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Vet-NewsDie GOT22 – neue Tierhaltervereinigung kündigt Protest an

Seit etwa 1 Jahr ist die neue GOT in Kraft und neben Verständnis für die notwendige Anpassung der Gebühren formiert sich Protest, der die Berufsverbände und die Politik beschäftigt. Vor allem unter Tierhalter*innen und Pferdesportler*innen wird die Kritik immer lauter.

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Thassanee / stock.adobe.com

Durch das Inkrafttreten der neuen GOT im November 2022 wurden die Voraussetzungen für eine Zukunft mit flächendeckender tierärztlicher Versorgung geschaffen. Die GOT wurde damit nach 20 Jahren an den aktuellen Stand angepasst, um Tierärzt*innen ein wirtschaftliches Arbeiten zu ermöglichen. Bereits Anfang 2023 wurde Protest der Pferdesportverbände (u.a. Deutscher Galopp, FN) laut, jetzt ziehen die privaten Tierhalter*innen mit der Gründung einer eigenen Vereinigung nach.

Pferdesportverbände

Die Pferdesportverbände waren die Ersten, die gegen die neue GOT protestierten. Sie befürchten, dass die gestiegenen Kosten die Gesundheit der Tiere gefährden können.  Pferdehalter*innen, die in der Regel häufig auf tierärztliche Dienste angewiesen sind, sehen sich mit erheblichen finanziellen Belastungen konfrontiert. Infolgedessen begannen Pferdeverbände politischen Druck auszuüben und Änderungen der GOT zu fordern.

Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) zeigt – im gewissen Rahmen – Verständnis für die längst überfällige Erneuerung der GOT und die Anpassung der Preise, jedoch bemängelt sie, dass sie in die Abstimmung der Entwürfe nicht involviert war und so keine Möglichkeit zur Einflussnahme hatte. Die Vereinigung kritisiert vor allem zwei Punkte:

  • die Hausbesuchsgebühr für die Pferdefahrpraxis
  • die pauschale Einordnung des Pferdes als "nicht landwirtschaftlich genutztes Tier"

Die Vereinigung fordert die Rücknahme dieser Hausbesuchsgebühr. Sie beanstandet, dass die Pferdepraxis üblicherweise als Fahrpraxis ausgelegt ist und demnach  ein Einbestellen der Pferde in die Praxis in der Regel gar nicht vorgesehen ist. Zudem wird die pauschale Einordnung des Pferdes als "nicht landwirtschaftlich genutztes Tier" bemängelt, da hierdurch die Kosten für die Pferdehalter*innen deutlich höher ausfallen würden. Die Kosten für die Behandlung von Nutztieren sind allgemein niedriger als die Kosten für Haustiere bzw. „nicht landwirtschaftlich genutzte Tiere“.

Vereinigung deutscher Tierhalter

Im September 2023 gründeten private Tierhalter*innen die VDTH, die "Vereinigung der deutschen Tierhalter", um „Tierhaltern und Tieren eine Stimme zu geben“. Die Vereinigung bemängelt, dass die Interessen der Tierhalter bei der Entwicklung der neuen GOT weitgehend unbeachtet blieben. Sie kritisiert, dass es durch die GOT-Änderung zu einer Gefährdung des Tierwohls käme. 

Sie ergänzt, dass die Erhöhung der Gebühren zu dramatisch sei und weit über den notwendigen Inflationsausgleich hinausgehe. Sie erläutert, dass Tierhalter*innen in einer Zeit getroffen werden, in der finanzielle Spielräume durch die allgemeine Verteuerung des Lebens ohnehin eingeschränkt seien. Tierhalter*innen würden mit ihren Nöten allein gelassen und viele Tiere würden nun nicht mehr angemessen oder zu spät behandelt werden. Im schlimmsten Fall würden sie ins Tierheim abgegeben oder ausgesetzt werden.

Folgende Gegenpositionen wurden durch die VDHT formuliert:

  • GOT: keine Gebührenanhebung seit 20 Jahren – VDTH: die Gebühren wären seit 1999 bereits zweimal um je 12% erhöht worden
  • GOT: Kosten steigen um etwa 20% – VDTH: teilweise verdoppeln sich die Preise
  • GOT: Interessen der Tierhalter*innen wurden berücksichtigt – VDTH: die Expert*inneninterviews umfassten keine Fragen bezogen auf die Höhe der Gebühren
  • GOT: die Notdienstgebühr stellt die Notdienstversorgung sicher – VDTH: das Kliniksterben geht trotzdem weiter und die Versorgung ist nicht gesichert
  • GOT: Tierkrankenversicherungen lösen alle Probleme – VDTH: Tierkrankenversicherungen decken meist nicht alles ab und vor allem alte und vorbelastetet Tiere bleiben außen vor

Tierärzt*innen

In der Tierärzteschaft herrscht breiter Konsens hinsichtlich der neuen GOT, da eine Anpassung nach 20 Jahren als dringend notwendig erachtet wurde, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Umfragen unter Praktiker*innen ergaben, dass vor allem für alltägliche, häufig durchgeführte Leistungen Anpassungsbedarf bestand. So sahen auch Expert*innen die dringende Notwendigkeit, die GOT an die aktuellen Behandlungsmöglichkeiten anzupassen. Insbesondere Leistungen mit hohen Gerätekosten wie die moderne Bildgebung oder die häufig stattfindende Labordiagnostik in den Praxen und Kliniken musste in der GOT dringend berücksichtigt werden. Für die Ermittlung der Gebührensätze wurden sämtliche Kosten einer Praxis berücksichtigt und auf den Preis für eine Behandlungsminute heruntergerechnet, um für ein wirtschaftliches Auskommen von Praxen und Kliniken und den dort arbeitenden Tierärzt*innen zu sorgen.

Der tiermedizinische Beruf gehört zu den Berufen mit der höchsten psychischen Belastung, verbunden mit einer der höchsten Suizidraten. Tierärzt*innen werden täglich mit verschiedenen psychisch belastenden Situationen konfrontiert, hinzu kommen Überstunden, Nacht- und Notdienste sowie die Arbeit an Wochenenden und Feiertagen. Diese vergleichbar hohe Belastung muss entsprechend entlohnt werden, damit der Beruf attraktiv bleibt und damit die Tierärzt*innen weiterhin für das Wohl der Tiere im Sinne der Tierhalter*innen sorgen können.

Ausblick

Seit der Novellierung der GOT stehen sich zwei Positionen gegenüber: auf der einen Seite die Tierhalter*innen, die ihre Tiere bestmöglich versorgt wissen wollen, aber nicht bereit oder in der Lage sind, die finanziellen Mittel dafür aufzubringen. Und auf der anderen Seite die Tierärzt*innen, die für ihre Arbeit, die u.a. mit hohem psychischen Druck, großer Verantwortung, vielen Überstunden und schwierigen Entscheidungen einher geht, fair entlohnt werden müssen, damit sie weiterhin für das Wohl der Tiere sorgen können. Es bleibt abzuwarten, wie die Politik auf diese Bewegung reagieren wird.

Quellen (nach Angaben von):
Deutsche Reiterliche Vereinigung e.V. (12.01.2023). "FN kritisiert neue Gebührenordnung der Tierärzte". Im Internet: FN kritisiert neue Gebührenordnung der Tierärzte (pferd-aktuell.de). 26.10.2023.
Vereinigung Deutscher Tierhalter (2023). "Vereinigung Deutscher Tierhalter". Im Internet: Start | Vereinigung Deutscher Tierhalter (vdth-ev.de). 26.10.2023.

vetline.de (01.06.2022). "Neue Gebührenordnung für Tierärzte vom Bundeskabinett verabschiedet". Im Internet: Neue Gebührenordnung für Tierärzte vom Bundeskabinett verabschiedet | vetline. 26.10.2023.
Vereinigung Deutscher Tierhalter Start | Vereinigung Deutscher Tierhalter (vdth-ev.de). 26.10.2023.

(RG)