Benutzeranmeldung

Bitte geben Sie Ihren Benutzernamen und Ihr Passwort ein, um sich auf der Website anzumelden.

Suchergebnisse zur Ihrer letzten Suchanfrage

Vet-NewsWas passiert, wenn Herpesviren aufwachen?

Alle derzeit bekannten Herpesviren richten sich nach einer akuten Infektion dauerhaft im Körper ein und gehen in eine Ruhephase über, aus der sie unter Umständen wieder aufwachen können. Die schlafende Herpesviren induzieren dann ihre Reaktivierung über einen bisher unbekannten, mikroRNA-vermittelten zellulären Mechanismus.

Varicella zoster virus
Tatiana Shepeleva / stock.adobe.com

Alle derzeit bekannten Herpesviren richten sich nach einer akuten Infektion dauerhaft im Körper ein und gehen in eine Ruhephase über, aus der sie unter Umständen wieder aufwachen können. Die schlafende Herpesviren induzieren dann ihre Reaktivierung über einen bisher unbekannten, mikroRNA-vermittelten zellulären Mechanismus.

Acht verschiedene Herpesviren sind bisher beim Menschen bekannt. Ein Würzburger Forschungsteam erforschte, dass die Viren unter bestimmten Umständen wieder aufwachen, sich vermehren und erneut andere Zellen befallen. Diese Reaktivierung ist häufig mit Symptomen verbunden, wie etwa mit juckenden Lippenbläschen oder der Gürtelrose. So haben die meisten Herpesviren im Lauf der Evolution gelernt, kleine RNA-Moleküle, sogenannte Mikro-RNAs, einzusetzen, um ihre Wirtszellen zu ihrem Vorteil umzuprogrammieren. Ein Forschungsteam um Bhupesh Prusty und Lars Dölken von der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg konnte nun erstmals zeigen, dass eine virale MikroRNA als Masterregulator fungiert, um die Reaktivierung des Virus zu induzieren. Im Journal "Nature" stellen die Forscher den bislang unbekannten zellulären Mechanismus vor, mit dem sich das humane Herpesvirus 6 (HHV-6) aus dem Schlaf holt.

Probleme meist erst nach Reaktivierung

Mit HHV-6 sind mehr als 90 Prozent aller Menschen infiziert, ohne etwas davon zu merken. Probleme bereitet das Virus aber erst dann, wenn es wiederholt aufwacht. So steht das Virus im Verdacht nach seiner Reaktivierung die Herzfunktion zu beeinträchtigen, die Abstoßung transplantierter Organe zu verursachen und Krankheiten wie Multiple Sklerose oder das Chronische Fatigue-Syndrom (ME/CFS) auszulösen. Zudem sprechen neueste Studien dafür, dass dieses Herpesvirus an der Entstehung der Schizophrenie, der Bipolaren Störung und weiterer Krankheiten des Nervensystems beteiligt sein könnte. Erst wenn die Forscher verstehen wie die Reaktivierung erfolgt, kann gezielt therapiert werden. Ein bislang unbekannter Schlüssel dazu ist eine virale Mikro-RNA mit der Bezeichnung miR-aU14. Sie ist der zentrale Schalter, der die Reaktivierung von HHV-6 in Gang setzt.

Was die Mikro-RNA in der Zelle bewirkt

Die regulatorische miR-aU14 stammt vom Virus selbst. Sobald sie exprimiert wird, greift sie in den Stoffwechsel der menschlichen Mikro-RNAs ein. Dabei stört sie selektiv die Reifung gleich mehrerer Mikro-RNAs aus der miR-30-Familie. In der Folge werden diese wichtigen zellulären Mikro-RNAs nicht mehr gebildet, und das wiederum beeinflusst einen zellulären Signalweg, die sogenannte miR-30 / p53 / Drp1 Achse. Über diesen Weg induziert die virale miR-aU14 die Zerstückelung der Mitochondrien. Diese Zellstrukturen sind von zentraler Bedeutung für die Energieproduktion, aber auch für Signalübertragungen bei der Abwehr von Viren. Die virale miR-aU14 stört so die Produktion von Typ-I-Interferonen – das sind Botenstoffe, mit dem die Zelle dem Immunsystem die Anwesenheit von Viren meldet. Weil die Interferone fehlen, kann das Herpesvirus unbehelligt vom Ruhe- in den Aktivitätszustand wechseln. Interessanterweise konnte die Würzburger Forschungsgruppe auch zeigen, dass die virale Mikro-RNA nicht nur für die Virusvermehrung essentiell ist, sondern direkt die Reaktivierung des Virus aus dem Ruhezustand auslöst.

Wie geht’s weiter?

Das Forschungsteam möchte jetzt den genauen Mechanismus verstehen, über den die virale Mikro-RNA die Reaktivierung des Virus in Gang bringt. Zudem gibt es erste Hinweise darauf, dass auch andere Herpesviren über den gleichen Mechanismus reaktiviert werden können. Das könnte therapeutische Optionen aufzeigen, um eine Reaktivierung der Viren entweder zu verhindern oder gezielt auszulösen, um dann die reaktivierenden Zellen auszuschalten. Ein weiteres Ziel ist es, die molekularen Folgen der mitochondrialen Fragmentierung im Detail zu verstehen. Erstmals zeigt diese Arbeit aus der JMU, dass eine Mikro-RNA den Reifungsprozess anderer Mikro-RNAs direkt regulieren kann. Auch dies eröffnet neue therapeutische Möglichkeiten: So können künstliche kleine RNAs entworfen werden, um gezielt einzelne Mitglieder von Mikro-RNA-Familien auszuschalten. Derart subtile Eingriffe waren bislang nicht möglich.

Quelle (nach Angaben von):

idw - Informationsdienst Wissenschaft (04.05.2022). "Wie Herpesviren aufwachen". Im Internet: Wie Herpesviren aufwachen (idw-online.de); 05.05.2022.