Benutzeranmeldung

Bitte geben Sie Ihren Benutzernamen und Ihr Passwort ein, um sich auf der Website anzumelden.

Suchergebnisse zur Ihrer letzten Suchanfrage

Mental HealthPsychische Gesundheit in der Tiermedizin stärken

Tierärzt*innen begehen häufiger Suizid als jede andere Berufsgruppe. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie sich um ihre mentale Gesundheit kümmern und psychischen Erkrankungen vorbeugen können.

izkes/stock.adobe.com/Stock photo - Posed by a model

Schlaf ist wichtig!

„Schlaf ist die beste Medizin“ – haben Sie diesen Satz bereits gehört? Im Schlaf erholen sich unser Körper und unsere Seele am besten. Nach einem erholsamen Nachtschlaf erscheinen einige Probleme nicht mehr so schwerwiegend wie auf den ersten Blick – man sagt ja auch: „Ich muss mal eine Nacht darüber schlafen“. Des Weiteren kann Schlafmangel zu körperlichen und psychischen Beschwerden wie Müdigkeit, Konzentrationsstörungen oder Stimmungsschwankungen führen.

Der Schlafbedarf kann von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich sein. Manche Menschen fühlen sich schon noch 6 h Schlaf erholt und ausgeruht, manche brauchen mehr Schlaf. Im Durchschnitt braucht ein gesunder, erwachsener Mensch ca. 7 – 8 h Schlaf pro Nacht, dies kann sich jedoch ändern, z. B. je nach Jahreszeit. In den dunklen Jahreszeiten ist das Schlafbedürfnis vieler Menschen etwas höher als im Sommer. Wichtig ist dabei, auf den eigenen Körper zu hören. Außerdem gibt es die sogenannten Regeln der Schlafhygiene, die dabei helfen sollen, einen gesunden, erholsamen Schlaf zu genießen

 
  10 Regeln der Schlafhygiene
  1. Geregelte Schlafzeiten: Nickerchen tagsüber möglichst vermeiden, kurzer Mittagsschlaf ist ok.
  2. Körperliche Aktivität tagsüber, aber kein schweres Training abends.
  3. Gesteigerte geistige Aktivität abends vermeiden.
  4. Stimulierende Substanzen /Getränke sowie regelmäßigen Alkoholkonsum abends vermeiden.
  5. Keine anderen Aktivitäten wie Arbeit oder Fernsehen im Bett , auch tagsüber.
  6. Schwerverdauliche bzw. üppige Mahlzeiten abends vermeiden .
  7. Einschlafrituale: Eine Tasse Kräutertee oder Milch mit wärmenden, beruhigenden Gewürzen 
  8. Keine hellen Lichtquellen, insbesondere Blaulicht, vor dem Einschlafen und während des Schlafs.
  9. Beim Einschlafen oder nachts beim Aufwachen nicht auf die Uhr schauen.
  10. Das Schlafzimmer sollte gut gelüftet, kühler als die restlichen Räume und dunkel sein.


Angenehme Aktivitäten

Da die Arbeit nicht immer angenehm und stressfrei ist, ist es sehr wichtig, einen Ausgleich durch Aktivitäten, die uns Spaß machen, zu finden. Einige Menschen haben bereits ein Hobby, mit dem sie sich täglich beschäftigen könnten. Trotzdem kommt es manchmal dazu, dass man durch Beruf und Familie nicht mehr ausreichend Zeit dafür hat. In dem stressigen, verantwortungsvollen Praxisalltag, insbesondere bei ungeregelten, überlangen Arbeitszeiten, kann man aber auch schnell das Gefühl dafür verlieren, was einem eigentlich guttut.

In der Verhaltenstherapie arbeitet man u. a. mit einer „ Liste der angenehmen Aktivitäten “ – und es bietet sich an, so eine Liste für sich selbst zu erstellen und in der Freizeit darauf zurückzugreifen, um etwas für sich zu tun. Schreiben Sie sich 8 – 10 Aktivitäten auf, die Ihnen Spaß machen oder Ihnen helfen, sich zu entspannen; variieren Sie dabei möglichst zwischen solchen, die Sie unkompliziert jeden Tag ausführen können (Entspannungsbad, gutes Buch lesen usw.) und solchen, die mehr Kapazitäten benötigen (Kinobesuch, gemeinsames Abendessen mit Freunden …). Wichtig ist dabei, dass es Ihre Liste ist – Sie können bei der Erstellung ruhig etwas egoistisch sein und sich für Aktivitäten entscheiden, die für Sie angenehm sind oder die Sie allein ausführen können – eine „me time“, wie man es im englischsprachigen Raum bezeichnet.

Merke

Ein kleiner Anteil an Egoismus ist nicht nur harmlos, sondern sogar relevant für die psychische Balance!

Entspannungsverfahren

Insbesondere in stressigen Lebensphasen, aber auch bei chronischem Stress kann es dazu kommen, dass unsere innere Anspannung so hoch ist, dass wir sie nicht mehr mit unseren Lieblingsaktivitäten ausgleichen können. Dadurch droht ein weiteres Absinken in die Stressspirale. Es gibt eine Reihe von Entspannungsmethoden , deren Wirksamkeit ausführlich wissenschaftlich nachgewiesen wurde. Da sie sich in ihrer Form und Ausführung deutlich unterscheiden, kann jeder ein passendes Verfahren für sich finden. Für die meisten Aktivitäten braucht man nicht mehr als eine bequeme Sitz- oder Liegegelegenheit und – zumindest am Anfang – eine Tonquelle für die Anleitung.
 


Für das autogene Training und die PMR gibt es Anleitungen in schriftlicher und in Audioform, sodass die Durchführung auch individuell und ohne großen Aufwand erfolgen kann. Als teambildende Maßnahme können alle Entspannungsverfahren auch mit dem gesamten Praxisteam – z. B. regelmäßig in der Mittagspause – durchgeführt werden. Haben Sie Geduld, durch regelmäßiges Üben kann sich der individuelle Entspannungseffekt deutlich vergrößern.

„Gruppenpsychohygiene“

Es ist nicht einfach, ein gutes Arbeitsklima im Team durchgehend aufrechtzuerhalten – und je größer das Team, umso schwieriger wird es. Insbesondere aus der Erfahrung der langetablierten Teams lernt man, dass es viel einfacher ist, wenn sich die Interaktionen nicht nur auf den Arbeitsplatz beschränken, sondern ab und zu auch eine andere, lockerere Form annehmen. Dies sollte jedoch mit allen Teammitgliedern besprochen werden, damit sich niemand gezwungen oder unter Druck gesetzt fühlt, denn das könnte im schlimmsten Fall ins Gegenteil führen.

Wichtig ist, dass die gemeinsame Aktivität außerhalb der Praxis stattfindet, um so eine gewisse Distanz und Trennung von dem Arbeitsalltag zu gewährleisten. Eine gute und nicht besonders aufwändige Möglichkeit sind ein gemeinsames Mittag- oder Abendessen. Je nach zeitlichen Kapazitäten und Motivation der Mitarbeiter können auch Betriebsausflüge oder z. B. sportliche Aktivitäten organisiert werden.

Was mir persönlich auch als ein wichtiger Bestandteil der Psychohygiene – vor allem im (tier-)ärztlichen Bereich – erscheint, ist ein regelmäßiger informeller Austausch mit Kollegen. Es hilft enorm, wenn man die Probleme, Fragen, aber auch lustige Arbeitsgeschichten mit anderen teilen kann. Dies ist oft schwierig, wenn die Beteiligten „nicht vom Fach sind“, denn sie können Vieles oft nur begrenzt nachvollziehen. Außerdem bekommt man von den Kollegen wertvolle Tipps, auch für den außerberuflichen Bereich. Eine gute Möglichkeit für so einen Austausch stellen z. B. Internetforen, Stammtische oder verschiedene Gruppen, u. a. in Social Media, dar.

Work-Life-Balance

Der Begriff „Work-Life-Balance“ ist bereits seit einigen Jahren in aller Munde. Immer wieder wird betont, wie wichtig es ist, darauf zu achten – und dabei fällt es vielen Medizinern besonders schwer, sich „einfach abzugrenzen“. Hohe Empathie, Hilfsbereitschaft, Verantwortungsgefühl – all das führt dazu, dass wir lieber doch die eine Stunde länger auf Arbeit bleiben oder den Urlaub verkürzen. Besonders gefährdet sind hier diejenigen, die keine Kinder haben. Doch auch in diesem Fall ist es wichtig, eigene Grenzen und Bedürfnisse zu respektieren und das Berufsleben nicht auf Kosten des Privatlebens zu führen.

Während es völlig in Ordnung ist, ab und zu eine Stunde länger zu bleiben, z. B. um vor dem Jahresurlaub alles noch abzuarbeiten, wird es schwierig, wenn es jede Woche so ist. Achten Sie dabei auch auf die Anmerkungen Ihrer Angehörigen, denn oft fällt es uns selbst nicht so schnell auf, dass wir viel zu viel arbeiten. Wenn Sie merken, dass Sie durch Ihre Arbeitszeit zu wenig von Ihrem Privatleben haben, sprechen Sie bei Ihrem Vorgesetzten an, dass die Arbeitszeit verkürzt wird. Wenn Sie Ihr eigener Chef sind, versuchen Sie – soweit auch wirtschaftlich vertretbar – die Öffnungszeiten der Praxis so anzupassen, dass Sie nicht täglich das Gefühl haben, nach der Arbeit nur noch ins Bett fallen zu können.

Ein sehr wichtiger Aspekt ist der Urlaub . Insbesondere als Praxisinhaber ist es schwierig, sich komplett abzugrenzen und das Telefon auszuschalten, auch wenn man großes Vertrauen zu den Mitarbeitern hat. Je mehr Verantwortung und Pflichten man jedoch im Berufsleben hat, umso wichtiger ist es, sich für diese Zeit möglichst von der Arbeit zu trennen, denn nur so erreicht man die erwünschte Erholung. Loslassen ist selbstverständlich eine Kunst, die erst gelernt werden muss, aber die Übung macht den Meister! Wenn Sie sehr perfektionistisch sind und auch im Urlaub alles im Blick haben wollen, versuchen Sie zunächst nur für eine bestimmte Zeit am Tag (z. B. um die Mittagszeit) Ihr Handy auszuschalten – oder zumindest auf lautlos umzustellen. Sie werden sehen, wie gut Ihnen diese Distanz am Ende tut – und dass es an dem ersten Tag nach dem Urlaub zwar viel zu tun gibt, Sie dies aber mit einer ganz neuen Energie meistern können.

„Mens sana in corpore sano“

Wir wissen schon lange, dass sich die körperliche Gesundheit nicht von der psychischen trennen lässt. Man spricht immer häufiger von dem „biopsychosozialen” oder „ganzheitlichen” Gesundheitsmodell. Dies spiegelt sich auch in dem großen Gebiet der Psychosomatik wider, in dem körperliche Beschwerden oft Ausdruck seelischer Erkrankungen sind. Deswegen sind körperliche Aktivität, gesunde Ernährung und rechtzeitige Behandlung von somatischen Beschwerden wichtige Elemente der Psychohygiene – auch wenn das auf den ersten Blick ganz schön trivial erscheint.

Obwohl nicht jeder Mensch eine „Sportskanone” ist, tut moderate körperliche Aktivität eigentlich allen gut. Wichtig ist, dass man eine Bewegungsart findet, die einem Spaß macht und sich gut in den Alltag integrieren lässt. So kann man nach einem stressigen, anstrengenden Tag die Aufmerksamkeit vollständig auf den Körper lenken, die Arbeit der Muskeln spüren – was auch eine tolle Achtsamkeitsübung ist und wunderbar dabei hilft, den Kopf frei zu bekommen. Auch bei leichten Schlafstörungen kann regelmäßige Bewegung helfen.

Unter Medizinern, die unter somatischen Beschwerden leiden – insbesondere wenn sie bereits chronifiziert sind – gibt es oft die Tendenz zur Bagatellisierung . Entweder kommen uns die Symptome sehr banal vor, weil sie uns nicht großartig im Alltag einschränken, oder wir verschieben den Arztbesuch von einem Monat auf den anderen, weil wir immer etwas (scheinbar) Wichtigeres zu tun haben. Auch wenn die Beschwerden tatsächlich völlig harmlos sind, begleiten sie uns regelmäßig, wenn nicht sogar täglich und sorgen so für schlechteres psychisches Befinden – manchmal auch unbewusst. Deswegen ist es wichtig, sich Zeit dafür zu nehmen, um sie abklären und ggf. behandeln zu lassen. Dies entlastet gleichzeitig den Körper und die Seele – oft entdeckt man sogar eine ganz neue Lebensqualität, wenn man sich von der alten Last befreit!

Fazit

Psychohygiene ist ein sehr umfangreicher Begriff, der in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewinnt. In diesem Beitrag konnte ich lediglich einen kleinen Teil davon besprechen, habe mich deswegen für die Aspekte entschieden, die mir – sowohl aus fachpsychiatrischer als auch aus rein menschlicher Sicht – besonders wichtig erscheinen. Auch wenn manches davon ganz offensichtlich klingt, sind es häufig die einfachsten Sachen im Leben, die durch den beruflichen Stress untergehen. Sie wieder genießen zu lernen, ist der eigentliche Schlüssel zur psychischen Harmonie.


Zum Originalbeitrag