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PraxismanagementMotivation als Schlüssel für das Zusammenkommen und -bleiben!

Sie wollen Ihre Mitarbeiter in Zeiten der „War For Talents“, in der es immer schwieriger wird, passende Mitarbeiter zu rekrutieren, langfristig an Job und Team binden? Unsere Tipps und ein Praxisbeispiel helfen Ihnen dabei garantiert.

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Motivation als Schlüssel

Erfolgreich zusammenarbeiten – nachhaltig, langfristig, gemeinsam. Als Unternehmer ist es ein großes Anliegen, das eigene Team möglichst effizient, wirtschaftlich und damit erfolgreich arbeiten zu sehen. Oft ist es allerdings nicht leicht, inmitten des Praxis- oder Klinikalltags dafür zu sorgen, dass alles nach den eigenen Wünschen läuft.

Wie schaffen es Arbeitgeber dauerhaft, dass Mitarbeiter erfolgreich zusammenarbeiten? Der Schlüssel liegt vor allem in einem: der Motivation. Denn nur motivierte Mitarbeiter sind wirklich in der Lage, zielgerichtet und fundiert Leistungen zu erbringen – und das langfristig und konstant.

Zusammen

Zusammenkommen ist ein Beginn. Zusammenbleiben ist ein Fortschritt. Zusammenarbeiten ist ein Erfolg. (Henry Ford)

Was bedeutet Motivation?

Nüchtern betrachtet, ist die Motivation die Gesamtheit aller Beweggründe, die zu einer Handlungsbereitschaft führt. Sie beschreibt das Streben des Menschen nach Zielen oder wünschenswerten Zielobjekten, den Motiven, die weiter unten nochmals aufgegriffen werden. Der Ausdruck „Movere“ als lateinischer Ursprung des Wortes Motivation bedeutet bewegen, antreiben.

Mit motivierten Mitarbeitern kann somit etwas bewegt, etwas angetrieben werden: Die Praxis oder Klinik kann wirtschaftlich und erfolgreich arbeiten. Daher sollte das Ziel jeden Arbeitgebers sein, die Motivation der eigenen Mitarbeiter vor allem auch langfristig zu erhalten, um Kündigungen und die erschwerte Suche nach neuem Personal zu vermeiden.

Motivationsarten

Wir tragen zwei Formen bzw. Ursprungsquellen der Motivation in uns: #1 die intrinsische Motivation und #2 die extrinsische Motivation.

Beide sind nicht per se getrennt voneinander zu betrachten, sondern sollten im Idealfall in einem ausgewogenen Verhältnis zueinanderstehen, wobei die intrinsische Motivation zweifellos den Grundbaustein für ein langfristig motiviertes Handeln darstellt ([Abb. 1]).

Wer intrinsisch motiviert ist, kann das eigene Bedürfnis nach Autonomie und Kompetenz befriedigen. Die eigene Arbeit fühlt sich „gut“ an, man ist im „Flow“, „man brennt“ für etwas. Diese Leidenschaft, die in unserem Handeln steckt, ist der Antrieb dafür, stetig und fokussiert damit weiterzumachen (= die Fähigkeit zur Selbstmotivation). Das Verhalten bzw. das Handeln an sich ist hier schon unsere Belohnung, unser Ziel.

Nach Albert Einstein ist dieser Vorgang sogar der Garant für einen nachhaltigen Erfolg, denn: „Erfolg kommt dann, wenn du tust, was du liebst“ .

Extrinsische Motivation

Die extrinsische Motivation hingegen ist abhängig von äußeren Faktoren und stellt damit auch eine leichtere und vorübergehend schneller beeinflussbare Größe für Arbeitgeber dar. Hier spielen mit hinein: Die Sehnsucht nach Anerkennung, Status und Macht. Aus Arbeitgebersicht bedeutet dies: Wertschätzung des Tuns, Förderung des Individuums und ein entsprechendes Gehalt.

Extrinsische Motivationsquellen jedoch ziehen nie eine langfristige Motivation nach sich, sondern müssen stets angepasst werden: Mehr Lob, mehr Anerkennung, mehr Geld. Nachhaltiger daher ist weiterhin die intrinsische Motivation, die aus dem Inneren heraus entspringt und eine tiefe Zufriedenheit nach sich zieht.

Leider fokussieren sich noch viele Arbeitgeber eher auf die extrinsische Motivation und übersehen die intrinsische. Durch eine gute Beobachtungsgabe sowie ein offenes Ohr und die Zeit, auch einmal Fragen zu stellen, kann dieses Defizit jedoch recht schnell aufgeholt werden: Je besser Arbeitgeber ihre Mitarbeiter, vom Tierarzt bis zum Azubi, kennen, desto besser können sie auf individuelle Motive eingehen und damit die persönliche Motivation beeinflussen.

Gemeinsame Werte und Ziele

Motive sind die Ziele, die einer Motivation zugrunde liegen. Ohne Motiv kann ich noch so viel Motivation in mir tragen, am Ende kommt es zu keiner Handlung, denn wie Seneca einst schrieb: „ Wer den Hafen nicht kennt, in den er segeln will, für den ist kein Wind der richtige “ ( [Abb. 2] ).

Dies bedeutet schlicht und ergreifend, dass unser Antrieb noch so stark sein kann – solange wir nicht wissen, warum und wohin wir uns mit diesem und der daraus resultierenden Leistung bewegen, werden wir niemals wirklich ankommen. Und im schlimmsten Fall noch unterwegs diesen so wichtigen Antrieb verlieren.

Um positiven Einfluss auf die Motivation des gesamten Teams zu nehmen, sollten somit folgende beiden Fragen beantwortet werden: Welche Motive verfolgen Sie persönlich, welche Motive verfolgen Ihre Mitarbeiter?

Erarbeiten Sie im Team gemeinsame Ziele und Werte, die Ihre Praxis oder Klinik ausmachen. Lassen Sie hierdurch aktiv und gezielt ein „Wir“-Gefühl entstehen, ein Gefühl der Zusammengehörigkeit, des gemeinsamen Wirkens und Kreierens. Kennt das Team dann seine gemeinsamen Werte, lässt sich darauf aufbauend der Umgang miteinander konstruktiv gestalten, der respektvoll, wertschätzend und vertrauensvoll sein sollte.

Teamarbeit

In motivierten Teams bedeutet Teamarbeit nicht „ T oll, e in a nderer m achtʼs“, sondern vielmehr „Together everyone achieves more“ (Zusammen erreicht jeder einzelne mehr).

Das Team im Gleichgewicht

Stellen Sie sich eine Teamstruktur wie ein Mobile vor: Jeder Mitarbeiter ist ein Teil davon, jeder ist von jedem in irgendeiner Art und Weise abhängig. Funktioniert das Team gut, ist das Mobile ruhig und ausgeglichen. Gerät ein Mitarbeiter allerdings aus dem Gleichgewicht, wird unruhig, dann überträgt sich das auch auf alle anderen – das Mobile fängt an, sich zu bewegen. Wenn man Pech hat, so stark, dass es zu Verknotungen kommt oder zum Abriss eines Teiles ( [Abb. 3] ). Jede Schwingung, jedes Ungleichgewicht des Einzelnen überträgt sich somit immer auf das gesamte System. Möchte man die Ruhe erhalten, sollte man diesen Vorgang so früh und gut wie möglich abfangen, um die innerbetriebliche Motivation nicht zu stören.

Motivationskultur etablieren

Motivation lässt sich auch im tierärztlichen Alltag leben! Anhand der Motive und Ziele, die Sie gemeinsam als Team erarbeitet haben, können Sie eine Motivationskultur entwickeln, die zu nachhaltiger Zufriedenheit im Team führt. Dabei werden auch grundlegende Bedürfnisse befriedigt, wie z. B. das Erfahren von Struktur und Sicherheit, den Raum für individuelle Ideen und Perspektiven, eine gemeinsame Basis wertschätzender Kommunikation sowie Verlässlichkeit und ein respektvoller Umgang miteinander. Auch spielt der Zusammenhalt in stressigen Situationen eine wichtige Rolle sowie der Umgang mit unzufriedenen Kunden und daraus resultierenden Problemen: Wer Rückendeckung hat, kann selbstbewusst und motiviert agieren!

Die Antworten auf folgende Fragen führen Sie zu einer guten Motivationskultur:

  • Was ist der Sinn unseres Tuns?

  • Welche Ziele möchten wir erreichen?

  • Wie möchten wir mit verschiedenen Situationen umgehen?

Motivation erhalten

Ergänzend zur täglichen Motivationskultur können weitere Rituale Einzug halten. Hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt und die Möglichkeiten vielfältig. Geschätzt werden z. B. Teamausflüge, das gemeinsame Anstoßen erreichter Ziele, auch wenn diese von einzelnen Mitarbeitern gemeistert wurden, Weihnachtsfeiern, Sonderzahlungen für alle im Team, wenn die gemeinsam erreichten Umsätze besonders hoch waren etc.

Natürlich sind diese Beispiele auch extrinsischer Natur, doch sind sie geprägt von Wertschätzung und erzeugen eine Wohlfühlatmosphäre, in der sich deutlich motivierter arbeiten lässt.

Motivationsverlust

Das folgende Praxisbeispiel basiert auf einer tatsächlichen Gegebenheit des aktuellen Jahres. Die Wahl dieses Beispiels ist bewusst, denn es zeigt, wie viel Potenzial in sehr kurzer Zeit verloren gehen kann, was vor allem in der aktuellen Situation des Fachkräftemangels sehr bedauerlich ist.

Sehr viele Berufseinsteiger zeichnen sich durch eine überdurchschnittliche Motivation aus. Nach fünfeinhalb Jahren voller Disziplin, Durchsetzungswillen, Anstrengung und der Vorfreude darauf, endlich praktisch tätig werden zu können, wollen diese jungen Kollegen in möglichst kurzer Zeit möglichst viel lernen. Leider wird in noch immer vielen Fällen diese Motivation schlichtweg nicht erkannt.

Der erste Job

Eva S. ist frisch approbiert und auf der Suche nach einem Arbeitgeber. Sie selbst beschreibt sich als aufgeschlossen, lernwillig und – um beim Thema zu bleiben – hochmotiviert. Aufgewachsen als Kind einer Landwirtschaftsfamilie und durch frühen Kontakt mit Tierärzten weiß sie um die Hintergründe dieses Berufs, weiß um all die damit verbundenen Schwierigkeiten und Entbehrlichkeiten. Und dennoch gab es für sie nie eine Frage: Sie wollte Tierärztin werden.

Sie nimmt eine Stelle an, die auf sie einen sehr guten Eindruck macht. Das Team passt, das Gehalt ebenso und Perspektiven scheint es auch zu geben. Sie startet direkt in anstrengende Arbeitswochen, welche sie akzeptiert. Auch als sie klar gesagt bekommt, dass sie nur zu einem Zweck da sei: der Praxis den Notdienst abzunehmen.

Auch als sie als nichtsnutzig bezeichnet wird, nachdem sie sich mit einem schwierigen Fall in einem ihrer ersten Notdienste überfordert fühlt und dies anspricht. Auch, als sie allein versucht, ihre erste Kastration zu überstehen. Auch, als sie nachts nach nur einigen Tagen der Einarbeitung das erste Mal ohne Unterstützung zu einem Koliker fahren muss, wo sie sich dafür noch überhaupt nicht genügend geschult fühlt.

Sechs Wochen später

Nach 6 Wochen bereits ist die anfängliche Motivation verbraucht sowie auch jegliche Energie. Mangelnde Einarbeitung, die Last der zu schnell wachsenden Verantwortlichkeiten, destruktives Feedback, persönliche, nicht fachlich bezogene Kritik, ausbleibende Wertschätzung ihres Bemühens, unbezahlter Notdienst. All diese Faktoren bringen eines Tages die erst scheinbar unbändige Motivation der jungen Kollegin zum Kippen.

„Wenn ich heute daran denke, wie ich dort allein am Praxiswagen stehe, hilflos, und versuche, einen klaren Gedanken zu fassen. In der Praxis anrufe, um den mir versprochenen Hintergrunddienst für ein kurzes Feedback in Anspruch zu nehmen, nur um dann den Anschiss meines Lebens zu kassieren – dann wird mir ganz anders“, sagt sie und ist heute froh, ihrer ersten Stelle relativ zügig den Rücken gekehrt zu haben.

Kein Einzelfall

Eine berufserfahrene Kollegin erzählt: „Ich kenne Kollegen und Kolleginnen, die sich nicht getraut haben, den Job zu kündigen. Zu groß war ihre Angst, sich gescheitert zu fühlen. Zu groß war ihr Wille, in ihrer Berufung doch auch wirklich glücklich zu werden – auch wenn die Rahmenbedingungen der Stelle dies niemals hergeben würden.“

Auch wenn sich in der tiermedizinischen Branche in den vergangenen Jahren bereits sehr viel verbessert hat, müssen wir uns doch immer noch in Erinnerung rufen, dass diese Fälle weiterhin in der Branche existieren und den Ruf des „Traumberufs“ leider weiter schädigen.

Was grundlegend in der praktischen Tätigkeit als Tierarzt motiviert – nämlich die Arbeit mit den Tieren und den Tierbesitzern, der Möglichkeit, ihnen Leid zu nehmen und Schmerzen zu lindern, die gemeinsame Arbeit im Team, die Ausübung einer sinnvollen und abwechslungsreichen Tätigkeit sowie das eigenverantwortliche Handeln – kann nur durch eine gute Motivationskultur geschützt und vorangetrieben werden.

Fazit

Tierärzte hegen einen immens hohen Anspruch an sich selbst – bis hin zur Selbstaufgabe. Es ist ein Leichtes, diesen Fakt auszunutzen und zu falschen Vorteilen zu verwenden, auf Kosten jeglicher Motivation: sowohl der eigenen als auch der der Mitarbeiter. Das gezeigte Praxisbeispiel verdeutlicht nur zu sehr, wie zwingend notwendig eine positive Motivationskultur für das Unternehmen ist – und soll Sie motivieren, es im eigenen Fall als Arbeitgeber anders und besser zu machen.

 

Der Originalartikel ist erschienen in:

Mitarbeitermotivation in der Tierarztpraxis – Fakten, Tipps und To-dos für starke Teams. Veterinärspiegel 2019; 29(04): 162 - 165. DOI: 10.1055/a-1000-0344.