Schon während der Ausbildung wusste Franziska Helling, dass sie mehr möchte als „nur“ TFA sein. Obwohl sie ihren Job liebte, fing sie noch vor Abschluss ihrer Lehre mit einem Wochenendstudium zur Hundeverhaltenstherapeutin an. Die Bekanntschaft mit ihrer Dozentin, die auch als Therapeutin für tiergestützte Therapie arbeitet, inspirierte sie, sich nach ihrer Ausbildung zur TFA zusätzlich auf diesem Gebiet fortzubilden.
Fortbildung
Franziska Helling schloss sich mit ihrem Hund „Bacardi“ dem Verein Therapeuten auf 4 Pfoten e. V. an. Dieser Verein ist noch sehr klein und arbeitet daran, die tiergestützte Therapie als Berufsbild zu etablieren. Die Therapeuten werden im Verein selbst ausgebildet und müssen nicht nur Kenntnisse über bestimmte menschliche Krankheiten erwerben, sondern auch die Sprache ihrer Hunde beherrschen. Die als Co-Therapeuten eingesetzten Hunde sind einer hohen physischen und psychischen Belastung ausgesetzt. Der Therapeut muss somit das Befinden seines Tieres einschätzen können, um die Sicherheit des Hundes und des Klienten jederzeit zu gewährleisten.
Frau Hellings kleiner Bruder, der durch eine geistige Behinderung in der Entwicklung sehr langsam ist, war zu Beginn ihrer Spezialisierung der erste Patient für sie und ihren Co-Therapeuten Bacardi. Die Therapieeinheiten bewirkten bei ihrem Bruder eine frische Motivation, die ganz neue Lernfortschritte möglich machten.
Therapieziele
Die Therapieeinheiten der tiergestützten Therapie werden an den Patienten, dessen Alter und Erkrankung angepasst, wobei jede Einheit verschieden ist und auch der Hund immer unterschiedlich mitarbeitet Dabei werden die Stärken der Hunde genutzt und Übungen mit den Patienten gestaltet, die allen Beteiligten Spaß machen – Spaß und Sicherheit stehen bei der Arbeit immer im Vordergrund. Franziska und ihr Hund arbeiten gerne als Team mit Menschen, die durch ein Handicap eine Problematik mit ihrer Feinmotorik oder dem Bewegungsapparat haben. Bacardi eignet sich z. B. super als „Lauftrainer“, er liegt auf seinem Skateboard und lässt sich von den Patienten ziehen.
Einsatzgebiete
Frau Helling ist für alle Bereiche der tiergestützten Therapie ausgebildet – sie kann Menschen helfen, Ängste zu überwinden oder Traumata zu verarbeiten, sie fördert Sozialkompetenzen, festigt soziale Strukturen und stärkt dabei das Selbstvertrauen ihrer Klienten. Ziel aller Therapieeinheiten ist die Wiedererlangung alltäglicher Bewegungsabläufe und die Eingliederung in ein selbstständiges Leben im Rahmen von Rehabilitationsmaßnahmen. Hierbei werden Übungen konzipiert und trainiert, die ganz einfach in den Alltag übertragbar sind. Den Patienten macht es Spaß und der Hund gibt den Patienten die nötige Motivation, therapeutische Übungen auszuführen, die sie sonst oft verweigern.
Motivation
Menschen mit schweren und teilweise unheilbaren Erkrankungen zu helfen und ihnen für die Therapiezeit das Gefühl zu geben, nicht allein zu sein, ihnen zuzuhören, Ängste zu nehmen und Hoff nung zu vermitteln gibt Frau Helling das Gefühl, etwas wirklich Sinnvolles zu tun. Vor allem aber die Möglichkeit, mit diesen Menschen schöne Momente zu genießen und jede Chance zu ergreifen, das Leben für sie liebenswerter zu machen. Dabei vermittelt gerade der Hunde-Co-Therapeut Zuneigung, Respekt und Anerkennung, reißt mit seiner Liebe die Patienten aus deren Welt der Hoff nungslosigkeit heraus und schenkt oft – wenigstens für einen Moment – das Hinwegsehen über die Krankheit.
Neue Wege
Im Januar 2022 beendete Frau Helling ihr Veterinärmedizinstudium an der FU Berlin und betreut nun als Tierärztin im Außendienst in Mecklenburg-Vorpommern Tierarztpraxen und Kliniken zum Thema Futter und Ernährung. Aufgrund des zeitintensiven Studiums konnte Frau Helling ihre Arbeit in der tiergestützten Therapie leider nicht fortsetzen. Sie und Bacardi besuchen allerdings noch regelmäßig ihren Bruder im betreuten Wohnen und geben gern ihre Tricks und Übungen an die Bewohner weiter.
Basierend auf dem Originalartikel:
Helling, F. TFA in der tiergestützten Therapie - VetCenter, Thieme. team konkret 2010; 6(4): 104