katze
      • Negative Erfahrungen während dieser Phase können dagegen zu lang anhaltender oder dauerhaft vermehrter Ängstlichkeit führen
    • Die Präferenzen einer Katze bezüglich ihrer Interaktionen mit Menschen können sich mit zunehmendem Alter, abnehmender Sinnesschärfe und zunehmend eingeschränkter Mobilität verändern
    • Ein regelmäßiger, berechenbarer und freundlicher Kontakt mit Menschen ist wichtig für das Wohlbefinden einer im Käfig gehaltenen Katze, zum Beispiel im Tierheim oder in der Station einer tierärztlichen Praxis

Hintergrund

Verglichen mit dem Menschen sind Katzen bei der Erkundung und Einschätzung ihrer Umwelt in sehr viel stärkerem Maße von chemischen und olfaktorischen Informationen abhängig. Wenn Katzen bedrohliche olfaktorische oder pheromonale Informationen wahrnehmen, oder nicht in der Lage sind, ihre sensorischen Signale auf artgerechte Weise zu exprimieren, kann problematisches Verhalten entstehen, wie zum Beispiel Unsauberkeit (Kot-/Harnabsatz an ungeeigneten Stellen), Kratzen an ungeeigneten Stellen oder stressbedingte Erkrankungen (z. B. Harnwegserkrankungen).

Beschreibung

Im Unterschied zum Menschen setzen Katzen in hohem Maße olfaktorische und chemische Informationen ein, um ihre Umgebung zu beurteilen und ihr Gefühl von Sicherheit, Vertrautheit und Behaglichkeit zu maximieren. Olfaktorische Signale erhält die Katze über zahlreiche verschiedene Gerüche, die mit der Nase wahrgenommen werden. Chemische Informationen werden dagegen mit dem vomeronasalen Organ (Jacobson-Organ) detektiert. Dabei handelt es sich um ein akzessorisches Geruchsorgan, das der Wahrnehmung von Pheromonen dient. Pheromone sind chemische Botenstoffe, die der Übertragung von Informationen zwischen Individuen derselben Art dienen (siehe Kasten). Katzen setzen olfaktorische und pheromonale Signale durch Reiben des Gesichts und des Körpers ab. Sie markieren dadurch insbesondere die Grenzen der Kernzone ihres Territoriums, in der sie sich besonders sicher und geborgen fühlen. Menschen sollten stets sehr sorgfältig darauf bedacht sein, die olfaktorischen und chemischen Signale und das Geruchsprofil im Lebensbereich einer Katze nicht zu stören.

Methoden

  • Zu vermeiden ist die Anwendung von Produkten oder Substanzen (parfümierte Reinigungsmittel, Waschmittel, Katzenstreu oder anderes Katzenzubehör), die geeignet sind, die sensorische Wahrnehmung der Katze oder das Geruchsprofil ihrer vertrauten Umgebung zu stören
  • Schuhe und Einkaufstaschen sollten nach Möglichkeit im Eingangsbereich abgestellt werden, um fremde Gerüche von draußen nicht in der Wohnung zu verbreiten
  • Synthetische Pheromone reduzieren Angst, fördern die Fellpflege, steigern das Interesse am Futter und fördern die richtige Nutzung der Katzentoilette
  • Neue Gegenstände sollten mit dem Geruchsprofil der Katze „kontaminiert“ werden, indem man diese Objekte zum Beispiel mit einer Decke abreibt, die zuvor in Kontakt mit den Geruchsdrüsen einer Katze während einer positiven Interaktion mit Menschen war, alternativ können neue Gegenstände mit einem synthetischen felinen Pheromon in Sprayform behandelt werden
  • Die Liegeunterlagen einer Katze sollten immer rotierend gewaschen werden, so dass stets einige Unterlagen mit der gewohnten Witterung der Katze vorhanden sind („olfaktorische Kontinuität“)
  • Zusätzliches:
    • Geeignete Kratzmöglichkeiten für Geruchsmarkierungen sollten auch im Außenbereich zur Verfügung stehen
    • Unerwünschtes Geruchsmarkieren und Unsauberkeit (Kot-/Harnabsatz an ungeeigneten Stellen) dürfen niemals bestraft werden
    • Es muss sichergestellt sein, dass jede im Haushalt lebende Katzengruppe die Möglichkeit hat, Geruchsmarkierungen (Kratzmarkieren oder Gesicht reiben) der Bereiche mit ihren Umweltressourcen vorzunehmen
    • Nach einem Aufenthalt außerhalb der Wohnung kann eine in einen Mehrkatzenhaushalt zurückkehrende Katze einen fremden Geruch tragen, der das aus der Witterung der ansässigen Katzen bestehende Geruchsprofil stört
      • Um dies zu vermeiden, empfiehlt es sich, Routinebesuche in der Tierarztpraxis mit allen Katzen gemeinsam zu planen
    • Wenn nur eine Katze aus einem Mehrkatzenhaushalt an einem anderen Ort war (z. B. stationärer Aufenthalt), empfiehlt sich das Anbringen eines Zerstäubers für synthetische Pheromone der Katze in der Wohnung, um das bestehende Geruchsprofil zu erhalten und die Wiedereingliederung der heimkehrenden Katze zu unterstützen
    • Bei der Wiedereingliederung einer Katze in einen Mehrkatzenhaushalt sollte sich der Mensch so wenig wie möglich aktiv einmischen
    • Negative Interaktionen zwischen Katzen sollten stets auf neutrale Weise durchbrochen werden, das heißt, der eingreifende Mensch darf keine der beteiligten Katzen bevorzugen
    • Punktuelles Reinigen von Stationskäfigen in der tierärztlichen Praxis sorgt dafür, dass das Geruchsprofil erhalten bleibt. Dies bedeutet, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt immer nur Teile des Käfigs gereinigt werden, um sicherzustellen, dass der Geruch der Katze im Käfig erhalten bleibt
    • Synthetische Pheromone der Katze unterstützen die Stressreduzierung bei in Käfigen untergebrachten Katzen
    • Muss eine Katze in einem Käfig untergebracht werden, sollte sie auch bei einem zeitlich begrenzten Aufenthalt immer ihre gewohnte Liegeunterlage mitbekommen

Fazit

Um einer Katze das bestmögliche Leben als Begleiter des Menschen zu ermöglichen, sollte jeder Mensch, der mit Katzen lebt und arbeitet, die grundlegenden Umweltbedürfnisse und Verhaltensmuster aller Katzen, unabhängig von deren Lebensweise, kennen und verstehen. Denn eine Katze fühlt sich dann wohl, wenn wir ihr eine sichere und vertraute Umgebung, mehrere und voneinander getrennte Futter- und Wasserbereiche, Katzentoiletten, Kratzmöglichkeiten und Ruhebereiche, Gelegenheiten zum Spielen und zum Ausleben des natürlichen Beutefangverhaltens und nicht zuletzt beständige, positive und berechenbare Mensch-Katze-Interaktionen bieten. Bei der Gestaltung einer katzenfreundlichen Umgebung muss darüber hinaus auch respektiert werden, wie wichtig sensorische Informationen für Katzen sind, wie sie solche Signale aufnehmen und verarbeiten und wie sie darauf reagieren. Durch Berücksichtigung der individuellen Umweltbedürfnisse jedes von uns behandelten felinen Patienten verbessern wir das Wohlbefinden der Katze, optimieren ihre gesundheitliche Versorgung und fördern nicht zuletzt auch die Beziehung von Katzen zu ihren Besitzer*innen.

 

Quelle (nach Angaben von):
ISFM and AAFP (2013). Journal of Feline Medicine and Surgery (2013) 15, 219–230. DOI: 10.1177/1098612X13477537. "AAFP und ISFM Leitlinien über Bedürfnisse von Katzen an ihre Umwelt". Im Internet: FAB (katzenmedizin.info). 07.08.2023.

(RG)