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TrächtigkeitMeine Hündin ist trächtig – Was gilt es zu beachten?

Eine Trächtigkeit stellt für die Hündin durchaus eine körperliche Belastung dar. Um die Gesundheit der Mutter, aber auch die der Welpen zu gewährleisten, sollten bestimmte Begleitmaßnahmen während einer Trächtigkeit erfolgen.

Inhalt
Hundepfote und Menschenhand
Friends Stock/stock.adobe.com

Trächtigen Hündinnen sollte eine ausreichend große Wurfkiste zur Verfügung gestellt werden.

Fütterung

Bei der Zucht sollte die Fütterung der Hündin gut geplant werden. Vor dem Belegen sollte die Hündin eine normale Konstitution aufweisen, d. h. weder über- noch untergewichtig sein. Starke Verfettung kann die Ovulationsrate beeinträchtigen. Außerdem ist die folgende Laktationsleistung nicht immer befriedigend.

Kurz vor dem Werfen soll das Gewicht der Hündin etwa 120–125%, nach dem Werfen 105–110% des Normalgewichts betragen. Dann ist eine genügende Reservestoffbildung für die nun beginnende Laktation gesichert. Jede Überfütterung muss vermieden werden. Grundsätzlich ist aber, insbesondere bei Riesenrassen mit großen Würfen, auf eine ausreichende Energieaufnahme zu achten.

Fütterungsfrequenz

Das Futter wird in der ersten Phase der Gravidität 1- oder 2-mal, in der zweiten Hälfte 2-mal pro Tag zugeteilt. Eine Ad-libitum-Fütterung ist möglich bei gleichzeitiger Kontrolle der Gewichtsentwicklung.

Einen Tag vor der Geburt sistiert die Futteraufnahme im Allgemeinen vollständig, ohne dass jedoch gesundheitliche Komplikationen vorliegen.

Fütterungsfehler vermeiden

Extreme Fütterungsfehler – auch schon vor dem Belegen – wie z. B. ein Mangel an Energie, Vitaminen und Spurenelementen oder die Aufnahme von Mykotoxinen können zum Absterben der Embryonen oder auch zu Missbildungen führen. In den ersten 3 Wochen der Trächtigkeit kann auch Überfütterung das Wachstum und Überleben der Embryonen beeinträchtigen. Aus diesem Grund sollte bis zum Ende der 4. Trächtigkeitswoche die Ration dem Erhaltungsbedarf entsprechen.

Ab Ende der 4. Trächtigkeitswoche kann der Energiegehalt der Ration dann erhöht werden. Ist bei Hündinnen kleiner Rassen bekannt, dass sie zu größeren Würfen neigen, sollte schon von der 3. Trächtigkeitswoche an die Energiezufuhr erhöht werden.  Die Ration sollte fetthaltig und schmackhaft sein, der Energiegehalt sollte mindestens 1,7 MJ uE/100 g TS betragen.

Energie

Wie bereits erwähnt kann ein Energiemangel während der Trächtigkeit zu Untergewicht und geringer Vitalität der neugeborenen Welpen führen. Auch Erkrankungen der graviden Hündin, die mit einer reduzierten Futteraufnahme oder Futterverdauung einhergehen, können das fetale Wachstum beeinträchtigen.

Feten beziehen ihre Energie ausschließlich über Glukose. Deshalb sollten von der zugeführten Energie mindestens 20% auf Kohlenhydrate entfallen. Enthält die Ration keine Kohlenhydrate, so muss die Proteinzufuhr verdoppelt werden, um eine ausreichende Glukoneogenese aus Aminosäuren zu sichern.

Fette

Fette decken den Energiebedarf von Mutter und Welpen und versorgen diese mit essenziellen Fettsäuren. Zu den essenziellen Fettsäuren zählen Linolsäure, α-Linolensäure sowie längerkettige, mehrfach ungesättigte n-3-Fettsäuren. Letzteren wird ein positiver Effekt auf die neuronale Entwicklung der Welpen zugeschrieben. Bei den übrigen Nährstoffen kann, nachdem die plazentare Nährstoffversorgung eingesetzt hat, der mütterliche Organismus eine Fehlernährung zum Teil kompensieren. Doch auch hier gibt es Grenzen, besonders bei Eiweiß, Jod und Selen.

Eiweiß

Die Fütterung einseitig zusammengesetzter Rationen mit wenig tierischem Eiweiß kann die Entwicklung der Frucht beeinträchtigen. Zur Kontrolle einer ausreichenden Eiweißversorgung tragender Hündinnen ist der Proteingehalt im Blutserum geeignet. Er sollte stets über 55 g/l betragen.

Mineralstoffe/Spurenelemente

Ein unausgeglichenes Kalzium-Phosphor-Verhältnis kann den Geburtsablauf sowie die folgende Laktationsleistung ungünstig beeinflussen. Überhöhte Ca- und P-Mengen stören u. a. die Zn-Verwertung. Besonderes Augenmerk ist gegen Ende der Gravidität auch auf eine ausreichende Fe-Versorgung zu legen, um bei der Hündin eine Anämie zu vermeiden.

Kritisch im Hinblick auf die Entwicklung des Fetus ist eine ungenügende Versorgung mit Jod (Kropfbildung) oder Selen (Muskelschwäche).

Übersicht zum Mineralstoffbedarf der Hündin

Während der 2. Trächtigkeitshälfte werden folgende Mengen empfohlen:

  • Kalzium: 165 mg/kg/Tag
  • Phosphor: 120 mg/kg/Tag 
  • Eisen (4 - 6,8 mg/kg/Tag)

Wichtig ist besonders das Verhältnis von Kalzium und Phosphor zueinander.

Während der Laktation verdoppelt sich die Menge von Kalzium und Phosphor noch einmal.

Vitamine

Eine knappe Versorgung mit Vitamin A in der 2. Hälfte der Gravidität führt zu einem erniedrigten Gehalt im Kolostrum und ist damit für die Versorgung der Neugeborenen suboptimal. Der Fetus speichert diese Vitamine nicht, darum ist der Welpe auf ein vitaminreiches Kolostrum angewiesen. Bei höheren Gehalten an ungesättigten Fettsäuren im Futter ist eine zusätzliche Vitamin-E-Gabe wichtig, da nach einer Unterversorgung Ausfallerscheinungen bei Welpen auftreten, vermutlich infolge von Störungen der Plazentafunktion.

Nahrungsergänzung

In der letzten Woche der Gravidität können Obstipationen auftreten. Dann ist eine leicht abführende Kost zweckmäßig, z. B. durch Zulage von 3–5 g Leber oder 20–25 ml Milch pro kg KM und Tag oder durch Einmischen geringer Mengen (2–3% der TS) Weizenkleie bzw. Luzernegrünmehl. In hartnäckigen Fällen ist auch Glaubersalz (0,5–1 g/kg KM/Tag) angezeigt.

Auf die übermäßige Gabe von Knochen sowie auf sehr ballastarme Produkte ist zu verzichten, da eine Stase im Darmtrakt ante partum evtl. Gebärmutterentzündungen begünstigt. Die tragende Hündin sollte täglich bewegt werden, um die Darmperistaltik anzuregen und die Nahrungspassage im Darmtrakt zu fördern.

Entwurmung

Vor der Geburt muss die Hündin entwurmt werden. Die Anzahl der Entwurmungen variiert je nach Expositionsrisiko. Grundsätzlich aber sollte bei Hunden alle 3 Monate eine Kotuntersuchung oder Entwurmung erfolgen. Hündinnen, die freien Auslauf ohne Aufsicht haben oder jagdlich genutzt werden sollten einmal im Monat entwurmt werden. Bei Tieren ohne freien Auslauf oder Kontakt zu anderen Tieren reichen dagegen 1-2 Entwurmungen im Jahr.

Für die Behandlung trächtiger Hündinnen mit dem Ziel, eine pränatale Infektion der Welpen zu verhindern, gibt es in Deutschland keine zugelassenen Präparate. Ein Schutz der Welpen konnte jedoch nachgewiesen werden mit z.B. der 2-maligen Anwendung von makrozyklischen Laktonen um den 40. und 55. Trächtigkeitstag bzw. der täglichen Anwendung von Fenbendazol ab dem 40. Trächtigkeitstag.

Hygiene

In der letzten Woche vor dem Werfen wird eine ausreichend große Wurfkiste vorbereitet und die Hündin mit dieser Umwelt vertraut gemacht. Durch Reinigung und Desinfektion der Wurfkiste werden Keime, insbesondere aber auch Ektoparasiten (Flohlarven, die Zwischenwirte für Bandwürmer sein können) beseitigt.

Impfung gegen CHV-1

Zur Prophylaxe einer Infektion mit dem Caninen Herpesvirus Typ 1 gibt es mehrere Möglichkeiten. Zunächst kann das Muttertier mehrmals kurz vor dem Werfen passiv immunisiert werden und somit post partal die Antikörper über das Kolostrum an ihre Welpen weitergeben. Hier erfolgt die Erstimpfung während der Läufigkeit oder 7-10 Tage nach dem Decktermin. Die Zweitimpfung sollte 1-2 Woche vor dem erwarteten Geburtstermin erfolgen. Dieses Impfschema muss bei jeder Trächtigkeit wiederholt werden. Eine passive Immunisierung der Welpen mit Immunseren rekonvaleszenter Hunde nach der Geburt ist ebenfalls möglich. Davon abgesehen ist eine inaktivierte Vakzine verfügbar. Sonstige Impfungen sollten während der Trächtigkeit unterlassen werden!

Quelle (nach Angaben von):

Canines Herpesvirus beim Hund – „infektiöses Welpensterben“ – Canosan
Entwurmungsschema_7-2014.pdf (esccap.de)
Ernährung des Hundes. Zentek J, Hrsg. 8., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag; 2016. doi:10.1055/b-004-129968
Praktikum der Hundeklinik. Kohn BSchwarz G, Hrsg. 12., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag; 2017. doi:10.1055/b-004-140269
Tiermedizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. Selbitz HTruyen UValentin-Weigand P, Hrsg. 10., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag; 2015. doi:10.1055/b-003-127007
Trächtige und säugende Hündinnen optimal ernähren | Tierarzt Dr. Hölter (drhoelter.de)