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Spezial: HypertonieHypertonie der Katze: Ursachen, Folgen und Therapie

Anlässlich des Welthypertonie-Tages geht es heute um die Hypertonie der Katze mit Ursachen, Folgen und Therapie.

Gray tabby fluffy cat with a red heart on the paw on white fur b
watman / stock.adobe.com

Feline Hypertonie wird häufig zusammen mit anderen Erkrankungen wie chronischer Niereninsuffizienz oder Hyperthyreose diagnostiziert. Um Folgeschäden an Augen, Niere, Herz und Gefäßen zu verhindern, sind frühzeitige Diagnostik und Therapie essenziell.

Formen der Hypertension

Von einer Hypertension spricht man, wenn eine chronische Erhöhung des systemischen arteriellen Blutdrucks vorliegt. Hieraus folgt, dass man die Diagnose einer Hypertension nicht durch eine einmalige Messung erheben kann. Fällt ein hoher Blutdruck auf, müssen externe Faktoren ausgeschlossen werden, und die Messung sollte zu einem zweiten Zeitpunkt wiederholt werden. Dieses kann am gleichen Tag der ersten Messung oder an einem neuen Termin erfolgen. Eine Ausnahme stellt das Vorliegen von Zielorganschäden dar. Hier sollte die Therapie so bald wie möglich erfolgen.

Die Hypertension wird in 3 Kategorien eingeteilt:
  1. Situationsabhängige Hypertension: Bei normotensiven Katzen kommt es aufgrund eines gesteigerten Sympathikotonus zu einer Reizung des zentralen Nervensystems. Dieses ist auch als „Weiß-Kittel-Effekt“ bekannt. Besonders Katzen sind stressanfällig, und so kann allein der Weg zum Tierarzt, das Verweilen in einer Box, die Begegnung im Wartezimmer mit anderen Tierarten oder Katzen und das falsche Handling zu einem Anstieg des Blutdrucks führen. Eine falsche Interpretation des Messergebnisses kann damit zu der Fehldiagnose „Hypertension“ führen.

  2. Sekundäre Hypertension (die häufigste Hypertensionsform der Katze): Diese entsteht, wenn eine zugrundeliegende Erkrankung, Medikamente oder toxische Substanzen zu einem persistierenden, pathologisch erhöhten Blutdruck führen. Die Hypertension kann nach Beseitigung oder Behandlung der Grunderkrankung dennoch persistieren. Grunderkrankungen, die bei der Katze mit dem Risiko einer Hypertension einhergehen, sind akute oder chronische Nierenerkrankung, Hyperthyreose, Phäochromozytom, Hyperaldosteronismus, Hyperadrenokortizismus. Diese gilt es bei Vorliegen einer Hypertension auszuschließen. Anders als beim Menschen, führt der Diabetes mellitus oder die Adipositas nicht zu einer Blutdruckerhöhung. Medikamente, die bei der Katze aufgrund ihrer Wirkungen und Nebenwirkungen zu einer Zunahme des Blutdruckes führen können, sind unter anderem Erythropoetin, Glukokortikoide, Schmerzmittel (NSAIDs).

  3. Idiopathische Hypertension: Wurde eine Ursache für den chronisch erhöhten Blutdruck ausgeschlossen, spricht man von einer idiopathischen Hypertension. Bei diesen Tieren ist es wichtig, dass auch im Verlauf weiterhin Laboruntersuchungen durchgeführt werden, denn der Ein- oder Ausschluss einer zugrundeliegenden Nierenerkrankung ist eingeschränkt, da frühe Veränderungen nicht immer nachweisbar sind. Zum anderen ist bekannt, dass eine Hypertension zu einer Polydipsie und Polyurie führen kann, sodass ein niedriges spezifisches Gewicht nicht unbedingt eine primäre Nierenerkrankung einschließt. Es ist beschrieben, dass bei 13 – 20% der Katzen, keine Ursache für die Hypertension gefunden wird.

Folgen der Hypertension

Eine echte systemische Hypertension kann zu Gewebsschädigungen mit sogenannten Endorganschäden führen, und durch eine frühzeitige Erkennung sollen diese vermieden werden ([Tab. 1]). Es kann dabei zu strukturellen und funktionellen Schädigungen an Augen, Nieren, Herz und Gehirn kommen. Bei erhöhten Messergebnissen muss sich der Untersucher sicher sein, dass es sich um realistische Werte handelt und diese nicht durch andere Einflüsse bedingt sind.

 

Risiko für Endorganschäden

Systolischer Blutdruck

Management

Minimales Risiko

≤ 140 mmHg

Keine Maßnahmen nötig

Leichtes Risiko

140 – 159 mmHg

Regelmäßige Blutdruckkontrollen nötig, keine routinemäßige Therapie

Moderates Risiko

160 – 179 mmHg

Behandlung nur bei Vorliegen von Endorganschädigung. Bei sekundärer Hypertension muss die Ursache behandelt werden. Engmaschige Kontrolle des Blutdrucks

Hohes Risiko

≥ 180 mmHg

Antihypertensive Therapie und Behandlung der Grunderkrankung. Engmaschige Kontrolle des Blutdrucks

Tab. 1  Risiko-Einteilung für Endorganschädigungen bei hohem Blutdruck der Katze.

 

Endorganschädigungen

Bei der Katze ist die akute Blindheit oder eine Einblutung in das Auge oft das erste Symptom einer Hypertension, und eine eingehende Augenuntersuchung wird empfohlen. Häufige Befunde sind Einblutungen in Auge und/oder Netzhaut, Netzhautablösung, Gefäßödem, geschlängelte Gefäße, Papillenödem, sekundäres Glaukom und Retinadegeneration.

Auch die Niere kann durch eine Hypertension geschädigt werden, kann aber auch der Grund für eine Hypertension sein. Auffällig sind Azotämie, Proteinurie und Abnahme der glomerulären Filtrationsrate.

Kardiale Veränderungen kommen bei hypertensiven Katzen häufig vor. Die Auskultation ist oft unauffällig, bei manchen fällt ein systolisches Herzgeräusch oder ein Galopp auf. Bei chronischer Hypertension kommt es aufgrund des peripheren Widerstands und der damit erhöhten Nachlast zu einer konzentrischen Hypertrophie des linken Ventrikels. Eine Unterscheidung zu einer primären hypertrophen Kardiomyopathie ist in diesem Stadium meist nicht möglich. Eine kongestive Herzinsuffizienz ist bei diesen Katzen eher selten. Sollte die Katze jedoch zum Beispiel aufgrund einer Nierenerkrankung eine intravenöse Infusion benötigen, kann es aufgrund der kardialen Schädigung zum Eintreten eines Lungenödems und/oder Pleuraerguss kommen.

Die hypertensive Enzephalopathie entsteht durch ein Gehirnödem, welches die weiße Substanz und die Gefäße betrifft. Neurologische Auffälligkeiten konnten bei 29 – 49% der Katzen erhoben werden.

Merke

Blutdruckmessung bei Katzen im Rahmen des Gesundheitschecks hilft Organschäden vorzubeugen!

Management der Hypertension

Wurde eine Hypertension bei einer Katze diagnostiziert, muss die Grunderkrankung gesucht, erkannt und behandelt werden. Liegen Endorganschäden vor, müssen diese dokumentiert und ihr Schweregrad eingeschätzt werden, um eine adäquate Therapie durchzuführen. Der systolische Blutdruck sollte auf einen Wert zwischen 120 und 140 mmHg gesenkt werden. Bei Fehlmessungen mit erhöhtem Blutdruck und folgender Therapie kann es dazu kommen, dass die Katze unter Therapie in der häuslichen Umgebung hypotensiv wird.

Therapie

Es ist wichtig, bei jeder diagnostizierten Hypertonie die zugrunde liegende Grunderkrankung zu diagnostizieren und zu behandeln, da der Großteil der Hypertonien bei Katzen sekundärer Natur ist. Die Behandlung der Grunderkrankung macht jedoch eine zusätzliche, blutdrucksenkende Therapie nicht überflüssig.

Die systemische Hypertonie ist eine oft langsam fortschreitende und im Verborgenen stattfindende Erkrankung. Wird die Therapie begonnen, muss diese ein ganzes Leben lang fortgeführt werden. Eine entscheidende Grundlage hierfür ist die sichere Diagnose der Hypertonie, die meist nicht durch eine einzige Messung festgestellt werden kann, da hier der oben beschriebene „Weißkitteleffekt“ eine große Rolle spielt.

Therapiestart

Obwohl eine einzige Messung nicht direkt eine antihypertensive Therapie initiieren sollte, gibt es doch eine Ausnahme: Wenn bereits Endorganschäden vorliegen. In diesem Fall sollte schnellstmöglich mit einer Therapie begonnen und nach der Grunderkrankung gesucht werden, falls diese noch nicht bekannt.

  • Bei einem systolischen Blutdruck > 180 mmHg ohne Endorganschäden sollten weitere Messungen 2 × im Abstand von 2 Wochen stattfinden, bevor eine Therapie gestartet wird.
  • Liegt der erste gemessene Wert zwischen 160 und 179 mmHg, sollte eine Reevaluierung 2 × im Abstand von 8 Wochen erfolgen. Erst wenn alle gemessenen Werte konstant > 160 mmHg liegen, sollte eine Behandlung erfolgen.
  • Wenn Werte < 160 mmHg gemessen werden, reicht eine Evaluierung in 3 – 6 Monaten aus.

Follow-up

Der Blutdruck sollte bei Tieren, die unter einer antihypertensiven Therapie stehen, regelmäßig in engen Abständen überwacht werden, auch dann, wenn die Hypertonie gut eingestellt ist. Tiere mit bereits aufgetretenen Endorganschäden sollten nach 1 – 3 Tagen erneut untersucht werden. Bei anderen Katzen ohne Folgeschäden wird eine Nachuntersuchung nach 7 – 10 Tagen empfohlen sowie anschließend regelmäßige Kontrollen in Abständen von 1 – 4 Monaten je nach Wohlbefinden des Patienten. Wenn der Blutdruckwert < 120 mmHg beträgt und Symptome vorliegen, die auf eine Hypotension hinweisen, sollte die Medikation reduziert werden. Genauso sollte bei Werten > 160 mmHg die Dosis erhöht und weitere Maßnahmen getroffen werden.

Im Zuge von Kontrolluntersuchungen sollten auch immer eine Herzauskultation (und ggf. Echokardiografie), Augenhintergrunduntersuchungen, neurologische Untersuchungen sowie Labortests, wie Serumkreatinin und Urinanalysen, stattfinden.

Merke

Die 3 To-dos für systemische Hypertonie:

  1. Kontrolle
  2. Blutdruckmessung
  3. Therapie der Grunderkrankung.

Medikation

Das Mittel der 1. Wahl zur Langzeitbehandlung der felinen systemischen Hypertonie ist aufgrund aktueller Studien Amlodipinbesilat, ein Kalziumkanalblocker. Das Mittel der 2. Wahl stellen ACE-Hemmer dar, die zusammen mit Amlodipin verabreicht werden können. ACE-Hemmer sind besonders bei Proteinurie angezeigt, da sie hier eine vorteilhafte Wirkung zeigen ([Tab. 2]).

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Behandlungsziel

Den systolischen Blutdruck langfristig auf < 150 mmHg einstellen.

Prognose und Fazit

Die Prognose für hypertensive Katzen auf die Hypertonie bezogen ist gut, da sich mit Amlodipin der Blutdruck meist effektiv und nachhaltig senken lässt. Mit in die Überlegung sollte man auch die Prognose bezüglich der Endorganschäden und die Kontrolle der Grunderkrankung einbeziehen. Ein verlorenes Sehvermögen kehrt meist nicht mehr zurück.

Blutdruckmessung bei der Katze ist ein sinnvolles diagnostisches Instrument für die Gesundheitsprophylaxe und zur Einleitung und Kontrolle einer passenden Therapie. Schlussendlich ist die Notwendigkeit einer besonderen Wachsamkeit auf den Blutdruck vor allem bei geriatrischen Katzen erkennbar. Empfehlenswert ist hierfür in jedem Fall eine regelmäßige klinische Untersuchung inklusive Augenhintergrunduntersuchung und Blutdruckmessung. Bei Katzen ab 7 Jahren sollte solch eine Untersuchung mindestens 1x im Jahr im Zuge der jährlichen Auffrischungsimpfungen, bei Katzen über 11 Jahren am besten 2x jährlich erfolgen. Je früher die Krankheit erkannt und demnach behandelt wird, umso effektiver können Folgeschäden vermieden werden.

 

Die Originalartikel zum Nachlesen:

März I. Blutdruckmessung bei der Katze – So meistern Sie die Herausforderung!. Veterinärspiegel 2020; 30(01): 10 - 16. doi:10.1055/a-0976-5967.

Hypertonie bei Katzen – Ursachen, Folgen und Management. Veterinärspiegel 2021; 31(01): 18 - 24. DOI: 10.1055/a-1256-5344.

(RG)

Dr. Imke März ist Fachtierärztin für Klein- und Heimtiere mit der Zusatzbezeichnung Kardiologie. Zudem ist sie die Oberärztin der Kardiologie der Tierklinik Hofheim.

Ihr Originalartikel "Blutdruckmessung bei der Katze – So meistern Sie die Herausforderung!" erschien in "Veterinärspiegel".

Jessika Grieshober ist Tierärztin in der Tierärztlichen Praxis für Kleintiere Dr. Grübl.

Ihr Originalartikel "Hypertonie bei Katzen – Ursachen, Folgen und Management" erschien in "Veterinärspiegel".