Benutzeranmeldung

Bitte geben Sie Ihren Benutzernamen und Ihr Passwort ein, um sich auf der Website anzumelden.

Suchergebnisse zur Ihrer letzten Suchanfrage

Vet-NewsZwischen Bürokratie & lückenhaftem Arbeitszeitgesetz

Tierärzt*innen in Deutschland leiden unter dem immensen Verwaltungsaufwand, den die aktuellen Gesetze mit sich bringen. Ein weiterer Grund für den Tierärzt*innenmangel?

mrmohock/stock.adobe.com

Was für Klinikärzt*innen gang und gäbe ist, verbietet Deutschlands Tierärzt*innen das Gesetz: Eine Lücke im geltenden Arbeitszeitgesetz bedingt, dass angestellte Tierärzt*innen anders als Humanmediziner*innen keine kompletten Wochenenddienste übernehmen dürfen.

Und der Anteil der Angestellten im Tierarztberuf wächst seit Jahren stetig. So kommt es, dass in manchen Regionen Tierbesitzer*innen mit ihrem verletzten oder akut kranken Tier weite Strecken zurücklegen müssen, um einen tierärztlichen Notdienst zu erreichen. Den Praxen ist es schlicht verboten, die Mitarbeitende wie Klinikärzt*innen zum Dienst einzuteilen. Das starre Arbeitszeitgesetz ermöglicht Ausnahmen für Ärzt*innen, doch nicht für Tierärzt*innen. bpt-Geschäftsführer Heiko Färber: „Die Tierärzt*innen wurden bei der Festlegung von Ausnahmen beim Arbeitszeitgesetz einfach vergessen, dabei betrifft das Problem alle Notdienstberufe.“

Überholtes Arbeitszeitgesetz

Der Bundesverband Praktizierender Tierärzte e.V. (bpt) fordert die Bundesregierung seit langem auf, für Tierärzt*innen eine Ausnahme im Arbeitszeitgesetz zuzulassen. Denn alle Notdienstberufe sollten am Wochenende und nachts einsatzfähig sein – kranke Tiere richten sich nicht nach dem Wochentag oder dem Dienstplan.

bpt-Präsident Dr. Siegfried Moder: „Wir wünschen uns von der Bundesregierung gezielte Maßnahmen wie die Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes und den im Koalitionsvertrag festgelegten Bürokratieabbau, damit der Tierarztberuf wieder attraktiver werden kann.“

Ein Dreischichtbetrieb am Wochenende wäre gesetzeskonform, würde aber eine dreifache Belegschaftsstärke erfordern. Das können die meisten Tierarztpraxen nicht stemmen, weder finanziell noch personell.

Dr. Moder: „Unter anderem wegen des starren Arbeitszeitgesetzes mussten in den vergangenen Jahren immer mehr Praxen den Notdienst aufgeben, weil es unmöglich ist, gesetzeskonforme Dienstpläne zu erstellen, die auch wirtschaftlich tragbar sind.“

Hohe bürokratische Belastungen

Die hohe Verantwortung und der körperlich belastende Arbeitsalltag sind schon Abschreckung genug. Es muss dafür gesorgt werden, dass die Arbeitsbedingungen für Tierärzt*innen endlich wieder attraktiv werden. Neben einer angemessenen Bezahlung gehört dazu, dass sie überwiegend tatsächlich am Tier tätig werden können.

Was viele nicht wissen: Der Tierarztberuf ist unter den Spitzenreitern, wenn es um bürokratische Belastungen geht. Ursache sind stetig zunehmende Aufzeichnungs- und Meldepflichten.

Trotz aller Beteuerungen der Regierungsparteien in Wahlprogrammen und Koalitionsvertrag hat die den Tierärzt*innen gesetzlich aufgezwungene Bürokratie einen traurigen Höchststand erreicht. Manchen Tierarzt kostet sie fast die Hälfte der täglichen Arbeitszeit – Zeit, die für die Untersuchung und Behandlung kranker Tiere fehlt. Auch das macht den Tierarztberuf heute unattraktiv und verschärft den Personalmangel.

Siegfried Moder: „Politik und Gesellschaft scheinen die umfangreichen Verantwortungsbereiche der Tierärzt*innen nicht bewusst zu sein: Tierwohl und Tiergesundheit im Heimtier- und Nutztierbereich bedeuten auch Verbraucherschutz vor Zoonosen und die Erhaltung der Versorgungs- und Lebensmittelsicherheit. Anders kann ich mir nicht erklären, dass uns immer mehr Verwaltungsaufgaben aufgebürdet werden, die uns von der Arbeit am Tier abhalten.“

Quelle (nach Angaben von):

Traumberuf in Schieflage © Bundesverband Praktizierender Tierärzte e.V. (tieraerzteverband.de). 26.01.2024

(JD)