
Indikation zur Blutdruckmessung
In Anbetracht der beim Hund unbedeutenden primären Hypertonie ist die routinemäßige Blutdruckmessung beispielsweise als geriatrische Routineuntersuchung kaum gerechtfertigt. Sinnvoll ist die Messung bei allen Arten von Nephropathien und bei Endokrinopathien (Hyperaldosteronismus, M. Cushing, Diabetes mellitus, Hypothyreose), als Teil der initialen Diagnostik wie auch im Verlauf der Behandlung. Sinnvoll ist die Blutdruckmessung im Weiteren als Teil einer Abklärung von Symptomen, welche differenzialdiagnostisch hypertonieinduziert sein könnten, also Hyphäma, Epistaxis und zentralnervöse Störungen.
Schließlich ist die Blutdruckmessung wichtiger Bestandteil der kardialen Diagnostik und Therapieüberwachung (Amlodipin) und bei der Narkoseüberwachung, insbesondere als Entscheidungsträger bei der Medikation.
Probleme der nichtinvasiven Blutdruckmessung
Fehler bei der Blutdruckmessung lassen sich auf das Blutdruckmessgerät, auf die Person, welche die Messung durchführt, oder auf den Patienten zurückführen. Leider erfüllen nur wenige der veterinärmedizinischen automatischen Geräte die strikten Anforderungen, welche in der Humanmedizin an diese Geräte gestellt werden. Des Weiteren klaffen z. T. Welten zwischen den beworbenen Geräteeigenschaften und tatsächlicher Leistung. Schließlich wird es auch oft versäumt, die Geräte periodisch auf ihre Genauigkeit hin zu überprüfen und zu validieren. Ein falsch messendes Gerät kann ohne Überprüfung der Messresultate mit einem Kontrollgerät kaum identifiziert werden. Eine periodische Gerätekontrolle ist deshalb empfohlen.
Häufige Fehler bei der Handhabung sind die Wahl einer ungeeigneten Manschettengröße und Nichtbeachtung von Bewegungsartefakten. Die Manschettenbreite muss 30–40% des Gliedmaßenumfangs aufweisen. Mit zu schmalen Manschetten fallen die Messresultate zu hoch, mit zu breiten Manschetten zu niedrig aus.
Messfehler sind schließlich auch eine Folge der Aufregung des Patienten, was als „White-Coat-Hypertonie“ bezeichnet wird. Zur Minimierung dieser artifiziellen Hypertonie wird empfohlen, den Hund während mehrerer Minuten in einem ruhigen Raum an das Messprozedere zu gewöhnen, die ersten Messwerte zu verwerfen und dann das Mittel von etwa 5 reproduzierbaren Messungen zu bestimmen. Eine einmalige während einer Konsultation durchgeführte Gewöhnung genügt nicht. Erst ab der 3. Konsultation sind die Messresultate einigermaßen zuverlässig.
Diagnosesicherung der Hypertonie
Wird bei einem Patienten mit Symptomen, die mit einem durch Hypertonie verursachten Endorganschaden vereinbar sind, ein Blutdruck von >160 mmHg gemessen, dürfte die Diagnose Hypertonie als ziemlich sicher gelten und eine symptomatische antihypertensive Behandlung indiziert.
Werden hohe Werte bei Patienten ohne Symptome von Endorganschäden gemessen, sollte der Augenhintergrund, idealerweise auch das Herz (Echo), zur Beurteilung der unmittelbaren Relevanz, d.h. des Vorliegens eines latenten Endorganschadens, untersucht werden. Bei Fällen ohne Endorganschäden sollten für eine definitive Hypertoniediagnose an mindestens 2 weiteren Tagen hohe Werte bestätigt werden.
Hypertonie ist jedoch keine Diagnose, sondern ein Befund, der sich meist sekundär zu einer anderen Erkrankung eingestellt hat. Demzufolge sind immer weiterführende Untersuchungen zur Ermittlung der Grundursache vorzunehmen. Neben einer Routinedatenbasis mit Hämatologie, Blutchemie und Harnanalyse beinhaltet dies spezifische Hormontests und meist auch eine abdominale Ultraschalluntersuchung mit Fokus auf Nieren- und Nebennierenveränderungen.
Therapie
Die Behandlung ist immer gleichzeitig symptomatisch gegen den erhöhten Blutdruck und ätiologisch gegen die Grundursache der Hypertonie gerichtet.
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Prognose
Die Prognose hängt davon ab, ob die hypertonieinduzierten Endorganschäden reversibel sind und wie gut die Grundkrankheit kontrolliert werden kann.
Der Originalartikel zum Nachlesen:
(RG)