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FachbeitragHitzschlag beim Hund – Therapie und Aufklärung

Hitzschlag ist eine akut lebensbedrohliche Erkrankung und betrifft vorwiegend Hunde. Welche Therapie eignet sich und wie sollten Besitzer*innen zukünftig aufgeklärt werden?

dog with towel
tetxu / stock.adobe.com

Initiale Therapie

Alle initialen Therapiemaßnahmen zielen darauf hin, die Körpertemperatur des Patienten in einen physiologischen Bereich zu bringen, den Kreislauf durch adäquate Infusionstherapie zu stabilisieren, weitere Organschädigung durch Hypoperfusion zu verhindern und sekundäre Komplikationen (DIC, Nierenversagen, Hypoglykämie) zu managen [10].

Erste Maßnahmen können bereits durch den Besitzer zuhause bzw. auf dem Weg zum Tierarzt vorgenommen werden, sofern im Telefonat deutlich wird, dass es sich um einen hitzebedingten Kollaps handelt.

  • aktive Kühlung: Wichtigste Maßnahme hierbei ist die aktive Kühlung mit kaltem (jedoch nicht eiskaltem) Wasser . Am besten wird das Tier mit fließendem Wasser bis auf die Haut durchnässt. Durch einen zusätzlichen Luftstrom wird eine schnellere Abkühlung über Verdunstung gefördert. Dies kann über einen Ventilator, die Klimaanlage im Auto oder bei der Fahrt geöffnete Fenster im Auto erfolgen [10]. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Überlebenschancen größer sind, je schneller mit der Abkühlung begonnen wird [5].

  • lebensrettende Maßnahmen: Je nachdem, in welchem Zustand sich der Patient präsentiert, werden zuerst lebensrettende Maßnahmen entsprechend des ABC-Systems (engl.: Airway, Breathing, Circulation) eingeleitet [12]. Der Patient wird intubiert und es muss sichergestellt werden, dass die Luftwege frei sind (ggf. sollten obstruierende Sekrete abgesaugt werden, (Abb. 1)). Die Zufuhr von Sauerstoff per Sonde oder Maske verbessert die Sauerstoffversorgung der Gewebe. Eine mechanische Beatmung wird initiiert, sofern keine Spontanatmung vorhanden ist. Das Platzieren eines venösen Zugangs ist essenziell.

  • Weiterführung aktive Kühlung: Wenn die rektal gemessene Körpertemperatur bei Vorstellung weiterhin deutlich erhöht ist, werden die Maßnahmen zur aktiven Kühlung fortgeführt. Bei Patienten mit dichtem Fell ist darauf zu achten, dass dieses gut mit Wasser durchtränkt wird. Gegebenenfalls kann es nötig sein, den Patienten großflächig zu scheren [18].

  • Von der Verwendung von Eiswasser zum Kühlen, kalten Infusionslösungen und rektalen Einläufen oder Magenspülungen mit kaltem Wasser ist abzusehen, da diese zu einer peripheren Vasokonstriktion führen, was eine Wärmeabgabe über die Blutbahn verhindert [10], [15]. Die Anwendung von Eis auf der Körperoberfläche führt zum Zittern, was dann wiederum in einer vermehrten Wärmeproduktion resultiert [12]. In der Humanmedizin werden Patienten intensiv massiert, um die periphere Durchblutung und damit die Wärmeabgabe zu verbessern [2]. Es wird empfohlen, die aktive Kühlung ab einer Körpertemperatur von < 39,5 °C zu beenden , da es auch ohne aktive Nachhilfe zu einer weiteren Abkühlung kommen wird und man vermeiden sollte, dass der Patient hypotherm wird [10].

  • Infusionstherapie: Die Wärmeabgabe wird ebenfalls durch eine Verbesserung des Kreislaufzustands unterstützt, indem eine intensive Infusionstherapie durchgeführt wird. Hierzu kommen vor allem kristalloide Infusionslösungen (z. B. Ringer-Laktat) zum Einsatz. Die zu applizierende Menge ist abhängig vom Dehydratationsstatus [10]. (Tab. 1).

 

Dieser Inhalt unterliegt den Bestimmungen gemäß Heilmittelwerbegesetz (HWG) und darf nur berechtigten Personen zugänglich gemacht werden. Bitte loggen Sie sich ein, um diesen Inhalt zu sehen.

 

Weitere Maßnahmen werden individuell angepasst und sind abhängig von den Befunden der eingeleiteten Diagnostik.

Wichtig

Die aktive Kühlung kann ab einer Körpertemperatur von < 39,5 °C beendet werden, um eine nachfolgende Hypothermie zu vermeiden.

 

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Einschränkungen bei der Medikation

Die Verwendung von NSAID ist aufgrund der Nebenwirkungen am Magen-Darm-Trakt und den Nieren nicht anzuraten, da die jeweilige Organfunktion zusätzlich eingeschränkt werden kann [10]. Von der Verwendung von kalten Infusionslösungen, Eis etc. sollte abgesehen werden (s. o.). Die Verwendung von Glukokortikoiden ist umstritten und sollte im Einzelfall entschieden werden. Bei einer autoimmunbedingten Thrombozytopenie können die Patienten davon profitieren [18]. Auch Heparin sollte nach aktueller Meinung nicht eingesetzt werden [12].

Monitoring

Ein Tier, das mit Symptomen eines Hitzschlags in der Tierarztpraxis vorgestellt wird, ist in jedem Fall ein Intensivpatient. Es wird empfohlen, diesen Patienten auf jeden Fall für mindestens 48 Stunden stationär zu überwachen, da stets mit Komplikationen (Sepsis, DIC, Magen-Darm-Ulzeration, Pneumothorax, Multiorganversagen) gerechnet werden muss [18].

Ein Intensivprotokoll dient der Überwachung sämtlicher Herz-Kreislauf-Parameter, der Harnproduktion, des Blutdrucks, EKG und der Messung der peripheren Sauerstoffsättigung mittels Pulsoxymetrie. Eine Kontrolle des Blutbilds, der Blutchemie und der Gerinnungsparameter (Thrombozytenzahl, aPTT, PT) sowie eine Reevaluierung des neurologischen Status sind unerlässlich. Die erhobenen Parameter erlauben teilweise bedeutende Aussagen bezüglich der Prognose des Patienten.

 

 

Aufklärung

Hundebesitzer sollten unbedingt über die Risiken, die zum Hitzschlag führen, aufgeklärt werden. Da der in unseren Breiten häufigste Vorstellungsgrund der im heißen Auto eingesperrte Hund ist, sollten Tierbesitzer wissen, dass ein bei 24 °C in der Sonne geparktes Auto innerhalb von 20 Minuten eine Innentemperatur von 48 °C erreichen kann. Dies kann innerhalb von 1 Stunde zum Tod des darin befindlichen Tieres führen [18].

Wichtig

Ein bei 24 °C in der Sonne geparktes Auto kann innerhalb von 20 Minuten eine Innentemperatur von 48 °C erreichen.

Insbesondere an den ersten heißen Tagen des Jahres sollten die Tiere nicht schutzlos der Hitze ausgesetzt werden [18], und übermäßige Belastung sollte vermieden werden. Auch Hundetrainer und Führer von Schutzhunden sollten beachten, dass selbst gut durchtrainierte Tiere bei extremen Witterungsbedingungen eine gewisse Zeit der Akklimatisation benötigen, denn diese unterliegen einem erhöhten Risiko, einen Anstrengungs-induzierten Hitzschlag zu erleiden [5].

Hohe Außentemperaturen und eine hohe relative Luftfeuchte führen dazu, dass die Thermoregulation der Tiere eingeschränkt ist. Daher sollte die Exposition vermieden, genügend Wasser bereitgestellt und die Tiere nicht übermäßig angestrengt werden. Spaziergänge sollten zu kühleren Tageszeiten erfolgen.

Besitzer brachyzephaler Hunde sollten über die besonderen anatomisch bedingten Einschränkungen bei ihren Tieren aufgeklärt werden, die zu einer noch stärker reduzierten Wärmeabgabefähigkeit führen (stenotische Nares, obstruierende Conchen, Kehlkopfkollaps, Entwicklung eines laryngealen Ödems, Hypotrachea). Demnach sollten diese Hundehalter ihre Tiere in den Sommermonaten besonders schonen .

Für Schutz- und Rettungshunde sind die Richtlinien der „Urban Search and Rescue Veterinary Group“ (USAR) hilfreich. Darin wird empfohlen, die Einsatzzeiten bei Temperaturen > 30 °C auf 15 Minuten zu beschränken, direkte Sonneneinstrahlung zu meiden, genügend Ruhezeiten zwischen Suchperioden zuzulassen, ausreichend Wasser zur Verfügung zu stellen (bei stark speichelnden Hunden ggf. mit Elektrolytsubstitution), die Körpertemperatur regelmäßig zu kontrollieren und die Hunde ggf. vor dem Einsatz komplett zu durchnässen [9].

Fazit

Patienten mit Symptomen eines Hitzschlags werden weiterhin regelmäßig in der Tierarztpraxis vorgestellt werden, auch wenn man um eine gute Aufklärung der Tierhalter bemüht ist und die Medien ausreichend vor extremen Witterungsbedingungen warnen. Die Mortalität ist mit über 50 % sehr hoch. Man kann jedoch die Behandlung dieser Patienten optimieren, indem man darauf vorbereitet ist und sich ein Behandlungsschema erarbeitet und zurechtlegt, je nach örtlichen Möglichkeiten in der jeweiligen Praxis oder Klinik. Wenn eine Überwachung nicht gewährleistet werden kann, sollten frühzeitig Therapiemaßnahmen eingeleitet und der Patient nachfolgend an eine entsprechend ausgerüstete Einrichtung überwiesen werden.

1  Aroch I, Segev G, Loeb E. et al. Peripheral nucleated red blood cells as a prognostic indicator in heatstroke in dogs. J Vet Intern Med 2009; 23: 544-551

2  Bouchama A, Knochel JP. Heat stroke. N Engl J Med 2002; 346: 1978-1988

3  Bruchim Y, Segev G, Kelmer E. et al. Hospitalized dogs recovery from naturally occurring heatstroke; does serum heat shock protein 72 can provide prognostic biomarker?. Cell Stress Chaperones 2016; 21 (1): 123-130

4  Bruchim Y, Loeb E, Saragusty J. et al. Pathological findings in dogs with fatal heatstroke. J Comp Path 2009; 140: 97-104

5  Bruchim Y, Klement E, Saragusty J. et al. Heat stroke in dogs: A retrospective study of 54 cases (1999–2004) and analysis of risk factors for death. J Vet Intern Med 2006; 20: 38-46

6  Cunningham JG, Klein BG. Textbook of Veterinary Physiology. 4th ed. St. Louis: Saunders Elsevier; 2007

7  Engelhardt W. Physiologie der Haustiere. 5. Aufl. Stuttgart: Enke; 2015

8  Garber JB, Saile K, Rademacher N. et al. Pneumothorax in a dog caused by necrotizing pneumonia secondary to heatstroke. J Vet Emerg Crit Care (San Antonio) 2015; 25 (6): 759-764

9  Gordon LE. Hyperthermia and heatstroke in the canine. Im Internet: http://usarveterinarygroup.org/usarvet/hyperthermia-heatstroke-k9/ (Zugriff: ) Stand: 12.01.2017

10  Hemmelgarn C, Gannon K. Heatstroke: thermoregulation, pathophysiology and predisposing factors. Comp Contin Educ Vet 2013; 35 (7): E4

11  Hemmelgarn C, Gannon K. Heatstroke: clinical signs, diagnosis, treatment and prognosis. Comp Contin Educ Vet 2013; 35 (7): E3

12  Johnson SI, McMichael M, White G. Heatstroke in small animal medicine: a clinical practice review. J Vet Emerg Crit Care 2006; 16 (2): 112-119

13  Mastrorilli C, Welles EG, Hux B. et al. Botryoid nuclei in the peripheral blood of a dog with heatstroke. Vet Clin Pathol 2013; 42: 145-149

14  Mellor PJ, Mellanby RJ, Baines EA. et al. High serum troponin I concentration as a marker of severe myocardial damage in a case of suspected exertional heatstroke in a dog. J Vet Cardiol 2006; 8 (1): 55-62

15  Powell LL. Canine heatstroke. NAVC clinician’s brief 2008; 13-16

16  Segev G, Aroch I, Savoray M. et al. A novel severity scoring system for dogs with heatstroke. J Vet Emerg Crit Care (San Antonio) 2015; 25 (2): 240-247

17  Silverstein DC, Hopper K. Small Animal Critical Care Medicine. St. Louis, Missouri: Saunders Elsevier; 2009

18  Teichmann S, Turkovic V, Dörfelt R. Hitzschlag bei Hunden in Süddeutschland – Eine retrospektive Studie über 5,5 Jahre. Tierarztl Prax K 2014; 42: 213-222

19  Zenker I, Keller L, Meichner K. et al. Immune mediated destruction of platelets in dogs with heat stroke: A prospective study. Tierarztl Prax K 2009; 37: 314-318