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Kuh & Co.Mastitis bei Färsen keine Chance geben!

Die weibliche Nachzucht ist das Fundament der Milchkuhherde. Euterentzündungen bei Färsen können zu deutlichen Einbußen der Milchleistung in den folgenden Laktationen und beim wirtschaftlichen Erfolg des Betriebs führen. Lesen Sie, was dagegen effektiv getan werden kann.

R. Schneichel

Bis zum ersten Abkalben und dem Start in die Milchproduktion ist die Färsenaufzucht einer der größten Kostenfaktoren in Milchkuhbetrieben. Störungen des Wohlbefindens oder Erkrankungen bei den weiblichen Jungrindern führen zu einer Minderung des Leistungsvermögens. Das bedeutet: Wenn die Tiere nicht fit in die erste Laktation starten, kann sich das negativ auf die gesamte Lebensleistung auswirken. Ziel für eine erfolgreiche Milcherzeugung muss es daher sein, gesundheitliche Probleme in der Kälber-, Jungrinder- und Färsenaufzucht vorzubeugen. Jeder „Knick“ in diesen Phasen kann Langzeitfolgen nach sich ziehen (Abb. 1 und Abb. 2).

Als Richtwert bzw. Zielgröße für die Färsengesundheit gilt, dass weniger als 5% der Färsen, die in den letzten 12 Monaten (gleitendes Jahresmittel) in die Laktation eingetreten sind, einen erhöhten Zellgehalt von mehr als 100 000 Zellen/ml bei ihrer ersten Milchleistungsprüfung (MLP) aufweisen sollten. Im Einzelgemelk sollten Erstlaktierende idealerweise Zellgehalte von 20 000 – 50 000 Zellen/ml haben. Über 100 000 Zellen/ml auf Viertel- oder Einzelgemelksebene zeigen eine Störung der Eutergesundheit an. Auswertungen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass die Mastitisrate der Erstlaktierenden in Deutschland bei durchschnittlich 40% liegt. Es besteht also in vielen Betrieben noch dringender Handlungsbedarf.

Merke

Gesundheitspflege für Färsen ist die Nr. 1 zur Vorbeugung und Erkennung von Mastitis mit Leistungseinbußen!

Färsenmastitis

In amerikanischen Studien hat sich herausgestellt, dass Euterentzündungen bei Färsen meist subklinisch verlaufen , also lange unentdeckt bleiben. Diese Beobachtungen decken sich mit den Erfahrungen in deutschen Milchviehbeständen. In der Regel zeigen sich erst nach dem Abkalben typische klinische Symptome, wie z. B. geschwollene Euterviertel und Flocken in der Milch. Das kann bedeuten, dass Jungrinder schon ein Jahr oder länger von einer Infektion des Euters betroffen waren, bevor die Diagnose „Mastitis“ vorliegt.
 

Der größte Teil des milchbildenden Gewebes in der Milchdrüse entwickelt sich während der ersten Trächtigkeit. In dieser sensiblen Phase ist der Schutz des Euters vor krankmachenden Mikroorganismen essenziell, um das maximale Leistungsvermögen in der ersten und in den folgenden Laktationen zu sichern (Abb. 3 und Abb. 4).
 

Eine unerkannte, unbehandelte Infektion der Milchdrüse, zum Beispiel mit Staphylococcus aureus (St. aureus) während der Trächtigkeit, führt zur Bildung von Narbengewebe im Euter , d. h. der Anteil an milchbildendem Gewebe geht zurück. Damit sinkt die zu erwartende Milchleistung in der ersten Laktation um mindestens 10%, wie beispielsweise Untersuchungen der Universität Kentucky zeigen. Meist sind die Tiere nicht in der Lage, den Milchverlust von Vierteln mit vernarbtem Gewebe durch die Mehrproduktion in den anderen Vierteln auszugleichen. Daher wird die Milchleistung langfristig verringert.

Merke

Durch Narbengewebe im Euter aufgrund einer (subklinischen) Mastitis sinkt die Milchleistung!

Auslösende Faktoren

Eine grundlegende Frage ist, wie Euterentzündungen bei Färsen entstehen können. Eintrittspforte für Eutererreger sind die Zitzen bzw. der Strichkanal . Wenn der Keratinpfropf, der das Zitzenende auf natürliche Weise verschließt, noch vor Start in die erste Laktation verloren geht, steigt das Infektionsrisiko deutlich an. Auch Verletzungen der Zitzenenden stellen eine Gefahr dar.

In Kuhbeständen mit gehäuftem Auftreten von St. aureus können Fliegen den Erreger an die Färsen übertragen. Infektionen der Kalbinnen können zudem nach dem Ansaugen einzelner Viertel entstehen. Vor allem St. aureus und Streptococcus agalactiae (ScB), auch bekannt als „Gelber Galt“, werden auf diesem Weg übertragen. Neben den vorgenannten Infektionswegen können auch koagulase-negative Staphylokokken, die sich auf der Euter- und Zitzenhaut befinden, zu Euterentzündungen führen. Umwelterreger, wie Umweltstreptokokken und coliforme Keime , bergen ebenfalls ein hohes Infektionspotenzial.

Stress vermeiden!

Bei der Etablierung eines Gesundheitsmanagements gegen Färsenmastitis ist eine konsequente Vorgehensweise erforderlich. Koagulase-negative Staphylokokken befinden sich natürlicherweise auf der Zitzen- und Euterhaut. Umwelterreger und coliforme Keime kommen ebenfalls in der Umgebung der Tiere vor. Um Infektionen mit diesen Erregern zu vermeiden, müssen Faktoren, die das Immunsystem der Färsen schwächen, ausgeschlossen werden. Stress jeglicher Art erhöht das Risiko an Mastitis zu erkranken . Die hormonelle Umstellung vom Rind zur Milchkuh ist ohnehin eine Belastung für die Tiere. Kommen weitere Stressoren hinzu, ist eine Erkrankung kaum zu vermeiden.

Wichtige To-Dos für die Färsengesundheit

  • Überbelegung vermeiden

  • saubere, trockene Liegeflächen bereitstellen

  • bei Verwendung von Einstreu: täglich frisch einstreuen

  • Qualitativ hochwertiges Futter (keine Reste) anbieten

  • keine abrupten Futterumstellungen vornehmen

  • Nasenringe für Sauger anbringen oder Sauger aus Gruppe entfernen

  • Trockensteher und Färsen nicht in einer Gruppe halten

  • Fliegen konsequent bekämpfen

  • Versorgung mit ausreichend frischem Wasser

  • regelmäßige Kontrolle der Tränken auf Funktion und Sauberkeit

  • regelmäßige Kontrolle der Euter auf Veränderungen

Haltung und Fütterung

Die Haltungsbedingungen für die Kalbinnen sollten Landwirte ebenfalls kritisch unter die Lupe nehmen. Saubere und trockene Liegeboxen , möglichst saubere Laufgänge (auch Spaltenboden abschieben), sauberer Futtertisch sowie eine ausreichende Versorgung mit frischem Wasser, helfen Stress zu verringern, ebenso wie eine nicht zu hohe Belegdichte im Stall.

Die Futterqualität muss einwandfrei sein . In einigen Betrieben bekommen die Jungrinder noch immer die schlechteren Silagen und damit sind Probleme hier vorprogrammiert (Abb. 5). Bei der Umstellung auf die Ration der Kuhgruppe ist darauf zu achten, dass die Komponenten möglichst gleich sind.
 

Falls Betriebsleiter feststellen, dass sich in der Färsengruppe Tiere befinden, die an den Eutern der anderen saugen, können Nasenringe helfen. Unter Umständen müssen die Sauger aus der Gruppe entfernt werden.

Fliegen bekämpfen!

Wissenschaftler der Universität Kentucky raten dringend dazu, ein intensives Fliegenbekämpfungsprogramm zu etablieren. Auswertungen haben gezeigt, dass in Beständen mit konsequenter Fliegenkontrolle die Zahl der Infektionen bei Färsen mehr als die Hälfte geringer war als bei Betrieben ohne Fliegenbekämpfung. Die Anzahl der Kalbinnen mit St.-aureus-Infektionen war in Beständen mit guter Insektenkontrolle um das Zehnfache niedriger! Im Übrigen ist das Vermeiden von starkem Fliegenbefall auch wichtig, um das Wohlbefinden der Tiere zu sichern.

Merke

In Beständen mit intensiver Fliegenbekämpfung gibt es deutlich weniger Färsenmastitiden!

Monitoring und Prophylaxe

Generell gilt, dass auch die Euter der Kalbinnen regelmäßig auf Schwellungen, Zitzenverletzungen oder andere Veränderungen überprüft werden müssen. Die Tiere dürfen nicht „stiefmütterlich“ behandelt werden, sondern benötigen viel Aufmerksamkeit . Falls man Euterveränderungen feststellt, sollte vorsichtig und unter strikten hygienischen Bedingungen (Hände desinfizieren, Handschuhe tragen, Zitzen und Zitzenöffnung desinfizieren) eine Sekretprobe entnommen und untersucht werden.

Einige Tiere verlieren schon vor dem ersten Melken den schützenden Keratinpfropf in der Zitze. Färsen, die früh aufeutern und bei denen eine hohe Leistung zu erwarten ist, sind besonders häufig davon betroffen. Das Versiegeln der Zitzen etwa zwei bis drei Wochen vor dem Kalbetermin kann das Risiko für Infektionen mit Mastitiserregern senken.

Wichtig bei der Anwendung ist eine absolut saubere Vorgehensweise: Für jedes Tier müssen neue Einweghandschuhe verwendet werden. Sonst besteht das Risiko, dass man Keime überträgt. Die Zitzenspitze muss desinfiziert werden und abtrocknen. Der Injektor mit dem Zitzenversiegler sollte in der Hand leicht angewärmt werden. Pro Viertel wird ein Injektor verwendet. Man darf den Versiegler nicht hochmassieren, er muss im unteren Teil der Zitze bleiben. Im Anschluss an die Injektion sollte man die Zitzen dippen.

Gezielt behandeln

Die Behandlung von Färsen mit antibiotischen Trockenstellern oder sogenannten Kombiotika ist in solchen Beständen anzuraten, in denen eine hohe Rate an Euterentzündungen beim ersten Abkalben vorliegt. In Zusammenarbeit mit dem Tierarzt müssen Sekretproben auf die tatsächlich vorliegenden bzw. ursächlichen Erreger getestet werden. Anschließend kann eine gezielte Behandlung noch vor dem Start in die erste Laktation erfolgen. Wichtig ist, dass bei der Anwendung von Euterinjektoren bei Färsen dünnere Kanülen als bei Kühen genommen werden, um Verletzungen der Zitzen vorzubeugen. Die Einhaltung der Hygiene ist ebenfalls zu beachten.
 

Fazit

Euterentzündungen bei Färsen sind keine Seltenheit und die entstehenden finanziellen Verluste sind teils massiv. Zudem wird die Tiergesundheit aufgrund von Folgeschäden dauerhaft beeinträchtigt. Mit gezielten Vorbeugemaßnahmen, insbesondere bei Haltung und Fütterung sowie einer regelmäßigen Tierbeobachtung und -kontrolle kann man das Infektionsrisiko senken und Färsen topfit und gesund halten – denn das ist Ziel (Abb. 6).

 

Der Originalartikel ist erschienen in:

Schneichel R. Mastitis bei Färsen keine Chance geben – frühzeitig vorbeugen und den Bestand schützen. Veterinärspiegel 2020; 30(02): 59 - 64. doi:10.1055/a-1126-7392.

(RG)