Nach ihrer Ausbildung zur Tierarzthelferin, die Anke Hinrichs vor rund 15 Jahren beendet hat, beschloss sie, das Abitur nachzuholen, um ein Studium für das Lehramt an berufsbildenden Schulen zu beginnen. Vor einigen Wochen hat sie die Staatsprüfung erfolgreich abgeschlossen und unterrichtet nun Tiermedizinische Fachangestellte an der BBS Haarentor in Oldenburg.
Erinnerungen
Wenn ihre Schüler im Unterricht von ihren Erfahrungen in den Ausbildungspraxen berichten, fühlt sich Frau Hinrichs oft zurückversetzt in ihre eigene Ausbildungszeit.
Die Schicksale der tierischen Patienten, der Umgang mit den Tierbesitzern, an all das kann sich die Lehrerin noch sehr gut erinnern. „Ich kann wirklich sagen, dass mir dieser Beruf sehr viel Freude gemacht hat. Gleichzeitig hatte ich auch immer den Wunsch, mich beruflich weiterzuentwickeln.“ Auf den Gedanken, Berufsschullehrerin zu werden, brachte sie ihre damalige Ausbildungslehrerin.
Abitur und Studium
Anfangs noch mit einem mulmigen Gefühl im Bauch, entschied sich Frau Hinrichs nach der Ausbildung, das Abitur nachzuholen. „Ich hatte Bedenken, ob ich es schaffen könnte, und Angst, die falsche Entscheidung zu treffen. Immerhin hat mir die Arbeit als Tierarzthelferin gefallen und mein Ausbildungsbetrieb wollte mich übernehmen. Als ich dann endlich das Abitur in der Tasche hatte, stand ich erneut vor einer schwierigen Entscheidung, denn auch die Studiengänge Biologie und Tiermedizin haben mich sehr interessiert, aber mein Wunsch, Berufsschullehrerin zu werden, war letztendlich doch am stärksten.“
Über die Studienzeit in Osnabrück berichtet Frau Hinrichs mit gemischten Gefühlen. „Die 5 Jahre waren zwar spannend, aber auch kräftezehrend und finanziell herausfordernd. Als Hundesitterin und Tutorin an der Universität konnte ich nebenbei Geld verdienen, doch mein größtes Glück war, dass ich einen tollen Job in einem Pressebüro für Tiergesundheit und -ernährung gefunden habe. Dieser Perspektivwechsel hat mich sowohl fachlich als auch persönlich unheimlich bereichert.“ Nach dem Studium begann Frau Hinrichs ihr Referendariat in Oldenburg, welches sie erfolgreich abgeschlossen hat.
Schulalltag
Die erste Unterrichtsstunde beginnt morgens um 7:50 Uhr, doch meist ist Frau Hinrichs schon eher in der Schule, um letzte Vorbereitungen für den Unterricht der TFA in verschiedenen Lernfeldern zu treffen. Mit ihren Fächern Gesundheit und Deutsch wird sie zudem in anderen medizinischen Ausbildungsberufen, in der Fachoberschule Gesundheit und im beruflichen Gymnasium eingesetzt. Am Nachmittag müssen Klassenarbeiten korrigiert und der Unterricht für den nächsten Tag vorbereitet werden.
„Das ist schon eine Menge Arbeit, denn nicht alle Themen, die ich meinen Schülern vermitteln muss, habe ich im Studium gelernt. In viele Dinge muss ich mich erst selbst neu einarbeiten.“ Nach Schulschluss ist also noch lange kein Feierabend.
Vom Lehrerzimmer zum Prüfungsauschuss
Seit Oktober 2019 ist Frau Hinrichs zudem Mitglied im Prüfungsausschuss für die Durchführung der Abschlussprüfungen im Ausbildungsberuf Tiermedizinische/r Fachangestellte/r und seit dem 1. Januar 2020 Mitglied im Berufsbildungsausschuss bei der Tierärztekammer Niedersachsen.
Persönliches Fazit
„In Noten ausgedrückt kann ich sagen, dass es mir wirklich „sehr gut“ geht. Es ist vor allem der intensive Austausch mit den Schülern und Kollegen, der mir an meinem Beruf besonders gefällt. Ich habe das Gefühl, jeden Tag etwas dazuzulernen, und freue mich auf die kommenden Herausforderungen. Insgeheim hoffe ich, dass ich auch den ein oder anderen meiner Schüler für diesen Beruf begeistern kann. Ich bin froh, dass ich damals trotz einiger Bedenken und Ängste mein Ziel verfolgt habe. Der lange Weg bis hierhin hat sich auf jeden Fall gelohnt. Manchmal gehört auch ein bisschen Mut dazu, wenn man sich beruflich weiterentwickeln will.“
Der Originalartikel zum Nachlesen:
TFA als Berufsschullehrerin. team konkret 2015; 04:25
