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BlogMein Zick-Zack-Weg zur Tiermedizin

Nach dem Abitur hast du das Gefühl, dass dir die Welt zu Füßen liegt. Dein Leben ist wie ein weißes Blatt Papier und du kannst die Zeilen schreiben.

Daniela Diepold

Nach dem Abitur hast du das Gefühl, dass dir die Welt zu Füßen liegt. Dein Leben ist wie ein weißes Blatt Papier und du kannst die Zeilen schreiben. Der langersehnte Schritt aus der Schule, wo alles klar geregelt war, eröffnet dir neue Perspektiven. Du stehst vor einem Meer an Möglichkeiten und weißt nicht, was du machen sollst. Mein Weg verlief definitiv nicht immer gradlinig. Wie bin ich nun bei der Tiermedizin gelandet?

Reiterhof oder Meeresbiologie?

Als Kind hatte ich zahlreiche Berufspläne. Ein Traum war, einen Reiterhof zu führen, ein anderer Meeresbiologin zu werden oder Verhaltensforscherin. Ich war schon früh von Tieren fasziniert. Meine Mutter hatte so ein riesiges Buch, einen Atlas über die Tierrassen der Welt. Den habe ich geliebt und schon als Kind konnte ich den stundenlang durchblättern und kannte alle möglichen Hunde-, Katzen- und Pferderassen. Da ich auf einem Bauernhof aufgewachsen bin, mit Milchkühen, war ich stets von Tieren umgeben. Ich hatte meine Katzen und Kälber zum Spielen und war immer ganz begeistert von den Rauchschwalben, die im Stall nisteten.

Schule ist nicht alles

Ich weiß noch, dass ich mit einer Freundin nach einem Schulkonzert über den Marienplatz ging und sie mich fragte, was ich jetzt eigentlich machen wolle? Ich sagte, dass ich am liebsten Tiermedizin studieren würde. Sofort kam aber auch die innere Stimme, spitz wie ein Nadelstich, die sagte: „Dein Abitur ist nicht gut genug, du hättest mehr lernen soll“.  Ich war noch nie jemand, der immer brav alles auswendig gelernt hat, stets Spaß an der Schule hatte und durch super Noten glänzte. Dieses Wiederkauen hat mich eher gelangweilt, die immer gleichen Abfragen, ohne groß drüber nachdenken zu müssen.

Vielleicht auch einfach Journalismus?

Einmal hatten wir so einen Berufsberatungstag, wo man sich für verschiedene Berufe eintragen konnte und die jeweiligen Fachleute an die Schule kamen. Ich habe mich damals bei einer Tierärztin und einer Journalistin angemeldet. Journalismus fand ich auch damals schon cool, da mir Schreiben einfach unglaublich viel Spaß macht. Es ist fantastisch, dass auf ein paar Seiten Papier völlig neue Welten aufleben, Wissen weitergegeben wird und der Geist wachsen kann. Das Beste am Lesen ist, wenn ein Charakter Dinge sagt, die du dir auch schon mal dachtest und du diese Art von Verbindung spürst und weißt, dass du mit deinen Gedanken nicht allein bist. Das ist die wahre Magie dahinter. Unschlüssig war ich nach diesem Beratungstag allerdings immer noch.

Willkommen an der TU München

Nach dem Abitur haben wir alle ein Heft mit potenziellen Studiengängen bekommen. Ich bin also die Studiengänge durchgegangen, habe Umweltingenieurwesen gelesen und dachte, dass sich das doch gut anhört. Ingenieur, das heißt, man hat gute Jobchancen und das Studium ist eh in München, dann muss ich nicht umziehen…gut, dann schreib ich mich mal ein. Was soll schon schiefgehen?

Ich fand mich also im Audimax der TU München wieder, umgeben von Technik- begeisterten Menschen. Da die Prüfungen immer in den Semesterferien waren, habe ich alles bis zum Schluss rausgeschoben, um mich möglichst lange nicht damit befassen zu müssen. Da stand ich also am Ende des Semesters vor einem Berg an Stoff und es war panisches Powerlernen angesagt. Ich habe den ganzen Tag gelernt, war verzweifelt, kurz glücklich, wenn ich was verstanden hatte, und am nächsten Tag ging das Gleiche von vorne los. Fragt mich nicht wie, aber ich habe es geschafft und letztendlich auch meinen Bachelorabschluss bekommen, Halleluja.

Tierliebe lässt mich nicht los

Zwischendurch habe ich immer mal wieder Praktika bei Tierärzt*innen gemacht, die mir richtig gut gefallen haben. Ein Leben im Auto, von Hof zu Hof fahren, Großtieren helfen, medizinisch zu arbeiten - genau das will ich! Dieser Wunsch wurde immer stärker, es war wie ein Drang im Bauch. Wenn ich es nicht mache, werde ich es bereuen, das war mir klar. Allerdings kamen auch Zweifel auf, denn so ein Tiermedizinstudium ist mühsam, dauert noch einmal 6 Jahre und bin ich mit fast 22 Jahren nicht schon zu alt? Ich habe somit nach meinem Bachelor erstmal angefangen bei einer Umwelt- Consulting-Firma zu arbeiten. Es war an sich cool dort, denn die Projektarbeit im Waste- Management-Bereich und die Kolleg*innen waren super. Aber irgendwas hat es sich nicht richtig angefühlt.

Der Aufnahmetest an der Vetmeduni Vienna

Ich habe noch einen Versuch gewagt und ein Semester lang den Master Umweltplanung und Ingenieurökologie in Freising an der TU Weihenstephan begonnen. Nach dem Semester wusste ich aber, nein, das passt nicht. Will ich das jetzt ein Leben lang so weitermachen, nur weil ich mit 18 noch nicht wusste, was ich machen soll? Ich habe also meinen Mut zusammengenommen, mich in Wien für den Aufnahmetest angemeldet und fleißig gelernt. Als ich dann im Juli zum ersten Mal auf der Vetmed in Wien war, war ich sofort verliebt in den grünen Campus und wusste, dass ich an dieser Uni studieren will.  Im August kam das Testergebnis raus. Mit Herzklopfen öffnete ich die Liste und suchte aufgeregt nach meiner Nummer. Hinter meinem Namen stand ein fettes JA, ich war aufgenommen! Ich konnte es nicht glauben, habe die Liste noch hundertmal gecheckt und bin freudig durch das Haus gesprungen. Unfassbar, dass ich jetzt doch Tiermedizin studieren würde, obwohl ich nie gedacht hätte, dass ich mit meinem Abischnitt und dem vorigen Bachelorstudium, also ohne Wartesemester, eine Chance hätte. Grandios!

Am Ende hat es sich gelohnt

Das hört sich jetzt vielleicht leicht an, das war es aber nicht. Ich hatte bereits einen Bachelor, war im Master und hatte einen guten Job in der Umwelt-Consulting-Firma, die mich auch sicher nach dem Master übernommen hätte. Die Entscheidung, wieder 6 Jahre zu studieren, kostet mich viel Zeit und Geld, das ist klar. Manchmal muss man im Leben aber auf sein Gefühl hören, idealistisch sein und sich nicht nur von rationalen Gründen leiten lassen. Für mich ist die Rechnung aufgegangen, aber das ist natürlich eine sehr individuelle Entscheidung, die von vielen Faktoren abhängt.

Jetzt, wo ich fast am Ende des Studiums bin, sind die offenen Türen wieder da. Sie fühlen sich nur nicht mehr so beängstigend an wie nach dem Abitur, sondern schmecken nach Freiheit und Chancen, die ergriffen werden wollen. Die Veterinärmedizin bietet so viele Möglichkeiten, mal schauen durch welche Tür ich demnächst gehen werde.