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Die aktuelle Resistenzlage ist vor allem bei den kleinen Strongyliden besonders hoch, hier sind in über 80% der deutschen Betriebe Resistenzen gegen Benzimidazole aufgetreten. Zudem wurde bei Parascaris besonders auf Gestüten Resistenzen gegen makrozyklische Laktone, insbesondere Ivermectin vorgefunden. Häufige Gründe für die Entstehung dieser Resistenzen sind fehlende Wirksamkeitskontrollen, Dosierungsfehler und ein häufiger Anthelminthikaeinsatz.
Ein weiteres Problem stellt die geringe Auswahl an anwendbaren Anthelminthika dar, was die bedenkliche Resistenzlage zusätzlich negativ beeinflusst. Die derzeit vorwiegend zur Bekämpfung von Strongylidene eingesetzten Wirkstoffgruppen sind die Tetrahydropyrimidine, Benzimidazole und Makrozyklische Laktone. Um dieser Resistenzlage entgegen zuwirken musste das traditionelle Management komplett überdacht und verändert werden. So werden derzeit von der ESCCAP (European Scientific Counsel Companion Animal Parasites) 2 Entwurmungsstrategien empfohlen: Die Selektive Entwurmung und die Strategische Intervall-Behandlung.
Selektive Entwurmung
Bei dieser Therapieform werden alle Pferde eines Bestand regelmäßig parasitologisch untersucht. Im Laufe des 1. Jahres werden von jedem (adulten) Einzeltier zunächst 4 Kotproben benötigt. In den Folgejahren kann die Beprobung je nach individuellem Befund und abhängig von der epidemiologischen Situation des Betriebs reduziert werden. Die Therapie basiert auf dem Untersuchungsergebnis, wobei die Anzahl der ausgeschiedenen Strongylideneier entscheidend ist. Um diese zählen zu können, bedient man sich des modifizierten McMaster-Verfahren.
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Ablauf der Therapie
Das Verfahren basiert darauf, dass nicht alle Tiere gleich viele Eizahlen besitzen, sodass 80% der Strongylideneier von 20% der Tiere ausgeschieden werden. Zudem wurde die Therapie vor allem zur Bekämpfung der kleinen Strongyliden entwickelt und es werden nur die Pferde entwurmt, die 200 Strongylideneier und mehr pro Gramm Kot ausscheiden.
Werden andere Endoparasiten in der Kotprobe nachgewiesen, erfolgt die Therapie unabhängig von einem Schwellenwert. Werden Bandwürmer gefunden, sind alle Pferde des Bestands spätestens am Ende der Weidesaison mit Praziquantel zu behandeln, selbst dann, wenn die Eier nur in einer einzigen Kotprobe gefunden werden konnten. Werden Spulwurmeier nachgewiesen, sind die betroffenen Pferde – ebenfalls unabhängig von der Eizahl – zeitnah einer Anthelminthikatherapie zu unterziehen, um einer massiven Umgebungskontamination vorzubeugen.
Grenzen der Therapie
Ungeeignet ist die Selektive Entwurmung für Fohlen und Jungpferde bis zu einem Alter von 4 Jahren. Bei dieser Altersgruppe ist das Immunsystem noch nicht soweit ausgeprägt, dass parasitäre Infektionen kontrolliert werden können. Unentdeckte Infektionen durch falsch negative Befunde stellen hier ein hohes Gesundheitsrisiko dar. Daher sollten Jungtiere grundsätzlich strategisch entwurmt werden. Ebenfalls ungeeignet ist das Verfahren für Bestände, in denen große Strongyliden vorkommen.
Die Eier von großen und kleinen Strongyliden sind mikroskopisch nicht zu unterscheiden. In der Regel handelt es sich bei einem Strongylidenbefall um kleine Strongyliden – in den letzten Jahrzehnten sind die großen Strongyliden stark zurückgegangen, allerdings ist eine Unterscheidung notwendig, wenn in einem Bestand klinischer Verdacht v. a. auf Strongylus vulgaris besteht. Sinnvoll ist eine Differenzierung auch als prophylaktische Maßnahme, um einer erneuten Ausbreitung der großen Strongyliden entgegenzuwirken. In diesem Fall ist eine Larvenkultur erforderlich. Für Strongylus vulgaris steht mit der PCR ein weiteres, besonders sensitives Nachweisverfahren zur Verfügung.
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Überwachung der Wirkung und weitere Maßnahmen
Aus der Resistenzlage ergibt sich die Notwendigkeit, den Behandlungserfolg zu kontrollieren. Dies geschieht mittels Eizahlreduktionstest.
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Zudem ist eine strikte Einhaltung von Hygiene- und Quarantänemaßnahmen erforderlich. So sollte der Kot regelmäßig abgesammelt, die Boxen ausgemistet und die Besatzdichte verringert werden. Außerdem sollte jedes neu eingestallte Pferd zunächst behandelt werden und bis zur Kontrolle mittels modifiziertem McMaster-Verfahren und einem geeigneten Nachweisverfahren für Bandwürmer in Quarantäne gehalten werden. Außerdem sollten am Ende der Weidesaison alle Pferde des Bestands, die das ganze Jahr aufgrund unauffälliger Ergebnisse in der parasitologischen Untersuchung noch keine Wurmkur erhalten haben, sicherheitshalber entwurmt werden.
Strategische Intervall-Behandlung
Bei dieser Strategie steht nicht das Einzeltier im Fokus, sondern der Bestand. Alle Tiere der Herde werden gleichzeitig mit dem gleichen Wirkstoff behandelt. Wird bestandssynchron entwurmt, werden weniger Strongylideninfektionen beobachtet als bei einer individuellen Entwurmung der Pferde durch die Besitzer.
Ablauf des Verfahrens
Das Verfahren ist unabhängig von einem Schwellenwert und basiert auf Behandlungsschemata, die auf die jeweiligen Altersgruppen zugeschnitten sind: adulte Pferde ab 5 Jahre, Jungpferde bis einschließlich 4 Jahre und Fohlen. Die Anzahl der Behandlungen wurde gegenüber der traditionellen Entwurmungspraxis reduziert. Es wird davon ausgegangen, dass so das Risiko einer Resistenzentwicklung gesenkt werden kann. Die genauen Schemata können der ESCCAP Guideline 08 entnommen werden.
ESCCAP Guideline 08
- Adulte Pferde: Behandlung im Juni/Juli und im November/Dezember mit einem makrozyklischen Lakton. Im Winter kommt je nach Ergebnis des Parasitenmonitorings noch Praziquantel gegen Bandwürmer hinzu. Weitere Behandlungen im Februar/März und/oder August/September mit Benzimidazolen oder Pyrantelembonat können nach unauffälligem Parasitenmonitoring entfallen.
- Jungpferde bis einschließlich 4 Jahre: Das Behandlungsschema gleicht dem für adulte Pferde, jedoch kann hier die Behandlung im Februar/März entfallen, wenn das Parasitenmonitoring unauffällig ist. Die anderen 3 Behandlungen sind durchzuführen.
- Fohlen: Mit 4 Wochen werden alle Fohlen mit Benzimidazol oder makrozyklischem Lakton nur dann behandelt, wenn Strongyloides westeri im Bestand vorkommt. Mit 2 Monaten erfolgt eine Behandlung mit Benzimidazol, Pyrantel oder einem makrozyklischen Lakton. Mit 5 Monaten wird mit einem Benzimidazol oder Pyrantel entwurmt. Mit 8 Monaten wird ein makrozyklisches Lakton angewandt. Praziquantel kommt nur zum Einsatz, wenn Bandwürmer im Bestand auftreten.
Auswahl der Proben
Wichtig sind regelmäßige, parasitologische Kotuntersuchungen, um den Infektionsstatus des Bestands erfassen zu können. So ist vor jeder Behandlung ein Parasitenmonitoring durchzuführen. Dazu können entweder Kotproben ausgewählter Einzeltiere oder Sammelkotproben mehrerer Tiere untersucht werden. Dabei kann die Beprobung von Einzeltieren zufällig geschehen, es sollten jedoch, wenn vorhanden auch klinisch auffällige Pferde in die Untersuchung miteingeschlossen werden. Je mehr Tiere beprobt werden, desto aussagekräftiger ist das Monitoring. Sammelkotproben hingegen bieten sich vor allem bei großen Tierbeständen an, wobei die Sensitivität der parasitologischen Untersuchung mit steigender Tierzahl sinkt. Es sollten nur Proben von Pferden derselben Altersgruppe gepoolt werden, die auch die gleichen Flächen nutzen. Pro Sammelkotprobe sollten nicht mehr als 5 Pferde untersucht werden.
Auswertung der Proben
Da das Entwurmungsmanagement nicht von einem Schwellenwert abhängt, werden semiquantitative Methoden eingesetzt: das Flotationsverfahren und kombinierte Sedimentations-Flotations-Verfahren.
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Überwachung der Wirkung
Die Wirksamkeitskontrolle der verwendeten Anthelminthika erfolgt hier ebenfalls mittels Eizahlreduktionstest, wenn ein Verdacht auf Versagen des Wirkstoffs besteht, sowie bei einer adulten Pferdegruppe mindestens einmal pro Jahr am Ende der Weidesaison vor dem Aufstallen.
Fazit
Damit Untersuchungsmethode und Probenmaterial richtig ausgewählt werden, sollte im Vorfeld nicht nur das Untersuchungsziel bekannt sein, sondern auch die angewandte Entwurmungsstrategie. Zudem ist die Veränderungen im Management der Wurmbehandlung bei Pferden von großer Bedeutung um die Resistenzlage nachhaltig zu verändern.
Der Originalartikel zum Nachlesen: